Hallo, Ladies and Gentlemen!
Hier meldet sich eure Iinke Bazille auf der peristaltischen Welle. Es ist wieder soweit! Das größte gastrointesinale Ereignis des Jahres, die RALLEY MONTE COLON, befindet sich kurz vor dem Start. An der Startlinie haben auch schon die Teilnehmer Aufstellung genommen. In der Poal-Position finden wir den Vorjahressieger, den Fahrer der Coli -Werke mit einem völlig neu konzipierten Golgi-Antrieb mit Mitochondrienkatalysator, anschließend die Vertreter des Spirochätenimperiums, das in letzter Zeit wieder viel von sich Reden macht, die Gebrüder Lues I , I I u.III auf ihrem HIV- I I I-Turbo-GT-16 -Ventiler. Daneben entdecke ich Bazillus Tuberkel mit seinem wuchtigen, tief gezogenen Protoplasmaspoiler, den wir überall finden, wo es was zu holen gibt. Die nächste Reihe bilden die beiden Amazonen Salmonella Typhii und Escherichia Coli in ihren Rennkleidern aus doppelt gewirkter Zellmembran mit eingestreuten Ribosomen, sehr schick, sehr modern, beides die neueste Kreation von Monsieur Debil und Pierre Kretin.
Den Schluß bilden die etwas farblosen Vertreter der Askariden-GmbH und der gerade noch qualifizierte Echinokokkus mit seinen digitalen Saugnäpfen zwecks besserer Kurvenhaftung - den Gerüchten nach zu urteilen ein Geheimtip.
Alle warten auf den Startschuß- doch was ist nun los? Die Fahrer flüchten
in die Boxen, die Zuschauer geraten in Panik? Aha, wegen eines plötzlich einsetzenden Penicillinschauers muß das Rennen um kurze Zeit verschoben werden.
Doch nun fällt der Startschuß! Dem Echinnokokkus direkt ins linke Auge. Nicht ganz fein, nicht ganz fair. Doch mit einem Schwall Magensaft werden die Fahrer durch die Pylorusstenose über den Bulbus duodeni in die Duodenalschikane gespült. Es gibt die ersten Positionskämpfe und an der Papilla Vateri ereignet sich auch schon der erste Zwischenfall: Echinokokkus wird trotz seiner digitalen Saugnäpfe aus der Kurve hinausgetragen in den Ductus choledochus, wo er sich in den hepatischen Sümpfen wegen der dort herschenden Cirrhose hoffnungslos verirren wird. Doch die anderen sind schon bei der Auffahrt ins Jejunumgebirge . Nach einer erbarmungslosen Hetzjagd durch den Resorptionsschleim erreichen die Piloten die Ileumserpentinen. Es führen die Gebrüder Lues vor Escherichia CoIi, den Askariden, Bazillus Tuberkel und dem Coli- Fahrer. Wie mir soeben von der Streckenleitung mitgeteilt wird, hat sich Salmonella Typhii an einem Meckel'schen
Divertikel festgefahren , das gibt dem Rennen Würze und Diarrhoe.
Mit höchster Spannung wird die verbliebene Fünfergruppe im Ileum terminale erwartet. Da kommen sie auch schon in unveränderter Reihenfolge. Doch die Gebrüder Lues zerschellen an der Ileozökalklappe. Der Weg wird frei für Escherichia coli- doch in der Cöcumhaarnadelkurve überschlägt sie sich und bleibt mit Hals -u. Beinbruch in der Mucosa hängen. Doch schon eilen ein paar Leukozyten und ein Transportphagozyt herbei, um Erste Hilfe zu leisten. Auch die Askariden schaffen die enge Kurve nicht und werden zum Appendix vermiformis hinabgetragen, wo sie von einer Kotsteinlawine zermalmt werden. Ein Kopf- an- Kopf-Rennen liefern sich jetzt der Coli-Fahrer und Bazillus Tuberkel im Colon ascendens, beide schaffen die Flexura hepatica mit Bravour und nun werden die PS- Boliden auf Höchstgeschwindigkeit
getrimmt. Denn es folgt auf der langen Geraden des Colon transversum der Sprung
durch den doppelläufigen Anus präter. Beide verlassen gleichzeitig den proximaIen Ast, doch wegen eines Salto mortale des Coli-Fahrers kann Bazillus Tuberkel zuerst in den distalen Ast eintauchen, Beide schalten krachend herunter in den zweiten Gang, steigen mit Vehemenz in die Bremseisen und der Coli-Fahrer kann Bazillus Tuberkel mit einem gekonnten, ja phantastischen Powerslide in der Flexura- lienalis-Kurve elegant ausbremsen und somit die Führung an sich reißen. Mit heulenden, ja fast überdrehenden Motoren geht es über den Morbus Hirschsprungden Colon descendens hinab ins Colon sigmoideum, doch die aufkommenden Winde drücken Bazillus Tuberkel in die Leitplanken. Im Siegestaunel durchrast der Coli- Fahrer das Rektum, umfährt gekonnt eine recto- vaginal- scrotaIe Fistel, durchstößt die Analatresie, um mit Donnergetöse den Fäkalschleim durch den Anus zu verlassen.
Als Siegesprämie erhält er einen vierwöchigen Erholungsurlaub auf dem allseits
beiebten Agar- Agar- Nährboden in einem Luxuslabor, all inclusive und ein Jahresabo auf Gedankenparadies als Promitglied.