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 Karthager im Amazonas

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BeitragThema: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Sa Aug 19, 2023 10:21 am

Unsere Spione in Rom haben herausgefunden, dass Rom gegen Qart Hadasht -Neustadt- mobil macht. Zuvor hat Cato, der Ältere, im Senat gesprochen und nebenbei in sein Plädoyer den Satz einfließen lassen:

„Ceterum censeo Carthaginem esse delendam -Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss-!“

Catos Plädoyer ist unter den Senatoren auf allgemeine Zustimmung gestoßen. Während sich Rom nun auf den Seekrieg vorbereitet, erreicht die Kunde davon im Geheimen die Admiralität in Qart Hadasht.

Als die römische Kriegsflotte vor Qart Hadasht -Neustadt- auftaucht, verlässt unsere Flotte den Kriegshafen und rudert dem Feind entgegen. Unsere Kapitäne wissen, dass all ihr Können gefragt ist, um den Feind auszumanövrieren. Sie dürfen ihn nicht längsseits heranlassen, denn sonst lassen sie den Corvus -Enterbrücke- auf das Deck unserer Schiffe fallen. Anschließend drängen römische Fußsoldaten an Deck unserer Schiffe und töten die Besatzung. Andererseits müssen unsere Schiffe auf Katapultentfernung heran, oder sie müssen versuchen, den Feind mit dem Rammsporn zu versenken.

Die Seeschlacht zwischen den Verteidigern Qart Hadashts und des Aggressors Rom ist von einem erhöhten Punkt gut zu beobachten. Die Sufeten -Richter- lassen sich von einem Ausguck über den Verlauf der Seeschlacht in regelmäßigen Abständen durch einen Läufer unterrichten.

Das Kriegsglück wogt hin und her. Rom verliert viele Kriegsschiffe, wenn der Corvus nahe an der Bordwand eines unserer Schiffe entlangschrammt und das feindliche Schiff dadurch seitlich wegkippt. Schließlich gewinnt Rom die Oberhand. Durch die Niederlage unserer Kriegsflotte ist der Zugang nach Qart Hadasht nun für die Römer offen.

Panik breitet sich in der Stadt aus. Die Einwohner raffen zusammen, was sie tragen können und ergreifen die Flucht. Die Versammlung der Ältesten versucht, ein geordnetes Verlassen der Stadt zu organisieren. Dennoch ist jeder Familienvater auf sich selbst gestellt, sobald er die Stadtmauern hinter sich hat. Die Leute suchen Zuflucht bei den Tamasheq -Berbern- in der Umgebung.

Eine kleine Anzahl Menschen fliehen mit Fischerbooten nach Balearica -Mallorca-. Dort existiert seit Generationen eine Kolonie der Qart Hadashti, die mit Talaiot friedlich mit ihnen zusammenleben. Dabei handelt es sich um blonde bis rothaarige Angehörige eines Volksstammes der Festlandkelten, die sich vor Generationen auf der Insel niedergelassen haben.

Die Talaiot leben als Bauern und Handwerker im Umland unserer Städte. Sie verkaufen ihre Produkte auf den Märkten und sind als Soldaten in unseren Reihen bei unseren Feinden gefürchtet.

Daneben gibt es auf der Insel noch alteingesessene Bewohner, die für den virtuosen Gebrauch ihrer Schleudern bekannt sind. Damit vertreiben sie Raubtiere aus der Nähe ihrer Herden. Die Kolonie ist nun nicht mehr sicher.

*

Die Flüchtlingsboote aus Qart Hadasht legen an der Nordwestküste Balearicas in der geschützten Bucht von Can Punera an und berichten von der Niederlage gegen die Römer. Sie haben auf ihrer Flucht noch lange den Feuerschein gesehen, der den Himmel auch in der Nacht noch erhellt hat, berichten sie.

Die Kunde von der Zerstörung Qart Hadashts verbreitet sich danach auf ganz Balearica. Nun geht die Angst in der Bevölkerung um, dass die Römer irgendwann auch ihr Land erobern und zerstören würden. Aus diesem Grund rüsten einige Familien schnell drei Handelsschiffe aus, die zwischen den Fretum Gaditanum -Säulen des Herakles- ins äußere Meer segeln wollen.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1So Aug 20, 2023 9:48 am

Sie hoffen, zu den seit Langem bekannten Inseln von Atlantis zu gelangen, die sich dort irgendwo befinden sollen. Mit Frauen und Kindern gehen sie an Bord der Schiffe, nachdem sie Seeleute gefunden haben, die das Wagnis eingehen wollen. Keltische Bauern und Krieger machen mit ihren Familien die Reise mit.

Einer der Initiatoren ist mein Vater Amilcar. Er ist Weinhändler und verkauft sein Haus und Geschäft an einen Mann, der sich darüber freut, Papas Besitz für zwei Drittel des eigentlichen Wertes zu erlangen. Papa tut sich mit anderen Händlern zusammen, darunter ein Besitzer einer kleinen Handelsflotte.

Sechs riesige Amphoren für den Weintransport werden mit Frischwasser gefüllt und weitere haltbare Lebensmittel kommen an Bord. Unterstände für je dreißig Familien werden in jedem Frachtraum der drei Schiffe abgetrennt. Ich zähle fast 400 Flüchtlinge, die die Schiffe allmählich bevölkern.

Ein erfahrener Seefahrer erhält den Titel des Admirals, zwei weitere Seefahrer führen als Kapitäne die Begleitschiffe, unterstehen aber dem Kommando des Admirals. Schließlich werden die Ankersteine an Bord gehoben und wir segeln los.

Mein Name ist Aleph. Zum Zeitpunkt der Flucht von Balearica bin ich zwölf Jahre alt. Ich habe noch eine achtjährige Schwester, Beruta, und neben Amilcar, meinem Vater, kommt natürlich auch Tanita mit, meine Mutter. Unsere Knechte und Verwalter machen die Reise nicht mit. Sie haben sich für das Ausharren entschieden.

Zu unserer Familie gehört seit zwei Jahren auch Gael -der Kelte-, ein 20jähriger rothaariger Bauer, der vor zwei Jahren Beruta vor einer Entführung bewahrt hat. Er hat im Lager gearbeitet, aber seit dem Ereignis hat Papa ihn zu unserer Leibwache ernannt. Seitdem hat er aus dem Hintergrund unserem Kinderspiel zugeschaut. Er lässt uns in Ruhe, solange sich uns keine fremden Männer nähern.

In seiner Freizeit macht er Kraftsport und hat sich den Umgang mit der Schleuder angeeignet. Mir gegenüber ist er wie ein großer Bruder. Oft bin ich bei meinem Vater und schaue ihm bei seiner Arbeit über die Schultern. Aber fast genauso oft bin ich bei Gael. Er hat mir Hanteln gebastelt, mit denen ich zusammen mit ihm Krafttraining machen kann.

Gael entscheidet sich auf mein Bitten dafür, die Reise mitzumachen. Er geht mit uns auf eins der drei in aller Eile umgebauten Handelsschiffe. Mein Vater stellt ihm erfreut in Aussicht, dass er am Ziel unserer Reise bei den Atlantern sicher eine junge Frau findet, mit der er ebenfalls eine Familie gründen kann.

Wir stellen fest, dass sich unter den Auswanderern viele Talaioti befinden. Es sind alles junge unverheiratete Männer, denen von ihren Arbeitgebern ähnliche Versprechungen gemacht worden sind. Alle Talaioti zeichnet aus, dass sie sich vor keinen Händeln scheuen, aber einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn haben. Sie würden ihre Waffen nie gegen Freunde und Bekannte erheben.

Um sich während der Fahrt zu beschäftigen, meldet sich Gael sofort zu den Ruderern. Andere Talaioti haben die gleiche Idee. So haben wir im Fall, dass kein Wind weht, auf allen Schiffen doppelt so viele Ruderer, wie Ruderplätze vorhanden sind und die Männer können sich abwechseln.

Die Seeleute nutzen den Wind um zuerst in südwestlicher Richtung und später in westlicher Richtung durch das Mare Nostrum um Ishapan -Spanien- herum zu segeln. Nach neun Tagen Fahrt unter Segel lässt der Admiral die Rahen absenken und die Segel daran festbinden. Dann wird die Rah an Deck verstaut.

Anschließend besetzt die erste Gruppe der Männer die Ruderbänke und sie schieben die Ruder durch die Aussparungen in der Bordwand. Der Rudermeister geht an das mit einem Fell überspannte Becken und gibt mit Trommelschlägen den Rhythmus vor, damit sich die Männer mit ihren langen Rudern nicht in die Quere kommen.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Mo Aug 21, 2023 10:15 am

Wir haben die Meerenge erreicht und durchqueren sie bei Nacht gegen die ständige Strömung des Meerwassers, das vom äußeren Meer hereindrückt. Wir kommen nur langsam voran, so dass der Admiral die Ruderer zweimal austauschen lässt, damit sie neue Kraft schöpfen können.

