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BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 6 Icon_minitime1Do Mai 23, 2024 1:45 pm

Ich nicke. Er wendet sich um und entfernt sich. Ich folge ihm zum Kommandanten der NRR-08.
Auch dort werde ich freundlich begrüßt.

„Khoob jiyo aur shaanti, ehrenwerter Ter Kêi -Lebe lang und in Frieden, ehrenwerter Herr Ter-!“
Ich verbeuge mich respektvoll und erwidere den Gruß.

„Hat man Sie schon über unseren Auftrag in Kenntnis gesetzt?“ fragt der Kommandant nun.

„Noân -Nein-,“ erkläre ich und schaue mein Gegenüber interessiert an.

„Wie ich hörte, wird ein Planet namens Aitha seit einigen Jahrzehnten von den Gyaan intensiv erforscht. Nun ist ein Forschungsteam in Bedrängnis geraten. Sie haben einen Notruf abgesetzt. Wir fliegen hin und schauen, was wir machen können.“

„Thîkhe -okay-,“ antworte ich.

‚So etwas kann schon einmal vorkommen,‘ denke ich und überlege, um wen es sich handeln könnte.

Der Kommandant gibt mir den Rat:
„Gehen Sie erst einmal auf Ihre Kabine, Ter Kêi, und richten Sie sich ein. Andere Besatzungsmitglieder treffen auch erst noch ein. Wenn wir starten, erfahren Sie das früh genug.“

„Dukjan pelu -Vielen Dank-, Kommandant,“ antworte ich, wende mich zum Ausgang und verlasse die Zentrale.

*

Ich bin mit Shikshak Kee Gung, seinen beiden Pragati und meiner lieben Enkelin Sakura-chan nach Sona zurückgekehrt, als dieser vom ‚obersten Wissenden‘ zur Rückkehr aufgefordert wurde. Eine im Orbit zurückgelassene winzige Sonde nimmt weiterhin die Funkgespräche auf und entschlüsselt die Morsecodes. Die Gyaan wollen möglichst lückenlos über die Vorgänge auf Aitha informiert sein.

Während der ehrenwerte Shikshak einen Platz in einer Seniorenresidenz bezieht, besuchen wir anderen unsere Familien. Als der Begriff ‚Seniorenresidenz‘ in meinen Gedanken deutlicher wird, überschlage ich, Gorêiya Dil, unser Alter. Klar, der ehrenwerte Shikshak Kee Gung ist inzwischen 161 Jahre alt. Das ist auch für Sona ein hohes Alter. Ich selbst bin 94 Jahre alt. Dank des medizinischen Fortschritts auf Sona, der Ernährung und Kosmetik habe ich eine Vitalität, die auf Aitha einer 64jährigen entspricht. Meine Enkelin ist 30 Jahre alt.

Wir fahren mit der Agmos sheré -Einschienenbahn- zum Appartementhaus, in dem meine Großeltern wohnen. Meine Kêvak -Eltern- sind dort inzwischen auch eingezogen, um den ehrenwerten Anul -Großeltern- im Alltag zu helfen. Die Anul -Großeltern- väterlicherseits sind ja auch schon 152 und 146 Jahre alt. Dabei sind sie so vital wie irdische 100 und 98jährige.

Allerdings haben meine Kêvak auch schon ein Alter von 124 und 119 Jahren erlangt. Sie sind in etwa so vital wie irdische 81 und 79jährige. Die Großeltern mütterlicherseits, die auch von Aitha stammen, sind leider schon vor ein paar Jahrzehnten verstorben.

Ich mache den Umzug der Familie in ein größeres Appartement mit, entscheide mich nach einiger Zeit aber für eine Rückkehr nach Aitha. Dort in der Region Japan lebt ja meine Familie, meine Söhne, Töchter und meine Enkel. Auch lese ich interessehalber die Einträge im Archiv, die von der zurückgelassenen Sonde stammen. Die Nachrichten sind nicht vertrauenerweckend.

In den Daten des Archivs lese ich, dass die Sonde Nachrichten über militärische Aktivitäten rund um Aitha empfängt. Ich fühle mich als Diplomatin verantwortlich dafür, der schlimmen Entwicklung entgegen zu wirken, die der Planet nimmt. Einem zweiten weltweiten nuklearen Inferno möchte ich nicht tatenlos zuschauen.

Maan -Mama- und Pita -Papa- verstehen mich, auch wenn ihnen der Abschied schwerfällt. Beide können sich ausrechnen, dass sie bei meinem nächsten Besuch auf Sona wohl nicht mehr leben werden. Zumindest werden Daada aur Daadima -Opa und Oma- bis dahin verstorben sein. Entsprechend ergreifend fällt der Abschied aus.
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BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 6 Icon_minitime1Fr Mai 24, 2024 10:09 am

Wir pilgern wieder zum Kathor Parishram -Kloster, Zentrale der Gyaan- und ich bitte den ‚obersten Wissenden‘, nach Aitha zurückzukehren. Er gibt meiner Bitte statt, sagt aber:

„Du weißt, dass wir uns nicht in den natürlichen Lauf der Dinge einmischen. Wir beobachten nur. Aber ich verstehe Sie, Dil Gûen, denn hier handelt es sich um den Stên se Men -Entstehungsort der Menschheit-. Da schwingen Gefühle mit. Der Planet hat sich vor 200.000 Jahren schon einmal beinahe selbst zerstört. Das soll sich möglichst nicht wiederholen! Ich wünsche Ihnen viel Glück auf ihrer Reise.“

Als wir von Aro-23 wieder auf dem Boden von New York abgesetzt werden, schreiben die Menschen dort das Jahr 1953. Hier nenne ich mich Tanaka Suzume. Inzwischen bin ich 98 Jahre alt. In meinen Einreisepapieren in die USA ist mein Alter als 58 angegeben. Folglich gilt meine Enkelin Tanaka Sakura mit ihren 34 Jahren als meine Tochter.

