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 Eine Zofe in Japan

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BeitragThema: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Di März 02, 2021 10:35 am

Mein Name ist Youki Momoi. Ich verlasse gerade die japanische Schule in Niederkassel und will mich auf mein Fahrrad schwingen, um die zwei Kilometer nachhause schnell hinter mich zu bringen. Wir haben heute die Schulabschlussfeier gehabt und ich habe mein Zeugnis in der Tasche, um es meinem Vater zu zeigen, wenn er von der Arbeit in einem Japan-Restaurant nachhause kommt. Dort ist er seit einigen Jahren beschäftigt und hat sich zum Küchenchef hochgearbeitet.

Plötzlich werde ich angesprochen. Ich wende mich dem Mann zu und höre zu, was er sagt:

„Sumimasen -Entschuldigung-. Hallo, möchten Sie nach Ihrer Schule für eine Agentur in Nippon arbeiten? Sie würden Ihnen auch eine Ausbildung bezahlen, Sie dann in ihrer Liste führen und Sie vermitteln!“

Der Mann hat einen teuren dreiteiligen Anzug an, bestehend aus Hose, Weste und Jacke, mit einigen goldfarbenen Accessoires, und scheint vielleicht etwa ein Dutzend Jahre älter als ich zu sein. Ich hebe die gefalteten Hände, verbeuge mich leicht und frage höflich, aber erstaunt:

„Konnichiwa -Guten Tag-. Aber, wieso ich?“

„Sehen Sie! Sie sind schlagfertig und kommen direkt auf den Punkt!“ antwortet er lächelnd und nickt mir zu. „Daneben besitzen Sie eine gewisse Anmut. Ich will ehrlich zu Ihnen sein: Ich habe Sie in letzter Zeit beobachtet. Sie scheinen ein heiteres Wesen zu besitzen, gepaart von Sanftmut, Taktgefühl und Bescheidenheit. Sie haben auf dieser Schule eine gute Bildung erlangt und beweisen ein Gespür für Farbzusammenstellungen. All das sind gute Voraussetzungen, um in der Agentur groß herauszukommen, für die ich arbeite.“

„Was kann man dort verdienen und wieviel freie Zeit habe ich?“ frage ich rundheraus und hebe eine Augenbraue.

„Das kann ich Ihnen so genau leider nicht sagen,“ gibt er zu, „denn das kommt sehr stark auch auf Ihr Engagement und den Auftraggeber an. Sind Sie interessiert?“

Er überreicht mir seine Visitenkarte. Ich antworte jedoch zurückhaltend:

„Da muss ich zuerst meinen Vater fragen! Wann ginge denn die Ausbildung los, von der Sie sprechen?“

„Jedes Vierteljahr,“ erklärt er mir und verabschiedet sich unter Verbeugungen, zwei Schritte rückwärtsgehend.

Ich radele nun nachhause und zeige Mama strahlend mein Zeugnis, die mich daraufhin freudig umarmt. Das Zeugnis legen wir auf Papas Schreibtisch. Anschließend helfe ich Mama bei der Hausarbeit. Danach essen wir gemeinsam zu Abend. Meine Freundinnen haben sich über den Messenger bei mir gemeldet und wir haben uns verabredet, den Tag in einem Club ausklingen zu lassen. Bevor Papa nachhause kommt, bin ich wieder zurück und lege mich in meinem Zimmer schlafen.

Am nächsten Morgen frühstücken wir zusammen mit Papa. Ich habe Mama bei der Zubereitung geholfen und bringe nun die drei Schalen, gefüllt mit Reis und Ei an den Tisch, während Mama das Tablett mit dem Rest zum Frühstückstisch trägt.

Papa hat gute Laune, wie ich sehen kann. Bestimmt ist mein Zeugnis der Grund. Als wir am Tisch sitzen, schaue ich scheu zu ihm auf. Ich erzähle ihm von der Begegnung gestern Nachmittag und überreiche ihm die Visitenkarte des Mannes:

„Sumimasen -Entschuldigung-, shin’ainaru chichi -verehrter Vater-. Gestern hat mich ein Mann an der Schule angesprochen, der wohl ein Agent auf Talentsuche ist. Er sagte, ich strahle Heiterkeit, Sanftmut, Taktgefühl und Bescheidenheit aus. Daneben hätte ich ein gutes Gespür für Farbzusammenstellungen. All das wären Voraussetzungen, um in der Agentur groß herauszukommen, für die er arbeitet.“

Papa schaut sich die Karte an und liest laut:
„Meidoejenshi Iwamatsu, Kyoto, Nihon. Yakusho Makoto, Jugyoin. -Zofen Agentur Iwamatsu, Kyoto, Japan. Yakusho Makoto, Agent (Mitglied)-.“

Er schaut zuerst Mama an und danach mich.

„Weißt du, um was für eine Agentur es sich da handelt?“ fragt er mich.

Ich werde unsicher. Das Wort ‚Mode‘ geistert mir im Kopf herum. Nun antworte ich aber:

„Shinjitsude wanai -Nein, nicht wirklich-,“ und wedele schüchtern mit der erhobenen Hand.

„Es ist eine Agentur, die junge Frauen in die Haushalte von reichen Industriellen vermittelt. Du wirst dort der Hausherrin -Ushiro kara yuga- zugeordnet. Du hilfst ihr bei der Morgentoilette, dem Schminken, Frisieren, die richtige Bekleidung für den richtigen Anlass auswählen, den entsprechenden Schmuck anlegen. Du bedienst beim Speisen, hilfst ihr beim Planen und Organisieren von Empfängen. Du bist ihre Gesellschafterin auf Reisen.
Du bleibst bei den Empfängen im Hintergrund, sofern du nicht auch servieren musst. Jedenfalls lernst du dabei viele Leute kennen. Es ist möglich, dass dort dann ein zukünftiger Ehemann darunter ist.
Wenn die Agentur seriös ist, kannst du sozial aufsteigen. Das erfordert viel Disziplin deinerseits, angemessene Umgangsformen und das Führen einer angenehmen Konversation, wenn gewünscht. Traust du dir das alles zu?“

Ich höre betreten zu. Was Papa da aufzählt ist eine ganze Menge. Ich brauche eine Zeitlang, um das Gehörte zu verdauen. Schließlich antworte ich:

„Rippana chichi -Mein ehrenwerter Vater- kennt mich schon seit ich lebe. Würde er mir das alles zutrauen?“

Papa lacht und meint:
„Wichtig ist: Würdest DU es dir zutrauen? Bevor du in solch eine Familie kommst, erhältst du über die Agentur gewiss eine Ausbildung. Sie haben einen Ruf zu verlieren! Deshalb wirst du vorher gründlich geschult.
Wenn du diese Kenntnisse erworben hast, würdest du es dir dann zutrauen? Denke daran: Du könntest einem reichen jungen Mann begegnen.“

Es stimmt! Der Mann hat von einer Ausbildung gesprochen. Da Papa eine Antwort erwartet, sage ich:

„Hai -Ja-, ich würde es mir zutrauen, shin’ainaru chichi -verehrter Vater-.“

„Okay. Dann werde ich mit dem Mann ein Gespräch führen.“

*
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Mi März 03, 2021 10:06 am

Nun bin ich schon mehrere Wochen zurück in der Heimat. Papa hat am gleichen Vormittag noch mit dem Mann telefoniert und einen Gesprächstermin vereinbart. Als wir ein paar Tage später wieder beim Frühstück zusammengesessen sind, hat Papa mir gesagt, dass er mit dem Mann noch über Vergütung und Freizeit geredet und dann seine Zustimmung erteilt hat.

Daraufhin habe ich einen Vertrag unterzeichnet und einige Wochen später bin ich mit zwei anderen jungen Frauen in meinem Alter nach Kyoto geflogen. Das ist erst der zweite Flug in meinem Leben gewesen. Mein Erster liegt etwa zehn Jahre zurück, als mein Papa seine Stelle in dem Restaurant bekommen hat. Damals ist er zusammen mit Mama und mir nach Deutschland gekommen.

In der Agentur hat man uns noch einmal belehrt. Dann sind wir zu der Schule gefahren worden. Sie ist sehr weitläufig und beansprucht fast die komplette Etage eines Hochhauses. Dort wohnen wir auch: Wir haben zu dritt ein kleines Zimmer von gerade einmal 2,5 mal 3,5 Metern. Darin steht ein Dreifach-Etagenbett und ein großer Wandschrank steht an der gegenüberliegenden Wand.

Es gibt fünf dieser Zimmer, die alle belegt sind. Uns Drei hat man auf verschiedene Zimmer verteilt. Neben einem Schulungsraum für die insgesamt fünfzehn Schülerinnen gibt es hier eine komplett eingerichtete Wohnung, die wir auch sauber halten müssen.

Unsere Lehrer und Lehrerinnen unterweisen uns vormittags im Schulungsraum schrittweise in der Theorie und lassen uns vor der Klasse das Gelernte vorführen, um es sogleich korrigieren zu können. Nachmittags schlüpfen sie in die Rolle der Herrschaften und Gäste und unterweisen so die Praxis. Anschließend müssen wir die Schule säubern und haben nach dem Abendessen zwei Stunden Freizeit, die wir außerhalb der Schule verbringen dürfen. Weitere Freizeit besteht durch die Frühstücks- und Mittagspausen von je einer halben Stunde.

Einmal in der Woche müssen wir auch einen Empfang planen und durchführen. Diese Empfänge finden stets spätabends nach unserer abendlichen Freizeit statt. Jeweils drei Schülerinnen müssen dabei bedienen, ein Instrument spielen, Konversation führen – kurz, den Abend kurzweilig gestalten, wechselweise bis ein Gong ertönt. Dabei dürfen wir nicht laut werden oder unflätige Witze reißen. Wir müssen als angenehmes Beiwerk empfunden werden, wie die Blumengestecke, die von uns vorher hergestellt und in den Räumen verteilt worden sind. Wir müssen die Lehrer und Lehrerinnen vorher zurückhaltend beraten und ihnen beim Einkleiden behilflich sein.

Nach etwa drei Monaten verlassen uns schon die ersten Schülerinnen. Für sie hat die Agentur eine Anstellung gefunden. Zwei Wochen später erhalte auch ich mein Zeugnis, eine Adresse und eine Zugfahrkarte, sowie etwas Geld für das Taxi. Meine neuen Arbeitgeber leben am Rande von Maizuru, einer Hafenstadt in der Präfektur Kyoto.

Ich mache mich auf den Weg dorthin. Zwei Stunden dauert die Fahrt mit dem Zug. Anschließend lasse ich mich von einem Taxi zur Amatsuka Werft Corporation fahren. Mein Arbeitgeber ist Shachou -Präsident- der Gesellschaft und hat seine Villa in der Nähe der Betriebsstätten. Er heißt Amatsuka Naruto. Es dauert fast eine Dreiviertel-Stunde vom Bahnhof der Stadt, verbunden mit einer langsamen Fahrt durch einen wunderschönen Park, bis wir vor der Villa halten und ich aussteigen kann. Inzwischen beginnt schon die Abenddämmerung.

Eine ältere Frau in einem einfachen Gewand empfängt mich. Ich verbeuge mich und sage:
„Konbanwa, Youki Momoi to moshimasu. Hajimemashite. -Guten Abend, mein Name ist Youki Momoi. Freut mich, Sie kennenzulernen.“

„Ich bin hier die Otetsdai -Haushälterin-, das bedeutet, ich teile den Hausangestellten ihre Tätigkeiten zu,“ sagt sie und wendet sich zum Gehen.

Sie steigt die Stufen zum Portal hoch und öffnet mir die Tür. Während ich eintrete, ergänzt sie:
„Du wirst immer tun, was ich sage!“

Ich nicke und schaue mich im Foyer mit großen Augen um. Die Haushälterin lässt mir aber keine Zeit, sondern wendet sich sofort weiter zum Gehen. Unterwegs redet sie wie ein Wasserfall, ohne sich nach mir umzuschauen:

„Das Anwesen hat neben diesem Haupthaus noch zwei Flügel. In einem davon sind die Quartiere der Angestellten. Außerdem hat der Herr dort die Bibliothek untergebracht. Als Zofe wirst du dort jedoch nicht schlafen!“

Sie erklimmt eine Treppe. Schnell folge ich ihr. Unterwegs bewundere ich die Portraits an den Wänden des Treppenhauses. Die Haushälterin redet beim Treppensteigen weiter:

„In dem anderen Flügel sind die Privatwohnungen untergebracht, während das Haupthaus der Präsentation dient.
Du darfst essen, was die Herrschaft übriglässt. Der Ort dafür ist die Küche. Jeden Morgen ist neue Seife bereitzulegen! Gebrauchte Seife ist für die Dienstboten und Angestellten. Wer stiehlt, wird noch am selben Tag entlassen! Ich bin mir sicher, das würdest du nicht wagen.
Du kannst Hikari zu mir sagen.“

„Kashiko marimashita, Hikari-San -Jawohl, Frau Hikari-,“ antworte ich.

Die Haushälterin geht nun einen Gang entlang, von dem mehrere Türen abgehen. Sie ergänzt:
„Von allen Reichen ist der Herr der größte Buchliebhaber. Er besitzt viele alte Originalbände.“

Nun dreht sie sich das erste Mal zu mir um, schaut mich an und fragt:
„Kannst du dir denken, was man in einem solchen Haus von dir als Zofe erwartet?“

Ich öffne den Mund für eine Antwort, aber sie dreht sich von mir weg, öffnet eine Tür und lässt mich an sich vorbeigehen. Ich betrete eine kleine Kammer und stelle meinen Koffer ab.

Vor mir, gerade einen Schritt entfernt, befindet sich ein halb geöffneter Wandschrank. Im unteren Bereich sehe ich im schwachen Schein einer kleinen Lampe einen schmalen Futon liegen. Darüber sind Regale angebracht und auch eine Kleiderstange gibt es unter der Zimmerdecke. Neben der Tür steht zum Glück eine Leiter, die man in eine Querstange einhängen kann, um dort oben hin zu gelangen.

„Hier soll ich schlafen?“ frage ich leise.

„Das Fräulein Amatsuka Kameko -Wakai Josei Amatsuka Kameko- hat schwache Nerven und wacht leicht auf,“ antwortet sie mir flüsternd.

In der Seitenwand der Kammer ist eine Schiebetür mit Glaseinsätzen. Dahinter ist es dunkel.

„Sie schläft hinter dieser Tür?“ frage ich erstaunt.

„Schscht!“ höre ich nun aus dem Mund der Haushälterin.

Dann verlässt sie mich, nicht ohne mir noch zu sagen, wann in der Frühe Dienstbeginn ist.

Als ich alleine bin, schiebe ich neugierig die besagte Tür einen Spaltbreit auf und spähe in das Nachbarzimmer. Es ist modern eingerichtet. Plötzlich höre ich einen Laut und erschrecke mich so, dass ich sofort zu meinem Schrankbett laufe, mich auf den Futon lege und die Decke über mich werfe.
Unter der Decke schlüpfe ich nach einigen Sekunden aus meinen Schuhen und stelle sie neben das Bett. Danach drehe ich mich zur Wand und versuche zu schlafen.

Es dauert eine Weile bis sich mein Herz beruhigt hat und ich in einen leichten Dämmerschlaf falle, aus dem ich mitten in der Nacht durch einen Schrei geweckt werde.

Im Nu bin ich auf den Beinen, habe die Schiebetür zur Seite geschoben und laufe auf die Frau auf dem Futon im Nebenzimmer zu. Dort beuge ich mich über sie und versuche sie zu beruhigen.

„Aijin! Aijin, subete daijo budesuka? -Herrin! Herrin, ist alles in Ordnung bei Ihnen?“

Sie fragt im Halbschlaf:
„Sumiko -ruhiges Kind-?“

„Sumiko wurde entlassen, Herrin,“ antworte ich. „Ich bin Momoi, Ihre neue Zofe. Sie hatten wohl einen Alptraum. Ich hörte Sie schreien.“

Sie drückt eine Puppe an sich. Einer Eingebung folgend lege ich mich in meiner Dienstkleidung zu ihr auf den Futon, um sie mit meiner Nähe zu beruhigen. Sie dreht mir ihren Rücken zu. Jetzt stimme ich ein leises Schlaflied an und streichele sanft ihre obenliegende Schulter. Bald künden regelmäßige Atemzüge davon, dass sie wieder eingeschlafen ist.

*
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Do März 04, 2021 11:04 am

Am nächsten Morgen löse ich mich vorsichtig von ihr, um mich in aller Frühe bei der Haushälterin zu melden. Vier weitere Dienstmädchen kommen hinzu. Wir hören uns an, was sie zu sagen hat und beginnen mit der zugewiesenen Arbeit. Nach etwa zwei Stunden werden wir zum Frühstück in die Küche gerufen. Anschließend soll ich dem Fräulein das Frühstück servieren. Die Köchin schickt mich mit einem vollen Tablett zu ihr.

Ich klopfe vom Gang aus an die Tür zu ihrem Zimmer und sage:
„Ohayo gozaimasu, Aijin, -Guten Morgen, Herrin-, ich bringe Ihnen das Frühstück!“

Die Tür öffnet sich. Ich sehe, dass die Haushälterin mit im Raum ist und mir gerade die Tür geöffnet hat. Beim Hindurchgehen verbeuge ich mich respektvoll und trippele an den Tisch im Raum, um das Frühstück vom Tablett herunter auf dem Tisch zu platzieren. Die Herrin ist angekleidet und steht zwischen den Polstermöbeln im Raum. Die Haushälterin stellt mich nun der Herrin vor.

Mit kleinen schnellen Schritten laufe ich auf sie zu und ziehe dabei das Empfehlungsschreiben der Agentur aus meiner Schürze, um es ihr beidhändig mit einer tiefen Verbeugung entgegenzustrecken.

„Ein Empfehlungsschreiben der Agentur…“ sage ich dabei.

Sie öffnet den Brief und überfliegt ihn kurz. Dann schaut sie mich offen an.

„Nun, gefällt es dir denn hier? Leider scheint die Sonne kaum hier herein. Wie soll man so einen trostlosen Ort mögen können? Du musst dich in meiner Gegenwart nicht verstellen!“

Nun verbeugt sich die Haushälterin mit nichtsagender Miene und meint:
„Ich ziehe mich besser zurück.“

Ich verbeuge mich respektvoll bis sie die Tür des Zimmers der Herrin hinter sich verschlossen hat.

Die Herrin hat den Brief immer noch in der Hand. Sie schaut auf das Papier und verzieht das Gesicht zu einer schmerzvollen Miene. Danach setzt sie sich in einen Sessel der Wohnlandschaft, stöhnt und schließt kurz ihre Augen.

„Oh… Mein Kopf schmerzt jedesmal, wenn ich lesen möchte,“ sagt sie mit gequälter Stimme. „Kannst du es mir vorlesen, bitte?“

„Ich?“ rufe ich überrascht aus.

„Ja. Liest du es mir bitte vor?“

Sie hat eine Frage gestellt, keine Aufforderung! Noch dazu bittend vorgetragen. Ich bin etwas verunsichert. Den Brief halte ich aufgefaltet vor mich und beginne zu lesen.

„Shin’ainaru Amatsuka-San -Verehrte Frau Amatsuka-, wie wir erfahren haben, benötigen Sie dringend eine neue Zofe…“

„Momoi-chan, du kannst dir bei mir viel erlauben. Eines mag ich jedoch gar nicht! Ich will nicht, dass du mich jemals belügst! Klar?“ sagt sie, als ich den Brief ihr zusammengefaltet zurückgeben will.

„Hai, watashi no aijin. Hare! -Ja, meine Herrin. Klar!“ antworte ich ihr und verbeuge mich tief.

Die Herrin erhebt sich und geht zum Tisch, auf dem ich das Frühstück angerichtet habe. Sie setzt sich in den Seiza -Kniesitz- und beginnt zu frühstücken, während ich abwartend danebenstehe.

*

„Bald feiert mein Otou-San -Vater- einen runden Geburtstag. Ich denke, wir sollten auch unser Kommen ankündigen, Herr?“ frage ich, Tanaka Moe, beim Essen meinen Ehemann und Herrn, Tanaka Masao. „Ich habe meine liebe Schwester Kameko-chan schon lange nicht mehr gesehen.“

„Sie wird inzwischen bestimmt verlobt sein. Vielleicht arbeitet sie in der Verwaltung der Werft deines Vaters?“

„Ich bin sehr gespannt auf ihre Geschichte, Okyaku-Sama -mein Herr-!“

„Ich werde also unser Kommen ankündigen.“

*

Der sechzigste Geburtstag meines ehrenwerten Vaters ist wunderschön gewesen. Leider hat alles im Leben zwei Seiten: Meine liebe Schwester hat die Schule beendet und sollte eine Ausbildung beginnen, natürlich im Unternehmen meines Otou-San. Sie hat sich in einen jungen Mann verliebt, einen ehemaligen Mitschüler, der zu der Zeit ein Studium begonnen hat und ist von ihm zurückgewiesen worden. Dabei ist Kameko-chan doch wirklich eine gute Partie für jeden jungen Mann!

Kameko-chan hat sich nun zurückgezogen und eine Depression entwickelt. Dabei hat sie nun schon die dritte Zofe, die ihr Gesellschaft leisten und sie aufmuntern soll. Sie vergräbt sich in ihrem Zimmer, auf der Nordseite der Villa und geht nur bei Regen im Park spazieren; einem Wetter, das zu ihrer Stimmung passt.

Auf der Rückreise zur Bunrei no Shima -Insel der Bunrei (beseelte Steine)- frage ich darum meinen Herrn:

„Mir macht das Schicksal meiner lieben Schwester das Herz schwer, Okyaku-Sama -mein Herr-. Hast du eine Idee, wie man ihr helfen könnte?“

„Hm, wir könnten deinem ehrenwerten Okou-San -Vater- eine Ortsveränderung vorschlagen. Sie soll einmal aus ihrem Schneckenhaus herausgelockt werden. Ein paar Wochen bei uns auf der Insel würden ihr guttun – und sie wäre in deiner Nähe! Ihr könntet gemeinsam ihr Problem aufarbeiten und sie könnte seelisch gestärkt nach Maizuru zurückkehren. Natürlich mit der Maßgabe, jederzeit zu uns für eine Auszeit zurückkehren zu können.
Kameko-chan muss nicht als Nokorimono no Kurisumasukeki* – liegengebliebener Weihnachtskuchen- enden!“

* für Japaner gilt eine junge Frau ab 25 als ‚liegengebliebener Weihnachtskuchen‘.
Wie dieser bis zum 24. Dezember gegessen sein soll, sollte eine junge Frau bis dahin einen Mann fürs Leben gefunden haben…


„Das ist eine wunderbare Idee, Okyaku-Sama -mein Herr-. Darf ich gegenüber meiner ehrenwerten Mutter -rippana Hahaoya- das Angebot aussprechen?“

„Aber ja, meine liebste Nadeshiko -Prachtnelke-!“

Als ich Zeit zum Telefonieren habe, setze ich mich bequem hin und rede mit meiner lieben Mira -Mama- über das Angebot von Tanaka-San für Kameko-chan. Auch sie unterbreitet zuerst beim abendlichen Essen meinem Chichi -Papa- das Angebot. Er ist der Meinung, dass Kameko-chan das Angebot rundweg ablehnen wird, wenn sie ihr die Entscheidung überlassen.