Als die Sonne aufgeht haben wir endlich das äußere Meer erreicht. Der Admiral lässt die Rahsegel hochziehen. Von nun an vertrauen wir auf Wind und Meeresströmung, die uns zu den Inseln bringen sollen, von denen man sich seit den Schriften des griechischen Philosophen Platon immer wieder Geschichten erzählt. Seinen Texten folgend steuern die Steuerleute einen Kurs in südwestlicher Richtung.

*

Anfangs haben wir bei achterlichen Winden eine starke See von vorne, die unser Vorankommen mit den bauchigen Handelsschiffen bremst. Je weiter wir uns in das äußere Meer vorwagen, desto mehr überwiegt der achterliche Wind. Da der Wind uns sowieso in südwestliche Richtung treibt, können wir die Schiffe ‚vor dem Segel laufen lassen‘, wie der Admiral das nennt. Um unsere Steuerleute zu entlasten, gibt er ihnen den Auftrag ihre Ruder festzubinden.

Bei uns Kindern macht sich allmählich Langeweile breit. Draußen ist nichts weiter zu sehen, als nur Wasser. Wasser bis zum Horizont! Wir gehen unter Deck und beginnen miteinander Spiele zu spielen. Dabei stellen wir fest, dass hier auf dem äußeren Meer viele unserer Spiele nur schwer möglich sind.

Nur bei einigermaßen ruhiger Meeresoberfläche rollen zum Beispiel die Pyramiden aus vier Steinchen nicht auseinander, die wir mit Steinchen in unserer Hand zu treffen versuchen. Zu anderen Zeiten schaue ich, was Papa macht. Aber er liegt in seiner Hängematte und liest in Schriftrollen.

Nur kurz danach laufe ich zu Gael. Er trainiert mit seinen Hanteln. Das gefällt mir eher. Also hole ich meine Hanteln und gehe damit zu ihm. Nun trainieren wir gemeinsam, solange die Meeresoberfläche nicht zu unruhig ist. Meine Schwester Beruta zieht es zumeist zu Mama. Entweder hilft sie ihr beim Zubereiten der Speisen für uns, oder sie schaut sich von ihr verschiedene Handarbeitstechniken ab.

Auf diese Weise verbringen wir 7 Tage auf dem äußeren Meer, als das Rahsegel immer weniger Wind einfängt und schließlich schlaff von der Rah herabhängt. Wieder lässt der Admiral die Segel auf allen Schiffen unseres kleinen Verbandes bergen und die Ruder von den Männern durch die dafür vorgesehenen Löcher in der Bordwand stecken. Die Flaute überwinden wir nun rudernd, indem sich die Männer erneut immer wieder abwechseln.

Am dritten Tag der Flaute kommt in der Nacht, während ich schlafe, leichter Wind auf. Auch der Admiral liegt in seiner Hängematte. Er wird von der Wache aus dem Schlaf geholt, hat einer der Männer mir erzählt. Damit den Ruderern ihre Arbeit leichter fällt, lässt er die Rahsegel auf den Schiffen wieder setzen. Am Vormittag setzt leichter Regen ein.

Der Admiral gibt den Auftrag, den Regen aufzufangen und die Frischwasseramphoren wieder aufzufüllen. Davon hat jedes Schiff in Balearica sechs Stück mit einem Fassungsvermögen von je 2.500 Litern an Bord genommen.

Auch ich beteilige mich daran, indem ich ein Leder an Deck ausbreite und es ein wenig schräg halte, damit das Wasser in eine kleine Amphore läuft. Wenn sie voll ist, schleppe ich sie mit einem Freund zu einer der großen Amphoren und übergebe sie an die Männer dort. Dann helfe ich dem anderen Jungen, dessen Amphore zu den Männern zu tragen.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Di Aug 22, 2023 10:08 am

Gael sagt, dass die Menge Wasser in den großen Amphoren eigentlich für alle Menschen an Bord der drei Schiffe ausreicht. Aber der Admiral wäre vorsichtig und möchte das Regenwasser nutzen, damit wir mit unserem Vorrat länger klarkommen.

Von Tag zu Tag wird der Wind jetzt stärker und füllt zunehmend die Segel unserer Schiffe. Deshalb lässt der Admiral die Ruder bald wieder einziehen. Kurz darauf kommen wir in mildes Wetter, das uns den ganzen Rest der Fahrt begleitet. Es erinnert mich an heiteres Maiwetter auf Balearica -Mallorca-.

Wir sind viele Tage unterwegs als ein Junge große Mengen grünes frisches Gras beim Blick über die Bordwand sichtet. Einer der Seeleute meint, dass es sich erst vor kurzem von der Erde losgerissen haben kann. Wieder kommen wir in eine Flaute, die die Männer zwingt die Segel zu bergen und die Ruder zu Hilfe zu nehmen.

Die spiegelglatte Meeresoberfläche erleichtert uns das Spiel mit den Steinchen- Pyramiden sehr. Während der anderen Zeit haben wir versucht, einzelne Steinchen durch Würfe zu treffen. Wenn sie wegen einer Wellenbewegung des Schiffes wegrollen, ist das Zielen sehr schwer und oft frustrierend.

Dann verlegen wir uns auf Brettspiele. Davon gibt es mehrere an Bord, die auch die Männer gerne spielen. Zum Beispiel das Linea: In einem dicken Brett hat man im Kreis angeordnet mehrere Höhlungen ausgeschabt, in die man im Wechsel gefärbte Steine platziert. Gewonnen hat, wer zuerst drei Steine gleicher Farbe in eine Reihe gebracht hat.

Fast zehn Tage dauert die Flaute jetzt schon an. Zum Glück sind wir nicht nur auf unsere Rahsegel angewiesen, sondern können uns auch durch Rudern fortbewegen. Wenn Gael seinen Platz auf der Ruderbank einnimmt, setze ich mich oft neben ihn und helfe mit. Zusätzlich schiebt uns immer noch diese achterliche Strömung vorwärts, seit wir um uns herum nur noch das Wasser des äußeren Meeres sehen können.

Der Admiral wechselt den Mann im Ausguck an der Spitze des Segelmastes alle zwei Stunden aus, damit er beim Beobachten der nassen Umgebung keine Halluzinationen bekommt, weil die Meeresoberfläche und der Horizont immer gleich aussehen. Gael erklärt mir auf meine Frage dazu:

„Die Seeleute haben mir gesagt, es sei schon vorgekommen, dass Männer oben im Ausguck Dinge gesehen oder gehört haben, die es gar nicht gibt.“

Schließlich kommt auch wieder Wind auf. Die in der Zwischenzeit überprüften und stellenweise reparierten Rahsegel werden mit der Rah wieder am Mast hochgezogen und die Ruderer holen ihre Ruder wieder an Bord.

Plötzlich wird es hektisch. Schnell wird eine Eimerreihe organisiert. Ein Passagier hat Wasser im Schiff festgestellt. Während die Männer nun schöpfen und die vollen Eimer weitergeben, bis der letzte der Reihe den Inhalt über Bord schüttet, suchen andere Männer die Ursache. Sie finden einen Schiffsbohrwurm.

Ich frage einen der Seeleute, was das für ein Wurm ist. Der Mann lächelt und antwortet:
„Warte bis wir ihn gefunden haben, Junge! Wir werden ihn dann braten und verspeisen. Es ist eigentlich kein Wurm, sondern eine Muschel. Sie hat sich außen an das Holz gesetzt und mit ihrem langen Körper begonnen sich mit Hilfe ihres kleinen Muschelgehäuses in das Holz zu bohren. Von den Spänen ernährt sie sich.“

„Ah,“ mache ich und schaue weiter zu.

Nachdem die Männer den Schiffsbohrwurm gefunden haben, dichten sie das Loch durch das Hineinschlagen eines Pflocks ab. Der Admiral schickt die Männer, die nun nicht mehr rudern müssen, auf die Suche nach weiteren Schädlingen dieser Art.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Mi Aug 23, 2023 10:51 am

Eines Morgens werden im Nebel des aufkommenden Tages wieder Grasinseln im Meerwasser entdeckt. Das führt zu Diskussionen unter den Männern. Einige sind der Ansicht, dass wir uns Land nähern müssten, denn wir fahren immer wieder an neuen Grasinseln vorbei. Sie sind unterschiedlich groß und müssen wohl aus einem Fluss angeschwemmt worden sein.

Sie lassen Fischreusen an der Bordwand herunter. Auf meinen fragenden Blick erklärt mir Gael lächelnd:
„Diese Grasinseln sind das ideale Versteck für kleinere Wassertiere.“

Interessiert schaue ich hin, als die Männer die Reuse später wieder hochziehen. Auch die Männer sind gespannt darauf, was sich in der Reuse verfangen hat. Zumeist sind es kleine Fische. Manchmal ist eine junge Schildkröte darunter. Einmal holen sie auf diese Weise einen Flusskrebs an Bord.