Obwohl ich nun ein paar Jahre auf Sona gewesen bin, statt der anfangs anvisierten drei Monate, nehme ich ganz normal meine Arbeit im Diplomatischen Corps der Vereinten Nationen wieder auf. Natürlich werde ich gefragt, wo ich die vergangenen Jahre gewesen bin und was ich gemacht habe. Ich habe geanwortet:

„Wegen einer dringenden Familienangelegenheit musste ich nach Japan zurück. Leider hat es sich etwas in die Länge gezogen. Doch nun kann ich mich wieder voll und ganz meinen Aufgaben widmen.“

Aber mein Vorgesetzter hält mir vor:
„Wo kämen wir da hin, wenn sich jeder eine mehrjährige Auszeit nehmen würde, wenn er meint sie zu brauchen!“

Er telefoniert mit einem Officer und kurz darauf werde ich festgenommen. Die Officer stellen sich als Geheimdienstler vor, die da ein paar Fragen an mich hätten. Man führt mich ab und sperrt mich in eine Zelle. Nun bin ich erst einmal mit mir allein. Am Nachmittag führt man Sayuri-chan zu mir in die Zelle. Sie erklärt mir, dass Officer vor der Tür unserer Wohnung gestanden haben und Einlass forderten. Anschließend hätte man die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt und sie verhaftet.

Ich bin froh, dass wir beide zusammen sind. Nachdem sie sich auf die Pritsche mir gegenübergesetzt hat und die Männer die Zelle verlassen haben, sage ich auf Meroiti zu ihr:

„Khoob jiyo -Lebe lang-!“

Sayuri-chan schaut mich erstaunt an. Ich weise auf ihr Amulett und drücke gleichzeitig auf meines. Damit wird ein Notruf abgesetzt und gleichzeitig ein Peilsignal auf einer Frequenz in Gang gesetzt, die man hier nicht empfangen kann. Ich hoffe, dass Aro-23 das Signal empfängt und nach Sona weiterleitet. Leider wird es dann noch fünf Tage dauern, bis Hilfe kommt.

Am folgenden Tag werden wir von bewaffneten Soldaten aus dem Gebäude geführt und zum militärischen Teil des New Yorker Flughafens gefahren. Dort müssen wir ein Flugzeug besteigen und wenig später fliegt es mit unbekanntem Ziel ab.

Nachdem es gelandet ist, bringt man uns in einem umgebauten Lieferwagen mit vergitterten Fenstern zu einem weitläufigen Gebäudekomplex. Im Gebäude begegnen uns neben den üblichen Beamten eine Menge Militärs. Man bringt uns zu einem Aufzug und fährt mit uns zur untersten Ebene. Dort durchschreiten wir mit der Wache eine Gittertür und werden in einen Raum gebeten. Hier müssen wir uns komplett entkleiden und eine orangenfarbene Gefangenenkleidung anlegen. Ich drücke das Amulett aus der Kette und nehme es in den Mund, um es hinunter zu schlucken, wenn man es mir abnehmen wollte.

Die Wärterin fragt zwar:
„Hey, was machen Sie da?“

Ich erkläre ihr:
„Mir ist gerade erst bewusst geworden, was hier vor sich geht. Erschreckt habe ich die Hand vor die Lippen gelegt. Sie kennen doch sicher diese Geste in einer solchen Situation?“

Während sich die Wärterin mit mir beschäftigt und einen Moment nicht aufpasst, hat auch Sayuri-chan ihr Amulett in den Mund genommen. Unsere Kleidung und der Schmuck werden in beschriftete Schachteln gelegt. Danach führt man uns in eine Zelle. Ich bin sicher, dass irgendjemand in einem Büro dieses Gebäudekomplexes unsere Gespräche abhören wird.
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BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 6 Icon_minitime1Sa Mai 25, 2024 9:26 am

Fünf Tage wird es wohl dauern, bis ein Raumschiff von Sona hier eintrifft und uns aus unserer Lage befreit. In dieser Zeit reden wir zumeist Englisch miteinander. Nur für wenige Sätze wechseln wir auf Meroiti. Ich weiß auch nicht auf was die US-Army wartet, aber wir werden gut versorgt. Wir selbst sind zur Untätigkeit verdammt. Leider fehlt uns die Möglichkeit, die verschlossene Zellentür zu öffnen.

Nach Ablauf der fünf Tage höre ich ein leises Geräusch an der Zellentür. Im Bereich des Schlosses beginnt sie rot zu leuchten. Dann schwingt die Tür nach innen und ich sehe zwei Männer davor im Gang stehen. Der Eine trägt die Bordkombi eines Flottenoffiziers. Der andere Mann ist unschwer als Gyaan zu erkennen. Auch erkenne ich in ihm Ter Kêi, den früheren Pragati von Shikshak Gung.

Der Offizier tritt näher und fragt mich:
„Sind Sie Dil Gûen?“

Wir erheben uns und ich verneige mich lächelnd. Danach bestätige ich ihm:
„Haan -Ja-.“

„Wer ist ihre Zellengenossin?“ fragt er weiter.

Nun stelle ich ihm Tanaka Sayuri vor:
„Dies ist meine Enkelin Tanaka Sayuri.“

Auch meine Enkelin verneigt sich lächelnd. Der Offizier lächelt einladend zurück und erklärt uns:
„Ihr unfreiwilliger Hotelaufenthalt ist zu Ende. Bitte kommen Sie mit. Denken Sie an ihre Ausbildung in der Akademie: Die Gyaan hört man nicht, sieht man nicht, lassen sich nicht einsperren, kommen und gehen wie es ihnen beliebt!“

Ich bedanke mich herzlich und folge den Männern in den Gang. Sayuri-chan folgt mir. Wir gehen gemeinsam den Gang wieder zurück, den man uns vor fünf Tagen geführt hat. Der Aufzug bringt uns zur obersten Etage. Dort gehen wir mit den Männern durch eine metallene Tür und über eine Treppe eine Ebene höher, um durch eine weitere metallene Tür nach draußen auf das Dach des Gebäudes zu kommen.