Mein verehrter Otou-San -Vater- schlägt eine gemeinsame Reise mit der eigenen Yacht vor. Da kann sie schlecht ablehnen. Sie würden mit der Yacht zu unserer Insel reisen und hier übernachten. Am Morgen wären die verehrten Oya-San -Eltern- fort und ich kann mich um meine liebe Schwester kümmern. Der Aufenthalt kann gerne ohne zeitliche Begrenzung angelegt sein. Stattdessen soll ihre seelische Verfassung als Maßstab der Dauer gelten.

*
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Fr März 05, 2021 10:21 am

Ich, Youki Momoi, bin jetzt ein halbes Jahr bei der Familie Amatsuka angestellt und fungiere dort als die persönliche Zofe der Tochter Amatsuka Kameko. Inzwischen habe ich herausbekommen, was mit der jungen Herrin los ist. Ich verstehe die Männer nicht! Die Herrin sieht nicht nur wunderschön aus, sie ist nun wirklich eine gute Partie. Ihr Mann wird der Kronprinz im Unternehmen ihres Vaters sein!

Nun unternimmt die Herrin nichts mehr, was geeignet wäre, einen Mann kennenzulernen. An den Empfängen im Haus ihrer Eltern nimmt sie nur widerwillig teil. Ihre miesepetrige Stimmung schlägt jeden Bewerber in die Flucht, den ihre ehrenwerten Eltern ihr dort vorstellen.

Es ist fast ein Wunder, dass die Herrin sich beim sechzigsten Geburtstag ihres Vaters wenigstens ein Stückweit aus ihrem Schneckenhaus herausgetraut und mit ihrer ehrenwerten Schwester Tanaka Moe gescherzt hat.

Ein Monat nach diesem Fest eröffnet die Otetsdai -Haushälterin- mir, dass ich den Koffer für die junge Herrin mit Sachen für etwa einen Monat packen soll. Der Herr hat sich entschlossen eine Kreuzfahrt mit seiner Yacht zu machen. Die Herrin kommt mit und ich soll die Herrin als Gesellschafterin begleiten. Ich bin total glücklich darüber und fiebere dem Start der Reise entgegen. Leider teilt die junge Herrin meine Vorfreude nicht.

Einen Tag später trage ich meinen Koffer und ziehe den Rollenkoffer der Herrin auf das kleine Hafenbecken zu, das neben der großen Slipanlage liegt, mit der man ganze Schiffe an Land zieht.

Die Aufbauten eines Schiffes in weißgestrichenem Metall mit viel Glas ragen aus dem Hafenbecken hervor. Die Herrschaft führt mich und die junge Herrin näher heran. Bald kann ich das Schiff im Hafenbecken überblicken und bin überwältigt. Was ich zu sehen bekomme, ist in meinen Augen ein kleines Kreuzfahrtschiff und keine Yacht!

Wir gehen einen schrägen Steg hinunter zu einem Schwimmkörper, an dem das Schiff festgemacht hat. Von dort führt eine steile Treppe hinauf an Deck. Der Herr sieht mich mit meiner Last die Treppe betreten und bestimmt einen der beiden Seemänner am Fuß der Treppe dazu, mir den Rollenkoffer der jungen Herrin abzunehmen. Nachdem wir die steile Treppe, das Fallreep, erklommen haben, gibt der Mann mir den Koffer zurück. Ich bedanke mich, glücklich lächelnd, mit leichten Verbeugungen.

An Deck führt uns der Herr ins Schiff hinein. Vom Foyer aus führt ein Gang innen mit vielen Türen rechts und links in Richtung Heck. Aber wir sind schon nach wenigen Metern angekommen. Ich öffne die Tür mit der Nummer 11 und bringe das Gepäck in die Kabine hinein. Der Herr hat beim Instruieren gesagt, dass ich die Koffer nicht in die Schränke auspacken soll. Nur das Nachtgewand der jungen Herrin soll ich auf den Futon bereitlegen.

Die junge Herrin ist mir gefolgt und hat sich auf die Couch gelegt. Sie starrt die Kabinendecke an. Neugierig öffne ich die Schränke. Ein Schrankbett, wie in der Villa in einem eigenen separaten Verschlag, gibt es hier nicht. Also werde ich die Nächte an Bord auf der Couch schlafen, wenn die Herrin nicht meine Nähe braucht. Eine solche Nacht, wie an meinem ersten Tag bei der Familie Amatsuka, hat es alle paar Wochen immer wieder einmal gegeben.

Auf dem Esstisch finde ich ein Faltblatt mit dem Grundriss des Schiffes. Ich informiere mich als Erstes, wo sich hier die Küche befindet, damit ich die Herrin bedienen kann. Ich habe in den vergangenen Wochen festgestellt, dass die junge Herrin von sich aus nicht zu speisen verlangt. Ich muss ihr einen geregelten Tagesablauf bieten.

Da knackt der Lautsprecher an der Decke und eine männliche Stimme spricht:

„Kore wa sencho ga hanashite iru. Go josha arigato gozaimasu! -Hier spricht der Kapitän. Willkommen an Bord!- In wenigen Minuten legen wir ab.“

„Mögen Sie das Ablegemanöver im Salon vorne beobachten, Herrin?“ frage ich nun.

Aber sie wendet nur den Kopf, schaut mich an und meint:
„Geh‘ du nur, wenn du so etwas noch nie miterlebt hast, Momoi-chan. Ich ziehe es vor, in der Kabine zu bleiben.“

Da sich der Boden der Kabine jetzt leicht bewegt, verlasse ich die Kabine und laufe aus dem Kabinengang und durch das Foyer in den vorderen Salon. Dort nähere ich mich der Fensterfront und sehe, wie die Kaimauer des Hafenbeckens schnell an mir vorbeizieht. Das Schiff scheint sich wie ein Tänzer auf der Stelle zu drehen.

Dann stoppt die Drehbewegung. Der Boden schwankt stärker, aber das legt sich sofort wieder, als das Schiff Fahrt aufnimmt. Es strebt auf eine offene Engstelle in der Mauer zu. Ich habe das Gefühl, als kommt uns die Mauer seitlich immer näher. Wir fahren aus dem Hafenbecken in einen Kanal ein, dessen Wände rechts und links nur wenige Zentimeter von der Reling draußen vor den Fenstern entfernt sind. Mir stockt der Atem! Fasziniert beobachte ich die Passage durch den Kanal bis wir draußen vor der Küste sind. Dann laufe ich zu der Kabine der Herrin zurück.

Mir fällt ein Stein vom Herzen, als ich die Herrin noch auf der Couch liegen sehe. Ich frage sie:

„Haben Sie denn schon oft miterlebt, wie elegant das Schiff durch den Kanal gefahren ist, ohne irgendwo anzustoßen?“

„Ja, Momoi-chan. Früher hat mein ehrenwerter Otou-San mit seiner Familie mindestens einmal im Jahr eine Kreuzfahrt gemacht. Anfangs war ich genauso fasziniert davon, wie du jetzt.“

Ich nicke, schaue auf die Uhr und meine:
„Ich gehe schauen, ob die Küche schon etwas bereit hat. Dann bringe ich der Herrin das Mittagessen, wenn ich darf.“

„Ja, geh‘ nur, Momoi-chan!“ antwortet sie und setzt sich auf.

Nun verlasse ich die Kabine wieder und nutze im Foyer die Treppe nach unten, wie es im Faltblatt beschrieben ist. Trotzdem muss ich mich dort kurz orientieren und finde eine Theke unter einem hochgezogenen Rollladen. Ich nähere mich und sofort schaut einer der Köche auf.

„Ich möchte das Mittagessen für die junge Herrin, wenn es schon möglich ist,“ sage ich.

Der Mann nickt lächelnd und beginnt damit, eine hohe Schale und eine flache Schale zu füllen. Beide stellt er auf ein Tablett, legt Hashi -Stäbchen- dazu und reicht mir das Tablett. Ich balanciere alles gekonnt die Treppe hinauf, obwohl sich jetzt der Boden bewegt, im Gegensatz zur Arbeit in der Villa.

An der Tür zur Kabine klopfe ich und sage laut:
„Ihr Essen, Herrin!“

Kurz darauf öffnet sie mir und ich serviere ihr den Mittagsimbiss. Sie kniet sich in den Seiza und lässt es sich schmecken, während ich abwartend danebenstehe. Als sie fertig ist, räume ich ab und bringe das Tablett wieder in die Küche zurück. Im Hinausgehen ruft mir die Herrin hinterher:

„Nimm ruhig jetzt deine Pause, Momoi-chan. Ich lege mich in der Zeit etwas hin.“

Als ich nach meiner Pause, die ich im Speiseraum des Dienstpersonals neben der Küche verbracht habe, zum Wakai Josei -Fräulein- zurückkomme, finde ich sie schlafend angezogen auf der Couch liegend. Ich nehme mir einen Roman aus dem Regal und setze mich leise damit im Seiza -Kniesitz- an den Couchtisch. Beinahe eine Stunde später regt sich die Herrin wieder.

Sie dreht den Kopf, sieht mich und setzt sich auf.

„Was für ein Buch liest du da?“ fragt sie.

„Es ist ein Buch aus dem Regal dort,“ antworte ich ihr und zeige in die Richtung.

„Magst du mir vorlesen?“

„Gerne,“ sage ich und blättere auf die erste Seite zurück.

Die Herrin ist eine interessierte Zuhörerin. Das Buch, ein Liebesdrama, fesselt allerdings auch jeden, der es aufschlägt. Drei Stunden verbringen wir auf diese Weise. Anschließend hole ich ihr den Nachmittags-Imbiss und danach animiere ich die Herrin dazu, nach draußen zu gehen und einmal rund um die Aufbauten der ‚Yacht‘ an der Reling entlang zu spazieren. Dazu nehme ich einen Schirm mit, um sie gegen die Sonne zu schützen.

Die junge Herrin hat es überhaupt nicht eilig. Also setzen wir uns zwischendurch in die Liegestühle an Deck. Sie haben einen Sonnenschutz, so dass ich den Schirm zusammenklappen kann. Ich nehme ihn auf meinen Schoß und schaue selbst fasziniert auf die Horizontlinie.

Wir haben einmal unseren Platz von den Liegestühlen im Heck zu denen im Bug gewechselt, als die Sonne sich allmählich der Horizontlinie nähert und einen größeren Bereich des Himmels in allen Farben des Rotspektrums taucht. Spontan beginne ich ein Volkslied zu summen.

Sakura Sakura – Kirschblüte, Kirschblüte
noyama mo sato mo – In den Feldern und Hügeln,
mi-watasu kagiri – soweit das Auge reicht,
kasumi ka kumo ka – wie Nebel, wie Wolken,
asahi ni niou – leuchtet in der aufgehenden Sonne
sakura sakura – Kirschblüte, Kirschblüte
hana zakari – die Blütezeit.

Die Herrin wendet sich mir zu und fragt, als ich geendet habe:
„Kannst du ein Instrument spielen, Momoi-chan?“

„Ich?“ frage ich überrascht und bin aus meiner Betrachtung gerissen. „Ich habe früher einmal leidlich eine Flöte gespielt.“

„Mein ehrenwerter Otou-San -Vater- hat mir früher einmal das Samisen -Laute- näherbringen lassen. Ich habe es lange nicht mehr gespielt. Geh‘ zu dem hohen Herrn und frage, ob sich an Bord eine Samisen und eine Furuto -Flöte- befinden.“

Die Herrin erhebt sich und geht mit mir zum Foyer. Dort zeigt sie mir die Lage der Eignerwohnung und betritt ihre Kabine. Ich klopfe an die Tür der Herrschaften und ihr Dienstmädchen öffnet mir. Nun trage ich den Wunsch der jungen Herrin vor und sie heißt mich warten. Das Dienstmädchen geht tiefer in die Wohnung hinein und kommt nach mehreren Minuten mit einer Schatulle und einem Instrumentenkoffer zurück, die sie mir überreicht.

*

Kurz vor dem Abendessen klopft es an die Kabinentür. Wir stoppen unsere Übungen an den Instrumenten. Ich lege die Flöte neben mich und laufe in kleinen Trippelschritten zur Tür. Draußen steht das Dienstmädchen der älteren Herrschaften, die uns vorhin die Instrumente ausgehändigt hat.

„Der Herr wünscht, dass die junge Herrin mit ihm zu Abend isst,“ richtet sie aus.

Ich nicke mehrmals und schließe die Tür. Danach gebe ich den Wunsch des Herrn an die junge Herrin weiter. Sie neigt für einen Moment den Kopf seitlich, sagt dann aber:

„Gut, dann gehen wir.“

Anschließend verlassen wir die Kabine und ich klopfe wenig später an die Tür der Eignerwohnung. Das Dienstmädchen der Herrschaft öffnet und führt uns an den Tisch, wo wir die Herrschaft und den Kapitän mit Verneigung begrüßen und die junge Herrin sich in den Seiza begibt.

Die Speisen sind schon da. Sie stehen auf einem Servierwagen, neben dem Esstisch. Ich helfe dem Dienstmädchen beim Servieren und stelle mich hinter die junge Herrin. Während des Essens entwickelt sich eine leichte Konversation zwischen den Herrschaften. Zum Ende hin spricht der Herr die Musikinstrumente an, die ich heute Nachmittag ausgeliehen habe. Er möchte etwas Leichtes von uns hören. Ich verbeuge mich tief und frage, ob es mir gestattet ist, dafür zur Kabine des Fräuleins zu gehen. Der Herr nickt und ich verlasse die Gesellschaft, um wenig später mit der Schatulle und dem Instrumentenkoffer zurückzukehren.

Wir setzen uns etwas ab vom Tisch und zeigen, was wir heute Nachmittag geübt haben. Dafür erhalten wir Höflichkeitsapplaus. In der Zwischenzeit hat das Dienstmädchen den Esstisch abgeräumt und die Sachen zur Küche zurückgebracht. Nachdem der Kapitän sich erhebt und uns unter Entschuldigung verlässt, lege ich die Instrumente sorgfältig in deren Behälter zurück und übergebe sie dem Dienstmädchen. Danach gehen auch wir zur Kabine der jungen Herrin zurück. Sie schickt mich weiter, damit ich ebenfalls mein Essen und meine Pause bekomme. Ich suche daher nun den Speiseraum des Dienstpersonals auf.

*
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Sa März 06, 2021 10:26 am

Am nächsten Morgen sind wir zum Frühstück wieder bei dem Herrn in der Eignerwohnung. Er eröffnet uns, dass wir heute kurz nach Mittag bei einer Insel anlegen wollen. Dort würden wir der ehrenwerten Schwester der jungen Herrin und ihrem Mann einen Besuch abstatten und mindestens einen Tag bleiben.

Am Vormittag suche ich also mit der jungen Herrin ein Outfit heraus, schminke sie dezent und stecke ihre Haare hoch. Um die Zeit zum Mittagessen zu überbrücken, lese ich ihr noch einmal aus einem ihrer Bücher vor. Die junge Herrin nimmt ihr Essen wieder ihrer Kabine ein.

Als ich aus meiner Pause komme, sehe ich vorne eine helle Halbkugel auf dem Wasser, auf die die Yacht langsam zusteuert. Schnell laufe ich zur Kabine der jungen Herrin und berichte ihr von meiner Beobachtung. Gemeinsam gehen wir in den vorderen Salon, um von dort die Annäherung miterleben zu können.

Je näher wir kommen, desto besser ist zu erkennen, dass es sich um eine künstliche Insel handelt. Vor vielen Jahren hat die Amatsuka Werft Corporation diese Insel hergestellt. Danach ist sie hierher geschleppt worden und ein Geschäftsfreund des Herrn hat sie mit der Belegschaft seiner Firma bevölkert, um sie einem Praxistest zu unterziehen. Die Halbkugel strahlt weiß, das von vielen grünen Bändern unterbrochen ist. Baumkronen streben oben aus ihr heraus. Die Yacht macht seitlich neben einer halbrunden Öffnung fest. Unsere Seeleute laufen geschäftig hin und her. Der Herr kommt und fragt nach unseren Koffern.

Ich laufe also zur Kabine der jungen Herrin und hole die am Vormittag gepackten Koffer. Anschließend führt uns der Herr zum Fallreep, der steilen Treppe, die an der Außenwand an einem Kran hängt. Unten dümpelt ein Motorboot. Zwei Seeleute tragen uns die Koffer die steile Treppe hinab. Einer der Beiden spricht die junge Herrin davor an:

„Watashi wa anata no sutsukesu o hakobu jiyu o totte imasu -Meine Wenigkeit erlaubt sich, Ihnen den Koffer zu tragen-!“

Unten steigen wir in das Motorboot ein und einer der Seeleute steuert das Boot in eine halbrunde überdachte Öffnung hinein und dort an einen Steg heran.

Wir werden von Tanaka-San und der älteren Schwester der jungen Herrin erwartet. Die Herrschaften begrüßen sich herzlich. Danach fahren wir in einem Express-Aufzug eine große Anzahl Stockwerke hoch. Schließlich geht es noch einen Gang entlang. Die Herrschaft bekommt eine Wohnung zugewiesen, die derjenigen in der Yacht nicht nachsteht. Ich beziehe mit der jungen Herrin ein kleines Appartement daneben.

Danach werden wir zu einer Glastür geführt, über die wir einen Zen-Garten betreten. Bedächtig geht es weiter zu einer mit Bambus belegten Terrasse, auf der drei Tische hufeisenförmig angeordnet stehen. Hinter dem mittleren Tisch stehen zwei Sessel. Ein älterer Mann begrüßt die Herrschaft herzlich. Ich höre, dass er Tanaka-Sama ist und ihm diese Insel gehört. Er bietet Amatsuka-Sama den Platz auf einem der beiden Sessel an. Dann setzt sich Tanaka-Sama auf den Zweiten daneben. Die ältere Herrin Amatsuka-Sama setzt sich auf einen Stuhl neben den älteren Herrn und die junge Herrin wird auf einen weiteren Stuhl daneben platziert. Ich stelle mich hinter die junge Herrin und schaue zu, was weiter passiert.

Andere Herren kommen hinzu und füllen die Plätze außen und innen am Hufeisen. Vereinzelt setzen sich Frauen im Kimono neben die Herren. Die meisten Frauen haben jedoch Meido-Gewänder an, die ich bisher in Animes gesehen habe. Die Herren tragen traditionelle Kleidung, die man heute zumeist an Bräutigamen sieht: Eine faltenreiche weite Hose, ein Hemd darüber und eine Jacke, die fast bis zum Knie reicht. Die Frauen in den Meido-Gewändern haben in der Nähe einen traditionellen niedrigen Tisch, an dem sie später im Seiza niederknien zum Essen. Jetzt servieren sie erst einmal den Herren und wenigen Damen das Essen.

Als die ‚Meido‘ sich zum Essen niederlassen, wendet sich Amatsuka-Sama zu mir um und meint:
„Momoi-chan, geh und setz dich an den Nebentisch. Du darfst ebenfalls speisen!“

Ich gehe also zu den Meido, die mir bereitwillig Platz machen und mir eine Schale füllen. Ob solcher Dienstbarkeit bin ich verblüfft und lasse es geschehen. Ich bedanke mich, indem ich mich lächelnd verbeuge und mich bedanke:

„Arigato gozaimaso -Vielen Dank-.“

So gut habe ich schon lange nicht mehr gegessen! Wir essen das Gleiche, was vorher den Herrschaften serviert worden ist.

Nach dem Essen räumen die Meidos die Tische ab und servieren Tee, nachdem zwei Meidos im Inneren des Hufeisens eine Teezeremonie -Sado- vorgeführt haben. In der Zwischenzeit ist es dunkel geworden und wir gehen zu Bett.

Am nächsten Morgen werden wir durch Klopfen geweckt. Ich springe auf und schaue, wer so früh etwas von uns will. Eine junge Meido steht draußen und sagt zu mir:

„Tanaka-San würde sich freuen mit Amatsuka-San und ihrer Zofe frühstücken zu können. Ich soll die Herrin führen.“

Ich bitte sie höflich, einzutreten und ein paar Minuten zu warten. Dann gebe ich die Information an die junge Herrin weiter. Sie kleidet sich schnell an und geht ins Bad. Dort ruft sie kurz darauf nach mir und ich schminke die Herrin dezent und kämme ihr die Haare. Danach lassen wir uns von der Meido -Magd- führen. Die junge Herrin trägt einen knielangen Rock in umbra und darüber ein Oberteil mit Wasserfallkragen in Lichtblau. Ich selbst trage meine Dienstbotenuniform aus dem Hause Amatsuka. Es ist ein dunkelblaues knöchellanges Kleid mit weißer Paspelierung und eine weiße Schürze mit Brustteil und Rüschenbesatz.

Wenige Minuten geht es durch die Gänge und auf eine andere Ebene, dann klopft die Meido an eine Tür. Tanaka Moe, die ältere Schwester der jungen Herrin öffnet lächelnd und sagt zu unserer Führerin:

„Du kannst wieder an deine Arbeit gehen, Aimi-chan. Vielen Dank für deine Hilfe!“

Die Magd lächelt und verbeugt sich, bevor sie sich wegdreht und meinem Blick entschwindet. Tanaka-San hat derweil die Tür weit geöffnet und bittet uns lächelnd mit einer leichten Verbeugung und einer Handbewegung einzutreten. Die junge Herrin geht vor und sagt:

„O-jama shimasu -Ich störe jetzt!“ und schlüpft aus ihren Schuhen.

Tanaka-San schließt die Tür und gibt damit ein Schuhregal frei. Die Herrin stellt ihre Schuhe mit den Spitzen zur Tür auf das unterste Regalbrett und schlüpft in ein Paar Pantoffeln. Die Gastgeberin trägt ebenfalls Hausschuhe. Auch ich wechsele nun meine Fußbedeckung.

Anschließend führt Tanaka-San uns durch den Flur in den Living-Room und durch eine Tür hinaus auf die Terrasse. Dort ist die Frühstückstafel schon eingedeckt. Der Hausherr sitzt in bequemer Kleidung im traditionellen Stil auf einem Hocker am Tisch. Bei unserem Nähertreten kommt er aus dem Schneidersitz hoch und verbeugt sich lächelnd.

„Ohayo gozaimasu -Guten Morgen-, verehrte Amatsuka Kameko,“ sagt er und weist auf den Hocker an seiner Seite.

Die Herrin lächelt und lässt sich an der rechten Seite des Gastgebers nieder, während ich ihr folge und mich stehend hinter sie platziere. Die Gastgeberin, in einem dunklen Kimono, übersät mit vielen rosa Kirschblüten und einem breiten rosa Obi -Gürtelband-, geht nun auf der anderen Seite des Gastgebers in den Seiza -Kniesitz- und schaut lächelnd zu mir auf.