Sie zeigen das Tier dem Admiral, der allerdings zur Vorsicht mahnt. Er sagt zu den Männern:
„Wartet bis der Ausguck Land erkennt! Niemand weiß, wie lange das Gras schon hier im äußeren Meer treibt. Unser Ausguck hat bisher noch kein Land gesichtet! Dennoch, der Fund zeigt, dass Land nicht mehr weit entfernt sein kann.“

Mit einem ‚Schlageimer‘ an einer Leine wird unterwegs bei Bedarf Brauchwasser aus dem Meer geholt. Damit wird geputzt. Die Menschen an Bord duschen aber auch damit. Da die Männer Land in der Nähe vermuten und annehmen, dass die Grasinseln aus einem Fluss angeschwemmt werden, prüfen einige den Geschmack des Wassers und meinen Feststellen zu können, dass es weniger stark gesalzen scheint.

Der Ausguck macht uns auf einen Schwarm Thunfische aufmerksam. Nun kann ich miterleben, wie die Männer Jagd auf die wohlschmeckenden Fische machen. An Bord werden sie ausgenommen und zu fingerdicken Schnitzeln verarbeitet. Das Blut wird mit Meerwasser aus den ‚Schlageimern‘ weggewaschen und die Verarbeitungsreste über Bord gekippt. Ihr Fleisch ergänzt unseren Speiseplan, der inzwischen doch öde geworden ist.

Mehrere Tage darauf entdecken die Männer einen Webervogel am Himmel über dem Schiff. Die Seeleute halten das für ein weiteres Anzeichen von nahem Land, da diese Vögel zum Schlafen zurückfliegen müssen. Das macht die Männer ungeduldig. Es entsteht Unruhe. Sie bedrängen den Admiral, dass er erlaubt zu rudern, obwohl wir unter Segel fahren.

Um sie zu besänftigen erlaubt dieser nach Rücksprache mit den Kapitänen der Begleitschiffe, dass die Männer die Ruder hinausschieben und sich ins Zeug legen. Gael berichtet mir:

„Der Admiral hat der Abordnung der Männer unter Schmunzeln gesagt, er erlaube es, damit sie nicht auf dumme Gedanken kämen.“

Ich begleite Gael wieder und setze mich neben ihn auf die Ruderbank. Während wir uns rudernd nach den Trommelschlägen des Rudermeisters richten, schaue ich ab und zu hinaus in die Weite. Die ganze Zeit über liegt das äußere Meer annähernd spiegelglatt und ruhig da. Nur eine leichte Dünung bewegt es.

Tage später dehnt sich vor den Schiffen eine trübe Dunstschicht aus. Auch das interpretieren die Männer als Anzeichen von nahem Land. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Haben die Männer Recht oder sind es bloß Wunschvorstellungen? Komischerweise sind wir seit den ersten Anzeichen schon wieder länger unterwegs – ich habe mittlerweile jedes Zeitgefühl verloren -, ohne dass wir tatsächlich auf Land getroffen wären.

Nun flaut auch der Wind zunehmend ab und die Segel hängen schlaff von den Rahen herunter. Der Himmel ist bedeckt und einige Regenschauer gehen nieder. Wir rudern weiter. Ich höre, dass die Steuerleute mehr und mehr damit zu tun haben die Schiffe auf Kurs zu halten. Bisher haben sie kaum etwas machen müssen, denn wir haben auf dem größten Teil der Reise achterliche Strömung gehabt, die uns zusammen mit den achterlichen Winden vorwärts geschoben hat. Allmählich soll die Strömung ihre Richtung geändert haben und ist seit den letzten Tagen von der Seite gekommen.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Do Aug 24, 2023 9:59 am

An einem der folgenden Vormittage stößt ein Pelikan aus den Wolken zu uns herab und lässt sich für ein paar Minuten zur Rast auf unserem Schiff nieder. Danach erhebt er sich wieder in die Lüfte. Am nächsten Morgen berichtet mir Gael, der eine Nachtwache gerudert ist, beim Frühstück:

„In der Nacht haben wir von einem weiteren Pelikan Besuch gehabt.“

Leider habe ich das Schauspiel in meiner Hängematte verschlafen. Gaels Augen leuchten, als er nun zuversichtlich meint:
„All das sind Anzeichen von nahem Land!“

Meine Eltern lächeln.

An diesem Tag kann ich zwei weitere Pelikane beim Landen an Deck beobachten. Nach einer Weile will sich ein Dritter hinzugesellen. Da heben aber die Beiden zuerst gekommenen flügelschlagend ab und fliegen davon. Draußen auf dem Wasser schwimmt viel grünes Gras. Sonst geschieht an diesem Tag nichts weiter.

Als Gael seine Ruderwache beginnt, setze ich mich wie üblich neben ihn und bewege sein Ruder mit. Wie immer lässt er es lächelnd zu. Bei meinen Kameraden an Bord habe ich deshalb bald den Spitznamen ‚Der Ruderer‘. Das macht mich stolz.

Während wir am nächsten Morgen beim Frühstück sitzen, lassen sich zwei unbekannte Landvögel auf dem Schiff nieder, die munter zwitschern und bald darauf wieder fortfliegen. Immer noch hält die Flaute an, so dass wir uns nur noch rudernd fortbewegen. Das äußere Meer um uns herum ist spiegelglatt und die Luft fühlt sich mild an.

Die Männer sichten über den Tag verteilt mehrere Sturmvögel und andere Vogelarten am Himmel. Das Gras auf der Meeresoberfläche behindert die Ruderer zunehmend, so dass der Admiral mehrere Männer der Freiwache an den Bug der Schiffe beordert, die mit Haken die Inseln wegstoßen sollen. Andere Männer fangen darin zahlreiche Krebse, wovon die Frauen eine wohlschmeckende Suppe kochen.

Am folgenden Tag ändert sich das Wetter. Die Meeresoberfläche wird beweglicher. Die Wellen gehen hoch, ohne dass ein stärkerer Windhauch aufgekommen ist. Der Ausguck ruft plötzlich aus dem Mastkorb herunter, dass er Land gesichtet hätte. Die Männer der Freiwache, die sich eigentlich ausruhen sollen, klettern nun samt und sonders die Wanten hoch, um selbst sehen zu können was den Ausguck so verzückt hat. Zurück an Deck wiederholen sie einstimmig, dass der dunkle Streifen am Horizont querab Land sein müsse.

Der Admiral ordnet eine Kurskorrektur in die Richtung an, in der das Land gesichtet worden ist. Der Wellengang wird höher und ähnelt Brandungswellen über seichtem Grund. Währenddessen begleitet eine Weile ein Fregattvogel unseren Weg hoch in der Luft und dreht dann ab.

Nun geht ein starker Regenguss aus den dunklen Wolken über uns nieder. Seeschwalben umschwirren uns in niedriger Höhe. Wir Kinder füttern sie. Jetzt stürzen sich auch diejenigen Vögel  auf uns herab, die sich die Rahen für ihre Pause ausgesucht haben.

Schließlich knirscht Sand unter den Rümpfen der Schiffe und wir lassen die Steinanker fallen. Eine Abordnung unserer Leute, bestehend hauptsächlich aus Talaioti, geht mit ihren Bögen an Land, um nach jagdbarem Wild zu suchen. Auch ein paar kräuterkundige Frauen der Talaioti sind darunter. Gegen Abend entzünden wir mehrere Feuer am Strand und braten das erjagte Wild.

Plötzlich treten Männer auf uns zu, nur mit einem Lendenschurz bekleidet und mit vielen bunten Perlenschnüren behängt. Sie tragen schwarzes Haar und haben ihre Körper mit Mustern in roter Farbe bemalt. Wir laden sie freundlich ein mit uns zu speisen. Leider sprechen sie eine fremde Sprache, so dass wir uns nur mit Mimik und Gestik verständigen können.

Sie treten neugierig heran. Einer der fremden Männer nähert sich einer Kräuterfrau der Talaioti und lässt ihre langen rotblonden Haare durch seine Finger gleiten, die im Schein des Lagerfeuers selbst wie Flammen leuchten. Sie legt ihre Stirn in Falten und beugt den Kopf etwas zurück. Ich kann erkennen, dass ihr die Annäherung des fremden Mannes unangenehm ist. Gael an meiner Seite flüstert mir zu:

„Der Fremde hat so etwas sicher noch nie gesehen! Um des lieben Friedens willen, lässt sie seine Aktion erst einmal zu.“
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Fr Aug 25, 2023 10:27 am

Die Talaioti, die in ihrer Nähe am Lagerfeuer sitzen, halten den Atem an und greifen verstohlen zu ihren Waffen. Ihr Gruppenführer versucht sie mit einer besänftigenden Geste zu beruhigen. Der fremde Mann lässt nun von ihrem Haar ab und drängt sich in ungebührlicher Weise an sie.