Mit einem Shuttle fliegen wir von dort zu einem Expeditionsschiff der Raumflotte in den nahen Orbit.

*

Schließlich höre ich, Vilo Ter, die Durchsage des Kommandanten der NRR-08 in der Bordsprechanlage, der alle Besatzungsmitglieder an ihre Stationen ruft. Auf meinem Weg in die Zentrale weiche ich anderen Besatzungsmitgliedern aus, die mir auf den Gängen des Raumschiffes hektisch begegnen. Dann betrete ich die Zentrale und gehe zum Sessel des Gyaata schräg hinter dem Sessel des Kommandanten.

Viele der Offiziere sind schon anwesend und sitzen vor den Pulten, auf denen die Informationen aus ihren Bereichen auflaufen. Andere kommen nach mir und setzen sich an ihre Plätze. Der Kommandant wartet bis sich die Hektik gelegt hat. Danach grüßt er und fordert uns auf:

„Lebet lang! Die Startbereitschaft melden!“

Nun berichtet ein Offizier nach dem anderen, was sein Pult über die augenblickliche Situation aussagt.

„Offizier Brinned -Brennessel-?

Die KI des Raumhafens erhält das Signal der Startanfrage. Wenig später kommt von ihr die Startfreigabe mit Richtung und Abflugwinkel. Offizier Brinned wendet sich zum Kommandanten um und antwortet:

„Die Startfreigabe ist soeben eingetroffen. Das Ziel der Reise steht fest. Die Daten wurden berechnet und bestätigt.“

„Kommunikation?“

Die Mitarbeiterin dreht sich von ihrem Pult weg und schaut den Kommandanten an. Bevor sie etwas sagen kann, spricht der Kommandant:

„Ahh ja, Offizier Aster -Stern-, das Wunderkind!“

Sie antwortet lächelnd:
„Ich freue mich hier zu sein. Alle Systeme normal.“

„Okay, Offizier Brinned, fliegen Sie los!“

Der Technik-Offizier meldet sich:
„Die Technik gibt die Freigabe für WARP.“

Der Kommandant quittiert die Meldung mit:
„Thîkhe -Okay-!“
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BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 6 Icon_minitime1So Mai 26, 2024 10:16 am

Danach spricht er über die Bordsprechanlage alle Raumfahrer an Bord an:
„Hier spricht der Kommandant. Wir sind etwas früh dran. Ich hoffe, niemand steht mit nassen Haaren oder heruntergelassener Hose da.
Unser Ziel ist Aitha, der Entstehungsort der Menschheit. Teams der Gyaan erforschen den Planeten seit seiner Wiederentdeckung vor einigen Jahrzehnten. Einige Staaten auf dem Planeten haben in dieser Zeit eine atemberaubende Entwicklung gemacht, von einer Stufe-6-Zivilisation zu einer Stufe-7-Zivilisation. Erste Satelliten werden in die Umlaufbahn geschossen, deren Antrieb aus chemischen Raketen besteht.
Etwas bereitet jedoch Sorge: ein planetenumspannender Krieg wurde vor einigen Jahren durch den Einsatz von Atombomben beendet. Inzwischen ist die Technik so weit fortgeschritten, dass man Atomsprengkörper mittels Raketen verschießen kann. Ich darf in diesem Zusammenhang an den Exodus der Menschen von Aitha aus eben diesem Grund erinnern.
Weitere Staaten haben diese Technologie übernommen. Im Augenblick herrscht auf Aitha ein Gleichgewicht des Schreckens. Es braucht nur einer auf den Knopf zu drücken und schon haben wir die gleiche Situation wie vor 200.000 Jahren. Die Geheimdienste der größten Staaten beobachten sich gegenseitig misstrauisch. In dieses Spannungsfeld ist ein Team der Gyaan geraten und hat den Notruf ausgelöst. Ich hoffe, wir kommen noch rechtzeitig, um unsere Leute da herauszuholen.
Haben Sie keine Sorge! Diese Mission wird für niemanden von uns die Letzte sein. Kommandant, Ende.“

Der Kommandant erhebt sich aus seinem Sessel und erklärt:
„Ich bin in meiner Kabine zu finden.“

Nun wendet er sich vom Bildschirm ab und geht auf die Tür der Zentrale zu.

*

Wir nähern uns dem System einer gelben Sonne. Der dritte Planet ist unser Ziel. Offizier Brinned hat den Kommandanten über die Bordsprechanlage informiert. Kurze Zeit darauf sitzt der Kommandant in seinem Sessel und lässt sich informieren:

„Irgendein Zeichen von Aro-23 oder der Spionagesonde?“

Kommunikations-Offizierin Aster antwortet pflichtgemäß:
„Nichts. Nur zwei Peilsignale von der Nachtseite.“

„Fliegen Sie uns hin, Offizier Brinned! Auf allen Frequenzen rufen, Offizierin Aster!“

„Ich versuche es!“

Plötzlich meldet sich eine Aro-23:
„Hallo Aro-23 hier, ich bin die KI des Forschungsraumschiffes, mit dem die Gyaan Dil Gûen und ihre Begleiterin nach Aitha geflogen sind.“

Der Kommandant drückt einen Schalter an seinem Sessel und spricht:
„Hallo Aro-23, Expeditionsschiff NRR-08 hier. Der Kommandant spricht. Hast du über die Biometrie Kontakt zu der Dame? Wie geht es ihr?“

„Im Moment geht es beiden gut. Die biometrischen Daten und ihre Koordinaten haben sich seit dem Notruf nicht verändert.“

„Gut, bleibe erst einmal wo du bist. Wir übernehmen!“

„Verstanden, Kommandant NRR-08.“

Offizier Brinned meldet sich:
„Kommandant, wir stehen jetzt senkrecht über dem Punkt von dem das Peilsignal ausgeht.“

„Können Sie den Punkt auf der Oberfläche vergrößern und am Bildschirm aufhellen?“

Statt einer Antwort wird ein weitläufiger Gebäudekomplex sichtbar, der die Form eines Fünfecks aufweist.