„Anata no namae wa nanidesu ka-Wie heißt du -?“ fragt sie mich.
Ich verbeuge mich tief und antworte:

„Dozo yoroshiku onegaishimasu. Youki Momoi to moshimasu. Ich bitte um Ihre Freundlichkeit. Mein Name ist Youki Momoi.“

„Kochira koso yoroshiku onegaishimasu. Anata no aijin no tonari ni suwatte, kudasai! -Ganz meinerseits. Setz dich neben deine Herrin, bitte!“ fordert sie mich nun auf.
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1So März 07, 2021 9:21 am

Ich mache große Augen und streife den Gastgeber mit einem Blick. Doch dieser macht ein unbeteiligtes Gesicht. Meine Gesprächspartnerin nickt mir aufmunternd zu, da ich zögere. Die junge Herrin zeigt nun auf den Platz neben sich. Also raffe ich mein Kleid ein wenig und gehe nun ebenfalls in den Seiza, um mich gleich darauf neben dem Tisch in Richtung der Gastgeberin zu verbeugen bis meine Stirn fast den Boden berührt.

Sie lächelt mich an und sagt:
„Komm hoch, Momoi-chan, und achte genau darauf, was ich jetzt mache!“

Ich setze mich wieder aufrecht und folge mit den Augen jeder ihrer Bewegungen.
Tanaka-San nimmt nun eine der vier übereinanderstehenden Schalen und füllt sie mit einem Porzellan-Löffel aus der Schüssel mit Reis. Dann nimmt sie ein Ei aus der Schüssel daneben, schlägt es auf und lässt den Inhalt über den Reis laufen. Sie gibt die Schüssel an den Hausherrn weiter, der sie an die junge Herrin weiterreicht.

Inzwischen ist sie schon mit der nächsten Schüssel beschäftigt, die der Herr nun über den Tisch an mich weiterreicht. Ich nehme sie ihm aus der Hand und verbeuge mich mit einem: „Domo arigato! -Vielen Dank!“

Die Hausherrin füllt gerade eine dritte Schale und übergibt auch sie dem Herrn. Dieser stellt die Schale nun vor die Ushiro kara yuga –‚Gnädige von hinten‘ (Hausfrau)-. Erst die vierte Schale behält er bei sich. Das Gleiche geschieht nun mit einer kleineren Schale, in die die Gastgeberin eingelegtes Gemüse aus Gurken, Auberginen, Pflaumen und Rettich gibt.

Zum Schluss füllt sie grünen Tee aus einer Kanne in Teeschalen, die den gleichen Weg um den Tisch gehen. Nun hebt der Hausherr Tanaka-San seine Teeschale, tunkt zwei Fingerspitzen in den Tee und lässt den Tee auf einen Stein in der Tischplatte tropfen. Dazu sagt er:

„Fumetsu no shizen, watashitachi no gesuto ni shiawasena mirai o ataeru! -Unsterbliche Natur, schenke unseren Gästen eine glückliche Zukunft!-“

Anschließend schaut er in die Runde und sagt:
„Itadakimasu! -Guten Appetit!-“

Wir nehmen unsere Hashi -Stäbchen- aus einer länglichen Schale in der Mitte des Tisches, wo auch verschiedene Fläschchen mit Gewürzen in einem Ständer stehen, und beginnen mit dem Frühstück. Für mich ist es ungewohnt, gemeinsam mit der Herrschaft essen zu dürfen. Mittendrin äußert sich die junge Herrin neben mir.

„Oishii -Lecker-!“ sagt sie lächelnd.

Ich nicke auffällig dazu.

Der Hausherr sagt beiläufig:

„Ehrenwerte Amatsuka-San, Ihre verehrten Oya-San -Eltern- haben uns in aller Frühe schon verlassen, um ihre Kreuzfahrt fortzusetzen. Sie haben entschieden, dass der kleinen Schwester meiner lieben Tsuma -Ehefrau- eine Auszeit in traditioneller Umgebung guttun würde. Wir werden heute Vormittag einen Rundgang über die Insel unternehmen und euch einige Highlights zeigen. Das Mittagessen werden wir in einem Baraetishiata einnehmen und dabei einer Vorstellung beiwohnen.“

Die junge Herrin schaut ihre ältere Schwester an und nickt dann mit dem Kopf.

„Ich bin bereit,“ sagt sie.

Nach dem Frühstück helfe ich der Hausherrin beim Aufheben der Frühstückstafel und Einräumen des Geschirrs in die Spülmaschine. Ich sehe, dass die Gastgeberin die Speisereste in Kunststoffbehälter gibt und in den Kühlschrank stellt. Da ich nicht unhöflich sein will, frage ich nicht, warum hier einiges ganz anders gehandhabt wird, als im Haushalt der Herrschaft an Land.

Danach begleite ich die junge Herrin bei der Sightseeing-Tour. Tanaka-San führt uns von der ‚Blauen Grotte‘ auf der untersten Ebene über die Agrikulturen und Parks. Er zeigt uns auch verschiedene Sportclubs. Gegen Mittag führt er uns in das angekündigte Baraetishiata -Varieté-Theater-. Er schiebt zwei Tische aneinander, so dass wir zur Viert nebeneinander Platz finden. Dort setzt er sich außen hin und seine Tsuma -Ehefrau- platziert er an seiner rechten Seite. Die junge Herrin setzt sich dann an die Seite ihrer älteren Schwester und schließlich darf auch ich wieder neben meiner Herrin Platz nehmen.

Die junge Frau in der Meido-Kleidung, die uns am Eingang willkommen geheißen hat, kommt nun, um die Bestellung aufzunehmen. Der Herr bestellt, nachdem er die junge Herrin gefragt hat, viermal das gleiche Menü aus der Karte.

Wenige Minuten danach ertönt ein Gong und vor uns wird ein Vorhang geöffnet. Zwei Schülerinnen und zwei Schüler in Schuluniformen werden gezeigt, wie sie einander Respekt zollen, die jüngeren die älteren Schüler grüßen; der ‚normale Alltag‘ also. Eine Schülerin betritt eine zu den Zuschauern offene Wohnung, wo sie der Mutter zur Hand geht und ihr von ihren Gefühlen zu einem jungen Mann erzählt.

Plötzlich drängen auf der anderen Seite der Bühne die drei Jugendlichen in moderner westlicher Kleidung auf die Bühne. Sie kommen wohl von einer Party und sind in entsprechend aufgekratzter Stimmung. Die Jungen greifen dem Mädchen an den Hintern und lassen anzügliche Macho-Sprüche los. Auf der anderen Seite der Bühne verlässt das Mädchen die elterliche Wohnung mit einer Einkaufstüte in der Hand. Sie sieht die Gruppe und tut zuerst erschrocken und verängstigt.

Dann aber verändert sich ihre Miene in Ärger. Sie hat einen der beiden Schüler erkannt und es entwickelt sich ein Streitgespräch mit viel Mimik, in dessen Verlauf man mitbekommt, dass die beiden wohl befreundet sind. Das Mädchen ist nicht mit dem Verhalten ihres Freundes einverstanden. Der Streit eskaliert immer mehr. Der junge Mann zeigt sich als großer Macho, um sich gegenüber seinem Freund zu profilieren, während die junge Frau immer mehr in die Defensive gedrängt wird. Schließlich gehen die Streithähne zu den gegenüberliegenden Seiten von der Bühne.

Kurz darauf kommt die Schülerin mit einer gefüllten Einkaufstüte wieder auf die Bühne, betritt die elterliche Wohnung und klagt ihrer Mutter ihr Leid. Sie versucht ihre Tochter zu trösten. Der junge Mann sei es nicht wert, weiterhin ihr Freund zu sein. Sie antwortet darauf: Kein Mann sei es fortan wert, ihr Freund zu sein. Sie schluchzt und damit fällt erstmal der Vorhang wieder.

Als der Vorhang kurz darauf wieder aufgezogen wird, sitzen vier junge Männer vor einem älteren Mann, der ihnen die Tugenden der Samurai erklärt. Außerdem sollen sie mit Pfeil und Bogen auf geflochtene Zielscheiben im Hintergrund der Bühne zielen. Er erklärt ihnen, dass sie mittels Meditation zum Pfeil werden sollen, um auf diese Weise ihre Treffsicherheit zu vergrößern. Auch bringt er ihnen Ju-Jutsu bei und macht mit ihnen Fechtübungen mit dem Shinai, einem hölzernen Übungsschwert. Immer wieder müssen die jungen Männer zwischendurch die Tugenden der Samurai wiederholen.

Wieder platzen die Schüler angetrunken auf die Bühne. Von der anderen Bühnenseite kommt die Schülerin hinzu, die erschrickt und in Abwehrhaltung geht. Die Schüler lassen von der Schülerin in ihrer Begleitung ab und wollen sich über die am Boden kauernde junge Frau hermachen, angestachelt von dem jungen Mann, mit dem sie vorhin diesen Disput gehabt hat.

Der ältere Mann schaut einen seiner Schüler an und fragt laut:

„Darf ein Shinshi -Gentleman- dem zuschauen und ruhig seiner Wege gehen?“

Der angesprochene Schüler läuft zwei Schritte auf die jungen Männer zu und überwältigt sie mittels einer kurzen Vorführung von Ju-Jutsu. Sie schleichen geschlagen von der Bühne. Wieder geht der Vorhang für einen Moment zu.
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Mo März 08, 2021 10:16 am

Als der Vorhang wieder zur Seite fährt, kann man die junge Frau sehen, wie sie von einer älteren Frau im Kimono in haushaltsnahen Tätigkeiten unterwiesen wird. Dann bringt die ältere Frau ein Instrument und lehrt sie darauf zu spielen. Anschließend lehrt sie ihr das Tanzen, um ihren späteren Mann zu erfreuen, wie sie sagt. Sie soll auch in einem Gedichtband lesen. Schließlich erhält auch sie Unterweisung in Ju-Jutsu. Die ältere Frau erklärt das so, dass die Yamato Nadeshiko ihrem späteren Mann Hausfrau, Geisha und Samurai in einer Person sein soll. Bald darauf wird der Vorhang noch einmal zugezogen.

Nach dem nächsten Aufzug sieht man den jungen Mann, der die junge Frau vorhin verteidigt hat, und die junge Frau gemeinsam an einem Fluss sitzen (jedenfalls hört man Wasser als Hintergrundgeräusch und das Bühnenbild zeigt einen Fluss mit einer Brücke). Sie spielen gedankenverloren mit Steinen, als er zu ihr sagt:

„Dakishimetai -Ich möchte dich halten-.“

Worauf sie antwortet:
„Ga inai to samishi -Ich fühle mich so einsam ohne dich-!“

Infolge wird gezeigt, wie er zu ihren Eltern geht. Was dort besprochen wird, geht aber in der aufbrandenden Musik unter. Zum Schluss wird sie in Mägdekleidung gezeigt, wie sie ihn bedient. Er trägt jetzt traditionelle Kleidung. Beide sind in ihrem Outfit nun nicht von den Bewohnern dieser Insel zu unterscheiden.

Das Essen hat aus vielen kleinen Gängen bestanden, die über die Dauer der Vorstellung verteilt wurden. Nun klatschen die Zuschauer und anschließend verlassen immer mehr Leute die Zuschauerränge. Auch Tanaka-San erhebt sich. Er wartet, bis auch wir aufgestanden sind. Auf meiner Armbanduhr sind drei Stunden vergangen.

Wir verlassen das Baraetishiata -Varieté-Theater- und schlendern langsam durch die Gänge. Man kann sehen, wie es hinter der Stirn der jungen Herrin arbeitet. Niemand von uns unterbricht die Stille.

An der Wegscheide fragt Tanaka-San nur:
„Sollen wir gemeinsam zu unserer Wohnung gehen und bis zum Abendessen ein Gesellschaftsspiel machen? Oder brauchen Sie nach der Vorstellung etwas Ruhe, Amatsuka-San? In dem Fall wollen wir Sie und ihre Zofe zu ihrem Appartement bringen!“

„Hai, sumimasen -Ja, bitte-! Ich möchte mich etwas ausruhen. Zum Abendessen können Sie ja nach uns schicken lassen,“ antwortet sie leise und nachdenklich.

Infolge bringen uns Tanaka-San und seine Frau zu unserem Appartement zurück. Dort verabschieden sie sich von uns und wir betreten unseren Raum. Die junge Herrin steuert sofort die Wohnlandschaft an und legt sich auf die Couch. Ihr Blick, an die Decke gerichtet, geht in weite Ferne. Ich gehe am Couchtisch in den Seiza und warte ab.

Nach einer ganzen Weile wendet sie den Kopf und schaut mich an.

„Was sagst du zu dem Theaterstück?“ fragt sie.

„Aus Frauensicht ist es ein Appell an die Männer, weniger dumme Machos zu sein, sondern ihre angestammte Rolle wahrzunehmen, vor allem aber, sie ernst zu nehmen!“ meine ich.

„Aber wo findet man solch eine seltene Spezies Männer, Momoi-chan?“

„Überall im Alltag, Herrin!“ bin ich überzeugt. „Nehmen Sie ihr Studium des Unternehmens-Managements in Angriff! Nehmen Sie die männlichen Mitstudenten nicht zu ernst. Prüfen Sie sie! Lassen Sie Kandidaten, die durchfallen, wie eine überreife Frucht fallen und warten Sie auf den nächsten Kandidaten zum Prüfen.“

„Wie soll ich den Prinzen aus all den Machos herausfiltern?“ fragt sie nun.

Sie hat sich zu mir gedreht und stützt sich auf einen Ellbogen auf.

„Es sollte jemand sein, der Sie respekt- und ehrenvoll behandelt. Er darf Sie nicht, wie in dem Theaterstück gut herausgestellt wurde, objektifizieren! Sie dürfen sich nicht zum Gegenstand der Lusterfüllung herabgewürdigt fühlen, den man nach Belieben benutzt und dann abserviert.“

„Aber mein Mitschüler ist damals ja gar nicht so weit gegangen…“

„Der hatte dann Angst vor der Verantwortung, die in Zukunft auf ihn zukäme, wenn er sich mit Ihnen anfreundet. Das ist eine der Untugenden aus dem alten Kodex der Samurai. Solche Leute disqualifizieren sich selbst, Herrin!“

„Männer können sich aber auch einschmeicheln und wenn ich mich verliebt habe, mich fallen lassen…“

„Wenn Sie ‚verliebt sein‘ nicht mit ‚Sex haben‘ gleichsetzen, sondern den Mann vertrösten, bis Sie in die entsprechende Position im Unternehmen ihres ehrenwerten Otou-San -Vaters- gelangt sind und heiraten werden, teilt sich alsbald der Spreu vom Weizen.
Wer behauptet, Frauen hätten sich allein aufgrund ihres Geschlechts den Männern unterzuordnen, ist nichts weiter als ein dummer Macho. Würde man eine beliebige Gruppe von Männern unter Wahrheitsdrogen setzen und sie fragen, ob es ihnen gefallen würde, eine gehorsame, dienende Frau zu haben, dann wären die Antworten weitaus überwiegend wohl sehr ähnlich. Wenn Sie sich diese Männer dann näher betrachten, gibt es nur eine Konsequenz:
Ganz schnell, ganz weit weglaufen! Warum? Weil die Verantwortung, die einem Mann bei einer Yamato Nadeshiko zuwächst, etwas ist, was nur eine winzige Minderheit von Männern bewältigen kann.
Diese winzige Minderheit müssen Sie gezielt suchen! Dabei hilft Ihnen die Kenntnis der Tugenden der Samurai, verehrte Herrin. Sie können die Richtschnur sein, nach der sich ein Mann beweisen muss, der Ihrer würdig ist.“

„Du meinst…?“ fragt sie nachdenklich.

„Demo hai -Aber ja-!“ bin ich überzeugt. „Entweder trifft die Frau auf einen ganz und gar verhaltensgestörten, total unsicheren, ungewaschenen und stinkenden Widerling - dann heißt es, schnell weglaufen - oder sie trifft irgendwann auf den Märchenprinzen mit angenehmen Manieren. Davon bin ich überzeugt!“

„Also lag das damals nicht an mir?“

Ich wedele mit der erhobenen Hand.
„Zettai ni arimasen -ganz sicher nicht-, Herrin!“

„Weißt du, es ist wunderbar, mit dir solch tiefgreifende Gespräche zu führen, Momoi-chan. Versprichst du mir, dass du mich niemals betrügst?“

„Yakusoku shimasu -Ich verspreche es-!“

*

Wir verbringen noch wunderbare zwei Wochen auf der Bunrei no Shima bei meiner lieben Schwester Moe-chan und meinem Schwager Tanaka-San. Ich spreche das Thema auch mit meiner älteren Schwester durch und frage nach der Bedeutung des Rituals beim Austeilen des Essens.

Sie erklärt, dass die Nadeshiko dem Herrn, der diese Bezeichnung wirklich verdient, gerne dient und sich um sein Wohl sorgt. Gleichzeitig kümmert sich ein verantwortungsbewusster Herr um das Wohl seiner Nadeshiko. Das äußert sich für Außenstehende am deutlichsten darin, dass sie ihn bedient, er aber sie sich selbst vorzieht. Er kommt erst nach ihr dran, in seinem Weltverständnis.

*
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Di März 09, 2021 10:11 am

Wieder holen uns der ältere Herr und die Ushiro kara yuga –‚Gnädige von hinten‘ (Herrin) mit der großen Yacht ab und erreichen erst am darauffolgenden Tag Maizuru.

Die junge Herrin tritt viel selbstbewusster auf. Das Haus Amatsuka freut sich, dass sie ihre Depression überwunden hat. Sie schreibt sich zum Beginn des nächsten Semesters an der renommierten Women‘s University in Kyoto ein. Dazu beziehen wir dann ein Zwei-Zimmer-Appartement in der alten Kaiserstadt in der Nähe der Universität und ich schlafe wieder wie gewohnt im dortigen Wandschrank, in unmittelbarer Nähe der Herrin.

Ein Jahr vor Ende des Studiums bringt sie einen Mann im Alter von Tanaka-San herein, der sie nachhause begleitet hat. Er hat wirklich vorzügliche Umgangsformen! Sie bietet ihm an, noch zum Tee zu bleiben. Ich bereite in der Küche eine Kanne Tee zu und bringe den Tee mit einer Schale süßem Gebäck an den Tisch. Der Mann bleibt eine Stunde, in der sich die Gespräche um ihrer beiden Studieninhalte drehen.

Zum Abschied neigt er leicht seinen Kopf und sagt danach zu der jungen Herrin:
„Mata aimasho? -Werden wir uns wiedersehen?“

Sie antwortet ihm mit einer Verbeugung und sagt:
„Kyo wa jinsei de ichiban tanoshikatta -Heute hatte ich den schönsten Tag meines Lebens-.“

Dann meint er höflich:
„O-jama shimashita -Ich habe gestört-.“

Anschließend verlässt er uns.

Kaum ist er draußen, kommt die Herrin zu mir und fragt mich:
„Was hältst du von ihm?“

Ich schaue sie an und entgegne ihr:
„Leider kann ich das aus der kurzen Begegnung nicht ableiten, Herrin. Sie wissen, dass eine Prüfung umfangreich sein muss und Zeit braucht, damit es keine Eintagsfliege wird.“

„Ja, leider,“ antwortet sie mir.

Ich gehe vor der Herrin auf die Knie, senke den Blick und sage:
„Ich bitte Sie, sich nicht von Gefühlen leiten zu lassen und den gleichen Fehler zu machen, wie vor Jahren, bevor ich zu Ihnen kam.“

„Meine Momoi-chan!“ sagt sie seufzend. „Was täte ich nur ohne dich!“

Sie hat danach noch zwei Bekanntschaften. Wochen danach berichtet sie mir von einem jungen Mann, der die Charaktereigenschaften der alten Samurai verinnerlicht zu haben scheint. Er ist altmodisch charmant und respektvoll, behandelt sie wie eine Königin.

„Nun müssen Sie nur noch herausfinden, ob er gewillt ist Verantwortung zu übernehmen,“ schlage ich der Herrin vor.

„Wie mache ich das möglichst unauffällig, Momoi-chan?“

„Versuchen Sie, ihn darum zu bitten, etwas für Sie zu tun. Möglichst bei ganz banalen Angelegenheiten, die für Sie eigentlich selbstverständlich sind und Sie werden sehen, wie er reagiert. Lassen Sie ihn Verantwortung für Sie übernehmen, wo Sie im Ernstfall noch selbst das Handeln übernehmen würden. Wenn Sie ihn machen lassen können und er es gern macht, dann haben Sie den gesuchten Herzens-Prinzen entdeckt.“

„Und dann?“

„Tja. Dann haben wir da einen verantwortungsvollen Mann, der kein elender Macho ist und eine Yamato Nadeshiko, die sich ineinander verlieben. Deren Beziehung vergleichbar ist wie die Ihrer ehrenwerten Schwester zu ihrem Mann,“ antworte ich und zwinkere ihr zu.

„Momoi-chan, du bist wirklich romantisch.“

Wir lachen einander an. Gesellschaftlich passen beide jedenfalls gut zueinander. Der junge Mann ist zweiter Sohn eines Geschäftsmannes. Sein älterer Bruder wird die Firma seines Vaters übernehmen. Wenn Amatsuka-Sama, der ehrenwerte Otou-San -Vater- der jungen Herrin seinen Segen gibt, kann bald die Verlobung gefeiert werden.

*

Wie in allen Semesterferien verbringen wir auch die aktuellen Ferien in der elterlichen Villa in Maizuru. Die junge Herrin hat ihre Oha-San -Mutter- darüber informiert, dass sie seit kurzem einen Tomo -Freund- hat, mit dem sie sich gut versteht. Natürlich will die Herrin alles über den jungen Mann erfahren. Die junge Herrin erzählt ihr von ihm und sagt, dass der junge Mann am kommenden Sonntag erscheinen will, um sich den ehrenwerten Eltern vorzustellen.

Die junge Herrin ist seit dem Frühstück ‚völlig aus dem Häuschen‘. Ich versuche sie als gute Gesellschafterin abzulenken, aber es will mir nicht recht gelingen. Also schlage ich ihr nach dem Mittagessen eine umfangreiche Wellness-Behandlung vor.

„Takahashi-San kommt doch heute?“ fragt sie.

„Ich bin mir sicher!“ antworte ich ihr. „Der ehrenwerte Takahashi-San ist ein Mann, der zu seinem Wort steht.“

Dabei nicke ich ihr lächelnd zu und krempele die Ärmel meines Zofengewandes hoch.

Nach meiner Antwort wird sie ein wenig ruhiger. Sie deckt sich wohl auch mit ihrem eigenen Eindruck.
Ich lasse ihr ein Bad ein und verrühre wohlriechendes Öl im warmen Wasser. Danach steigt sie in die freistehende Wanne. Ich habe ein fahrbares Regal herangerollt. Auf der obersten Ablage in Tischhöhe stehen Fläschchen mit den verschiedensten Essenzen und ein Naturschwamm. Darunter liegen flauschige Tücher.