Die nervös gewordene Kräuterfrau schreit auf und macht einen schnellen Schritt zurück. Die ebenso nervösen Talaioti in ihrer Nähe springen auf und schon haben wir ein Handgemenge. Gael erhebt sich, zieht mich mit hoch und schaut nach meiner Schwester Beruta. Er ruft Papa zu:

„Rückzug auf das Schiff!“

Papa hilft Mama auf, während Gael Beruta auf seinen Arm hebt. Sie klammert sich ängstlich an Gael, der darauf achtet, dass wir schnell durch die Brandung zum Schiff kommen. Dann hebt er Beruta an Bord und hilft Papa dabei, Mama an Bord zu heben. Ich bin selbständig hochgestiegen und laufe neugierig zum Bug, wo ich mich hinter dem Steven verstecke.

Von dort kann ich beobachten, dass das Handgemenge beendet ist. Die fremden Männer sind nicht mehr zu sehen. Unverhofft trifft ein Pfeilhagel in unmittelbarer Nähe der Lagerfeuer auf den Strand. Die Männer haben sich erhoben. Der Admiral erhebt seine Stimme und ruft:

„Sofort zurück auf die Schiffe!“

Unsere Leute entfernen sich nun aus dem Bereich des Scheins unserer Lagerfeuer und waten mit Frau und Kind auf die Schiffe zu. Ich laufe zu Gael zurück. Er ist schon wieder ins Wasser neben das Schiff gesprungen und hilft mit, Frauen und Kinder an Bord zu hieven. Nachdem wir den Strand verlassen haben, ruft der Admiral die Kapitäne der anderen Schiffe zu sich. Sie sollen die Vollzähligkeit der Passagiere überprüfen und etwaige Verletzungen melden.

Es dauert nicht lange bis die Meldungen bei ihm eintreffen. Zum Glück hat Ba’al -Herr, Gott- bei diesem unglücklichen Zusammentreffen niemanden zu sich ins Jenseits geholt. Es hat ein paar leichte Verletzungen gegeben und erschreckte Kinder weinen. Aber wir sind alle noch vollzählig.

Bis zum Einsetzen der Flut sind unsere Schiffe hier gebunden, da wir bei der Ankunft auf den Sand im seichten Wasser aufgelaufen sind. Solange lässt der Admiral verstärkt an den Bordwänden entlang Wache gehen. Niemand der fremden Männer soll an Bord schleichen können.

In den frühen Morgenstunden kommen die Schiffe bei steigendem Wasser vom Strand frei und die Männer rudern in tieferes Wasser hinaus, berichtet mir Gael beim Frühstück.

Als die Schiffe aus der Brandungszone heraus sind, lässt der Admiral in südlicher Richtung an der Küste entlangrudern. In der Morgendämmerung lässt er die Steinanker wieder über Bord werfen. Die Talaioti schwimmen mit ihren Waffen an Land, um kleinere Tiere in Strandnähe zu jagen. Wie ich höre, verbietet er ihnen, sich auf Händel mit den fremden Männern einzulassen. Die Männer halten sich nicht lange an Land auf und bringen ihre Jagdbeute schwimmend zurück an Bord.

Nachdem alle Männer wieder an Bord sind, lässt der Admiral die Steinanker heben und in der eingeschlagenen Richtung weiterrudern. Die Jagdbeute wird von den Männern der Freiwache und den Frauen gemeinsam ausgenommen und in den Feuerschalen an Bord zubereitet.

*

Wir rudern viele Tage weiter an der Küste entlang. Ich frage Papa unterwegs:
„Was suchen wir eigentlich?“

Er antwortet mir:
„Eine neue Heimat.“

Nun, das weiß ich aber doch. Deshalb frage ich weiter:
„Aber warum siedeln wir uns nicht einfach irgendwo an?“

Er erklärt mir geduldig:
„Wir brauchen Steine, damit wir unsere Häuser bauen können, Aleph, und einen Steinbruch kann man nur in den Bergen einrichten.“

„Aha,“ antworte ich. „Wir suchen Berge wie auf Balearica.“

„Genau, mein Junge!“

Papa lächelt mich erfreut an. Ich beobachte von jetzt an den Horizont auf der Suche nach Bergen. Das Land, an dem wir vorbeirudern, ist bewaldet, aber flach. Auch in der Ferne kann ich keine Berge ausmachen.

Nach längerer Zeit erreichen wir ein Flussdelta mit vielen Inseln. Gerade haben wir auflaufende Flut und die Männer stellen fest, dass das Wasser des äußeren Meeres in das Delta hineindrückt. Der Admiral lässt unsere kleine Flotte in das Flussdelta hineinrudern und den breitesten Fluss ansteuern. Hintereinander rudern die Männer unsere Schiffe durch die üppige Vegetation.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Sa Aug 26, 2023 9:24 am

‚Die Quelle eines Flusses liegt immer in den Bergen,‘ überlege ich mir. ‚Dort muss es genug Felsen geben, um daraus Häuser zu bauen.‘

Der Fluss hat kaum eine spürbare Strömung. Fast so, wie bei einem Meeresarm bestimmt Ebbe und Flut des äußeren Meeres, in welche Richtung das Wasser fließt. Wir sind bei Ebbe in das Flussdelta hineingefahren. Das habe ich an den freiliegenden Wurzeln einiger Pflanzen und den Sandstränden sehen können. Der Fluss fließt nur träge dahin. Unsere Ruderer brauchen sich kaum anzustrengen, um gegen die Strömung zu rudern.

Stunden später, als im äußeren Meer bestimmt die Flut aufgekommen ist, drückt salziges Meerwasser in den trägen Fluss und kehrt damit die Fließrichtung um. Jetzt schiebt uns die Strömung voran und die Ruderer brauchen noch weniger Kraft anzuwenden. Nur die Steuerleute müssen achtgeben, damit sie die Schiffe nirgendwo auf Sand laufen lassen.

Etwa zehn weitere Tage rudern die Männer immer weiter in dieses neue Land hinein. Ob wir uns im von Platon beschriebenen Atlantis befinden? Zu beiden Seiten des Flusses sind die Ufer dicht bewaldet. Die Auswirkungen der Gezeiten des äußeren Meeres spüren wir immer weniger.

Plötzlich ruft der Ausguck „Achtung!“ vom Mastkorb herunter. Neugierig laufe ich zum Bug und schaue nach vorne. Ich erkenne eine Barriere quer durch den Fluss, über die das Wasser vielleicht zwei oder drei Ellen auf das Niveau des Flusses herunterstürzt. Also laufe ich zu Gael, berichte ihm davon und frage:

„Ist das da vorne ein Wasserfall?“

Milde lächelnd antwortet er mir:
„Das nennt man eine Stromschnelle!“

Der Admiral lässt die Männer an einer sandigen Stelle des Ufers halt machen. Einige Männer springen mit Seilen von Bord und machen das Schiff damit fest. Die anderen Schiffe unseres kleinen Verbandes kommen längsseits und machen an uns fest.

Nun lässt der Admiral die Schiffe entladen. Danach fordert er die Männer auf, Bäume zu fällen und eine Schneise längs des Flusses durch den Wald zu schlagen. Die gefällten Baumstämme nutzen die Männer danach als Rollen, auf denen die Schiffe mit vereinter Kraft an der Stromschnelle vorbeigezogen werden. Dahinter lässt er sie wieder ins Wasser schieben und die Ladung herbeischaffen.

Nachdem die Männer die Schiffe wieder beladen haben, fahren wir weiter. Drei Tage nach diesem Erlebnis, das uns ein paar Tage aufgehalten hat, erreichen wir eine Flussgabelung.  Der Zufluss rechter Hand führt ein klareres Wasser. Der Admiral lässt zwei kleine Spielzeugflöße in das Wasser des Flusses, dem wir folgen und in das Wasser des Zuflusses hinab. Wir können beobachten, dass das Wasser des Zuflusses schneller fließt.

Er entscheidet nun, dass wir in diesen Zufluss abbiegen und ihm folgen, weil er uns schneller an unser Ziel bringt, wie er meint. Gael erklärt mir:

„Da der Zufluss eine höhere Fließgeschwindigkeit hat, werden wir uns beim Rudern mehr anstrengen müssen.“

Das weitere Fortkommen geht nun also langsamer vonstatten. Zurückblickend ist daran aber nicht nur die Strömung schuld gewesen, sondern wir haben immer öfter Stromschnellen zu überwinden gehabt. Bald haben wir schon die ersten Berge am Horizont gesichtet. Das hat alle Leute sehr optimistisch gestimmt.

*

Zwei Wochen dauert jetzt schon unsere Reise auf diesem Fluss, der uns den Bergen näherbringt, erklärt mir Papa. Tatsächlich ist die bewaldete Landschaft an den Ufern immer bergiger geworden. Der dichte Wald wird auch öfter von grasbewachsenen Flächen abgelöst. Manchmal sieht man dort kleine Kamele ohne Höcker grasen.