„Gut, können Sie die Peilsignale darinnen lokalisieren?“

Nun erscheint ein pulsierender gelber Punkt im Inneren der Anlage.
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BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 6 Icon_minitime1Mo Mai 27, 2024 9:11 am

„Das ist so ziemlich in der Mitte des Gebäudekomplexes. Wir werden dort hinunter gehen.“

Der Kommandant wendet sich zu mir um und meint mit einem feinen Lächeln im Gesicht:
„Sie möchten sicher mitkommen.“

Wir verlassen zu zweit die Zentrale in Richtung Hangar. Dort besteigen wir einen kleinen Shuttle und nähern uns Aitha. Über dem Gebäudekomplex an der Stelle, von der die Peilsignale aus der Tiefe kommen, verharrt der Shuttle. Mittels einer kleinen Rampe verlassen wir ihn und betreten das Flachdach. Einen Eingang in das Bauwerk suchend, schauen wir uns um.

„Schauen Sie die Quader, die in regelmäßigen Abständen das Flachdach unterbrechen,“ mache ich den Kommandanten aufmerksam.

„Überprüfen wir doch den Nächstbesten!“ antwortet dieser.

Also nähern wir uns solch einem Quader und inspizieren ihn. Wir entdecken eine metallene Tür, die uns kaum Widerstand entgegensetzt und betreten das Bauwerk. Drinnen finden wir stählerne Räder und zwei Rollen mit aufgerollten Stahlseilen, sowie den dazugehörenden Elektromotoren.

Eine Treppe führt ein paar Meter nach unten und endet vor einer weiteren Tür. Nachdem wir sie geöffnet haben, stehen wir am Ende eines Ganges, direkt vor einer Schiebetür. Über der Tür leuchten Ziffern und neben der Tür ist ein Panel angebracht mit mehreren beschrifteten Tasten.

„Das dürfte ein einfacher Aufzug sein,“ schätzt der Kommandant ein. Er fragt:
„Aus welcher Ebene empfangen Sie das Signal?“

Ich schaue auf meinen Kameitetaar -Kommunikator-, hole den Signalempfänger auf das Display und antworte:

„Aus der untersten Ebene.“

„Thîkhe -okay-,“ antwortet er und entscheidet: „Wir nehmen den Aufzug!“

Kurz darauf öffnet sich die Aufzugtür wieder und wir stehen im untersten Kellergeschoss. Nur noch ein Gang entlang, sagt mir der Peilempfänger. Schließlich stehen wir vor einer verschlossenen Tür. Der Kommandant schaut mich an und fragt:

„Das Signal kommt von dahinter?“

Ich nicke und er nimmt den Schweißstab aus seiner Tasche. Kurz darauf glüht das Türschloss auf und die Tür lässt sich nach innen drücken. Wir sehen zwei Frauen im Inneren sitzen. Ich erkenne Dil Gûen sofort. Der Kommandant fragt noch einmal nach, um sicher zu gehen:

„Sind Sie Dil Gûen?“

Die älteste der beiden Frauen verneigt sich lächelnd und antwortet:
„Haan -Ja-.“

„Wer ist ihre Zellengenossin?“ fragt er weiter.

Dil Gûen verneigt sich erneut und stellt ihre junge Begleitung vor:
„Dies ist meine Enkelin Tanaka Sayuri.“

Auch die junge Frau verneigt sich lächelnd. Der Kommandant lächelt einladend und erklärt den Frauen:

„Ihr unfreiwilliger Hotelaufenthalt ist zu Ende. Bitte kommen Sie mit. Denken Sie an ihre Ausbildung in der Akademie: Die Gyaan hört man nicht, sieht man nicht, lassen sich nicht einsperren, kommen und gehen wie es ihnen beliebt!“

Dil Gûen bedankt sich herzlich und folgt den Männern mit ihrer Enkelin in den Gang. Wir gehen gemeinsam den Gang wieder zurück, nachdem der Kommandant die Tür wieder sorgfältig verschlossen und das Schloss zugeschweißt hat.

Der Aufzug bringt uns zur obersten Etage und über die Treppe erreichen wir das Maschinenhaus des Aufzuges. Dort ruft der Kommandant die NRR-08:

„Hallo, Offizier Brinned. Wir möchten von unserem Shuttle abgeholt werden, wenn das möglich ist.“

Wenige Minuten darauf trifft ein Shuttle über dem Flachdach des Bauwerks ein, öffnet sich und lässt die kurze Rampe herunter. Wir steigen zu und lassen uns zur NRR-08 in den nahen Orbit bringen.

*
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BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 6 Icon_minitime1Di Mai 28, 2024 9:35 am

Zurück in der Zentrale entscheidet der Kommandant:
„Offizier Brinnet, umrunden Sie Aitha mit leichten Bahnveränderungen, so dass wir in den nächsten 24 Stunden jeden Punkt des Planeten überflogen haben! Offizier Aster, geben Sie an die Hangarmannschaft durch, dass sie nacheinander unsere Sonden herauslassen, die Kernspaltung unterbinden können.“

„Sie wollen, dass die Industrien auf Aitha stehenbleiben, Kommandant?“ frage ich, Ter Kêi.

Der Kommandant wendet sich zu mir um und nickt ernst.

„Das ist ein Nebeneffekt, der der Bevölkerung zeigt, was uns möglich ist. Vorrangig funktionieren aber die Sprengköpfe der Tausenden von Atomraketen auf Aitha nicht mehr.“

Nach einem Tag, indem wir den Planeten umrundet haben, funktionieren auf Aitha keine Kernkraftwerke mehr und auch die Kernwaffen der Konfliktparteien sind wirkungslos.