Zuerst wasche ich ihr die Haare. Danach durchfeuchte ich den Schwamm und trage ein Körperöl auf, dass ich nun in Hals, Nacken und Dekolleté einmassiere, während die Herrin sich mit einem Waschhandschuh um ihre intimeren Körperregionen kümmert.

Während meiner Arbeit, die ich in der blauen Grotte auf der Bunrei no Shima gelernt habe, als die junge Herrin mit mir dort Urlaub gemacht hat, als Gast ihrer Aneko -älteren Schwester- Amatsuka Moe, schießen mir Gedanken durch den Kopf:

‚Was ich bisher auch gewaschen und hergerichtet habe, nichts ist jemals so schön gewesen! Der Mann, dem die junge Herrin einmal als Tsuma -Ehefrau- dient, kann sich glücklich schätzen!‘

Nach dem Bad führe ich eine Maniküre und Pediküre durch. Schließlich stecke ich ihr Haar hoch und schminke sie zurückhaltend. Dann lege ich ihr ein Kleid mit tiefem Rückenausschnitt heraus und helfe ihr hinein.

„Sie haben wirklich Glück mit ihm, Herrin!“ sage ich. „Der Mann liebt Sie und wird auch in der Lage sein, sie zu beschützen. So etwas ist selten!“

Der junge Mann muss inzwischen bestimmt schon eine Stunde bei den ehrenwerten Herrschaften ausharren. Wir wollen ihn nicht länger warten lassen.

Nun gehen wir von ihrem Zimmer zum kleinen Salon. Ich folge der jungen Herrin mit einem Schritt Abstand. Mein Blick ruht dabei auf ihrem freien Rücken. Vor der Tür zum kleinen Salon überhole ich die junge Herrin mit schnellen Schritten und öffne beidhändig die beiden Flügel der Zimmertür. Dann gebe ich der jungen Herrin schnell den Weg frei, indem ich einen Türflügel loslasse und mich neben dem anderen aufstelle und verbeuge. Die Herrin betritt den Raum an mir vorbei.

In dem Moment höre ich einen Stuhl umkippen. Unwillkürlich schaue ich nach dem Geräusch. Die ehrenwerten Herrschaften sitzen an einem Cocktailtisch und schauen der jungen Herrin entgegen, wie sie den Raum betritt. Der junge Mann, der den Eltern seiner Braut seine Aufwartung macht, ist aufgesprungen. Dabei ist der Stuhl umgekippt, nach dem sich nun ein Dienstmädchen bückt.

Der junge Herr macht große Augen, sein Mund steht offen. Einen Moment braucht es, bevor er sich vor der Eintretenden verbeugt. Die junge Herrin ist schon bei ihm angekommen, als er sich endlich gefangen hat. Er begrüßt sie zuvorkommend und schiebt einen freien Stuhl heran, damit sie sich setzen kann, bevor auch er sich wieder setzt.
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Mi März 10, 2021 10:50 am

Die Gespräche mit den Eltern seiner Braut scheinen inzwischen zu einem guten Ende gekommen zu sein. Es werden nur noch Komplimente ausgetauscht. Nach einigen Minuten erheben sich die Herrschaften. Der ältere Herr hat dem jungen Paar vorgeschlagen, einen gemeinsamen Spaziergang unten im Park zu wagen. Also schreiten die Beiden die Treppe zum Park hinunter und schlendern durch den Park der Villa. Höflicherweise bleibe ich am Portal zurück. Die Herrin soll sich wirklich unter vier Augen mit ihrem zukünftigen Bräutigam unterhalten können.

*

Nachdem die junge Herrin ihr Studium beendet hat, bekommt sie von ihrem ehrenwerten Otou-San -Vater- ein Büro in der Verwaltung der Werft. Sie soll dort seine ‚rechte Hand‘ sein und in alle Abläufe eingebunden werden.

Wenige Wochen später fährt das Brautpaar mit Eltern und Schwiegereltern nach Kyoto und dort zum Heian Jingu Schrein, dem größten Schrein in Kyoto, um eine traditionelle Shinto kekkonshiki -Shinto-Hochzeit- zu feiern. Vorher hat das Brautpaar eine amtliche Urkunde mit ihren persönlichen Siegeln versehen.

Bevor sie starten ist Amatsuka Kameko von den Dienstmädchen ihres ehrenwerten Otou-San -Vaters- gestylt worden: Ihre Haare wurden kunstvoll hochgesteckt, mit wertvollen Haarnadeln festgesteckt und ein mehrlagiger Hochzeits-Kimono der Familie wurde von fleißigen Händen umgearbeitet, damit er für meine Herrin passt. Den Abschluss bildet eine Haube über ihrem Haar. Der Hochzeitskimono ist von blütenweißer Farbe. Sie symbolisiert Reinheit und Harmonie – und die Bereitschaft der Braut, sich mit den Werten ihrer neuen Familie zu „färben“ (zu identifizieren). Der Bräutigam trägt eine dunkle knielange Jacke über einer grauen faltenreichen Hose.

Das Brautpaar durchschreitet das rote Torii und betritt nur in Begleitung der beiden Elternpaare den Schrein. Dort werden sie von einem Shinto-Priester in seiner typischen Tracht in Empfang genommen und vor den Shintai -Reliquie- des Schreins geführt. Dort ist der Sitz des Kamis, der im Schrein verehrt wird.

Der Priester führt nun eine rituelle Reinigung durch, dann folgt das Ehegelübde und die Opferung von Zweigen des Sakaki-Baumes. Anschließend trinkt die Hochzeitsgesellschaft aus Brautpaar und den beiden Elternpaaren gemeinsam aus drei Schalen vom Priester geweihten Sake. Damit sind die Brautleute miteinander verheiratet. Anschließend fahren Chauffeure sie wieder nach Maizuru zurück, wo Amatsuka-Sama ein Restaurant angemietet hat.

Bevor sie jedoch das Restaurant betreten, lassen sie eine professionelle Photo-Session über sich ergehen. Die Bilder sind auf besonderem Fotopapier gemacht und sollen angeblich hundert Jahre halten.

Im Restaurant werden sie auf einige ihrer Professoren und Kommilitonen treffen. Auch Verwandte und Freundinnen der Braut, sowie Freunde des Bräutigams sind eingeladen. Jeder Gast ist im Besitz einer entsprechend teuren Eintrittskarte für den Hochzeitsempfang. Sachgeschenke sind nicht üblich.

Bevor das Brautpaar das Restaurant nun betritt, hat die Braut Zeit sich umzuziehen. Zum folgenden Hochzeitsempfang im Restaurant trägt sie einen Hikifurisode in lebhaftem Kaminrot, übersät mit vielen Mustern. Ein bezahlter Moderator führt ab jetzt durch den anderthalbstündigen Hochzeitsempfang. Die Väter halten Reden, das Hochzeitsessen… alles ist minutiös getaktet!

Zur Sitzordnung kann man folgendes sagen: Neben den Brautleuten sitzen rechts und links deren Professoren, Kommilitonen und Freunde. Erst dann kommen die Verwandten. Schließlich die Familien und ganz hinten platzieren sich die Eltern.

Nachdem die Väter in ihren Reden die Vorzüge ihrer Kinder herausgestellt haben, ist es an den Brautleuten, ihnen darauf zu antworten. In emotionalen Reden danken sie ihren Eltern für die erfahrene Unterstützung während der vergangenen Jahre und sprechen dabei durchaus tränenrührende Momente an. Sie wollen so die Hochzeitsgesellschaft überzeugen, dass ihre Eltern die besten Eltern sind, die man sich vorstellen kann.

Die Professoren und Kommilitonen der Beiden geben anschließend einige Anekdoten zum Besten, um die Anwesenden aufzuheitern. Als Amatsuka Kamekos beste Freundin ihre Rede hält, hört man viele Papiertaschentücher rascheln. Das Brautpaar verteilt danach Geschenke an die Gäste, um sich zu bedanken, dass sie der Einladung gefolgt sind. Dabei handelt es sich um Süßigkeiten und Gedenkteller, hübsch und sorgfältig von mir und anderen Dienstmädchen verpackt.

Nachdem der Empfang vorüber ist, zieht sich das Brautpaar noch einmal um. Diese häufigen Outfitwechsel nennt der Japaner O-ironaoshi -Farbwechsel-. Nun tragen sie bequeme Kleidung und es geht zu einer anderen Location für die After-Party -Nijikai-, die nach Altersgruppen getrennt gefeiert wird. Hier gibt es wieder Essen. Hinzu kommen Spiele, Musik, Tanz und einige Drinks – das perfekte Umfeld für die Gäste, sich näher kennenzulernen.

Ist diese Party beendet, trifft sich das Brautpaar mit den Eltern und engsten Freunden zum zwanglosen Ausklang des Festes, zu der After-After-Party -Sanjikai-. Erst jetzt können sie ohne den Trubel, in Ruhe und in der Gesellschaft der besten Freunde essen, mit denen sie den ganzen Tag kaum ein persönliches Wort gewechselt haben.

Anschließend übernachtet das Brautpaar zum ersten Mal gemeinsam in einem Schlafzimmer. Es ist nicht das Schlafzimmer der jungen Herrin mit meinem Schrankbett in einem Nebenraum. In dieser Nacht kann ich nicht gut schlafen. Es fühlt sich so ungewohnt an.

Am Morgen darauf ist sie aber wieder bei mir. Verschlafen richte ich mich auf.

„Ich möchte zum Frühstück gut aussehen,“ sagt sie.

Also erhebe ich mich und mache sie für den Tag zurecht, wie so oft schon in den vergangenen Jahren. Das fühlt sich richtig gut an. Dann gehen wir in den Speiseraum. Amatsuka Kameko, die ja jetzt Takahashi Kameko heißt, setzt sich lächelnd neben ihren frisch angetrauten Ehemann, während ich mich wie früher hinter sie platziere, um sie bei Bedarf sofort zu bedienen oder eine andere nachgefragte Tätigkeit auszuüben.

In den folgenden Wochen wird Amatsuka-Samas Schwiegersohn in die Geschäftsführung und verschiedene Geschäftsprozesse eingeweiht. Dabei fragt der ältere Herr einmal die Beiden lächelnd:

„Habt ihr euch schon ein Ziel für eine Hochzeitsreise ausgesucht?“

„Hawaii ist von japanischen Hochzeitsreisenden überlaufen,“ resümiert Takahashi-San.

Die junge Herrin wirft nun ein:
„Wie wäre es mit einer mehrwöchigen Auszeit auf der Bunrei no Shima? Tanaka Moe und ihr ehrenwerter Ehemann würden sich sicher sehr freuen! Allerdings muss die Verwaltung der Werft eine solche Auszeit hergeben. Solange können wir aber sicher warten!“

Sie wirft Takahashi-San einen zärtlichen Blick zu, den dieser erwidert. Er neigt den Kopf. Auch Amatsuka-Sama, der Seniorchef, ist angetan von der Idee und meint:

„Nehmt keine Rücksicht auf betriebliche Prozesse! Ich bin ja auch noch da. Fahrt ruhig in ein paar Tagen schon los. Nehmt dafür zur Abwechslung ruhig einmal das Speedboot, das wir von Tanaka-San erhalten haben.“

*

Ein Mitarbeiter mit dem Sportbootführerschein See holt uns ab und führt uns zu der großen Slipanlage, wo große Schiffe zur Reparatur an Land gezogen werden können. An der Seite hat man knapp über der Wasserlinie einen Steg gebaut, der mit Ebbe und Flut bewegt werden kann, da er auf Rollen in Schienen läuft. Der Steg endet an einem flachen Ponton. An dessen Seite erkenne ich ein flaches Wasserfahrzeug.

Herr und Herrin gehen voran. Der Herr dirigiert den größeren Rollenkoffer der Herrin über den Steg. Ich folge mit einem Schritt Abstand. Auf halbem Weg nimmt mir der Mitarbeiter der Werft den Koffer des Herrn ab und hilft mir auf diese Weise das Gleichgewicht auf dem Steg zu halten. Mein eigener Koffer ist ganz leicht.

Beim Speedboot angekommen, öffnet er verschiedene Klappen hinter der Kabine und verstaut die Koffer darin. Anschließend schiebt er das Kabinendach auf und lässt die Passagiere platznehmen. Der Herr lässt es sich nicht nehmen, sich auf dem Copiloten-Sitz niederzulassen, so dass der Herrin und mir die Plätze dahinter übrigbleiben. Der Pilot weist uns nun in den Gebrauch des Kommunikationshelmes ein und zeigt uns, wie wir uns anschnallen sollen.
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Do März 11, 2021 11:05 am

Ein weiterer Mitarbeiter ist uns gefolgt und hilft nun bei den Startvorbereitungen. Er schließt gemeinsam mit dem Piloten das Glasdach der Kabine und wartet, bis der große Rotor im Heck läuft. Dann löst er die Taue und der Pilot gibt Gas. Er beschleunigt und nimmt Kurs auf den Pazifik hinaus. Als wir die Brandungswellen hinter uns gelassen haben, wird er noch einmal schneller und ich habe das Gefühl, dass wir aus dem Wasser gehoben sind. Der Pilot bestätigt eine entsprechende Anfrage des Herrn und erklärt, dass wir nun auf Tragflächen über der Wasseroberfläche ‚reiten‘.

Wir fahren auf diese Weise vier Stunden bis die weiß-grüne Halbkugel der Bunrei no Shima am Horizont erscheint und schnell größer wird. Diese Reise ist ganz anders, als die Fahrt mit der Yacht des Herrn früher, aber den Männern vor uns scheint es zu gefallen.

Der Pilot macht langsam und das Fahrzeug sinkt in den Ozean ein. Dabei steigt die Gischt anfangs rechts und links meterhoch auf. Er nimmt noch mehr Geschwindigkeit aus dem Boot und lässt es die letzten Meter auf eine halbrunde Öffnung zutreiben. Ich weiß noch, dass das Beiboot der Yacht uns damals dorthinein gefahren hat.

Der Herr betätigt das Funkgerät und spricht mit einer Stelle auf der Insel. Der Mann am anderen Ende erlaubt uns das Anlegen und sagt, dass er unser Eintreffen weitergeben will.

Kurz darauf erkennen wir einen winkenden Mann am Rand. Unser Pilot steuert auf ihn zu und macht noch einmal kurz ‚rückwärts‘, um den letzten Rest Fahrt aus dem Boot zu nehmen. Dann öffnen er und der Herr die Glasabdeckung der Kabine und helfen dem Mann draußen beim Festmachen.

Anschließend hilft der Herr der Herrin und mir beim Aussteigen. Zum Dank verbeuge ich mich tief. In der Zwischenzeit haben der Pilot und der Mann von der Insel zwei Klappen geöffnet und die Koffer aus dem Raum hinter der Kabine genommen.

In diesem Moment öffnet sich im Hintergrund eine Tür und Tanaka-San in Begleitung einer Meido treten näher. Schnell erkenne ich in der Frau, die angezogen ist wie eine Meido im Cosplay, die ehrenwerte Aneko -ältere Schwester- meiner Herrin. Während sie sich herzlich begrüßen, verbeuge ich mich tief.

Anschließend wendet sich Tanaka-San zum Gehen und fordert uns auf, ihm zu folgen. Er spricht kurz in seinen Kommunikator und kurz darauf gesellt sich ein weiterer Mann zu uns.

Der ältere Mann entsteigt einer Aufzugkabine, als wir die Aufzüge erreicht haben. Tanaka-San macht unseren Piloten mit dem Mann bekannt. Es ist Morishita-San, der Ingenieur der Insel. Während der Pilot sich ihm anschließt, bleiben wir in der Nähe von Tanaka-San und seiner Tsuma -Ehefrau- Tanaka Moe, in ihrem besonderen Outfit.

Die Herren haben beide den traditionellen Anzug an, mit der faltenreichen Hose und der langen Jacke. Die Herrin ist in einen farbenfrohen Kimono gekleidet und ich trage meine Uniform aus dunkelblauem knöchellangem Kleid und weißer Schürze.

Wir nutzen einen Express-Aufzug, der eine höhere Geschwindigkeit erreicht und einige Etagen auslässt. Sanft bremst er schon weit vor dem Ziel ab. Im 15. Stockwerk verlassen wir die Kabine und Tanaka-San führt uns nun einen Gang entlang bis er vor einer Tür anhält. Er hält eine Karte an das Türschloss, das nach einem ‚Klack‘ die Tür aufspringen lässt. Danach übergibt er die Karte an den Herrn und sagt:

„Das wäre Ihre Wohnung, verehrter Takahashi-San. Für die Zofe ihrer verehrten Frau hätte ich daneben ein kleines Appartement. Dort kann Takahashi Kameko sie jederzeit erreichen, wenn nötig.“

Der Herr bedankt sich und Tanaka Moe hilft beim Einrichten. Ich schaue zu Tanaka-San interessiert auf und er macht lächelnd eine Handbewegung, die mich auffordert mitzukommen. Nicht weit entfernt öffnet Tanaka-San auf die gleiche Weise eine andere Tür. Er lässt mich eintreten und sagt noch:

„In einer halben Stunde haben Tanaka-San und ich ein Mittagessen für die Gäste vorgesehen. Sie sind gleichfalls dazu eingeladen, Youki-San! Kennen Sie noch die Lage unserer Wohnung von ihrem früheren Aufenthalt?“

Ich verbeuge mich und sage:
„Hai, arigato gozaimasu -Ja, vielen Dank-!“

Tanaka-San geht davon und ich betrete mein Appartement. Ich schaue mich zuerst einmal um. Im Hintergrund befindet sich ein fast wandhohes Fenster, durch das die Vegetation hereinzudrängen scheint. Gleich darunter gibt es Schieber, die im Moment offenstehen. Salzige Meeresluft dringt herein und ein Vogelkonzert ist zu hören. Das gewölbte Fenster ist doppelt verglast und dazwischen liegt eine Jalousie. Unter dem Fenster steht ein Sideboard. Darauf liegt ein Gerät mit drei Knöpfen. Das ist sicher die Fernbedienung der Jalousie. An der Wandseite, in der die Wohnungstür liegt, befindet sich ein wandhoher Schiebetürenschrank. Dem gegenüber hängt ein großer Bildschirm an der Wand und darunter steht ein weiteres Sideboard. An der vierten Wand steht ein Highboard, dessen vordere Tür man herunterklappen kann. Auf den Reisstrohmatten im Raum sind eine Couch platziert und ein niedriger Esstisch.

Nach meiner Betrachtung lege ich meinen Koffer auf die Couch und klappe ihn auf. Einer Eingebung folgend schaue ich auf meine Armbanduhr und entscheide, meinen Koffer lieber später in den Wandschrank zu räumen. Stattdessen gehe ich zu Tanaka-Sans Wohnung.

Dort angekommen, klingele ich. Tanaka Moe öffnet, lächelt mich freundlich an und bittet mich herein. Beim Eintreten sage ich höflich:

„O-jama shimasu -Ich störe jetzt-.“

Nun streife ich meine Schuhe ab und stelle sie mit den Spitzen in Richtung Tür in das Schuhregal. Danach schlüpfe ich in ein Paar Pantoffeln und will der Hausherrin -Ushiro kara yuga- in die Küche folgen, um ihr zu helfen, die Speisen aufzutragen. Sie weist jedoch in Richtung Living-Room und meint:

„Gehen Sie schon einmal vor, Youki-San. Der Herr möchte vor dem Essen etwas mit Ihnen bereden.“

Also gehe ich weiter und finde Tanaka-San im Seiza vor der Schmalseite des Esstisches.

„Aisatsu, -Hallo-, Youki-San,“ begrüßt er mich freundlich und deutet auf den Platz an seiner linken Seite.

Ich lasse mich dort nieder und schaue ihn fragend an. Er kommt gleich zur Sache:

„Sie wissen, dass das japanische Frauenideal -Yamato Nadeshiko- propagiert, dass die Frau ihrem Mann Hausfrau, Geisha und Samurai sein soll. Das gilt in kleinen Haushalten. Wenn ein Haushalt nun viele repräsentative Aufgaben hat, stehen der Hausherrin viele Dienstboten zur Seite. Da werden dann die Aufgaben auf die Dienstboten aufgeteilt. Als direkte Ansprechpartnerin für die Herrschaft fungiert jetzt eine Haushälterin. Manchmal wird zusätzlich noch eine Zofe eingestellt. So haben Sie es im Haushalt Amatsuka kennengelernt. Hier auf der Insel ist solch ein großer Haushalt bisher nicht nötig gewesen. Dennoch kann man oft sehen, dass ein Mann sich einerseits emotional einer Frau zuwendet, andererseits aber gerne viele Frauen haben möchte. Das heißt, die Yamato Nadeshiko sollte ihm in vielen Rollen begegnen können.“

Das ist nun eine lange Ansprache gewesen. Seine Frau bringt inzwischen das erste Tablett mit Speisen aus der Küche. Sie hat zugehört und ergänzt nun:

„Der Mann ist ein seltsames Wesen! Er wünscht sich sowohl eine einzige Frau, als auch viele verschiedene Frauen, oder anders ausgedrückt: Er wünscht sich eine Frau, die ihm in vielen Gestalten entgegenkommt und ihn auf vielerlei Arten erfreut.
Sie haben gelernt, die Rolle der Zofe auszufüllen, Youki-San. Ich habe mich erkundigt und festgestellt, dass eine Zofe von Berufs wegen eine Frau ist, die dem Mann in vielerlei Gestalten gegenübertreten kann. Sie ist einmal das Dienstmädchen, ein andermal eine gebildete junge Frau, dann wieder eine vornehme Dame, die den Herrn begleitet, und im nächsten Moment doch wieder das gehorsame Dienstmädchen. Sie ist alle Frauen, die sich ein Herr wünscht, vereint in einer Person.“

Hier hakt der Hausherr wieder ein:
„Wir haben eine Schule, in der moderne, emanzipierte Frauen lernen eine Nadeshiko für ihren Herrn zu sein, ihm eine Hausfrau, Geisha und Samurai zu sein. Die Geisha hat sich bisher darin erschöpft, dass die Frau lernte, ihrem Mann Zerstreuung zu bieten, durch Tanz, Musik und Gesang. Auch ist sie ihm eine gebildete Begleiterin in Ausstellungen, Kino und Theater.
Würden Sie sich bereit erklären, bei uns auf der Insel als Lehrerin zu arbeiten, könnten Sie ihre Erfahrungen als Zofe weitergeben. Auch könnten Sie am Lehrplan unserer Mädchenschule mitarbeiten und ihn ergänzen!“

Ich bin von der Möglichkeit, die sich mir hier auftut, erst einmal erschlagen. Darum entgegne ich:

„Da gibt es aber einige Hürden zu nehmen, ehrenwerter Tanaka-San. Ich stehe im Dienst der verehrten Takahashi-San. Sie müsste mich freigeben. Außerdem ist da noch die Agentur Meidoejenshi Iwamatsu in Kyoto involviert. Dort müsste ich ebenfalls kündigen.“

Tanaka-San nickt.