Heute lässt der Admiral am Ufer festmachen. Er fordert die Männer auf, die Segel, Rahen und Maste auf solch eine Wiese zu schaffen und damit drei riesige Zelte aufzubauen, unter denen wir alle Platz finden. Nachdem das Lager von uns in Beschlag genommen ist, laufen wir Kinder uns im Übermut rundherum hinterher. Endlich haben wir wieder richtige Erde unter den Sandalen!
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1So Aug 27, 2023 12:13 pm

In den nächsten Tagen entladen die Männer die Schiffe komplett, also mehr als bei den Stromschnellen! Die Amphoren werden zerschlagen und die Schiffe werden auseinandergenommen. Er erklärt uns, dass wir ab hier unseren Weg zu Fuß fortsetzen werden. Der Fluss ist wirklich kaum noch schiffbar mit unseren dickbauchigen Handelsschiffen. Aus dem Holz der Schiffe und den Seilen bauen die Männer Rückentragen für jeden Erwachsenen. Wir Kinder erhalten kleinere Tragen.

Zum Schluss werden die Segel in dreißig kleine Planen zerschnitten und die Ränder umgenäht. So hat jede Familie bei mehrtägiger Rast unterwegs einen Windfang unter dem sie vor dem Wetter Schutz suchen kann. Anschließend werden die Rückentragen mit unseren Habseligkeiten beladen. Die Männer helfen uns, sie auf unsere Rücken zu hieven und machen das danach bei sich gegenseitig.

Nun wandern wir am Ufer des Flusses weiter in Richtung der Berge. Hier wachsen die Pflanzen nur selten so dicht, dass wir klettern müssen. Nur dort, wo Felsen uns den Weg versperren, sind wir jedes Mal gezwungen zu klettern. Die Männer an der Spitze des Zuges schlagen uns mit ihren Schwertern eine Schneise durch die Pflanzen, wo das nötig wird. Oder sie helfen uns mit den Seilen von den Schiffen die Felsbarrieren zu überwinden.

Immer wieder wird eine Pause eingelegt, damit die Frauen und Kinder verschnaufen können. Niemand soll während der Wanderung verloren gehen. Dennoch verlieren wir unterwegs Mitglieder unserer Gruppe durch Angriffe von großen gefleckten Katzen und Giftschlangen. Langsam kommen wir immer höher in die Berge. Der Fluss, dem wir folgen, wandelt sich mit der Zeit in einen reißenden Bergbach mit vielen Felsen im Bachlauf.

Währenddessen fällt der dichte Wald immer weiter hinter uns zurück und macht einem lichten Nebelwald Platz. Die Seefahrer unter uns kennen ein solches Phänomen von der Insel Fortunatae -La Gomera-. Zwischen den Pflanzen liegt ein ständiger Nebel in der Luft. Wir müssen achtgeben, wohin wir unsere Füße setzen, denn der Boden wird glitschig. Daher haben die Männer ein besonderes Augenmerk auf die kleinen Kinder.

Je weiter und höher wir in die Berge kommen, desto länger werden unsere Pausen. Es kommt vor, dass wir hier und da mehrere Tage lagern, bevor der Admiral wieder zum Aufbruch mahnt. Er scheint immer noch nicht den idealen Siedlungsplatz für uns gefunden zu haben. Den Männern, die auf die Jagd gehen, schärft er ein, die Augen offen zu halten, während sie die Umgebung unserer Lagerplätze nach jagdbarem Wild durchstreifen.

Nach mehreren Monden in den Bergen haben die Jäger schließlich etwas entdeckt. Wie ein Lauffeuer macht es im Lager die Runde, dass sie eine Hochebene gesichtet haben auf die ein Wasserfall niedergeht, der aus den Wolken kommt.

Auf unserem bisherigen Marsch ist das nicht der erste Wasserfall, dessen Herkunft irgendwo im Himmel zu liegen scheint. Die Männer berichten weiter, dass dieser Wasserfall auf der Hochebene ein Loch in den Boden geschlagen hat, aus dem ein kleiner Bach herausfließt. Dieser Bach endet am Rand der Hochebene und fällt dort als kleiner Wasserfall herunter, um sein Wasser schließlich mit dem Gebirgsbach zu vereinen, dem wir schon so lange folgen.

Der Admiral ist interessiert und ruft die beiden Kapitäne hinzu. Gemeinsam lassen sie sich von den Männern zu der Hochebene führen. Sie schauen sich dort um und entscheiden wohl, dass wir vorerst hier siedeln wollen. Denn, als sie wieder zurück bei uns sind, führen sie unsere ganze Gruppe weg vom Gebirgsbach.

Es geht nach einer kurzen Klettertour einen schmalen Pfad entlang, auf dessen einer Seite himmelhohe Felsen die Sicht versperren, während auf der anderen Seite eine bodenlose Schlucht zu sein scheint, in der Nebel die grüne Vegetation verdeckt.

Dann stehen wir auf der Hochebene. Die himmelhohen Felsen sind auf der Bergseite zurückgewichen, während die bodenlose Schlucht auf der Talseite etwas weiter vorgerückt ist. Zuerst bauen wir die Windfänge auf, um einigermaßen gegen den Regen geschützt zu sein. Die Männer prüfen die Felswand und brechen einzelne Brocken heraus, die sie zu Quadern klopfen, um daraus eine Begrenzungsmauer aufzuschichten. So wird unsere Siedlung zur Schlucht an der Talseite hin abgeschlossen.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Mo Aug 28, 2023 10:28 am

Kleinere Quader nutzen die Männer, um daraus unsere kreisrunden Häuser zu bauen. Während die Mauern unserer Häuser nur wenig über mannshoch werden, türmen die Männer die Begrenzungsmauer auf die doppelte Höhe auf. Innen lehnen sie einen hölzernen Wandelgang daran, um über die Mauer schauen zu können und um die Siedlung im Ernstfall von dort zu verteidigen. Zwei Aussparungen lassen die Männer in der Mauer durch die wir ein und aus gehen können. Für den Verteidigungsfall verengen sich die Aussparungen nach innen, bis nur noch ein Mann mit Gepäck hindurchpasst.

Auf die runden Mauern unserer Häuser werden hölzerne Decken gelegt. So bekommt jedes Haus eine zweite Ebene, zu der wir Leitern aus eingekerbten Baumstämmen legen. Darauf errichten die Männer je ein kegelförmiges Dach aus Schilf, der unten am Gebirgsbach wächst. Zwischen den Häusern legen die Frauen kleine Gärten an.

Unsere Handwerker fertigen Töpferware für den Hausgebrauch. Die Frauen flechten Körbe. Sie spinnen und weben Stoffe. Die Jäger berichten eines Tages, dass sie im Wald auf Menschen getroffen sind, die sich ähnlich kleiden wie die aggressiven Menschen, denen wir zuerst begegnet sind, als wir Atlantis erreicht gehabt haben.

Nicht lange danach betritt eine Abordnung dieser Leute unsere Siedlung. Sie nennen sich Sachaphuyu und sind an unseren Erzeugnissen interessiert. Als Gastgeschenk bringen sie eine Jagdbeute mit, die aussieht wie ein riesiger Biber. Sie nennen das Tier Capybara.

Die Männer nehmen das Tier mit den Besuchern gemeinsam aus, nachdem sie ihm das Fell abgezogen haben. Einer unserer Männer kennt sich mit dem Gerben von Leder aus. Ihm überlassen die Männer das Fell zur späteren Weiterverarbeitung. Der Admiral erhält das Herz des Tieres geschenkt. Danach zerteilen es die Männer und braten es über dem Feuer.

Die Besucher sind die ganze Zeit über sehr freundlich. Obwohl wir uns gegenseitig nicht verstehen, merkt man das gegenseitige Interesse. Über die Zeichensprache machen die Besucher unseren Männern begreiflich, dass sie an einem Gegenbesuch interessiert sind. Unsere Männer sollen dabei einige unserer Handwerker-Erzeugnisse als Gastgeschenke mitbringen.

In den nächsten Tagen bricht also eine Abordnung von zwanzig Männern zu einer Expedition auf. Einer der Kapitäne führt die Gruppe an. Sie haben die gewünschten Waren auf Rückentragen bei sich. Die fremden Männer führen sie zu einer Lichtung, einen Tagesmarsch entfernt. Dort stehen Hütten, komplett aus Holz und Blättern errichtet.