Nun befielt der Kommandant:
„Offizier Brinnet, lassen Sie sich von Dil Gûen die Koordinaten des UN-Gebäudes in New York City geben und platzieren Sie die NRR-08 500 Meter über dem Vorplatz.“

Der Pilot und Navigator verlässt die Umlaufbahn und nähert sich den Koordinaten, die er von Dil Gûen erhält, an denen sie lange Jahre gearbeitet hat. Er nähert sich langsam und stoppt das Schiff in der Höhe von 500 Metern darüber.

Der Kommandant nickt mir zu und fordert mich auf:
„Nehmen Sie ein Shuttle und landen Sie auf dem Platz vor dem Gebäude. Lassen Sie sich anschließend von Dil Gûen zum Saal der Vollversammlung führen. Sie wissen ja, was Sie den Delegierten vortragen können. Gehen Sie Beide danach auch zum Büro des Sicherheitsrates und hinterlegen dort ihre Rede. Ich denke einmal, dass der Sicherheitsrat nicht vollzählig anwesend sein wird.“

Ich nicke verstehend und wende mich respektvoll an Dil Gûen. Wir verlassen daraufhin beide die Zentrale in Richtung des Shuttle-Hangars. Dort besteigen wir ein Shuttle und lassen uns zur Oberfläche von Aitha hinunterbringen. Das Shuttle landet auf dem Platz vor dem UN-Gebäude, lässt uns aussteigen und hebt sofort wieder ab, um zur NRR-08 zurück zu fliegen. Dieses Flugmanöver lässt einige Passanten auf der UN-Plaza neugierig hochschauen. Sie machen andere Menschen aufmerksam und bald schauen immer mehr Menschen in den Luftraum über dem UN-Gebäude.

Da auch Beamte aus dem Gebäude heraustreten und hochschauen, bleiben wir beim Betreten des Gebäudes unbehelligt. Im Foyer werden wir jedoch sogleich von dem privaten Sicherheitsdienst angesprochen. Man verlangt, dass wir uns ausweisen. Dil Gûen zeigt ihren US-amerikanischen Ausweis und den Mitarbeiter-Ausweis vor. Sie erklärt mich zu ihrem Mitarbeiter.

Leider haben die Sicherheitskräfte Dil Gûen vor einer Woche in den US-Nachrichten gesehen, wo sie als russische oder chinesische Spionin verhaftet worden ist. Sie richten ihre Waffen auf uns und fesseln unsere Hände mit Handschellen auf den Rücken. Bevor das geschieht, drücken wir beide schnell auf unser ‚Amulett‘ vor der Brust und lösen damit einen Notruf aus.

Offizier Aster macht den Kommandanten sofort darauf aufmerksam:
„Doppelter Notruf aus dem Eingang des Gebäudes unter uns.“

Der Kommandant macht ein unglückliches Gesicht und befiehlt:
„Ein Dutzend Roboter nach unten zum Entsatz unserer Leute!“

Die Passanten auf dem Platz vor dem Gebäude sehen, wie sich aus dem ‚riesigen Luftschiff‘ über ihnen ein Dutzend Flammen lösen und sich dem Erdboden nähern. Bald meinen sie Personen zu erkennen, die mittels der Flammen fliegen können. Einige Evangelikale fallen auf die Knie und bekreuzigen sich. Sie stimmen das Angelus an:

„Angelus Domini nuntiavit Mariae et concepit de Spirito Sancto -Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft und sie empfing vom Heiligen Geist-.“
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BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 6 Icon_minitime1Mi Mai 29, 2024 9:25 am

Die Roboter landen und dringen auf die Eingangstüren vor, von denen sie mit Geschoßgarben empfangen werden. Die Geschosse prallen von ihnen ab und die Roboter lassen sich nicht zurückdrängen. Sie zerstören die Eingangstüren und folgen den Peilstrahlen ins Innere. Die Hostess hinter dem Tresen geht angstvoll in die Hocke und telefoniert mit der New York City Police. Dort wird sogleich das Militär hinzugezogen und ein gepanzerter Militärtransporter zum UN-Gebäude beordert.

Die Roboter haben das Büro des Sicherheitsdienstes erreicht und die Tür durchbrochen. Wieder kommt es zu einer Schießerei, bevor wir befreit werden können. Danach führt Dil Gûen mich weiter in das Gebäude, eskortiert von den Robotern.

Nach einigen Minuten erreichen wir den Saal der UN-Vollversammlung, erkennen aber gerade noch, dass die Delegierten durch eine andere Tür evakuiert werden.

Ich befehle dem nächststehenden Roboter, die Tür zu blockieren und die restlichen Delegierten zurückzuhalten. Der Roboter zündet im Saal sein Raketentriebwerk und fliegt in geringer Höhe durch den Saal zu der Tür. Die Sicherheitskräfte sehen ihn kommen und beschießen ihn, um den Rückzug der Delegierten zu decken.

Die Delegierten, die sich noch im Saal befinden, werfen sich auf den Boden, um aus den Schussbahnen zu kommen. Unser Roboter schaltet die Sicherheitskräfte aus. Inzwischen sind auf meinen Befehl hin zwei weitere Roboter aufgestiegen, die die Tür sichern.