„Wenn ich Ihnen dabei behilflich bin, wären Sie bereit, die Stelle als Lehrerin anzunehmen?“

Ich verbeuge mich tief und sage, auch weil gerade meine Herrschaft eintrifft:

„Darf ich es mir bis morgen überlegen?“
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Fr März 12, 2021 9:56 am

Der Herr nickt und begrüßt nun die Eheleute Takahashi, um ihnen anschließend ebenfalls einen Platz am Tisch anzubieten. Die Ushiro kara yuga -Hausherrin- kniet sich dazu und beginnt Teeschalen zu füllen und sie an Tanaka-San weiter zu geben. Dieser verteilt sie in der Runde bis alle eine Schale mit grünem Tee vor sich stehen haben. Dann tunkt er zwei Finger in seinen Tee und benetzt damit den Stein im Esstisch. Dabei sagt er:

„Fumetsu no seishitsu, gesuto ni nagai shiawasena jinsei o -Unsterbliche Natur, schenke unseren Gästen ein langes, glückliches Leben-.“

Takahashi-San macht es ihm nach. Anschließend wünscht Tanaka-San uns:
„Itadakimasu -Guten Appetit-!“

Ich wünsche gleiches auch meinem Gastgeber, um nach wenigen Bissen ein „Oishii -Lecker-!“ hinterher zu schieben.

Tanaka-San wendet sich nun an meine Herrschaft. Er sagt:

„Sie haben im Alltag einen großen Haushalt mit vielen Dienstboten. Ihre ehrenwerte Frau braucht daher nicht zu wissen, wie man kocht, wäscht und reinigt. Sie kann Ihnen in der Freizeit Zerstreuung bieten, als gebildete Begleiterin in Ausstellungen, Kino und Theater. Haben Sie schon einmal von den Tugenden der Samurai gehört?“

Takahashi-San nickt und sagt:
„Mein ehrenwerter Sofu-San -Großvater- hat mir viel davon erzählt. Auch wir entstammen einem alten Samurai-Geschlecht.“

„Ah, wunderbar!“ antwortet Tanaka-San lächelnd. „Wissen Sie, wir hier auf der Insel sind der Meinung, dass das perfekte Gegenstück zu einer Yamato Nadeshiko ein Herr sein sollte, der nach den Tugenden der Samurai lebt und in der Lage ist, seine Nadeshiko in allen Lebenslagen zu beschützen.“

Inzwischen haben wir die Mahlzeit beendet und die Ushiro kara yuga -Hausherrin- serviert noch einmal Tee und stellt eine Schale süßen Gebäckes auf den Tisch.

„Der Ehrenkodex der alten Samurai ist ja sehr komplex,“ ergänzt Tanaka-San. „Er lässt sich zwar auf eine kleine Menge Merksätze zusammenfassen, diese müssen aber verinnerlicht und die Wechselwirkungen erkannt werden. Dies erreicht man nicht durch auswendig lernen! Man muss sie leben, rund um die Uhr! Ich will sie Ihnen gerne noch einmal aufzählen.“

Er macht eine kurze Pause, in die Takahashi-San ein „Hai -Ja-“ einfließen lässt.

„Da wäre die Beständigkeit,“ beginnt Tanaka-San wieder. „Die Beständigkeit beeinflusst alle anderen Tugenden und bedeutet Berechenbarkeit in den Handlungen und das Festhalten am rechten Verhalten, aber auch Vertragstreue. Ein Herr steht zu dem, was er denkt und sagt. Man kann sich immer auf ihn verlassen. In unverschuldeten Fällen sorgt er unverzüglich für die bestmögliche Alternative.
Ihr entgegen steht die Unbeständigkeit! Es ist ein Verhalten, bei dem man ‚seinen Wimpel nach dem Wind dreht‘, mit den Gedanken nur an sich und dem Handeln nur für sich. Zusagen werden nicht eingehalten, Verträge gebrochen und es wird gelogen, um persönliche Bereicherung zu erlangen und das Ego zu befriedigen.“

Nach einer kurzen Atempause redet er weiter:

„Der Beständigkeit folgt die Ehre! Ehre gewinnt man stets zuerst durch Ehrlichkeit. Sie bildet den Charakter. Ehrgefühl wird durch immer liebevolle, wenn nötig durch strengere Erziehung vermittelt. Der Herr soll immer bemüht sein, sich für soziale Zwecke einzusetzen, denn nur durch uneigennützigen Dienst in der Gesellschaft wird ihm Ehre und Respekt zuteil - Werte, die man sich immer verdienen muss und sie begründen keinerlei Verpflichtung der Gesellschaft, dem Herrn gegenüber. Der Herr ehrt auch seine Feinde und gibt immer eine zweite, falls nötig eine dritte Chance. Er verzichtet darauf, sich einen in seinen Augen unfairen Vorteil zu verschaffen. Er nutzt eine Notlage nicht aus und vermeidet es, andere zu übervorteilen.
Der Ehre steht die Schande gegenüber! Hier handelt es sich um einen Zustand des gesunkenen Ansehens und des beschädigten Rufes. Schändliches Handeln bedeutet das Verpassen keiner Gelegenheit, unehrenhafte Dinge zu tun, mit unehrenhaften Leuten oder mit Leuten zweifelhaften Rufes zusammen zu kommen, um korrupten Handel zu treiben, um sich alleine zu profilieren und zu bereichern.“

Er macht wieder eine Pause zum Luftholen.

„Es folgt das Maßhalten. Es steht über allem. Es bedeutet ‚rechtes Maß zu halten‘ und den Mittelweg zwischen Exzess, Übertreibung und Passivität zu finden. Nur durch Maßhalten wird richtiges, gutes Leben und Handeln erreicht. Dem entgegen steht die Maßlosigkeit, das ist mangelnde Selbstbeherrschung. Die Maßlosen raffen ständig und überall nach Sattheit, Geld und/oder Titeln. Sie sind die Ersten am Buffet und dort, wo es etwas umsonst gibt. Sie sind aber auch immer gerne bereit, jeden Preis zu bezahlen, wenn es der eigenen ‚Erhöhung’ dient.
Nun folgt die Zucht. Sie bedeutet Selbstbeherrschung und Moderation im eigenen Verhalten und ermöglicht erst das Zusammenleben mit Anderen in der Gesellschaft. Zucht hat in diesem Sinne nichts mit Züchtigen zu tun. Dem Herrn ist es untersagt, ihm Untergebene aus reiner Lust zu züchtigen. Die Unzucht nun, meint ungezogenes Verhalten und ist ein Kennzeichen antisozialer Handlungsweise. Durch ungezogene Gestik, unangemessen lautes Lachen oder unüberlegte Sprache disqualifizieren sich Unzüchtige stets selber. Man erkennt sie am ehesten daran, dass sie ‚Wasser predigen und selber Wein saufen’.“

Nach einer Gedankenpause redet er weiter:

„Dann komme ich zur Demut, das heißt ‚Dienstwilligkeit, Dienstbereitschaft’. Sie ist völlig unabhängig von der eigenen Position. Sie bedeutet Loyalität gegenüber den Vorgesetzten, oder auch ‚Mut zum Dienen’ zum Schutz der Armen oder Machtlosen. Wir wenden uns immer tätig gegen geoffenbartes Unrecht und sagen offen unsere durchdachte Meinung. Dem gegenüber steht der Verrat, das bedeutet ‚Verweigerung des Dienstes’.“

Eine weitere bedeutungsvolle Pause folgt.

„Jetzt spreche ich die Höflichkeit an. Dieser Begriff bezeichnet das Verhalten bei jeder Begegnung mit einem Mitmenschen und bedeutet gesitteter Umgang untereinander. Besondere Ehrerbietung genießen Ältere und freie Frauen. Der Herr ist eher zurückhaltend. Das Gegenstück ist die Rüpelhaftigkeit. Das bedeutet unkontrolliertes Benehmen, Fresssucht, Ausschweifungen aller Art.
Als nächste Tugend folgt die Milde. Damit sind Großzügigkeit, Barmherzigkeit und Nächstenliebe gemeint. Ein Herr gibt freigiebig an in Not Geratene, was er geben kann. Die vielleicht schwierigste Gratwanderung hier liegt darin, dass er sich erstens nicht mit dem Armen gemein macht, sondern edle Distanz wahrt und zugleich zweitens nicht herablassend oder herrisch auftritt. Freundlicher Gleichmut, die in der Ausübung der Mildtätigkeit das eigene Selbstverständnis verwirklicht, ist der Grundton seiner barmherzigen Handlungen. Dagegen steht Geiz oder Egoismus. Er bezeichnet den Hang zum Raffen und Horten, um ganz alleine über den zusammen getragenen Reichtum zu verfügen. In der Folge lässt Geiz den Charakter allein dastehen! Der Herr erfährt selbst keine Unterstützung mehr.
Dann kommt die Treue. Sie beschreibt Loyalität und auch das Einhalten von Versprechungen und Hilfsverpflichtungen gegenseitiger Art oder gegenüber der übergeordneten Instanz. Der Herr ist sich in erster Linie selbst treu, steht treu zu seinen Überzeugungen, um so auch treu anderen gegenüber zu sein. Die Umkehrung ist die Untreue. Sie ist ein mieses Übel, denn dazu zählen auch Eifersucht, Missgunst und Neid, die allesamt das menschliche Zusammenleben gefährden. Man sollte sich stets aufeinander ‚blind’ verlassen können.“

Tanaka-San holt einmal kurz Atem und schaut sein Gegenüber an. Dieser nickt wieder höflich.

„Nun kommt die Arbeitsamkeit,“ redet er anschließend weiter. „Sie beinhaltet die ständige Bereitschaft zu lebenslangem Lernen, zur Weiterbildung und Verbesserung der Qualifikationen. Dagegen steht die Trägheit, Faulheit, Unfähigkeit - fehlende Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung und tätiger Mitarbeit.
Dann komme ich zum Guten Mut. Er beschreibt das Selbstbewusstsein, den Stolz auf seine persönliche Tüchtigkeit, die Liebe zum Leben. Dagegen wirkt die Trauer oder Depression, ein Zustand des Klagens, sowie das Zeigen schlechter Befindlichkeiten, aber auch der Zustand der verletzten Ehre. Die Trauer um einen verstorbenen Menschen ist damit nicht gemeint!
Jetzt folgt die Mannhaftigkeit. Sie beschreibt Tüchtigkeit und Kühnheit, wenn es sein muss unter Einsatz des eigenen Lebens. Der Herr hat natürlich Respekt vor Gefahren und verachtet die Angst. Ihr entgegen steht die Zaghaftigkeit, Feigheit im Leben und vor dem Leben, aber auch Angst vor materiellem Verlust, Angst vor Verletzung, Angst generell.
Ihr folgt die Schönheit. Gemeint ist damit ausschließlich die innere Schönheit des Herzens. Sie wird durch ein ehrliches Lächeln zum Ausdruck gebracht. Ein Herr ist authentisch. Er handelt, wie er redet und denkt. Die Umkehrung ist die Hässlichkeit. Sie bedeutet analog eine meist anfangs unsichtbare Verunstaltung als Zeichen von Lasterhaftigkeit, daraus resultierender unfairer Handlungsweise, sowie Ausdruck von Falschheit durch Missachtung der Menschlichkeit.“
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Sa März 13, 2021 10:17 am

Wieder macht er eine Pause, bevor er weiterredet.

„Dann komme ich zum Verstand. Er bezieht sich auch auf die Kontrolle von Emotionen, was nicht immer leichtfällt. Dagegen wirkt die Torheit, Dummheit. Sie ist der Feind aller anderen Tugenden. Sie bedeutet Verlust der Selbstkontrolle, aber auch mangelnde Reife.
Nun folgt der Reichtum. Gemeint ist innerer Reichtum und Wohlstand. Er ist die Grundlage für gesellschaftliches Ansehen. Er wird durch die Einhaltung der vorgenannten Tugenden erreicht.“

„Das ist eine Menge,“ antwortet Takahashi-San nun. „Mein ehrenwerter Sofu-San -Großvater- war, glaube ich, nie so ausführlich gewesen. Dennoch muss ich zugeben, diese Tugenden haben etwas faszinierendes!“

„Und sie regeln das Zusammenleben mit den Mitmenschen, besonders mit ihrer Partnerin!“ schließt Tanaka-San ab. „Wir haben eine Schule hier, der ehrenwerte Osawa-San leitet sie, die sich darauf spezialisiert hat, diese Tugenden allen Inselbewohnern näherzubringen. Wenn Sie möchten, mache ich Sie gerne mit Osawa-San bekannt. In dieser Zeit kann sich Tanaka-San mit ihrer Schwester beschäftigen. Ich bin mir sicher, die beiden Frauen finden schon einen Zeitvertreib."

Tanaka-San zwinkert bei den letzten Worten und die beiden Damen lächeln. Anschließend verabschieden sich die Herrschaften und auch ich gehe zu meinem Appartement zurück. Auf einem der Sideboards liegt ein Faltplan als Orientierung auf der Insel. Ich nehme ihn auf und mache einen Spaziergang und Schaufensterbummel über die Bunrei no Shima -Insel der beseelten Steine-.

*

Heute sitze ich wieder mit den Lehrerinnen der Schule für Meidos auf der Bunrei no Schima zusammen. Meine Aufgaben bei meiner Herrin hat ihre Aneko -ältere Schwester- Tanaka-San übernommen, solange die Herrschaften auf der Insel weilen.

Ihr Otto -Ehemann- hat alles so arrangiert, wie er es mir angeboten hat. Ich habe von der jungen Herrin die Kündigung und ein sehr gutes Zeugnis bekommen. Anschließend habe ich bei der Agentur gekündigt und bin jetzt auf der Insel fest angestellt.

Den Lehrerinnen erkläre ich, dass ich anfangs eine dreimonatige Einweisung in meine Tätigkeit als Zofe bekommen habe. Die Einweisung ist zwar sehr umfangreich gewesen, wie auch mein Tätigkeitsfeld vieles umfasst. Aber erst in der Arbeit als Zofe verfestigen sich die Kenntnisse über einen großen Zeitraum hinweg. Dabei ist es nur natürlich, dass je nach persönlichen Interessen und den Anforderungen der Herrschaft mit der Zeit einiges verkümmert, anderes dagegen perfektioniert wird.

In der dreimonatigen Grundausbildung erhalten wir Einblick in Musik und Gesang, Tanz, Etikette, Konversation, Handwerk und Kunst, Romantik und Erotik, Verschwiegenheit und Loyalität.

Im Einzelnen bedeutet das, dass eine geschickte Gesellschafterin, denn das bedeutet es eine Zofe zu sein, mindestens eines der gängigen Instrumente beherrscht. Hat die Gesellschafterin ein sängerisches Talent, sollte sie sich mühen, es auszubauen. Dabei sollte sie hervorragendes Können nicht zu sehr zur Schau stellen, um die jeweilige Herrschaft nicht zu sehr in den Schatten zu stellen.

Bei größeren gesellschaftlichen Anlässen sind auch Tänze eingeplant. Eine Gesellschafterin sollte daher die gängigen Tänze beherrschen oder zumindest gut genug darin sein, um sich von einem Herrn dabei führen zu lassen, ohne ihm auf die Füße zu treten.

In den Familien, die eine Gesellschafterin beschäftigen, fällt besonders während gesellschaftlicher Anlässe das Benehmen der Gesellschafterin direkt auf die Arbeitgeber zurück. Freundlicher, höflicher Ton in allen Lebenslagen, das Verzichten auf umgangssprachliche Ausdrücke und Flüche sind eine Grundbedingung, die korrekte Titulierung der jeweiligen Gäste und das Behalten ihrer Namen ein unbedingtes Muss.

Auch der Umgang bei gesellschaftlichen Anlässen, der dezente Flirt und die Gelegenheiten, bei denen man über den Scherz eines Gegenübers lachen kann und wann man besser schweigen sollte, sollte eine Gesellschafterin unbedingt beherrschen. Selbst aufwühlende persönliche Ereignisse und drastische Meinungen zu bestimmten Themen dürfen nur sehr dezent und zurückhaltend geäußert werden.

Einer der wichtigsten Momente der Tätigkeit einer Gesellschafterin liegt in der Konversation! Einzig diplomatisches Geschick und einen wachen Verstand ist hierfür nötig. Eine geschickte Gesellschafterin versucht nun, Angemessenes zu einer Diskussion beizusteuern, ohne zu sehr durch eine kontroverse Meinung aufzufallen, außer es ist nötig, den Fauxpas eines anderen zu vertuschen.

Eine leichte Plauderei kann aus einem langweiligen Abend ein unvergessliches Erlebnis machen, und mit gut gewählten Worten lässt sich das Ansehen der Familie steigern, für die die Gesellschafterin arbeitet.

Eine Familie mit philosophischen und politischen Interessen kann eine Gesellschafterin auch auf politische Gegner ansetzen, um deren Ansichten zu erfahren, brisante Geheimnisse auszukundschaften oder zu versuchen, diese zu becircen.

Wenn Damen unter sich sind, widmen sie sich gerne der Kunst in vielen Formen, sei es das Gedichteschmieden, die Landschaftsmalerei, das Blumenstecken und das Sticken oder andere Handarbeiten. Je kunstvoller das Ergebnis der Gesellschafterin, desto eher erscheint sie bei den Damen als eine Zierde ihrer Familie.

Beherrscht eine Gesellschafterin derlei nicht, sollte sie zumindest durch den aufrichtigen Versuch glänzen. Umso mehr Bewunderung gibt es für das Können ihrer Herrschaft. Geschickten Gesellschafterinnen gelingt es, den Ehrgeiz der sie umgebenden Damen durch das Ausrichten von Ehrenwettbewerben anzustacheln und die Ergebnisse dann den Herren und Gästen des Hauses zu präsentieren, um das Ansehen der Damen zu steigern.

An der jeweiligen Gesellschafterin liegt es auch, den Herrn durch dezentes Flirten und abwechslungsreiche Ideen zu zerstreuen und eine sich entwickelnde Affäre so zu gestalten, dass die Würde der Dame des Hauses nicht verletzt wird.

Ob und wie weit eine Gesellschafterin Erotik in ihr tägliches Sein mit aufnimmt, sollte nicht öffentlich diskutiert werden, denn immerhin hat auch eine Gesellschafterin einen Ruf zu verlieren. Sie ist keine bessere Prostituierte, da sie weit mehr wissen und können muss und sie besitzt viel Takt und Einsicht in den menschlichen Charakter.

Eine Gesellschafterin braucht Verschwiegenheit und Loyalität zu der Familie, für die sie arbeitet. Sie ist die geduldige Zuhörerin bei allen Höhen und Tiefen im Leben der Herrschaft. Sie hilft vielleicht sogar dabei, eine außerhäusige Affäre zu arrangieren. Sie weiß zu beruhigen, wenn es der Herrschaft schlecht geht, und erfährt im Gegenzug so manches, dessen Einblick anderen verwehrt bleibt.

Eine Gesellschafterin hat eine immerwährende Bringschuld gegenüber der Herrschaft, die sie begleitet. Denn dafür wurde sie engagiert. Das heißt, dass man grundlegend mit Ideen aufwarten können sollte, womit die Herrschaft zerstreut werden kann. So ist ein Gespräch im Vorfeld nicht uninteressant, bei dem die Gesellschafterin erfährt, für was sich die Herrschaft interessiert.

Ebenso sollte der Gesellschafterin gegenüber klar kommuniziert werden, was von ihr erwartet wird. Schließlich kann man sich nicht gegenseitig in den Kopf blicken und erraten, was für den anderen wichtig ist.

Wichtig ist auch, dass die Gesellschafterin nicht als Inventar, sondern als Person wahrgenommen wird, die zwar überall hin mitgenommen wird, ohne selbst aktiv werden zu dürfen. Hier sollte die Herrschaft für genügend Aufgaben sorgen, damit die Gesellschafterin nicht ‚vor Langweile stirbt‘, und wenn es nur um das erfahren des neuesten Klatsches geht. In Gegenwart einer unscheinbaren Angestellten sitzt manchen die Zunge etwas lockerer.

Idealerweise haben Gesellschafterin und Herrschaft die gleichen Ziele und arbeiten gemeinsam auf diese hin.

Es dauert einige Wochen, bis die zusätzlichen Lerninhalte Musik und Gesang, Tanz, Etikette, Konversation, Handwerk und Kunst, Romantik und Erotik, Verschwiegenheit und Loyalität in die Lehrpläne eingearbeitet sind. Anschließend werde ich in die Lehrerschaft der Mädchenschule integriert und erhalte so die Gelegenheit, selbst Schülerinnen zu unterrichten.

Die Herrschaft ist längst schon wieder nach Maizuru abgereist.

*
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1So März 14, 2021 10:24 am

Die Arbeit als Lehrerin macht mir sehr viel Spaß. Ich bin inzwischen erst ein paar Jahre auf der Insel, insgesamt nun etwa ein Dutzend Jahre in Nihon -Japan-, als mich der Brief meiner lieben Mira -Mama- aus Düsseldorf-Niederkassel in Deutschland erreicht.

Meine Eltern sind damals, als ich schulreif wurde, nach Deutschland gekommen, weil mein ehrenwerter Papa -rippana chichi- eine Anstellung in einem japanischen Restaurant bekommen hat. Mit den Jahren hat er sich zum Chefkoch hocharbeiten können.

Freudig darüber, wieder einmal eine Nachricht meiner lieben Eltern -shin’ainaru Oya-San- zu erhalten, öffne ich den Umschlag. Nach den ersten Worten steigert sich meine Erregung und ich muss mich hinsetzen. Tränen füllen meine Augen, denn Mama hat schlechte Nachrichten für mich.

Sie schreibt mit zitterndem Stift, dass Papa einen Arbeitsunfall mit heißem Fett hatte. Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Nun haben ihm die Ärzte verboten, weiter an seinem Arbeitsplatz zu arbeiten. Der verehrte Papa sitzt zuhause und macht Mama das Leben schwer. Nichts kann sie ihm recht machen.

Einen Moment bleibe ich auf meiner Couch sitzen. In mir reift ein Entschluss. Schließlich erhebe ich mich und gehe zu Tanaka-San, dem Sohn des Kanrisha -Ortsvorsteher- der Insel, meinem Arbeitgeber hier. Den Brief nehme ich mit. Ich klingele an seiner Tür. Kurz darauf öffnet seine Frau und sagt:

„Saikin dou -Was geht-, Youki-San?“

„Yoo -Hi-, Tanaka-San. Ich habe schlechte Nachrichten von meiner lieben Mutter…“

„Kommen Sie erst einmal herein, Youki-San!“ meint sie und macht den Eingang frei.

Ich mache einen Schritt in die Wohnung und sage höflich:
„O-jama shimasu -Ich störe jetzt-.“

Danach schlüpfe ich aus meinen Schuhen und in bereitstehende Pantoffel. Tanaka Moe führt mich in den Wohnraum und bittet mich, am Tisch Platz zu nehmen. Ich breite den Brief auf der Tischplatte aus, während sie in der Küche Tee für uns macht.