Wieder wird es ein friedliches Beisammensein. Unsere Männer lernen mehr über die fremde Sprache und Lebensart. Der Gedanke kommt auf, dass einer der Männer als Verbindungsmann bei den freundlichen Leuten leben soll. Der Kapitän fragt unsere Leute und es melden sich zwei Männer. Daher kommt unsere Gruppe mit zwei Personen weniger zu unserer Siedlung zurück. Der Kapitän erklärt:

„Adonis und Hanno haben sich bereit erklärt, bei den Sachaphuyu zu leben und deren Sprache und Gewohnheiten zu studieren. Ich denke, wir können von ihnen viel lernen. Besonders so viel wie möglich über die fremde Tier- und Pflanzenwelt.“

Der Admiral nickt dazu und pflichtet ihm bei. Je mehr wir über den Wald wissen, desto seltener stirbt einer unserer Jäger auf der Jagd. Nun melde ich mich ebenfalls. Ich bin inzwischen fast 17 Jahre alt. In meinem Alter darf ich schon weitgehend selbst bestimmen was ich machen will, solange Papa keine schwerwiegenden Gründe dagegen einfallen.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Di Aug 29, 2023 11:28 am

Jungs werden sowieso eher an der ‚langen Leine‘ gehalten und dürfen sich ausprobieren und früh eigene Erfahrungen machen. Bisher ist Gael immer in meiner Nähe gewesen und hat mir viel gezeigt. Nun möchte ich aber aus unserer Siedlung ausziehen und neugierig ‚die weite Welt‘ erkunden. Mama macht ein besorgtes Gesicht, aber Papa meint dazu:

„Adonis und Hanno sind ja bei ihm!“

Also verlassen wir zu dritt unsere Siedlung und ich lasse mich von den freundlichen Männern des anderen Volkes zu deren Dorf führen. Anfangs wohne ich mit Adonis und Hanno in den Hütten des Dorfältesten und des Priesters. Sie zeigen uns als Erstes, wie sie ihre Hütten bauen. Danach haben wir eine eigene Bleibe in deren Dorf.

Wir lassen uns von jungen Männern in meinem Alter herumführen und erklären, wie sie ihren Alltag bewältigen. Ich habe von Papa eine leere Schriftrolle und ein Schreibbrett erhalten. Die fremden Männer - aber auch deren Frauen und Mädchen - bemalen ihre Körper mit Pflanzenfarben. Deren schwarze Farbe eignet sich sehr gut zum Schreiben, stelle ich fest.

Also bin ich ab jetzt der Schreiber von Adonis und Hanno. Ich halte alles fest, was sie mir diktieren. Vom Priester der Sachaphuyu erfahren sie vieles über Pflanzen, die den Geist fliegen lassen. Andere Pflanzen haben Wirkung bei der Heilung verschiedener Krankheiten oder sie werden als Gewürz beim Kochen benutzt.

Von den Jägern erhalten unsere Männer Kenntnisse über die Tierwelt im dichten Wald. Sie erfahren, welche Tiere man jagen kann und vor welchen Tieren man sich in Acht nehmen muss. Diese Tiere würden aber nur angreifen, wenn sie sich gestört fühlen. Tiere, die gerade ebenfalls auf der Jagd sind, muss man meiden. Die Jäger erklären ihnen, wie sie Pfeilgift von einem Riesenfrosch gewinnen.

Die Frauen im Dorf gehen ebenfalls in den Wald, wenn deren Männer auf der Jagd sind. Ihre Kinder haben sie dabei und unterweisen sie im Umgang mit Pflanzen und Tieren. Nebenbei sammeln sie Pflanzen für die Mahlzeiten, sie fischen und fangen Flusskrebse. Mit langen Stacheln graben sie nach Larven in den Rinden der Bäume.

Neben den geflochtenen Taschen, die sie mit den gesammelten Lebensmitteln füllen, haben sie Kochgeschirr aus Ton und Bambus. Unsere Männer lassen sich zeigen, wo der Bambus wächst und wo sie die Tonerde finden. Über all das führe ich Buch.

Schließlich mache ich von Zeit zu Zeit die Tagereisen zurück zu unserer Siedlung auf der Hochebene mit. Die Leute treiben Handel mit unseren Leuten. Währenddessen übergebe ich die Schriftrolle an den Admiral, der sie im Rat vorlesen lässt. Danach wird der Inhalt kopiert. Bei meinem nächsten Besuch erhalte ich die Schriftrolle zurück. Bis dahin behelfe ich mich mit einer zweiten Schriftrolle, so dass es bei den Handelstreffen immer zum Austausch der Schriftrollen kommt.

Die Siedlung hinter der Eingrenzungsmauer auf der Hochebene ist zu klein für Landwirtschaft. Zwischen den runden Häusern ist gerade Raum genug, um dort Kräuter und Gemüsegärten anzulegen. Fleisch in Form von Wildbret bringen unsere Männer in die Siedlung. Der Rest muss durch den Handel auf die Hochebene gelangen. Das klappt sehr gut, denn die ansässigen Menschen interessieren sich sehr für die Waren, die wir aus den Rohprodukten herstellen, die sie uns liefern.

Zwei Jahre wohnen wir schon bei den Sachaphuyu, als der Dorfälteste uns zu sich rufen lässt. Außer ihm und seiner Frau finden wir seine Söhne und deren Töchter in seiner Hütte vor. Wir sollen uns setzen und die Frau des Dorfältesten reicht eine braune Brühe herum.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Mi Aug 30, 2023 9:40 am

Der Gastgeber kommt schnell auf den Grund unserer Zusammenkunft zu sprechen. Er meint:

„Jetzt seid ihr schon so lange bei uns. Ihr habt zwar eine Hütte, die ihr gemeinsam bewohnt, aber es ist nicht gut für den Mann, wenn er ohne Frau lebt. Wir werden in der nächsten Zeit noch zwei weitere Hütten bauen, damit jeder Mann seine Hütte erhält.“

Das braune Getränk kennen wir inzwischen. Es wird zu den Festen der Leute immer herumgereicht und besteht aus dem Saft der Maniok-Wurzel, den man gären lässt. Die Brühe macht einen schweren Kopf, wenn man zu viel davon trinkt. Adonis und Hanno lächeln höflich. Der Anordnung des Dorfältesten zu widersprechen, käme einem Affront gleich. Der Mann möchte, dass wir Frauen aus dem Dorf in unser Bett nehmen. Wenn Kinder geboren werden, festigt das die Bindung zwischen den Qart Hadashti und den Sachaphuyu!

Nachdem die Gesellschaft in der Hütte lustiger geworden ist, erhebt der Dorfälteste seine Stimme und schaut dabei abwechselnd eine seiner Enkelinnen an. Dazu zeigt er auf einen von uns und sagt zu der jungen Frau:

„Dies ist dein Mann!“

Während die junge Frau sich nun an unsere Seite setzt, schaut er den Mann an und erklärt:

„Dies ist deine Frau!“

Nach Ende des privaten Festes begleiten uns die jungen Frauen in unsere Hütte und knüpfen ihre Hängematten fest. Wir schlafen in unseren Hängematten den Rausch aus. Die jungen Frauen halten unsere Hütte sauber, sammeln Kräuter im Wald und unterhalten das Feuer gemeinsam. Die Dorfgemeinschaft baut zwei weitere Hütten. Als sie fertig sind und wir sie bezogen haben ist jeder Mann mit seiner Frau alleine, die nun das Regiment in der Hütte übernimmt.

*

Mein Name ist Hanno. Ich gehöre zu den Qart Hadashti, die mit einer kleinen Flotte von drei Handelsschiffen von Balearica aufgebrochen sind, um eine neue Heimat auf Atlantis zu suchen, der von Platon beschriebenen geheimnisvollen Insel im äußeren Meer.

Roma hat Qart Hadasht im Seekrieg besiegt und die Stadt niedergebrannt. Nun fühlen wir uns in den Kolonien von Qart Hadasht natürlich auch nicht mehr sicher. Geschäftspartner meines Vaters haben mit ihrem Vermögen Handelsschiffe mit ihren Mannschaften organisiert und begonnen, sie für die weite Reise auszurüsten.

Meine Eltern haben ihr Unternehmen nicht aufgeben wollen. Sie haben mir mein Erbe ausgezahlt, mit dem ich mich den Auswanderern anschließen kann. Platons Berichte haben mich schon als Kind gefesselt. Daher ist es mir ein Leichtes, mich ebenfalls bei den Auswanderern zu beteiligen. Darin ähnele ich sicher meinem berühmten Namensvetter Hanno, dem Seefahrer, der vor 400 Jahren gelebt hat. Die meisten Menschen meiner Zeit fürchten sich davor, durch die Säulen des Herakles ins äußere Meer zu fahren.

Nach wochenlanger Seefahrt haben wir Land entdeckt, das wegen seiner Größe bestimmt mit Atlantis identisch sein muss. Leider ist es bei unserer ersten Begegnung mit den Atlantern zu einem bewaffneten Streit gekommen. Der Admiral hat uns wieder auf die Schiffe zurückbeordert, um Blutvergießen zu vermeiden, das Agénor -Poseidon- womöglich verärgert hätte.