Wir treten näher und Dil Gûen erklärt den Männern und Frauen auf dem Boden:
„Sie dürfen gerne aufstehen! Ihnen passiert nichts, solange nicht einer der Rambos da draußen auf Sie zielt. Mein Begleiter und ich… Wir sind Abgesandte des großen Raumschiffes, das gerade über diesem Gebäude schwebt. Wir haben eine wichtige Botschaft an Sie. Es ist schade, dass der Saal geräumt wurde. Leider können die anderen Delegierten unsere Botschaft nun nicht aus erster Hand hören, sondern Sie müssen sie weitertragen.“

Dil Gûen macht eine Pause, um die Aufmerksamkeit der Delegierten auf sich zu ziehen. Die Leute erheben sich langsam und misstrauisch. Danach redet Dil Gûen weiter:

„Sie stehen am Rande eines Atomkrieges, der in der Lage ist die Menschheit auszulöschen. Vielleicht wird sogar der Planet zerstört. Dieses Szenario hatten wir schon einmal und es darf sich einfach nicht wiederholen!...
Sie besitzen doch alle Instrumentarien des Ausgleichs unter den Nationen. In einem dieser Instrumentarien stehen wir gerade. Nutzen Sie die Ihnen zur Verfügung stehenden Mittel, indem Sie den Instrumentarien demokratische Legitimation geben! Dazu gehören Mehrheitsentscheidungen. Einstimmigkeit ist kein probates Mittel.
Lassen Sie die Staaten weiterhin sich selbst regieren und Delegierte in die Vollversammlung schicken. Debattieren Sie hier globale Themen und sehen Sie zu, dass die Staaten, die Sie delegiert haben, diese Beschlüsse auch umsetzen.“

„Leider ist das reines Wunschdenken. Viele Staatschefs haben kein Interesse daran, sondern wollen nur ihre eigenen Schäfchen ins Trockene bringen,“ hält einer der Delegierten Dil Gûen entgegen.

„Wir beobachten das und tauchen über den jeweiligen Regierungspalästen auf, um die Verbrecher gegen die Menschlichkeit dem Internationalen Strafgerichtshof zuzuführen. Sie sehen, sie haben nicht nur das politische System, sondern auch ein juristisches Instrument für eine effektive Demokratie, der ihr Planet am Herzen liegen sollte,“ redet Dil Gûen den wenigen Delegierten im Saal ins Gewissen.

Anschließend zerstören die Roboter ein Stück der Außenwand und starten ihre Raketen-Rucksäcke. Die Delegierten gehen misstrauisch in Deckung. Sofort darauf hält ein Shuttle an dem Loch in der Wand und auch wir verlassen das Gebäude.

*
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BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 6 Icon_minitime1Do Mai 30, 2024 6:26 pm

Nachdem der Kommandant des Expeditionsschiffes NRR-08 rund um den Planeten in etwa 400km Höhe Sonden aussetzen gelassen hat, die die Kernspaltung unterbinden sollen, fordert er den Piloten auf:

„Offizier Brinnet, lassen Sie sich von Dil Gûen die Koordinaten des UN-Gebäudes in New York City geben und platzieren Sie die NRR-08 500 Meter über dem Vorplatz.“

Ich gehe zum Pult des Piloten und Navigators und gebe ihm die verlangten Koordinaten. Er lächelt mich an und bedankt sich:

„Danke sehr, Dil Gûen.“

Nun tippt er die Koordinaten in sein Pult und verlässt die Umlaufbahn um Aitha. Das Raumschiff nähert sich den Koordinaten, an denen das UN-Gebäude steht, wo ich lange Jahre gearbeitet habe. Der Pilot nähert sich langsam und stoppt das Schiff in der Höhe von 500 Metern über dem UN-Plaza vor dem Gebäude.

Der Kommandant nickt mir und Ter Kêi zu, und fordert uns auf mit einem Shuttle hinunter zur Oberfläche zu gehen, um anschließend in der Vollversammlung eine kleine Rede zu halten. Wir verlassen also die Zentrale in Richtung des Shuttle-Hangars. Dort besteigen wir ein Shuttle und lassen uns von deren KI zur Oberfläche von Aitha hinunterbringen.

Das Shuttle landet auf dem Platz vor dem UN-Gebäude, lässt uns aussteigen und hebt sofort wieder ab, um zur NRR-08 zurückzukehren. Einige Passanten auf der UN-Plaza schauen neugierig in den Himmel. Aufgeregt machen sie andere Menschen auf die NRR-08 aufmerksam. Bald schauen immer mehr Menschen in den Luftraum über dem UN-Gebäude.

Auch im Eingang des UN-Gebäudes wird es lebendig. Beamte treten heraus und schauen hoch. Niemand kümmert sich um uns. Im Eingangsbereich werden wir jedoch sogleich vom privaten Sicherheitsdienst angesprochen. Wir sollen uns ausweisen. Ich ziehe meine Stirn in Falten und zücke meinen US-amerikanischen Ausweis, sowie den Mitarbeiter-Ausweis. Ter Kêi erkläre ich als meinen Mitarbeiter.

Irgendeiner ist leider über meine Verhaftung vergangene Woche informiert. Daher verhaften sie uns sofort erneut. Wir lösen den Notruf aus, bevor man uns die Hände fesselt. Wenige Minuten darauf beginnt ein Schusswechsel an der Eingangstüre, durch deren Glas wir eine kleine Gruppe Passanten in Gebetshaltung auf dem Plaza erkennen können.

Unsere Roboter dringen in den Eingangsbereich ein und folgen den Peilstrahlen, die unsere Amulette aussenden. Sie dringen in das Büro des Sicherheitsdienstes ein und befreien uns. Danach führe ich Ter Kêi zum Saal der UN-Vollversammlung, von den Robotern eskortiert. Als wir den Saal erreichen, erkennen wir, dass der Sicherheitsdienst gerade die Delegierten aus dem Saal evakuiert.

Ter Kêi befiehlt dem nächststehenden Roboter, die Tür zu blockieren und die restlichen Delegierten zurückzuhalten. Der Roboter fliegt in geringer Höhe quer durch den Saal zu der Tür. Die Sicherheitskräfte sehen ihn kommen und beschießen ihn, um den Rückzug der Delegierten zu decken.

Die Delegierten, die sich noch im Saal befinden, werfen sich auf den Boden, um aus den Schussbahnen zu kommen. Unser Roboter schaltet die Sicherheitskräfte aus. Inzwischen sind auf Ter Kêis Befehl hin zwei weitere Roboter aufgestiegen, um die Tür zu sichern.