„Kann ich das Problem auch mit Ihnen besprechen?“ frage ich.

„Aber natürlich,“ höre ich sie aus der Küche. „Tanaka-San wird von mir umgehend informiert! Ist es dringend?“

„Shinjitsude wanai -Nein, nicht wirklich,“ gebe ich zu. „Aber ich muss zurück nach Deutschland. Meine Mutter schickt mir da einen Hilferuf…“

Sie kommt mit einer Kanne und zwei Schälchen an den Tisch und kniet sich im Seiza -Kniesitz- mir gegenüber. Dann reicht sie mir ein Schälchen und füllt es mit Tee, bevor sie sich selbst ein Schälchen eingießt.

„Was ist geschehen?“ fragt mich meine Freundin.

„Mein ehrenwerter Vater hatte einen Arbeitsunfall. Die Ärzte sagen, er könne nicht mehr in seinem Beruf arbeiten. Nun sitzt er griesgrämig zuhause. Meine liebe Mutter kann ihm nichts Recht machen…“

„Ah,“ sagt sie. „Und nun fragt Ihre ehrenwerte Mutter an, ob Sie sie nicht unterstützen könnten. Sie möchten also Ihre Tätigkeit hier beenden und zu Ihren rippana Oya-San -ehrenwerten Eltern- zurückkehren.“

Ich nicke mehrmals lächelnd.

„Hai, hai, hai -Ja, ja, ja-!“

„Ihr Weggang wird jeder hier bedauern! Aber ebenso auch verstehen, Youki-San! Kommen Sie doch heute zum Abendessen zu uns. Sie sind herzlich eingeladen! Dann wird auch Tanaka-San anwesend sein.“

Genauso mache ich es. Nach dem Tee gehe ich wieder in mein Appartement zurück und versuche mich durch Lesen abzulenken. Am Abend gehe ich noch einmal zur Wohnung von Tanaka-San und sage ihm, dass ich nicht mit ansehen kann, wie meine Mira -Mama- leidet. Aber auch mein shin’aina chichi -lieber Vater- leidet sicher unter der Situation. Ich als wohlerzogene Tochter muss unbedingt zu ihnen reisen und schauen, dass ich beiden das Leben wieder erträglicher machen kann.

Tanaka-San versteht meine Beweggründe. Er fragt mich:
„Haben Sie genug Geld für die Reise, Youki-San?“

Ich bestätige ihm das. In den vergangenen Jahren konnte ich genug Geld zurücklegen. Nun hilft er mir, eine Zugverbindung von Maizuru nach Kyoto herauszufinden und einen Flug nach Düsseldorf. Ich buche im Internet die entsprechenden Karten und verabschiede mich herzlich von den Freunden auf der Insel. Eine Rückkehroption lasse ich mir allerdings offen.

„Mata neeeeee -Auf Wiedersehen-! Viel Glück für die weite Heimreise!“ höre ich vielstimmig bei der Abreise. Ich kämpfe mit den Tränen.

Dann fliege ich mit einem Hubschrauber von Tanaka-San bis in die Nähe des Hauptbahnhofs in Maizuru. Nun heißt es, trotz des Adrenalins in meinen Adern geduldig zu sein. Ein Tag dauert es noch, bis ich mit All Nippon Airlines in Düsseldorf lande.

Dort fahre ich mit der ÖPNV nach Düsseldorf-Niederkassel auf der linken Rheinseite und muss anschließend noch fünf Minuten zu Fuß gehen, bevor ich zuhause klingeln kann. Meine Mama öffnet die Tür und umarmt mich spontan. Sie bekommt vor Tränen kein Wort heraus. Mir geht es gerade ähnlich.

Von Gefühlen überwältigt schlüpfe ich stumm aus meinen Schuhen und in bereitstehende Pantoffeln. Mama wischt sich Freudentränen aus den Augen und führt mich in den Wohnraum. Papa sitzt im Sessel mit dem Rücken zu uns und schaut eine japanische TV-Show über Satellit. Neben sich hat er einen Beistelltisch und einen Gehstock aus schwarzem Holz. Auf dem Beistelltisch steht eine leere Schüssel.

In diesem Moment fasst er den Gehstock und klopft damit auf den Boden.

„Frau! Wo bleiben die Wasabi Nori -japanische Kartoffelchips-!“

Mama läuft in kurzen Trippelschritten in die Küche, um Papa mit Nachschub zufriedenzustellen. Ich mache ein paar Schritte vor, wende mich zu ihm um und gehe auf die Knie, um mich danach vor Papa tief zu verbeugen.

„Konnichiwa, shin’aina chichi -Guten Tag, lieber Papa-. Ich bin wieder zurück!“

Er ist einen Moment sprachlos. Dann beugt er sich vor und der Gehstock fällt polternd um.

„Momoi-chan!“ kommt es heiser aus seinem Mund. „Schin’ainaru musume -liebe Tochter.“

„Wasabi Nori sind ungesund, rippana Chichi -ehrenwerter Vater-! Das weißt du selber. Lass dir von anata no aisuru tsuma -deiner lieben Frau- doch etwas Gesundes servieren!“

Er grummelt etwas Unverständliches.

Kurz darauf erhebt er sich. Ich reiche ihm seinen Gehstock und er geht zur Toilette. Ich schalte das TV aus und helfe Mama ein Essen zusammenzustellen und zum Esstisch zu bringen. Während wir arbeiten, kommt Papa ins Zimmer zurück und setzt sich auf seinen Platz am Tisch.

Beim anschließenden Essen muss ich von meinen Erlebnissen in Japan berichten, soweit ich meinen Eltern in der Vergangenheit noch nichts davon geschrieben habe. Ich tue es gern und erlebe dabei, dass auch Papa während meiner Erzählungen die Welt um sich zu vergessen scheint und an meinen Lippen hängt.

Nach dem Essen schenkt Mama Tee aus und stellt Gebäck hinzu.

Nachdem ich meinen Bericht beendet habe, rege ich einen Nachmittagsspaziergang zu Dritt an.

„Wollen wir einmal vor die Tür gehen? Ein kleiner Spaziergang täte deiner Gesundheit sicher auch gut, shin’aina chichi -lieber Papa-,“ sage ich und biete ihm meine Hand, damit er sich daran aus seinem Sitz hochziehen kann.

Er macht ein unwirsches Gesicht und wedelt mit der erhobenen Hand. Dann stützt er sich an der Tischkante ab und erhebt sich selbständig. Ich lächele in mich hinein.

Anschließend gehe ich zur Garderobe, ziehe meine Straßenschuhe an und helfe Papa, auf dem Boden hockend, in seine Straßenschuhe, während Mama sich ihre Straßenschuhe überstreift.

Danach öffnet Papa die Wohnungstür. Mama schließt sie hinter uns ab. Ich halte mich auf der Treppe neben Papa, eine Stufe tiefer als er, um ihn im Falle des Strauchelns auffangen und ihm sicheren Halt bieten zu können. Aber er bewältigt das Treppenhaus, gestützt auf Gehstock und Handlauf ganz passabel.
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Mo März 15, 2021 10:07 am

Nachdem wir vor die Haustür getreten sind und uns auf dem Bürgersteig befinden, versteift sich Papas Gestalt. Er macht nicht mehr den Eindruck eines Häufchens Elend, das bemuttert werden muss, sondern nun bewegt er sich selbstsicher, wenn auch auf ‚drei Beinen‘ durch den Gehstock.

Es dauert nicht lange bis uns Bekannte begegnen, die Papa und uns höflich grüßen und zu verstehen geben, dass sie sich freuen, ihn wiederzusehen. Ich lenke Papa um die nächste Häuserecke, weil ich ihm nur einen ‚Gang um den Block‘ zumuten möchte, merke aber bald, dass er den Gehstock kaum noch zum Abstützen benutzt. Er beginnt, ihn bei jedem Schritt nach vorne zu schlenkern, wie ich das in Charlie Chaplin Filmen der 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts gesehen habe. Darüber freue ich mich sehr.

Nach einer halben Stunde sind wir wieder am Haus angekommen, in dem die Wohnung meiner Eltern liegt. Ich frage meine liebe Mama:

„Hast du noch die Biwa -fünfsaitige Laute-, mit der du uns immer unterhalten hast, als ich noch Kind war?“

Mama schaut mich verständnislos an, nickt aber.

„Hai, Momoi-chan -Ja, Momoi-chan-. Ich muss sie nur wieder hervorholen. Sie muss gereinigt und gestimmt werden.“

„Darf ich das für dich übernehmen, saiai no hahaoya -liebste Mutter-?“

„Was willst du denn damit, Momoi-chan?“

„Ich will euch selbstgemachte heimatliche Musik zu Ohren bringen, wie du früher.“

Zurück in der Wohnung kramt Mama das Instrument hervor und übergibt es mir mit ehrfürchtigem Blick. Ich reinige es zuerst mit einem sanften Tuch und beginne dann, die Saiten zu stimmen. Meine Eltern sitzen dabei und hören gebannt zu. Sicher schauen sie auch kritisch, wie ich mit dem jahrzehntealten Musikinstrument umgehe, das Mama als Mädchen von der verehrten Großmutter erhalten hat.

Dann nehme ich das Plektrum in Form eines Ginkoblattes und beginne kurze Passagen zu proben. Schließlich stimme ich ein Lied an, von dem ich weiß, dass Beide, Papa und Mama, es mögen. Leider kann ich nicht gut singen, also begleite ich mein Spiel mit leisem Gesang. Mama fällt bald ein und so traue ich mich, auch etwas lauter zu singen. Ich freue mich, als ich höre wie Papa die Melodie mitsummt. So vergeht der Nachmittag.

Zum Abend hin helfe ich Mama in der Küche und nach dem Abendessen schauen wir gemeinsam einen Film im TV. Danach gehen wir zu Bett. Die Biwa darf ich in mein Zimmer mitnehmen. Sie erhält einen Ehrenplatz in einer Zimmerecke, wo man sie sofort sieht, wenn man das Zimmer betritt.

*

Nun bin ich schon ein dreiviertel Jahr wieder zurück bei meinen Eltern. In den vergangenen Monaten habe ich stolz miterleben können, wie der verehrte Papa neuen Lebensmut gefasst hat. Der Gehstock steht in einer hohen Vase in der Garderobe bei den Regenschirmen und verkümmert dort.

Ich habe die Biwa professionell stimmen lassen und ein tägliches Hauskonzert eingeführt, bei dem sich Papa und Mama wieder näher gekommen sind. Papa ist weniger jähzornig und mürrisch. Er achtet Mama und respektiert sie als Tsuma -Ehefrau-. Ja, ich kann manchmal sogar verstohlene Zärtlichkeiten beobachten.

Mama tanzt manches Mal für Papa, wenn ich musiziere. Das erste Mal ist es an Papas Geburtstag gewesen. Papas Augen hat man dabei richtig leuchten gesehen. Ich denke, dass beide in der darauffolgenden Nacht bestimmt wieder zärtlich zueinander geworden sind.

Die Geburtstagsfeier habe ich in einem Japan-Restaurant in der Düsseldorfer Innenstadt arrangiert und seine früheren Kollegen mit ihren Frauen dazu eingeladen. Die Moderation der Feier habe ich selbst übernommen. Dafür habe ich mir im Vorfeld einige Informationen über die Gäste und von diesen über Papa eingeholt.

Während der Feier lasse ich Papas Mitarbeiter und seinen früheren Chef Reden halten, in denen sie Anekdoten aus der Arbeit berichten und ihn loben. Papa ist den Abend über ganz gerührt. Ich muss ihn immer wieder durch meine Moderation aus gedanklichen Betrachtungen herausholen und mit Scherzen zum Lachen bringen. Schließlich bedankt er sich wortreich bei den Gästen und rührt mich zu Tränen, als sein Dank sich auch an mich richtet.

Anschließend klingt der Abend in einer leichten Plauderei aus und wird sicher für alle Anwesenden zu einem unvergesslichen Erlebnis. Vereinzelt bekomme ich sogar Angebote, die Moderation von Festen der anwesenden Gäste zu übernehmen. Ich sage bedingt zu, denn mein Arbeitsfeld sehe ich zuvorderst in der eigenen Familie. Als wohlerzogene Tochter ist mir das familiäre Klima zu allererst wichtig. Erst, wenn ich zuhause alles in Ordnung weiß, kann ich für einen Nachmittag einmal außerhäusig tätig werden.

Den lieben Papa animiere ich in der Folgezeit dazu, ein Buch über seine Arbeit als Küchenchef zu schreiben. Darin dürfen gerne Anekdoten zu lesen sein. Das Hauptaugenmerk soll er dabei aber auf selbst erprobte Rezepte legen und deren Vorteil in Sachen Gesundheit und Geschmack gegenüber ähnlichen Rezepten herausstellen. Auch wenn sich kein Verlag dafür interessiert, so sehe ich allein in der Tätigkeit eine Art Therapie für meinen rippana Otou-San -ehrenwerten Vater-.

*

Nachdem ich länger als ein Jahr zurück in Düsseldorf bin, will ich einmal ein Experiment wagen. Dazu suche ich im Internet nach Maid-Cafes. Leider gibt es in Düsseldorf nur ein Event-Cafe, das auf Cons besucht werden, oder man für Firmenfeiern mieten kann. Also muss ich nach Terminen von Veranstaltungen dieser Pop-Kultur suchen. Zufällig finde ich eine Telefonnummer des Veranstalters von Maid-Cafes und frage dort an, ob es während einer solchen ‚Con‘ Zeiten im Tageslauf gibt, an denen weniger los ist.

Ich erkläre, dass ich in Japan langjährig als Gesellschafterin tätig gewesen bin und nun meine Eltern betreue, nach einem schweren Einschnitt in deren Leben. Meine verehrten Eltern möchte ich nicht zu sehr der Popkultur aussetzen und sie vielleicht schockieren. Andererseits möchte ich ihnen zeigen, wie es sein könnte, wenn sie in Japan von Dienstmädchen bedient werden.

Der Veranstaltungsmanager fragt nun ab, welche Vorstellungen ich denn habe. Ich beschreibe ihm nun einen Besuch im Restaurant auf der Bunrei no Shima. Man hört ihn am Telefon regelrecht lächeln. Er meint, ich solle mit meinen lieben Eltern gegen 13 Uhr kommen. Die Mittagszeit ist traditionell gering besucht und die Kaffeezeit beginnt erst später.

Infolge schaue ich mir die Veranstaltungstermine an und wähle einen Freitag. Ich sende ihm per E-Mail meine Vorstellungen und frage, ob der von mir ausgewählte Termin klappt. Ich erhalte eine Zusage und fahre als nächstes mit Papa zu einem Kostümverleih. Dort verpasse ich ihm einen Anzug, wie der den er zuletzt als Bräutigam meiner lieben Mama getragen hat. Nun hat er eine graue faltenreiche Hose, ein weißes Hemd und eine dunkelblaue knielange Jacke an.

An dem vereinbarten Termin im Maidcafe helfe ich Mama in ihren wunderschönen Hikifurisode. Anschließend stecke ich ihr Haar hoch und schminke sie dezent. Dann rufe ich ein Taxi und lasse uns zu dem Veranstaltungsgelände fahren. Ich selbst habe meine Zofenuniform angelegt, die ich bei der Familie Amatsuka getragen habe.

Vom Taxihalteplatz bis zum Maidcafe müssen wir noch ein Stück gehen. Leider sind manche Jugendliche nicht sehr mit Intelligenz gesegnet. So haben wir bald ein Gefolge von einem halben Dutzend jungen Männern, die uns auslachen und schlechte Witze reißen. Ich habe Mama den Plan des Geländes gegeben und unser Ziel darauf markiert, damit ich stilecht einen halben Schritt hinter ihnen hergehen kann.

Als einer der jungen Männer uns zu nahe kommt und seine Finger nicht bei sich halten kann, fliegt er durch die Luft und reißt gleich zwei seiner Kumpane mit zu Boden. Ich habe mich zu ihnen umgedreht, bin ihn Kampfstellung und frage:

„Will noch jemand etwas?“

Die drei zu Boden gegangenen jungen Männer rappeln sich auf und schütteln mit dem Kopf. Anschließend werden wir in Ruhe gelassen.

Als wir das Veranstaltungszelt erreichen, mache ich ein paar schnelle Schritte, umrunde meine rippana ryoshin -ehrenwerten Eltern- und öffne schwungvoll die Doppeltür des Eingangs, um sofort zur Seite zu treten und meine Eltern vorbei zu lassen.


Zuletzt von hermann-jpmt am Di März 16, 2021 9:41 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Di März 16, 2021 9:36 am

Eine junge Frau in der Uniform französischer Dienstmädchen mit Schnallenschuhen aus glänzendem Lackleder, weißer Strumpfhose, oberschenkellangen rosa Kleid mit Petticoat darunter und Rüschenschürze darüber, steht in der Nähe des Eingangs und wendet nun den Kopf zu uns. Sie zeigt zuerst einen erstaunten Gesichtsausdruck, fängt sich aber überraschend schnell und flötet uns an:

„Okaeri nasaimaaaaase, Goshujin-sama! Okaeri nasaimaaaaase, Ojou-Sama! -Willkommen zuhause, mein Meister! Willkommen zuhause, meine Dame!“

Dann dreht sie sich in den Raum und ruft:
„San-Ri no shinshi ga kaette kimashita – drei Herrschaften sind nachhause gekommen.“

Sie dreht sich zu uns zurück und fragt:
„Go yoyaku wa sareteimasu ka -Haben Sie reserviert-?“

Ich verbeuge mich ein wenig und erkläre, dass ich unser Kommen im Vorfeld mit dem Veranstalter abgesprochen habe. Nun fragt sie:

„Anata no fusawashi namae o oshiete moraemasu ka -Darf ich Ihren werten Namen erfahren-?“

„Youki!“ antworte ich.

Sie schaut auf ihr Tablet, nickt und fordert uns mit einer Handbewegung und einer Verbeugung auf, ihr zu folgen. Sie führt uns zu einem Vierer-Tisch und meint:

„Kochira e douzo, kudasai, Sama -Setzen Sie sich bitte hier, die Herrschaften-.“

Wir nehmen Platz. Nun verteilt sie die Menükarte und fragt, ob wir spezielle Wünsche haben oder ob wir eins der Standartmenüs möchten. Ich schaue meine Eltern an und sage dann:

„Wir möchten alle drei das Set A, bitte.“

Sie notiert es sich und fragt dann:
„Onomi mono wa, sama -Was möchten Sie trinken-?“

„Min’na no tame no ocha -Ein Glas Tee für jeden.“

Sie verbeugt sich und antwortet:
„Arigatou gozaimasu, Sama -Vielen Dank, die Herrschaften-!“

Anschließend verlässt sie uns, um die Bestellung weiterzugeben.

Wenig später steht je ein Glas Tee vor uns. Dann wird Papa angeflötet:
„Issho ni kite, kudaaaasai, Sama -Kommen Sie bitte mit, Herr.“

Er weiß nicht recht, was die Maid vorhat, erhebt sich aber. Ich bedeute Mama, ebenfalls aufzustehen und erhebe mich auch. Zu Viert gehen wir zu einer flachen Empore an einer der Schmalwände. Zwei weitere Maids sind hinzugetreten. Eine der Maids zückt eine Polaroid-Kamera und mach nun ein Gruppenfoto von uns mit zwei der Maids. Dann werden wir unter Kichern wieder zu unserem Tisch zurück geleitet, wo inzwischen unser Essen steht.

Die Maid, die serviert hat, flötet:
„Oishiku naaaare -Sei köstlich-!“

Wir werden gefragt, welche Manga-Figuren wir mögen. Hier mische ich mich für meine ehrenwerten Eltern wieder ein. Ich sage:

„Meijo aru masuta no tame ni on’nanoko o, karera wa rippana josei no tame ni panda-o, soshite watashi no tame ni oji o egaite, kudasai. -Malen Sie dem ehrenwerten Meister ein Mädchen, der ehrenwerten Dame einen Panda und mir gerne einen Prinzen-!“ Dabei zwinkere ich ihr zu.

Sie schreitet zur Tat und nimmt eine Soßenflasche, um das Gericht damit wie gewünscht zu verschönern. Anschließend sollen wir mit Daumen und Fingern ein Herz formen und laut „MOE, MOE, KYUN!“ sagen. Sie sagt es ebenfalls, im Chor mit uns. (Süß, süß, ‚Herzenswärme‘).

Damit sollen wir das Essen magisch aufladen.

Anschließend essen wir. Papa findet allmählich Gefallen an der Atmosphäre des Maidcafes und so bestellen wir noch ein süßes Dessert, das auch wieder ein Bild mit Zuckercouleur aufgemalt bekommt.
Die Maid wünscht jedesmal „Itadakimaaaaaasu, Sama -Guten Appetit, die Herrschaften-!“

Nachdem wir nochmal jeder einen Tee bekommen haben, frage ich nach der Rechnung:

„Okanjou wo onegai shimasu -Könnte ich die Rechnung bitte haben-?“

Nachdem ich das Blatt mit allen Bestellungen in Händen habe, erheben wir uns und gehen zur Kasse am Ausgang. Wir haben für das Erlebnis 54Euro bezahlt. Darunter ist eine Sitzplatzgebühr, die Menüs mit dem Polaroidfoto und endlich die Desserts.

Als Souvenir erhält Mama beim Hinausgehen eine Keksdose.

Auf der Heimfahrt spricht Papa das Ereignis vor dem Veranstaltungszelt an. Ich runzele die Stirn und meine:

„Es gibt immer und überall ein paar Jugendliche, die nichts anderes verstehen. Die musst du dann zu nehmen wissen, liebster Papa. Ich fühle mich für euch verantwortlich, weil ich euch in diese Lage gebracht habe.
Ob du mich nun als wohlerzogene Tochter siehst, wie du mich gegenüber unseren Gästen oft bezeichnet hast – worüber ich sehr stolz bin! -, oder ob ich mich in der Funktion der Gesellschafterin sehen würde… Beides kommt zum gleichen Ergebnis. Ich habe euch beide lieb und möchte euch beide nicht missen.
Dann muss ich auch einmal zu solchen Mitteln greifen!“

„Lernt man als Zofe die Anwendung der Selbstverteidigung?“ fragt er. Dabei haben sich auf seiner Stirn Falten entwickelt.

„Nein, nicht wirklich,“ antworte ich. „Die Ausbildung der Agentur damals war schon sehr umfangreich. Die Themen wurden trotzdem nur kurz beleuchtet. Während der Arbeit in der Familie vervollkommnen wir unsere Ausbildung quasi selbst.
Später als Lehrerin auf der Bunrei no Shima -Insel der beseelten Steine- habe ich die Möglichkeit erhalten, einen Kurs in Ju-Jutsu zu machen. Diese Selbstverteidigungstechnik lässt sich schnell erlernen.“

„Und du hast die Möglichkeit sofort genutzt,“ stellt er fest.

Mama versucht Papa zu stoppen, indem sie mit vorwurfsvoller Stimme „Youki-San!“ einwirft.