Wir haben dann eine weite Flussmündung entdeckt und der Admiral hat die Einfahrt in den Fluss befohlen. Er hofft, im Landesinneren auf den Berg zu stoßen, aus dem der Fluss entspringt. An einem Berg können wir einen Steinbruch einrichten, aus dessen Steinen wir unsere Häuser bauen. Hier in Küstennähe ist das Land flach und dicht bewaldet.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Do Aug 31, 2023 11:25 am

Die Reise den Fluss hinauf hat weitere Wochen in Anspruch genommen. Schließlich ist das Land bergiger geworden und wir haben das Zentralgebirge von Atlantis erreicht. Das letzte Stück unserer Reise haben wir zu Fuß zurückgelegt, da unsere Schiffe für das Gewässer zu groß wurden. Wir haben eine Hochebene entdeckt, die uns zum Siedeln ideal erschienen ist.

Bald sind die Männer, die uns mit Wildbret aus dem Wald versorgt haben, mit anderen Atlantern zusammengetroffen. Diese Leute sind uns friedlich gegenübergetreten. Sie nennen sich Sachaphuyu und pflegen eine für unsere Ohren recht unverständliche Sprache. Mittels Zeichensprache verständigen wir uns mehr schlecht als recht, aber wir freunden uns einander an und beginnen miteinander Tauschhandel zu treiben.

Um diese Leute und das Land näher kennen zu lernen, haben wir uns zu Dritt bereit erklärt, zu den Sachaphuyu zu ziehen. Der Admiral hat dafür extra Männer gesucht und wir haben uns freiwillig gemeldet, weil wir Drei noch ledig sind und keine Verantwortung für eine Familie auf unseren Schultern liegt.

Als wieder eine Abordnung der Sachaphuyu bei uns weilt, um Handel zu treiben, begleiten wir sie zu ihrer Siedlung zurück. So bilden wir quasi einen Außenposten der Qart Hadasht bei den Einheimischen. Einer von uns ist Aleph, ein noch junger Mann. Sein Vater ist Weinhändler, der hier in der neuen Heimat noch schauen muss, mit welchem Produkt er handeln kann. Sein Sohn ist abenteuerlustig und das Wichtigste: Er kann schreiben. Sein Vater hat ihm ein Schreibbrett, Pinsel und eine leere Schriftrolle mitgegeben. So ist er uns einerseits nützlich und kann uns andererseits über die Schultern schauen und dabei lernen.

Aleph bringt unsere Erkenntnisse auf Papyrus. Wenn die Handelsdelegationen sich gegenseitig besuchen, begleitet er sie auf ihrer Tagereise und tauscht den beschriebenen Papyrus gegen eine zweite Rolle aus. Seine Informationen macht der Admiral jedem interessierten Qart Hadashti zugänglich. Das trägt zum besseren gegenseitigen Verständnis bei.

Im täglichen Leben der Sachaphuyu halten wir uns weitgehend zurück. Wir beobachten nur und fragen interessiert, wenn uns etwas unklar erscheint. Natürlich antworten wir auch auf Fragen der Leute ehrlich, wenn sie wissen wollen, wie wir dies oder das tun. Oft ernten wir dann grinsendes Kopfschütteln.

Darüber sind jetzt zwei Jahre vergangen, als der Dorfälteste eine private Feier organisiert zu der wir Drei ebenfalls eingeladen sind. Gäste von ihm und seiner Frau sind außer uns auch seine drei Söhne und drei seiner Enkelinnen. Die drei jungen Frauen gehen ihrer Oma mit Freude zur Hand. Wir schauen natürlich interessiert, was sie machen. Das scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen, denn auch sie werfen uns verstohlene Blicke zu. Wenn sich unsere Blicke einmal treffen, fangen wir ein interessiertes Lächeln ein. Sie benehmen sich überhaupt nicht scheu.

Die Gastgeberin lässt nun in Tonschalen eine braune Brühe verteilen. Inzwischen kennen wir das Getränk. Es wird aus dem Saft einer Wurzel gewonnen, die sie hier Maniok nennen. Anschließend lässt man den Saft gären. Spricht man dem Getränk zu sehr zu, macht es einen schweren Kopf.

Nach ein paar Schlucken aus seiner Schale erhebt der Dorfälteste das Wort.

„Schwager,“ sagt er, „ihr lebt jetzt schon zwei Sommer bei uns…“

Der Mann macht eine bedeutungsvolle Pause. Das Wort ‚Schwager‘ hat bei den Menschen hier nicht die gleiche Bedeutung wie bei uns. In der Sprache der Sachaphuyu bedeutet es nicht nur eine familiäre Beziehung, sondern es beinhaltet so etwas wie eine Steigerung des Begriffes ‚Freund‘.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Fr Sep 01, 2023 9:28 am

„Ich habe darüber nachgedacht…,“ redet er bedächtig weiter und schaut dabei von einem zum anderen, „dass ihr Frauen haben solltet. Es ist nicht gut für einen Mann, ohne Frau zu sein.“

Wir lächeln freundlich, aber zeigen uns noch nicht sehr aufgeschlossen gegenüber dieser Idee. Ich denke, jeder von uns Dreien muss sich erst einmal mit dem Gedanken anfreunden eine Sachaphuyu zur Frau zu nehmen. Eine direkte Ablehnung erhält der Dorfälteste von keinem von uns. Ich denke, dass wir ihn sonst schwer beleidigt hätten. Schließlich würden wir bei Zustimmung Mitglied seiner Familie. Das sehe ich schon als eine große Ehre an.

Darüber spreche ich mit Adonis und Aleph, als wir wieder zurück in unserer Hütte sind. Wir kommen darin überein, dass wir uns bei den Kameraden unserer Jagdgruppe näher erkundigen wollen. Die Enkelinnen des Dorfältesten sind wirklich hübsch. Uns mit dem Gedanken anzufreunden, braucht aber etwas Zeit.

So ist Aleph der erste von uns Dreien, der mit einer der jungen Frauen näher in Kontakt kommt. Wir haben das bemerkt, als wir eines Vormittags mit den Männern unserer Jagdgruppe und dem erlegten Wildbret aus dem Wald kommen. Aleph sitzt mit seinem Schreibbrett vor dem Eingang der Hütte und die Jüngste der Nichten kniet seitlich hinter ihm. Sie schaut ihm über die Schultern, während er direkt auf das Schreibbrett schreibt.

Die Schriftrolle hat er in der Hütte gelassen, um das wertvolle Papyrus nicht durch Schreibübungen zu verbrauchen. Stattdessen malt er mit dem Pinsel Buchstaben auf das Brett. Neben ihm steht eine Schale mit Wasser und darin schwimmt ein Lappen, mit dem er das Schreibbrett von Zeit zu Zeit abwischt. Er zeigt also seiner Freundin wie man schreibt und liest es ihr gleich vor.

Während ich die Hütte betrete bekomme ich einen Ausschnitt des Gedichtes ‚GRANATAPFEL‘ mit:

„Aus Schattengrün das Purpurrot
Der Frucht mir leuchtet im Laub.
Dort, wo die Frucht aufbricht
Und das Fruchtfleisch quillt,
drängt sich Kern an Kern.
So fühl‘ ich und begreife
Sehnsucht und die Sprache der Liebe.“

Währenddessen kommen sich die Beiden schon sehr nahe. Die junge Frau schaut lächelnd zu uns auf und erhebt sich. Danach verlässt sie uns. Sie wird wohl zu ihrer Mutter gehen, um ihr im Haushalt zu helfen. An diesem Abend spreche ich Aleph an:

„Du magst das Mädchen sehr?“

Aleph schaut mir in die Augen und antwortet:
„Ja, meine Gefühle sind so, dass ich sie nicht mehr missen möchte. Wenn ich irgendwann zurück nachhause gehen müsste, würde ich sie mitnehmen. Käme sie auf Dauer nicht mit dem Leben in unserer Siedlung klar, würde ich sie hierher zurückbegleiten und hier bei ihr bleiben wollen!“

Adonis nickt und erklärt nun seinerseits:
„Wenn ich ehrlich bin, geht es mir ähnlich. Hier können wir alt werden. Wir haben ein Haus und die Aussicht auf eine Frau. Wir müssen nur noch zustimmen. Außerdem haben wir eine tagefüllende Aufgabe. Was will der Mensch mehr?“

„Okay,“ antworte ich den Beiden. „Wenn ich in mich hineinhorche und auf meine Gefühle achte, dann erkenne auch ich, dass ich mich zu der mir zugedachten Enkelin des Hasuphu hingezogen fühle. Wir sollten den Mann also nicht mehr so lange warten lassen!“

In den Gesprächen mit den Männern unserer Jagdgruppe haben wir erfahren, dass die Sachaphuyu seit Urzeiten auf diese Weise Bindungen zwischen den Familien der Brautleute festigen und dadurch mögliche Konflikte zwischen den Menschen, auch benachbarter Dörfer, von vornherein verhindern.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Sa Sep 02, 2023 9:28 am

Also gehen wir zur Hütte des Dorfältesten und erklären ihm unsere Einwilligung. Der Mann zeigt ein breites Grinsen von Ohrläppchen zu Ohrläppchen und redet mit seiner Frau, die kurz danach die Hütte verlässt. Wenig später kommt sie mit den jungen Frauen und ihren Vätern in die Hütte zurück.