Wir treten näher und ich erkläre den Männern und Frauen auf dem Boden:
„Sie dürfen gerne aufstehen! Ihnen passiert nichts, solange nicht einer der Rambos da draußen auf Sie zielt. Mein Begleiter und ich… Wir sind Abgesandte des großen Raumschiffes, das gerade über diesem Gebäude schwebt. Wir haben eine wichtige Botschaft an Sie. Es ist schade, dass der Saal geräumt wurde. Leider können die anderen Delegierten unsere Botschaft nun nicht aus erster Hand hören, sondern Sie müssen sie weitertragen.“

Ich mache eine Pause, um die Aufmerksamkeit der Delegierten auf mich zu ziehen. Die Leute erheben sich langsam und misstrauisch. Danach rede ich weiter:

„Sie stehen am Rande eines Atomkrieges, der in der Lage ist die Menschheit auszulöschen. Vielleicht wird sogar der Planet zerstört. Dieses Szenario hatten wir schon einmal und es darf sich einfach nicht wiederholen!...
Sie besitzen doch alle Instrumentarien des Ausgleichs unter den Nationen. In einem dieser Instrumentarien stehen wir gerade. Nutzen Sie die Ihnen zur Verfügung stehenden Mittel, indem Sie den Instrumentarien demokratische Legitimation geben! Dazu gehören Mehrheitsentscheidungen. Einstimmigkeit ist kein probates Mittel.
Lassen Sie die Staaten weiterhin sich selbst regieren und Delegierte in die Vollversammlung schicken. Debattieren Sie hier globale Themen und sehen Sie zu, dass die Staaten, die Sie delegiert haben, diese Beschlüsse auch umsetzen.“
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BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 6 Icon_minitime1Fr Mai 31, 2024 9:04 am

„Leider ist das reines Wunschdenken. Viele Staatschefs haben kein Interesse daran, sondern wollen nur ihre eigenen Schäfchen ins Trockene bringen,“ antwortet mir einer der Delegierten in sarkastischem Ton.

„Wir beobachten das und tauchen über den jeweiligen Regierungspalästen auf, um die Verbrecher gegen die Menschlichkeit dem Internationalen Strafgerichtshof zuzuführen. Sie sehen, sie haben nicht nur das politische System, sondern auch ein juristisches Instrument für eine effektive Demokratie, der ihr Planet am Herzen liegen sollte,“ rede ich den wenigen Delegierten im Saal ins Gewissen.

Anschließend zerstören die Roboter ein Stück der Außenwand des Gebäudes und starten ihre Raketen-Rucksäcke. Die Delegierten gehen misstrauisch in Deckung. Nun hält ein Shuttle an dem Loch in der Wand und auch wir verlassen das Gebäude.

Das Expeditionsschiff NRR-08 sendet einen Bericht an das Flottenkommando auf Pakshee. Ter Kêi überlässt es mir, einen Bericht an das Archiv der Gyaan zu senden. Der Gyaata ka Salaah -Rat der Gyaan- nimmt nun Kontakt mit dem Flottenkommando auf und verhandelt mit dem obersten Befehlshaber um die Passage von 254 Gyaata und 510 Robotern der Flotte nach Aitha. In der UNO sind bisher 195 Staaten organisiert. Die restlichen 59 Staaten auf Aitha wollen wir allmählich an die UNO heranführen.

Das Flottenkommando erklärt sich bereit einen Truppentransporter bereitzustellen. 254 Shikshak gehen an Bord und Trt-211 startet von Pakshee nach Aitha. Dort angekommen werden die Gyaan von Ter Kêi und mir in ihre Aufgabe eingewiesen und ermahnt, zurückhaltend zu agieren, wie es das Prinzip der Gyaan ist. Dennoch sollen Sie die Überzeugung in die Verantwortlichen pflanzen, dass die Mitarbeit in der UNO für alle von Vorteil ist.

Über Aitha angekommen, fliegen Shuttles aus dem Hangar des Trt-211 die verschiedenen Regierungszentren an und lassen die Gyaan Verhandlungen mit den Regierungen führen. Es geht zum einen darum, dass der Sicherheitsrat sein Veto gegen Mehrheitsentscheidungen in der Vollversammlung aufgibt. Zum anderen sollen den knapp 60 Staaten, die bisher nicht in der UNO vertreten sind, diese Organisation schmackhaft gemacht werden.

Dies ist wohl eine Mammutaufgabe, die Jahrzehnte des ‚Dickbrettbohrens‘ benötigt. Gleichzeitig müssen bewaffnete Konflikte im Keim erstickt werden, die die zivile Bevölkerung in Mitleidenschaft zieht und oft genug von anderen Staaten durch Geld- und Waffenlieferungen forciert werden. Mit der Zeit erlangen unsere Raumschiffe bei der einfachen Bevölkerung von Aitha den Status von Befreiern und die Milizen bekommen immer weniger Zulauf.

Dann wird der Sicherheitsrat aufgelöst. An seine Stelle treten Vertreter der Staatsverbände, wie zum Beispiel der Europäischen Union und so entsteht eine zweite Kammer der Vereinten Nationen, die sich immer mehr zu einem echten Parlament entwickelt. Dieses Parlament wählt bald einen Präsidenten aus ihren Reihen. Die Unterorganisationen der UNO werden nach einer Umorganisation zu einer Art Ministerien. Schließlich wählt die Vollversammlung einen Delegierten für den Galaktischen Rat.

Die Jahrzehnte des ‚Dickbrettbohrens‘ bis dahin begleiten wir mit dem Aufbau von Kernfusions-Reaktoren zum Bereitstellen der nötigen Energie und allmählichem Heranführen an den Lebensstandard, den wir von den anderen Planeten kennen, die im Galaktischen Rat vertreten sind. Die Shikshak in den Regierungen bestimmen, welcher Staat schon dazu bereit ist, galaktische Industrien und Produktionsstätten aufzubauen. Eine große Zahl Industrien wird auf Luna -Mond- aufgebaut, wie auch ein großer Raumhafen.