Ich lächele sie an und erkläre Papa:
„Eine Yamato Nadeshiko ist ihrem Otto -Ehemann- gleichzeitig eine gute Hausfrau, eine erfahrene Geisha und wenn es sein muss auch ein Samurai. Was mir zurzeit noch fehlt ist nur der Ehemann. Aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben!“

*

Einige Wochen nach dem Besuch des Maidcafes zeige ich den ehrenwerten Eltern eine DVD, die mir der ehrenwerte Tanaka-San von der Bunrei no Shima auf meine Anfrage hin zugesendet hat.

Dort wird über den Betrieb des Restaurants und des Varieté-Theaters auf der Insel berichtet. Man kann die Abläufe beobachten. Auch eine Vorstellung im Theater wird gezeigt.

Ich frage Papa:
„Du hast so ein informatives Buch geschrieben, rippana Chichi -ehrenwerter Papa-! Könntest du dir vorstellen die Gastronomie auf der Insel zu leiten? Das ist ein Verwaltungsposten, bei dem du keine Angst haben musst, noch einmal in so eine Lage zu kommen, wie damals. Du kannst den Rat der Ärzte befolgen und trotzdem arbeitest du mit Nahrungsmitteln!“

Es braucht einige Tage, bis Papa meint:
„Will der ehrenwerte Tanaka-San denn eine solche Position besetzen? Bisher scheint es diese Position ja noch nicht zu geben, denn sonst wäre sie sicherlich nicht frei für mich?“

„Ich habe mit dem ehrenwerten Herrn geredet. Bisher hat sich sein Büro auch darum gekümmert. Diese Sparte würde dann ausgegliedert. Tanaka-San bekäme etwas Luft und der Einkauf wäre effizienter, meint er. Er hat mit seinem rippana Otou-San -ehrenwerten Vater-, dem Kanrisha -Ortsvortsteher- Tanaka-Sama gesprochen und dieser ist einverstanden. Du musst dich nur noch entscheiden! Vielleicht für eine Probezeit zuerst einmal.“

Zwei Wochen später fliegen wir mit der All Nippon Airlines von Düsseldorf nach Kyoto und landen nach einem 14stündigem Flug auf dem International Airport Kansai außerhalb der alten Kaiserstadt. Mit dem Zug kommen wir in die Stadt und fahren von dort weiter nach Maizuru, das wir nach weiteren zwei Fahrstunden erreichen. Insgesamt sind wir beinahe einen Tag unterwegs, als wir uns von einem Cab zu dem Werftgelände meines früheren Arbeitgebers fahren lassen.

Dort führt man uns in einen Warteraum, in dem eine Menge Prospekte der Werft ausliegen und lässt uns Tee servieren. Gleichzeitig fragt der Mann an der Pforte in der Verwaltung an, ob sich dort jemand mit Tanaka-Sama auf der Bunrei no Shima in Verbindung setzen könnte.

Es dauert eine ganze Weile bis sich etwas tut. Ich überlege schon, ob ich mich wieder bei dem Pförtner melden soll, als eine Frau im Business-Outfit freudestrahlend zur Tür des Warteraumes hereinrauscht.
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Mi März 17, 2021 9:45 am

Aufschauend erkenne ich Takahashi Kameko, meine frühere Herrin. Ich erhebe mich, um mich höflich zu verbeugen, da liege ich schon in ihren Armen.

„Konnichiiiiwa, Momoi-Chan, watashi no kanojo -Guten Tag, Momoi-Chan-, meine Freundin!“ ruft sie aus, um sogleich wieder von mir zu lassen, sich zu verbeugen und sich meinen ehrenwerten Eltern zuzuwenden:

„Ehrenwerte Youki-San, darf ich sie einladen, meine Gäste zu sein? Morgen wollen wir Sie auf die Bunrei no Shima übersetzen!“

Auch meine Eltern haben sich erhoben und verbeugen sich nun. Sie erklären sich einverstanden.
Takahashi-San führt uns nun hinüber in die Villa und zeigt uns zwei Gästezimmer. Dabei lädt sie uns zum Abendessen mit der Familie ein.

Die Zeit bis dahin überbrückend, zeige ich meinen verehrten Eltern den Park und erkläre ihnen grob den Aufbau der Villa. Ich nutze dafür wesentlich weniger Worte als die Otetsdai -Haushälterin- damals, als ich das erste Mal die Villa betreten habe.

Zum Essen holen meine Eltern das beste Outfit aus ihren Koffern, das sie eingepackt haben. Bald darauf klopft ein Dienstmädchen an die Zimmertür und führt uns zum Esszimmer. Ganz wie eine gute Gesellschafterin es macht, halte ich während des Speisens die Konversation in Gang.

Nach dem Abendessen, das sich durch die Konversation über anderthalb Stunden ausgedehnt hat, dürfen wir uns zurückziehen und schlafen tief und fest. Der Jetlag lässt uns wohl sehr früh wieder wach werden, aber ich überbrücke die Zeit bis zum Frühstück mit einem romantischen Roman.

Zum Frühstück holt uns wieder ein Dienstmädchen ab. Diesmal sind der ältere Herr Amatsuka-Sama und seine Ushiro kara yuga -Hausherrin- nicht anwesend. Auch Takahashi-San, ihr Giri no musuko -Schwiegersohn- lässt sich entschuldigen. So frühstücken wir alleine mit Takahashi-San, meiner früheren Herrin.

Zu uns hat sich noch ein Mann gesellt. Takahashi-San stellt ihn uns als Fujimoto-San, den Piloten des Tragflächenbootes vor, der uns nach dem Frühstück zur Insel bringen wird.

Später führt uns der Mann zu dem Steg neben der großen Slipanlage, auf der gerade ein großes Schiff liegt, das im Unterwasserbereich gestrichen wird. Begleitet werden wir von meiner früheren Herrin Takahashi-San, die uns verabschieden will, und drei Dienstmädchen, die sich um unsere Koffer kümmern. Fujimoto-San ruft vom Steg aus einen Werftmitarbeiter hinzu, der uns beim Ablegen behilflich sein und die Taue lösen soll.

Der Steg führt zu einem schwarzgestrichenen Schwimmkörper, einem sogenannten Ponton. Seitlich davon liegt das Wasserfahrzeug, mit dem ich schon einmal zu der Insel übergesetzt habe, Jahre zurück.

Fujimoto-San öffnet zwei Klappen hinter der Kabine. Während die Dienstmädchen mit Hilfe des Werftmitarbeiters unsere Koffer dahinter verstauen, öffnet er nun das Kabinendach und lässt uns einsteigen. Ich biete Papa und Mama die Plätze hinter den Vordersitzen an und zeige ihnen die Hosenträgergurte. Nachdem sie sich angeschnallt haben, übergebe ich ihnen die Kommunikationshelme und weise sie in den Gebrauch ein.

Während sie den Kinngurt schließen und das Kabel in die Buchse einstöpseln, schaue ich mit einem Seitenblick auf den Gepäckraum. Dort ist alles in Ordnung und ich bedanke mich bei den Dienstmädchen:

„Domo arigato -Vielen Dank-!“

Dabei verbeuge ich mich lächelnd. Die Dienstmädchen erwidern die Verbeugung und weichen lächelnd auf den Steg zurück, wo Takahashi-San steht und mir zum Abschied zuwinkt. Fujimoto-San äußert sich nun lächelnd in meine Richtung:

„Ima mo suwatte, kudasai -Bitte setzen Sie sich nun auch-!“

Also setze ich mich auf den noch freien Copiloten-Sitz, schnalle mich ebenfalls an und setze den Kommunikationshelm auf, um ihn anschließend einzustöpseln. Fujimori-San hat zusammen mit dem Werftmitarbeiter das Tragflächenboot vom Ponton gelöst und die Taue verstaut. Nun umrundet er die Kabine über den Bug und setzt sich neben mir auf den Pilotensitz, nachdem er das Kabinendach geschlossen hat.

Er schaltet einen Bildschirm an und tippt einen Code ein. Ein Punkt erscheint in Bildschirmmitte, der schnell größer und zu einem Kreis wird, der den Bildschirmrand erreicht. Inzwischen ist ein weiterer Kreis in dem ersten entstanden. Dies geschieht mehrmals, dann piepst es. Nun betätigt der Pilot den Zündschlüssel und der Motor startet.

Bis jetzt hat der Werftmitarbeiter das Boot neben dem Ponton festgehalten. Nun lässt er es los und wir fahren langsam aus der Brandungszone auf den offenen Ozean hinaus.

Danach beschleunigt er das Boot, damit wir mit den Tragflächen auf der Wasseroberfläche reiten. Auf diese Weise fahren wir vier Stunden bis ich die weiß-grüne Halbkugel der Bunrei no Shima am Horizont erkenne. Sie wird schnell größer, so dass ich meine verehrten Eltern darauf aufmerksam mache.

Als die Insel unser ganzes Gesichtsfeld ausfüllt, nimmt Fujimoto-San Geschwindigkeit aus dem Boot und das Fahrzeug sinkt in den Ozean ein. Dabei steigt die Gischt anfangs rechts und links meterhoch auf. Er macht noch langsamer und lässt es die letzten Meter auf eine halbrunde überdachte Öffnung zutreiben.

Fujimoto-San betätigt das Funkgerät und spricht mit einer Stelle auf der Insel. Der Mann am anderen Ende erlaubt uns das Anlegen und sagt, dass er unser Eintreffen weitergeben will.

Unser Pilot steuert auf die Spuntwand zu, macht noch einmal kurz ‚rückwärts‘, um den letzten Rest Fahrt aus dem Boot zu nehmen und hält dort, wo ein Mann steht. Dann öffnet er das Glasdach der Kabine und hilft dem Mann draußen beim Festmachen.

Inzwischen habe ich mich losgeschnallt und den Helm abgelegt. Ich steige aus, als die Männer das Boot festgemacht haben und helfe nun meinen ehrenwerten Eltern beim Aussteigen. Fujimoto-San hat die Klappen des Gepäckraumes geöffnet und stellt währenddessen unsere Koffer neben das Boot, um gleich darauf die Klappen wieder zu schließen und sich zurück auf den Pilotensitz zu begeben.

Er verabschiedet sich höflich von uns. Auch wir verbeugen uns und wünschen ihm eine gute Rückreise. In diesem Moment öffnet sich im Hintergrund wie damals eine Tür. Tanaka-San und seine Frau treten heran und begrüßen uns herzlich.

Anschließend wendet sich Tanaka-San zum Gehen. Wir ziehen unsere Rollenkoffer hinter uns her, treten durch die Tür und stehen im Treppenhaus. Hier windet sich eine Treppe rund um mehrere Aufzüge. Tanaka-San betätigt den Rufknopf des Expressaufzuges. Nachdem die Kabine bei uns hält und sich die Tür des Aufzuges öffnet, mache ich Papa und Mama darauf aufmerksam, sich festzuhalten. Dann hat sich die Tür auch schon geschlossen und die Kabine beschleunigt kurz, um dann sanft über mehrere Etagen hinweg abzubremsen.

Mama und Papa haben bei den ersten Schritten aus dem Aufzug heraus etwas wackelige Beine, was sich aber schnell legt. Tanaka-San führt uns einen Gang entlang und öffnet bald mit einer Karte eine Wohnungstür.

„Dies ist Ihre Wohnung, Familie Youki. Kommen Sie erst einmal an. In einer Stunde sind Sie bei meinem rippana Otou-San -ehrenwerten Vater- zum Essen eingeladen. Jemand wird Sie führen!“
Wir verbeugen uns gegenseitig höflich und Tanaka-San lässt uns allein.

Wir stehen hier in einem schmalen Raum, von dem mehrere Türen abgehen. Ein großes Schuhregal befindet sich in der Nähe der Wohnungstür. Ansonsten ist der Raum spärlich möbliert mit niedrigen Regalen, einem Spiegel und japanische Malkunst an den Wänden.

Mama öffnet nach einem Rundum-Blick die ihr am nächsten liegende Tür mit einem weiteren Regal voller Schlappen daneben. Sie macht nur „A -Oh-!“ und zieht sogleich ein Paar der anderen Schlappen an, um den Raum zu betreten. Wir treten hinzu und auch Papa wechselt sein Schuhwerk, um den Raum zu betreten. Beide benutzen die Armaturen im Bad wie zwei kleine Kinder. Ich stehe in der Tür und lächele. Es ist aber auch ein luxuriöses Bad!

Ich gehe eine Tür auf dieser Wandseite weiter und kann in eine außergewöhnliche Küche blicken. Jetzt verstehe ich, warum Tanaka-San mich vor Wochen nach der Einrichtung gefragt hat. Diese Küche ist genau auf die Bedürfnisse eines früheren Küchenchefs abgestimmt und soll gleichzeitig die Arbeit der Hausfrau erleichtern.
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Do März 18, 2021 10:01 am

Die Küchentür lasse ich offenstehen und schaue hinter die drei Türen auf der gegenüberliegenden Seite. Hier finde ich ein Schlafzimmer für ein Paar und zwei kleinere Gäste- oder Kinderzimmer. Alle Zimmer haben eine Luftumwälz-Anlage, aber keine Fenster nach draußen.

Der Eingangstür gegenüber ist der Flur offen und führt in seiner ganzen Breite in ein großes Wohn-und Esszimmer über. Eine volle Seite dieses ‚Living-Rooms‘ besteht aus einem Fenster, das von einem niedrigen Sideboard bis zur Decke reicht und den Blick auf eine bepflanzte Terrasse öffnet, auf der man ebenfalls mittels Gartenmöbel einen Essplatz errichten kann. Eine Tür in der Glaswand führt nach draußen.

Papa ist an mich herangetreten und meint lächelnd:
„Ihr wohnt hier wirklich nicht schlecht!“

In diese Betrachtungen hinein tönt die Klingel an der Eingangstür. Ich laufe mit meinen Trippelschritten, die ich mir angewöhnt habe, zur Tür und öffne. Tanaka-San, die ältere Schwester meiner früheren Herrin, steht dort und verbeugt sich lächelnd:

„Der Kanrisha Tanaka-Sama -Ortsvorsteher Herr Tanaka- bittet die Famile Youki, seiner bescheidenen Einladung zum gemeinsamen Speisen zu folgen.“

„Sumimasen -Entschuldigung-,“ antworte ich ihr und verbeuge mich ebenfalls. „Ich sage den ehrenwerten Herrschaften sofort Bescheid!“

Anschließend trippele ich ins Wohnzimmer zurück und erkläre Papa und Mama, dass Tanaka-San da ist, um uns zu führen. Wir ziehen uns die Straßenschuhe wieder an und folgen unserer Führerin. Sie bringt uns zu einer Wohnungstür, ein Stockwerk höher und klingelt.

Die Tür wird kurz darauf geöffnet und eine ältere Frau im Meido-Gewand öffnet. Tanaka-San sagt lächelnd „Yoo -Hi-, Hika-chan“ zu ihr und sie macht den Weg frei, damit wir eintreten können.

Wir verbeugen uns mit einem „Aisatsu -Hallo-“ und Papa ergänzt es mit:
„O-jama shimasu -Ich störe jetzt-.“

Nun wechseln wir in Pantoffeln und Tanaka-San führt uns durch die Wohnung hinaus auf die Terrasse. Dort sitzen der Kanrisha Tanaka-Sama und sein Sohn Tanaka-San schon auf Hockern an einem niedrigen Tisch.

Sie erheben sich, als wir auf die Terrasse hinaustreten und wünschen uns:
„Konnichiwa, Bunrei no Shima e yokoso! -Guten Tag, willkommen auf der Insel der beseelten Steine!“

Papa übernimmt wieder das Wort:
„Konnichiwa! Ich bin sehr gespannt darauf, was mich hier erwartet. Meine liebe Tochter hat mir schon viel erzählt.“

Tanaka-Sama weist auf die Kissen am Tisch und sagt:
„Dozo o suwari, kudasai -Bitte, setzen Sie sich doch!“

Die beiden Herren setzen sich wieder und wir nehmen auf den Kissen am Tisch im Seiza -Kniesitz- Platz.

„Hajimemashite -Schön, Sie zu treffen-, Youki-San,“ redet mich der jüngere Tanaka-San an. „Sie möchten also wieder in ihre frühere Position als Lehrerin in unserer Mädchenschule zurück?“

„Hai -Ja-, wenn das möglich wäre?“

Er nickt und der ältere Tanaka-Sama wendet sich nun an meinen Otou-San -Vater-:
„Sie interessieren sich für die Position eines Einkäufers für Gastronomie auf der Insel, Youki-San?“

„Dozo yoroshiku -Ich bitte um Ihre Freundlichkeit,“ erwidert Papa. „Das ist tatsächlich eine Tätigkeit, die mich interessiert. Leider darf ich ärztlicherseits meine frühere Position als Küchenchef nicht mehr ausüben, und da hat mich meine shin’ainaru Musume -liebe Tochter- auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht. Sicher auch, um sich weiterhin um mich kümmern zu können.“

Bei den letzten Worten lächelt mein verehrter Papa.

In der Zwischenzeit hat Tanaka-San und die ältere Meido das Mittagessen auf den Tisch gebracht und setzen sich dazu. Tanaka-Sama nickt lächelnd und weist kurz auf die Meido am Tisch.

„Sie kennen sich alle sicher schon soweit, bis auf Tanaka Hiko, meine liebste Meido und die Ushiro kara yuga –‚Gnädige von hinten‘ (Hausfrau)- hier.“

Papa und Mama verbeugen sich leicht in ihre Richtung, während ich mich so tief es am Tisch geht verbeuge. Die Magd -Meido- von Tanaka-Sama, dem Ortsvorsteher -Kanrisha- der Insel, ist also gleichzeitig die Hausfrau hier.

Sie hebt nun eine Kanne duftenden Tees an und schenkt eine Schale Tee aus, die sie Tanaka-Sama übergibt. Dieser reicht die Schale über den Tisch an Papa weiter, während sie eine weitere Schale füllt. Diese Schale reicht er an Tanaka-San, seinen Sohn weiter, der sie an mich übergibt. Dankend verbeuge ich mich.

Die nächste gefüllte Schale erhält wieder Papa, der nun nicht recht weiß, wohin damit. Ich flüstere ihm zu:

„Oka-San no tame ni -Für Mama!-“

Daraufhin überreicht er ihr die Teeschale. Die letzten beiden Teeschalen stellen die Herren vor sich hin.

Nun tunkt der Hausherr, Tanaka-Sama, zwei Finger seiner rechten Hand kurz in den Tee, um die benässten Finger anschließend über den Stein zu halten, der in einer Schale mitten auf dem Tisch steht. Dazu sagt er:

„Fumetsu no seishitsu, gesuto ni nagai shiawasena jinsei o -Unsterbliche Natur, schenke unseren Gästen ein langes, glückliches Leben-.“

Wortlos wiederholt sein Sohn, Tanaka-San, die Geste. Ich stoße Papa leicht in die Seite und nicke ihm zu. Mit Falten auf der Stirn macht er es ihnen nun nach. Anschließend trinken wir den Tee in kleinen Schlucken.

Nun füllt die Ushiro kara yuga größere Schalen mit Hähnchenstücken und Gemüsen aus einer Schüssel, um dann mit einem porzellanenen Löffel Brühe dazu zu geben. Jetzt erfolgt wieder das gleiche Ritual beim Austeilen, wie wir es bei den Teeschalen erlebt haben. Dann können wir essen.

Bald sagt Papa:
„Oishii -Lecker-!“

Der Gastgeber und seine Meido nicken lächelnd mit dem Kopf. Die Brühe schlürfen wir schließlich alle aus den Schalen.

Nach dem Essen sitzen wir noch etwas bei Tee und süßem Gebäck zusammen. Papa erfährt dabei von Tanaka-San, welche Lebensmittel auf der Insel erzeugt werden und welche eingeführt werden müssen. Der Sohn des Kanrisha -Ortsvorstehers- erklärt auch, dass nur wenige Haushalte eine voll funktionstüchtige Küche besitzen. Die meisten Inselbewohner gehen in den Restaurants essen, wie früher in den Kantinen der Firma, als sie noch bestanden hat. Daneben kann man auch mehrere Baraetishiata -Varieté-Theater- besuchen und dabei etwas essen. Die dortigen Küchenchefs werden ihre Bestellungen ab jetzt an Papas Büro richten, erklärt er. Seine Aufgabe ist es nun, die Lebensmittellager immer soweit gefüllt zu haben, dass kein Engpass entsteht. Für die wenigen Haushalte mit voll funktionsfähiger Küche gibt es drei Supermärkte auf der Insel. Deren Geschäftsführer sind auch schon informiert, dass sie sich mit ihren Bestellungen an Papa richten sollen.

Tanaka-San beruhigt:
„Wir wollen Sie nicht ins kalte Wasser werfen. Der Arbeitsbeginn ihres Büros ist in einer Woche angesetzt. Bis dahin helfe ich Ihnen, ihr Büro auszustatten und zeige Ihnen auch, woher die Nahrungsmittel kommen, die in den Lagern gestapelt sind. Ebenso können Sie in dieser Zeit mit Ihren Abnehmern auf der Insel Kontakt aufnehmen und sich gegenseitig kennenlernen. Das Gleiche gilt auch für Ihren Kontakt mit den Lebensmittelerzeugern auf der Insel und den Lieferanten, wenn welche im Hangar festmachen.“

„Yoi -Gut-,“ antwortet Papa lächelnd. „Das hört sich alles wunderbar an. Ich bin gespannt auf gute Zusammenarbeit!“

Im weiteren Verlauf werden nur noch unwichtige Dinge besprochen und Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht, bis Papa sagt:

„Hätten Sie morgen Zeit, damit zu beginnen, mich mit allem bekannt zu machen, Tanaka-San? Dann würde ich mich gerne allmählich zurückziehen wollen.“

„Morgenfrüh gegen 9 Uhr?“ fragt Tanaka-San zurück.

„Das hört sich gut an,“ antwortet Papa lächelnd und erhebt sich.
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Fr März 19, 2021 9:45 am

Die Herren stehen ebenfalls auf und begleiten uns zur Tür. Wir wechseln dort wieder aus den Pantoffeln in unsere Straßenschuhe und Papa sagt zum Abschied höflich:

„O-jama shimashita -Ich habe gestört-“.

Da ich mich schon besser auf der Insel auskenne, will ich meine ehrenwerten Eltern zu unserer Wohnung zurückführen. Unterwegs frage ich, ob wir nicht die Zeit bis zum Abendessen dadurch nutzen sollen, dass ich ihnen die Insel zeige, soweit ich sie selbst kenne. Papa ist damit einverstanden. Also fahre ich mit ihnen zuerst einmal mit dem Express-Aufzug auf die Ebene 0 herunter. Hier gehen wir ins Freie. Unterwegs dahin zeige ich ihnen die ‚Blaue Grotte‘ und erkläre sie ihnen.