Nun stellt der alte Herr uns seine Enkelinnen an die Seite. Seine Frau teilt wieder Schalen mit dem vergorenen Saft der Maniok-Wurzel aus und der Vater der jeweiligen jungen Frau tritt an uns heran. Er und derjenige von uns trinken je einen Schluck aus der Schale mit dem Gebräu, während der Vater zu demjenigen von uns sagt:

„Nimm sie! Sie ist deine Frau.“

Der alte Herr legt jedem von uns grinsend seine Hand auf die Schultern und bittet uns schließlich, uns niederzulassen. In der Zwischenzeit haben seine Söhne mit ihren Töchtern die Hütte verlassen. Hasuphus Frau bewirtet uns bis wir kaum noch etwas hinunter bekommen. Dabei erklärt der Dorfälteste:

„Jeder Mann sollte seine eigene Hütte besitzen. Darum werden wir in den nächsten Tagen zwei weitere Hütten errichten!“

So geschieht es dann auch. Hasuphu, seine drei Söhne und wir Drei bauen gemeinsam zwei weitere Hütten neben unsere jetzige. Wer von den restlichen Dorfbewohnern mag, hilft uns dabei. In diesen Tagen bringen die Nichten uns vom Essen, das ihre Mütter kochen, je eine Schale an die Baustelle. Die Nächte verbringen wir weiterhin getrennt, bis die beiden Hütten bezugsfertig sind.

Sollte einer von uns angenommen haben, dass eine Feier unter Einbeziehung des örtlichen Schamanen die Hochzeit besiegelt, hat er sich allerdings getäuscht. Bei den Sachaphuyu gibt es so etwas nicht. Wir bemerken aber, dass die jungen Frauen uns genau beobachten.

Nachdem jeder von uns seine Hütte hat und seine Hängematte darin aufhängt, knotet die junge Frau ihre Hängematte direkt daneben und macht sich daran, den Innenraum der Hütte vom Bauschutt -Holzschnipseln, Zweige und Blattwerk- zu reinigen und die Feuerstelle einzurichten.

*

Seit wir bei den Sachaphuyu wohnen und unsere Erfahrungen dort mit unseren Leuten auf der Hochebene teilen, kommen immer wieder interessierte Besucher von dort zu uns. Sie machen die Tagereise mit und werden von uns bewirtet. Auch überlassen wir ihnen Raum in unserer Hütte, an dem sie ihre Hängematten anknüpfen können.

An den folgenden Tagen lassen sich die Qart Hadashti und Tailioti immer die Pflanzen und Tiere zeigen, wovon sie in den Schriftrollen gelesen haben. Sehen, riechen und fühlen ist doch nicht durch lesen zu ersetzen.
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1So Sep 03, 2023 9:52 am

Durch diese Besuche kommt es immer wieder zu freundschaftlichen Kontakten zwischen den Menschen unterschiedlicher Herkunft, aus denen oft Beziehungen werden. Darüber wird in unserer Siedlung auf der Hochebene gesprochen. So organisiert der Admiral das erste Fest, auf dem sich ledige junge Männer und Frauen kennenlernen können. Auch im Dorf der Sachaphuyu wird bald ein ähnliches Fest gefeiert.

Die Sachaphuyu sind von den Tailioti ganz besonders fasziniert. Menschen mit rotblonden Haaren und blauen Augen haben sie noch nie gesehen, erklären sie. Den Kräuterfrauen der Tailioti steckt noch immer das unerfreuliche Erlebnis an der Küste von Atlantis in den Knochen. Deshalb lassen sie sich nur in Begleitung eines Mannes aus ihrem Volk in den Wald führen, um die Pflanzen und Tiere dort an Ort und Stelle zu sehen.

Aber das geht Frauen der Sachaphuyu nicht anders. Sie gehen aus diesem Grund ebenfalls nur in Gruppen in den Wald. Alleinstehende Frauen werden allzu oft als ‚Freiwild‘ betrachtet.

Davon weichen die Sachaphuyu nur bei der Initiation ab. Die Kinder werden in den Wald mitgenommen, wenn die Frauen für das Essen Pflanzen sammeln oder Fische fangen. Dabei lernen sie viel über den Wald. Entwickeln die Mädchen ihre monatlichen Blutungen oder wachen die Jungs am Morgen mit steifem Glied auf, werden sie mit voller Bewaffnung einzeln in den Wald geschickt. Dort müssen sie ein paar Tage überleben. Danach sind sie vollwertige Erwachsene, die im Rat ihre Stimme erheben dürfen.

Junge Paare aus gemischten Ethnien siedeln sich bald auf der Hochebene und im Dorf der Sachaphuyu an. Dadurch nimmt die Bautätigkeit an beiden Orten zu, denn die Paare brauchen schließlich eigene Häuser und Hütten. Wie ich höre, bleiben die Sachaphuyu in ihren Hütten züchtig. Zum Sexualakt ziehen sie sich in den nahen Wald zurück. Dort fühlen sie sich ungestörter als im Dorf.

*

Die Fremdlinge haben sich in den vergangenen Sommern sehr gut in unser Leben eingefügt. Nun haben sie und unsere Väter zwei weitere Hütten gebaut. In eine davon bin ich mit Aleph eingezogen. Er geht in der Morgendämmerung mit den Männern auf die Jagd. Währenddessen verlasse ich unsere Hütte, um mit den Frauen im Wald zu sammeln, was man zum Kochen und für den Haushalt alles braucht.

Nach dem Essen kümmern wir uns um kaputtes Haushaltsgerät, das wiederhergestellt oder neu erstellt werden muss, bevor ich zum Abend hin die Reste koche und wir anschließend schlafen gehen.

Wir leben einen normalen Alltag, ohne dass Aleph einen Vorstoß unternimmt, mich aufzufordern mit mir Kinder zu zeugen. Meine Eltern wünschen sich aber doch Enkelkinder!

‚Also werde ich den ersten Schritt tun müssen!‘ denke ich, und animiere ihn dazu, mir in den Wald zu folgen.

Bei diesen Fremdlingen, oder zumindest bei Aleph, muss man anscheinend langsam und zärtlich vorgehen. Bei einem Mann unseres Volkes, habe ich mir sagen lassen, ist das weitaus unkomplizierter. Einen Sachaphuyu würde ich ansprechen ‚Komm, lass uns Kinder machen!‘ Alsdann käme es zu einer wilden Verfolgungsjagd in den Wald, bis ich mich unter Lachen einfangen lasse und wir ‚zur Sache‘ kommen.

Ich fasse Aleph am Unterarm und erkläre ihm:
„Komm mit! Ich möchte dir etwas zeigen.“

Nun führe ich ihn aus dem Dorf und in den Wald hinein. Dorthin, wo ein kleines Flüsschen zwischen den Bäumen fließt. Als ich Aleph hier loslasse, steigt er in das Wasser, setzt sich hin und lächelt mir von dort zu. Ich werde ärgerlich und fordere ihn auf:

„Komm schon! Wir müssen das tun.“
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BeitragThema: Re: Karthager im Amazonas   Karthager im Amazonas Icon_minitime1Mo Sep 04, 2023 9:27 am

Er weicht zum gegenüberliegenden Ufer zurück. Sein Lächeln bekommt einen verlegenen Ausdruck. Darüber beginne ich zu Lachen. Ich springe spontan zu ihm ins Wasser, wate auf ihn zu und drücke ihn kurz unter Wasser. Statt dass er nun ‚Na warte!‘ denkt und mich zu sich holt, erhebt er sich prustend und will sich triefend in Richtung des Dorfes entfernen.

Nun stelle ich ihm ein Bein. Er fällt hin und ich lasse mich neben ihn nieder. Am Boden beginne ich ihn zu streicheln bis ich spüren kann, wie sein Stab unter dem Gewebe hart wird. Ich führe jetzt seine Hand an meine Brüste und hole den Stab aus dem nassen Gewebe hervor.

Vor dem Bereiten des Abendessens aus den Resten des Tages sind wir in unserer Hütte zurück. Ich hoffe, dass ich ihm im Wald Geschmack auf mehr gemacht habe.

Aleph zieht das nasse Gewebe aus, mit dem er sich umhüllt und trocknet sich ab. Das Gewebe hängt er in den Giebel unserer Hütte über die Kochstelle und umhüllt sich danach mit trockenem Gewebe. Währenddessen koche ich die Speisereste für unser Abendessen.
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