Inzwischen schreibt die Menschheit auf Aitha das Jahr 1979. Ter Kêi spürt, dass er sich in eine Seniorenresidenz auf Sona zurückziehen sollte. Aro-23 bringt ihn nach Sona zurück. Wir denken, wir haben eine gute Entwicklung angestoßen und können uns allmählich ins Private zurückziehen. Ich will allerdings noch ein paar Jahre warten. Dennoch mache ich den Flug nach Sona mit. Wie immer begleitet mich Sayuri-chan.

*
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BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 6 Icon_minitime1Sa Jun 01, 2024 9:24 am

Nachdem wir aus dem Kathor Parishram kommen und schlendernd die Haltestelle der Agmos sheré -Einschienenbahn- erreicht haben, lasse ich es mir nicht nehmen, mit Ter Kêi zu unserer Seniorenresidenz zu fahren. Ich bin bei den Formalitäten dabei, die erledigt werden müssen, um ein kleines Appartement in dem Haus zu erhalten.

Interessiert fragt mich die Mitarbeiterin, während Ter Kêi über die App gerade seine Angaben macht:

„Heißt ihr ehrenwerter Vater zufällig Hamad Dil und ist 156 Jahre alt?“

Ich merke auf und frage zurück:
„Ja, das ist richtig! Geht es ihm gut?“

Die Mitarbeiterin zuckt die Schulter und meint:
„Fragen Sie bitte die Ärzte. Seit seine liebe Frau verstorben ist, scheinen ihn die Lebensgeister allmählich zu verlassen.“

Nun frage ich die Mitarbeiterin aufgeregt:
„Wo finde ich meinen Vater?“

Sie nennt mir eine Appartement-Nummer. Anschließend begleiten wir Ter Kêi zu seinem Appartement. Dort verabschieden wir uns herzlich von ihm:

„Sleirep tumhare saath -die Lebenskraft sei mit dir!“

Dann wenden wir uns zum Gehen. Bald haben wir Pita -Papas- Appartement erreicht und ich drücke den Knopf neben der Tür. Als die Tür zur Seite fährt, wendet Papa den Kopf in unsere Richtung und lächelt. Er versucht sich aus dem Sessel zu erheben. So schnell ich es schaffe nähere ich mich Pita und gehe vor ihm auf die Knie.

Die gefalteten Hände an mein Kinn hebend, grüße ich ihn:
„Khoob jiyo aur shaanti -lebe lang und in Frieden-!“

Dann erhebe ich mich, wische mir die Tränen aus dem Gesicht und lege ihm meine Arme um den Hals, meine Wange sanft an seine gedrückt.

Er wiederholt den Gruß leise. Ich sehe viele 3D-Fotos von Maan -Mama- alleine und gemeinsam mit ihm an den Wänden. Auch einige Fotos mit mir gemeinsam mit meinen Kêvak -Eltern- sind darunter. Pita -Papa- scheint in der Vergangenheit zu leben.

„Hast du Maan -Mama- seit ihrem Heimgang schon einmal besucht?“ frage ich ihn neugierig.

Er schüttelt lächelnd den Kopf. Ich schaue auf meinen Zeitmesser und entscheide nun:
„Komm, Pita! Es ist noch Zeit bis zur nächsten Mahlzeit. Wir besuchen den Priuuart -Friedhof-! Bitte führe uns.“

Pita -Papa- drückt Knöpfe in der Armlehne seines Sessels und dieser erhebt sich etwa einen Fuß über den Boden. Sayuri-chan ist in der Nähe der Tür des Appartements stehen geblieben. Sie öffnet sie uns jetzt und Papas Sessel schwebt hindurch. Nachdem wir die Seniorenresidenz verlassen haben, folgen wir Papa zu einem Nebengebäude. Dort fahren wir auf eine bestimmte Ebene und Papa bleibt bald vor einer Nische stehen.

Im Hintergrund erkennen wir eine Stele mit dem Namen unserer Familie. Seitlich sind die Namen der Verstorbenen eingraviert, deren Urnen dahinter in Betonfassungen stecken. Vorne gibt es Platz für eine Blumendekoration, Räucherstäbchen und einem Wasserschälchen. Ich nehme mir vor, so bald wie möglich zurückzukommen und eine Blume in die Vase zu stellen.

Nun nehme ich ein Räucherstäbchen auf, zünde es an und stelle es in ein schmales Loch. Dann beginne ich vor der Stele einen stummen Tanz. Es sind einfache bedächtige Bewegungen. Sayuri-chan macht mit. Bei diesem Tanz handelt es sich um den japanischen Bon-Odori. Damit heißt man die Seelen der Verstorbenen im Diesseits willkommen. So kann ich spirituell mit Maan -Mama- und den Großeltern in Kontakt treten. Ich habe bald wirklich das Gefühl, dass sie bei mir sind. Papa schaut mit großen Augen zu.

Als das Räucherstäbchen heruntergebrannt ist, verlassen wir die Grabstelle wieder und begleiten Pita in die Seniorenresidenz zurück. In seinem Appartement fragt er mich:

„Gehst du wieder nach Aitha zurück?“

Ich nicke und antworte ihm:
„Aitha ist eine Lebensaufgabe! Aber ich denke, Aitha ist auf einem guten Weg. In ein paar Jahrzehnten wird Aitha einen Delegierten zum Galaktischen Rat senden. Ob ich das noch erleben kann, weiß ich nicht.
Nein, Pita. Ich bleibe hier und führe dein Lebenswerk fort. In ein paar Jahren werde ich sicher auch ein Appartement hier beziehen. Wie sich Sayuri-chan entscheidet weiß ich allerdings nicht.“

Damit wende ich mich zu meiner Enkelin um und lächele sie an. Sie nähert sich mir und erklärt:

„Ich bleibe bei dir, Obâ-San -Großmutter-!“
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