Im Freien weise ich in die Runde und sage:

„Wir befinden uns hier auf der untersten Vegetationsebene. Sie liegt in der Mitte der Insel. Wenn wir höher schauen, sehen wir weitere Vegetationsebenen terrassenförmig angelegt an den Flanken von drei Hochhäusern, die die Insel begrenzen.
Hier sind Bambushaine, Obstbüsche und niedrigwachsende Obstbäume angepflanzt. Auf den höheren Terrassen finden wir Kartoffeln und Gemüse, auch Reis und weitere Obstbüsche. Kirschbäume stehen in speziellen Pflanztöpfen.
Natürlich gibt es auch Ziergärten nach Zen-Tradition. Solche habt ihr ja schon gesehen.“

Während ich rede und Papa und Mama in die Höhe schauen, um die Terrassen zu überblicken, hören wir plötzlich ein „Pok, Pok, Pok“ zu unseren Füßen. Mama macht ein überraschtes Gesicht. Ich lächele und erkläre:

„Natürlich halten wir auch Hühner auf der Insel. Kommt, wir gehen wieder zurück, bevor wir einen Hahn zum Angriff provozieren.“

„Die Verarbeitung und Lagerung der Lebensmittel geschieht dann sicher fabrikmäßig auf den unteren Ebenen hier?“ fragt Papa.

Ich nicke und bestätige seine Annahme.

Anschließend führe ich meine ehrenwerten Eltern an Sportclubs und dem Baraetishiata -Varieté-Theater- in dem Hochhaus vorbei, in dem wir uns gerade befinden. Dazu erkläre ich, dass es in jedem der drei Hochhäuser jeweils das gleiche Freizeitangebot gibt.

Während wir durch die Gänge gehen, kommen wir auch an einem Supermarkt vorbei. Mama bleibt stehen und fragt angesichts des Geschäfts:

„So etwas habt ihr hier also auch?“

Ich nicke lächelnd und meine:

„Die Haushalte, die selbst kochen möchten, müssen ja irgendwo ihre Lebensmittel kaufen können. Niemand braucht über die Terrassen zu wandern und selbst ernten, was er braucht. Außerdem gibt es ja nicht alles das ganze Jahr über. Dazu braucht es eine Lagerwirtschaft.“

Mama ist während meiner Erklärung näher an den Laden herangetreten. Ihre Hand liegt auf der Eingangstür. Sie öffnet sie und sogleich hört sie von drinnen, ihr ein „Irasshaimaseeeee -Willkommen-!“ entgegenschallen.

Lächelnd betritt sie den Laden, so dass Papa und ich ihr folgen müssen. Mama geht interessiert durch die Gänge.

Jedesmal, wenn wir dabei einen Mitarbeiter passieren, der gerade ein Regal einräumt, ruft er oder sie laut „Irasshaimaseeeee!“, auch wenn der Mitarbeiter uns während der Arbeit gerade den Rücken zukehrt.

Oder sie bedanken sich, wenn man einen Artikel gewählt hat.
„Arigatou gozaimaaaaaaasu!“

Vorsorglich habe ich mich am Eingang mit einem roten Einkaufskorb ausgerüstet, um den Artikel darin zur Kasse zu tragen. Dort angekommen, stelle ich den Korb neben die Kasse.

Der Kassierer nimmt nun im Stehen jeden gewählten Artikel einzeln aus dem Korb, hält das Lesegerät an den Strichcode und platziert ihn in einen grünen Korb an der anderen Seite des Kassenautomaten. Nachdem der rote Korb geleert ist und die Kasse den Betrag anzeigt, legt Mama ihr Geld in ein Schälchen, in das der Kassierer anschließend das Wechselgeld legt.

Ich nehme nun den grünen Korb und gehe damit zum Einpackbereich, gefolgt von Mama und Papa. Dort verstaue ich Mamas Einkauf in eine textilene Einkaufstasche, mit der wir schließlich den Laden verlassen.

Draußen spricht Mama lächelnd Papa an:
„Wie lange haben wir in Düsseldorf gewohnt, Youki-San?“

„Nun, das werden ungefähr zwanzig Jahre gewesen sein,“ meint er.

„Weißt du, wie sehr ich es vermisst habe, einkaufen zu können wie hier?“ resümiert sie auf dem Weg in unsere Wohnung.

*

Am nächsten Morgen mache ich mich nach dem Frühstück auf den Weg zu der Mädchenschule, an der ich bis zu meinem Heimflug gewirkt habe. Tanaka-San ist zu uns gekommen und hat Papa zu einer Besichtigungstour über die Insel abgeholt, bei der es um die Nahrungsmittelproduktion und -lagerung geht. Dabei beginnt er unter der Meeresoberfläche bei der Fischreuse und erklärt das Aussortieren und die Schlachtung.

Anschließend zeigt er Papa die Hühnerzucht und den Schlachtbetrieb. Dabei zeigt er auch die Landwirtschaft und die Verarbeitung der landwirtschaftlichen Produkte, und kommt auf die Aquakulturen, in denen Meerespflanzen kultiviert werden.

Beiläufig erwähnt Tanaka-San beim Mittagessen in einem Restaurant die Vakas der Polynesier, die ab und zu zum Handeltreiben am Hangar anlegen. Dort erhalten wir viele Südfrüchte und Gewürze her.

Am späten Nachmittag zeigt er Papa sein Büro auf der Insel. Dann ist der Tag vorbei und Papa kommt zum Abendessen zu Mama zurück.

*

Am gleichen Tag habe ich mich zur Mädchenschule aufgemacht und bin dort freudig begrüßt worden. Ich habe jetzt natürlich weder eine feste Klasse noch ein festes Fach. Wir wollen uns im Kollegium in den nächsten Tagen und Wochen etwas überlegen, wie ich wieder eingesetzt werden kann. In der Pause spricht mich ein älterer Kollege an:

„Youki-San, Sie haben jahrelang als Zofe im Haushalt des ehrenwerten Amatsuka-Sama gearbeitet und sich um die Tochter des Hauses gekümmert. Können sie mir aus ihrer Sicht eine Yamato Nadeshiko erklären?“

Ich schaue ihn erstaunt an. Hier auf der Schule wird den Mädchen beigebracht, was das japanische Frauenideal ist. Da müsste er es doch wissen! Will er mich etwa testen?

Höflich gebe ich ihm die gewünschte Auskunft:

„Eine Yamato Nadeshiko ist nicht unabhängig oder selbständig, findet ihre Erfüllung nicht in der Arbeit, sondern an der Seite eines Mannes, der sie zu führen und zu beschützen versteht. Ihm ist sie eine Hausfrau, Geisha und Samurai.
Als Hausfrau sorgt sie für das leibliche Wohl des Herrn und der Gäste des Hauses.
Als Geisha sorgt sie für das seelische Wohl des Herrn und der Gäste.
Als Samurai ist sie nach außen willensstark und kann sich durchsetzen. Sie erträgt Schicksalsschläge unbewegt. Die Yamato Nadeshiko bringt alle nötigen Opfer zum Wohlergehen und Schutz ihrer Familie.
Ihrem Ehemann ordnet sie sich bedingungslos unter, folgt ihm nach und gibt sich ihm hin.“
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1Sa März 20, 2021 9:26 am

„So kenne ich das auch, verehrte Kollegin. Sie sind nun aber weit in den Dreißigern, haben noch keinen Mann und lehren, wie man den Mann bei gesellschaftlichen Anlässen angemessen begleitet, zum Beispiel.“

Ich schaue ihm in die Augen. ‚Was will der Mann damit sagen?‘ frage ich mich in Gedanken, antworte aber höflich:

„Ich war jahrelang die Zofe einer wakai Josei -jungen Lady-. Es ist recht einfach, den Dienst für eine Lady auf den Dienst für einen Herrn zu übertragen, wenn man einige Besonderheiten beachtet und den Fokus auf den Dienst an sich legt, werter Herr!“

Mein Gegenüber nickt und entgegnet:
„Da gebe ich Ihnen vollkommen Recht, werte Youki-San. Ich bitte Sie um Entschuldigung, wenn meine Rede so verstanden wurde, als würde ich an Ihrer Kompetenz zweifeln. Mögen Sie mich nach Arbeitsende in den Park begleiten? Ich hätte Sie gerne unter vier Augen gesprochen.“

Ihn anlächelnd erkläre ich mich zu dem Spaziergang bereit. Am Nachmittag schlendere ich langsam über den Außenbereich der Mädchenschule, dorthin wo der Park beginnt. Es ist Anfang April und die Blüten der Kirschbäume tauchen den Park in rosa Farben.

Hinter mir höre ich schnelle Schritte und drehe mich langsam um. Mein Kollege, der den Mädchen die Kunst der Selbstverteidigung beibringt, kommt schnell näher und stoppt bei mir:

„Aisatsu, Tsukino-San -Hallo, Herr Tsukino-,“ sage ich und verbeuge mich leicht.

Auch mein Kollege verbeugt sich kurz und meint:
„Hi wa hana ga tokuni utsukushiku kagayakimasu -die Blüten leuchten dieses Jahr besonders schön-.“

Ich lächele ihn an und lasse einen Zweig durch meine Hand streichen. Worauf will Tsukino-San hinaus?

„Ich weiß nicht, ob Sie sich über mich erkundigt haben und wie weit Sie über mein Privatleben informiert sind…“ beginnt er.

Ich hebe die rechte Hand, wedele damit in der Luft und sage:

„Wenn ich einen Herrn hätte, der Informationen vor dem Abschluss eines Geschäftes braucht, hätte ich mich sicher diskret informiert. Das gehörte dann zu meinen Aufgaben. Sonst wäre es aber höchst unhöflich, Tsukino-San!“

„Dann darf ich vielleicht in dieser Angelegenheit selbst aktiv werden, verehrte Kollegin Youki-San:
Sie wissen sicher von früher, dass ich verheiraten bin…“

Ich nicke und schaue ihn an. Er präzisiert:

„…oder besser gesagt, ich war mit einer sehr lieben Frau verheiratet. Als Sie uns damals verlassen haben, um zu ihren verehrten Eltern zurückzukehren, wurde Tsukino-San krank. Der Inselarzt ordnete eine Verlegung in das Hospital nach Maizuru an. Tanaka-San war so nett, den Meisai -Tarn- bereitzustellen. Ich bin mitgeflogen, weil ich Tsukino-San nicht alleinlassen konnte.
Sie wissen vielleicht, dass dieses Fluggerät die Entfernung in wenigen Minuten schafft, und das schien hier geboten zu sein. In der Amatsuka Werft Corporation kam bei unserem Eintreffen schon der Krankenwagen an. Tsukino-San wurde im Hospital untersucht und eine Volvulus -Darmverschlingung- diagnostiziert. Eine Notoperation wurde in Windeseile angesetzt. Leider hat mir der Chef des OP-Teams im Verlauf der Operation den Tod meiner lieben Frau mitteilen müssen.“

Wir gehen eine Weile stumm nebeneinander her. Er trocknet verstohlen seine feuchten Augen. Schließlich höre ich ihn einen Seufzer ausstoßen.

„Ich war nie besonders romantisch veranlagt, wissen Sie, Youki San. Darum kämpfe ich gerade mit den richtigen Worten. Ich bin eher ein Mann der Tat. Deshalb lehre ich auch die Selbstverteidigung…“

Mich ihm zuwendend, bleibe ich stehen und zwinge ihn so, sich zu mir umzudrehen. Wieder lasse ich einen Kirschblütenzweig durch meine Hand gleiten.

„Sie sprechen mich an, weil wir beide ohne Partner sind, werter Kollege. Sie haben die Trauer um ihre liebe Frau weitestgehend verarbeitet und fühlen sich nun bereit für eine neue Beziehung?“

„Hai -Ja-, so kann man sagen,“ antwortet Tsukino-San, erleichtert lächelnd. Man fühlt geradezu, wie ihm ein Stein vom Herzen plumpst.

„Ich schlage vor, dass wir Freunde werden, Tsukino-San. Die Leute dürfen keinen falschen Eindruck gewinnen. Gehen Sie in die Schulbibliothek und leihen Sie sich Bücher zum Thema Kennenlernen und Verlieben. Es dürfen gerne zuerst wissenschaftlich-psychologische Abhandlungen sein. Bald sollten Sie aber zu Romanen umschwenken, in denen Paarbeziehungen beschrieben werden, oder Sie sollten Waka -Gedichte- lesen!
Schlagen Sie mir hin und wieder solche Zeiten unter vier Augen vor, wie diesen Spaziergang jetzt, und stellen Sie mir Fragen zu dem, was Sie dort lesen. Ich werde Sie beraten, als ginge es um die Anbahnung einer Affaire zu einer dritten Person…“

Ich unterbreche mich, als ich seine abwehrende Reaktion bemerke.

„Stören Sie sich nicht an dem Begriff ‚Affaire‘, Tsukino-San! Ich weiß ja, welches ihr eigentliches Ziel ist. Das müssen Sie jedoch selbst anzusteuern wissen. Lassen Sie das alles in jedem Fall langsam angehen und lernen Sie sich romantisch auszudrücken.“

Er schließt den Mund, nickt und geht langsam neben mir den Rundkurs, um sich am Schulgelände dankend von mir für heute zu verabschieden.

*

In der Folgezeit schaue ich seinem Training zu, wenn er den Schülerinnen Ju-Jutsu beibringt. Anfangs ist Tsukino-San noch sehr hart mit den Schülerinnen. Ich sehe manch eine Schülerin mit Tränen in den Augen die Halle nach der Sportstunde verlassen.

Meine gelegentliche Anwesenheit und sicherlich auch mein Rat, sich mehr mit Romantik und Emotionen zu befassen, scheint allmählich Wunder zu bewirken. Er nimmt nun alle Schülerinnen im Training mit. Keine bleibt im Unterricht auf der Strecke.

Darüber vergehen einige Monate. Ich helfe Mama gerade beim Putzen der Wohnung vor Neujahr, als ich eine Einladung für ein Essen in einem der Baraetishiata -Varieté-Theater- von ihm erhalte. Hilfesuchend schaue ich Mama an. Sie nickt mir zu und meint:

„Nimm die Einladung gerne an, Airi -Liebes-. Ich schaffe das auch alleine.“

Freudig verbeuge ich mich und gehe auf mein Zimmer. Dort kleide ich mich in einen roten Furisode mit bunten Mustern, forme mein Haar zu einem Dutt und schminke mich dezent. Im Schuhregal am Eingang wähle ich die passenden Schuhe und schlendere durch die Gänge des Hochhauses in Richtung des Baraetishiata.

Dort sehe ich Tsukino-San vor dem Eingang warten. Kurz darauf hat er mich entdeckt und ein Lächeln überzieht sein Gesicht und gefriert.

Tsukino-Sans Augen werden größer, je näher ich ihm komme. Sein Mund öffnet sich, als wolle er etwas zu mir sagen, aber er bekommt keinen Ton heraus. Es braucht einen langen Moment, bevor er sich vor mir verbeugt. Ich habe ihn schon erreicht, als er sich endlich gefangen hat.

Am Eingang lese ich den Titel des heutigen Theaterstückes „Mimiwosumaseba -Wenn du zuhörst-.“

Nun begrüßt er mich zuvorkommend und öffnet die Eingangstür, um sie mir aufzuhalten, damit ich eintreten kann. Sogleich werden wir von einer Kellnerin ‚angeflötet‘:

„Irasshaimaaaaase -Willkommeeeeen-!“
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BeitragThema: Re: Eine Zofe in Japan   Eine Zofe in Japan Icon_minitime1So März 21, 2021 10:32 am

Wir verbeugen uns leicht. Da kommt schon ihre nächste Frage:
„Nan mei sama desu ka -Wieviele Personen-?“

Tsukino-San übernimmt:
„Futari desu -Zwei Personen-.“

Nun verbeugt sie sich lächelnd und dreht sich um. Wir folgen ihr und sie führt uns zu der Treppe, die zu den Zuschauerrängen führt. Dort führt sie uns bis an einen freien Tisch und sagt:

„Kochira e douzo -Bitte setzen Sie sich hier.“

Während wir hinter dem niedrigen Tisch mit Blick zur Bühne Platz nehmen, überreicht sie Tsukino-San die Menükarte.

„Menyuu ni narimasu -Hier ist das Menü!“

„Arigatou gozaimasu -Vielen Dank-,“ antwortet mein Tischherr und breitet die Karte zwischen uns aus, damit auch ich hineinsehen kann.

Die Bedienung hat uns alleingelassen, um weitere Gäste an leere Tische zu führen. Nachdem wir uns dafür entschieden haben, was wir bestellen wollen, drückt Tsukino-San einen Rufknopf am Tisch. Wenige Sekunden darauf steht wieder eine Bedienung vor unserem Tisch und fragt:

„Gochuumon wa okimari desu ka -Möchten Sie bestellen-?“

„Sumimasen -Entschuldigung-,“ antwortet mein Tischherr und zeigt auf ein abgebildetes Menü.

„Kore wo futatsu onegai shimasu -Könnte ich dieses zweimal haben, bitte-?“

Die Bedienung wiederholt die Bestellung mit Angabe der Nummer des Menüs in der Speisekarte. Tsukino-San nickt und bestätigt mit „Hai -Ja-.“

Nun sagt die Bedienung:
„Onomi mono wa -Was möchten Sie trinken-?“

„Ocha to mizu o sukoshi, kudasai -Je eine Tasse Tee und etwas Wasser, bitte.“

„Hai, shoushou omachi kudasai -Okay, bitte warten Sie.“

Damit verlässt sie uns erst einmal. Etwas später kommt sie mit einem Tablett zurück und platziert den Tee und den tiefen Teller mit dem Menü vor uns. Hinzu kommen noch einige Schälchen mit Beilagen und je ein feuchtes Gästetuch für jeden von uns. Uns zugewandt steht am gegenüberliegenden Rand des Tisches ein Regal mit verschiedenen Gewürzen und den Essstäbchen, woran wir uns nun bedienen, während die Bedienung mit einem „Itadakimasu -Guten Appetit-!“ den Blick zur Bühne freimacht.

Der Vorhang hat sich nach einem Gongschlag geöffnet. Man erkennt ein Mädchen in Schuluniform, die in ihrem kleinen Zimmer in einem Buch liest und sich zwischendurch Notizen macht. Aus ihren Selbstgesprächen hört man, dass sie ausländische Liedtexte ins Japanische übersetzt. Im Nebenzimmer sitzen ihre Eltern. Sie reden gerade über ihre Tochter. Es wird klar, dass sie sich wünschen, sie würde sich mehr um ihre Schule kümmern.

Dann dreht sich das Bühnenbild und man sieht das Mädchen aus einem Zug aussteigen. Mit ihr verlässt auch eine Katze den Zug. Natürlich ist es ein Schauspieler im Katzenkostüm. Sie wundert sich und folgt der Katze.

Wieder dreht sich das Bühnenbild. Nun stehen die Katze und das Mädchen vor einem Bücher-Laden. Sie öffnet die Ladentür für die Katze, um sie hindurch zu lassen. Ein freundlicher alter Mann begrüßt das Mädchen und bedankt sich.

Im Weitergehen trifft sie einen Jungen aus ihrer Schule, der auch gerne Bücher liest. Es stellt sich heraus, dass der Junge der Enkel des Ladenbesitzers ist.

Das erste Treffen der Beiden verläuft kurz und unpersönlich. Doch sie treffen sich immer wieder an der Haltestelle und kommen sich langsam näher. Das Mädchen erfährt dabei, dass der Junge sich für Musik interessiert und gerne lernen möchte, wie man Instrumente baut.

Sie ist beschämt, weil sie keine ähnlichen Wünsche an ihre Zukunft hat und beschließt, einen Roman schreiben zu wollen. Beide haben ihren eigenen Traum, der sie auf verschiedenen Wegen in die Zukunft führt. Inzwischen sind ihre romantischen Gefühle füreinander stark angewachsen.

Als der Junge ein Auslandspraktikum zum Instrumentenbauer beginnt und sie sich deshalb trennen müssen, bestärkt dessen Großvater das Mädchen bei ihrem Romanprojekt.

Sie schreibt über eine magische Katze, die die Menschen lehrt, nach ‚den verborgenen Schätzen des Lebens‘ zu suchen. Als sie ihren Roman fertig hat, kommt der Junge nachhause zurück und macht ihr einen Heiratsantrag, den sie freudig annimmt.

Beim Zuschauen denke ich:
‚Hier sind wunderbar die Gefühlswelten der beiden Jugendlichen berührend und herzerwärmend auf den Punkt gebracht. Der Zuschauer kommt in eine poetische Stimmung, die ihm zu Herzen gehen muss. Er fühlt förmlich, wie die Beiden Raum füreinander in ihren Herzen schaffen.‘

Als der letzte Vorhang fällt, klatscht das Publikum begeistert Beifall. Tsukino-San ist auf einmal deutlich zurückhaltender. Nach einer Weile erst äußert er sich.

„Wa anata ni totemo aishite irunode, hotondo okigaremasen -Ich bin so verliebt in Sie, dass ich kaum aufstehen kann-,“ sagt er leise. „Watashi ga anata no sode o futta no o shiranai -Wissen Sie denn nicht, dass ich Ihren Ärmel schüttelte?“

Ich bin nun selbst ergriffen.

„Kyo wa jinsei de ichiban tanoshikatta -Heute hatte ich den schönsten Tag meines Lebens,“ antworte ich genauso leise.

In dem Moment steht die Bedienung am Tisch. Tsukino-San nickt und fragt:
„Okanjou wo onegai shimasu –Könnte ich bitte die Rechnung haben-?

Sie hat den Zettel schon in der Hand und überreicht ihn meinem Tischherrn. Nun erheben wir uns und streben dem Ausgang zu. Kurz davor begleicht Tsukino-San die Rechnung an der Kasse.

Anschließend bedanken wir uns und verlassen das Varieté-Theater:
„Vielen Dank für die wunderbare Vorstellung und das leckere Essen!“

Danach begleitet er mich zur Wohnung meiner Eltern, um sich dort von mir zu verabschieden. Er neigt leicht seinen Kopf und sagt danach zu mir:

„Mata aimasho? -Werden wir uns wiedersehen?“

Ich antworte ihm mit einer Verbeugung und sage:
„Anata to issho ni iru to ochitsuku na -Ich fühle mich geborgen bei dir.“

„Youki-San,“ nimmt er sich ein Herz und fragt rundheraus, „darf ich ihren Vornamen erfahren?“

Ich lächele glücklich und antworte:
„Momoi desu -ich bin Momoi-.“

Nun gibt auch er seinen Vornamen preis:
„Juro desu -ich heiße Juro-.“

Die Preisgabe des Vornamens kommt in Japan einem Heiratsantrag gleich. Ich warte noch, bis er um die nächste Gangbiegung verschwunden ist, dann halte ich meine Karte an das Schloss und die Wohnungstür springt auf.

Ich fühle mich schwebend, mein Herz läuft über. Ich muss jemand an meinen Gefühlen teilhaben lassen und finde Mama in der Küche, einen Snack für Papa vorbereiten. Sie braucht mich nur anzusehen, um meinen Zustand zu spüren.
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