Gedankenparadies
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Gedankenparadies

Das Gedankenparadies ist ein kleines aber feines Forum für all jene, die ihren Gedanken mal freien Lauf lassen wollen.
 
StartseiteNeueste BilderAnmeldenLogin
Die lebendigsten Themen
Musikblog from Rosy
Wiege der Menschheit
Gesunde Einstellung
Juke Box Hero
nich immer so polarisieren wg. Männer und Frauen -
Abstimmungen 2015
Flüchtlinge und Einwanderer
Anandas Evergreens
Einfach unglaublich
Yong Tai Foundation
Die meistbeachteten Themen
Musikblog from Rosy
Juke Box Hero
Anandas Evergreens
Gesunde Einstellung
Flüchtlinge und Einwanderer
nich immer so polarisieren wg. Männer und Frauen -
Abstimmungen 2015
Die Schreib-Begeisterung hier im Gedankenparadies ...
Zwischen-Meldung
Einfach unglaublich
Neueste Themen
» Wiege der Menschheit
Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Gestern um 10:12 am von hermann-jpmt

» Schneeflöckchen
Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Mo Dez 25, 2023 10:31 am von hermann-jpmt

» Eine neue Erfahrung
Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Fr Okt 06, 2023 9:28 am von hermann-jpmt

» Karthager im Amazonas
Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Mo Sep 04, 2023 9:27 am von hermann-jpmt

» Studentin hilft altem Mann
Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Di Aug 15, 2023 9:35 am von hermann-jpmt

» Sarahs Unterschlupf
Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Mo Jul 31, 2023 10:03 am von hermann-jpmt

» Vater, mein Vater -Chichiyo chichiyo-
Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Fr Jul 21, 2023 9:25 am von hermann-jpmt

» Katamaran der Lüfte
Ilse zur Aarburg Icon_minitime1So Jun 25, 2023 10:11 am von hermann-jpmt

» Meine Schuld, Mama? Yenê t’ifati Imayê?
Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Mi Mai 10, 2023 9:14 am von hermann-jpmt

Umfrage
Suchen
 
 

Ergebnisse in:
 

 


Rechercher Fortgeschrittene Suche
April 2024
MoDiMiDoFrSaSo
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930     
KalenderKalender

 

 Ilse zur Aarburg

Nach unten 
AutorNachricht
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Do März 30, 2023 9:46 am

Gräfin zur Aarburg steht mit ihrer Teetasse in der Hand am Fenster des kleinen Salons und schaut in den Park des Herrenhauses. Von dort unten tönen hin und wieder jauchzende Mädchenstimmen herauf. Drei junge Frauen spielen in herrschaftlicher Kleidung ‚Fangen‘. Die Gräfin spreizt den kleinen Finger der Hand, die die Tasse hält, vornehm ab und dreht sich lächelnd zu ihrer Freundin um.

„Ich muss ehrlich gestehen, dass sich dein Einsatz für das Fräulein von Teltow gelohnt hat, liebe Amelie! Die junge Dame hat vorzügliche Manieren und versteht es wunderbar, meine Wildfänge adäquat zu beschäftigen.“

Die Angesprochene erhebt sich vom Kaffeetisch, nimmt ihre Teetasse auf und nähert sich, nun ihrerseits neugierig dem Fenster. Sie wirft einen kurzen Blick in den Park und lächelt zurück.

„Ich habe es Dir ja gesagt, Teuerste. Das Fräulein von Teltow hat nach dem Mädchen-Gymnasium eine Privatschule für Gesellschafterinnen besucht. Das hat den Herrn von Teltow eine Stange Geld gekostet! Aber es macht ihr Spaß, sich um höhere Töchter zu kümmern.“

Gräfin zur Aarburg nickt und bemerkt:

„Das kann man gut sehen! Das Fräulein kümmert sich um die Hausaufgaben und sorgt zwischendurch für ausreichend Entspannung, wie auch jetzt gerade. Ich bin sehr zufrieden mit Ihr.“

Die Damen wenden sich vom Fenster ab und gehen wieder zum Kaffeetisch zurück. Sie setzen sich vor ihre Kuchenteller und setzen die Tassen ab. Ein Dienstmädchen tritt aus der Zimmerecke neben dem Heizofen heran. Sie hat die Teekanne von der Heizplatte genommen und füllt die Tassen nach. Danach stellt sie sich wieder zurück in den Hintergrund. Die Damen beachten sie nicht weiter.

„Die aktuellen Nachrichten gefallen mir überhaupt nicht!“ hebt Frau von Hindelang an. „Es heißt, Erzherzog Franz-Ferdinand von Österreich-Este und seine Frau Herzogin Sophie von Hohenberg seien ermordet worden. Der zuständige Ermittlungsrichter in Sarajewo soll Herrn Doktor der Rechtswissenschaften Leo Pfeffer mit den Untersuchungen betraut haben.“

Gräfin zur Aarburg legt ihre Stirn in Falten und gibt ihrer Hoffnung Ausdruck:

„Ich hoffe, dass die Schuldigen bald ausfindig gemacht werden und vor Gericht stehen, bevor es zu einer Mobilmachung kommt. Berlin scheint nervös zu werden. Die Nachrichten von dort sind nicht gerade vertrauenerweckend!“

Frau von Hindelang macht eine besorgte Miene und nickt ihrer Freundin zu. Dann holt sie ihre herzförmige Taschenuhr in emailliertem Gehäuse hervor, klappt den Deckel auf und schaut auf das Zifferblatt. Erschreckt bricht es aus ihr hervor:

„Oh, ich sollte mich auf den Weg machen!“
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Fr März 31, 2023 9:41 am

Gräfin zur Aarburg läutet. Kurz darauf betritt der Hausdiener den kleinen Salon.

„Georg, ist der Wagen von Frau von Hindelang startbereit?“

„Ja, Gnädige Frau. Der Chauffeur ist abfahrbereit.“

„Gut. Sagen Sie ihm bitte Bescheid!“

Der Mann beugt seinen Kopf leicht und verlässt den Raum rückwärtsgehend. Gräfin zur Aarburg wendet sich wieder ihrem Gast zu.

„Es hat mich sehr gefreut, wieder einmal einen Nachmittag mit dir verbringen zu können, Amelie! Das behalten wir doch sicher bei?“

„Aber ja, Franziska. Für heute wünsche ich dir noch einen schönen Abend!“ antwortet Frau von Hindelang und strebt auf die Zimmertür zu.

Das Dienstmädchen ist sofort heran, öffnet die Tür und vollführt einen gekonnten Knicks. Gräfin zur Aarburg macht ebenfalls Anstalten, den kleinen Salon zu verlassen. Wieder knickst das Dienstmädchen. Anschließend stellt sie Geschirr und Besteck auf einem Tablett zusammen und trägt es zur Küche.

*

Die Köchin hat mit Hilfe einer Küchenmagd auf dem Kohleherd ein schmackhaftes Abendmahl bereitet.

‚Jetzt in der Abenddämmerung sollte Gustav allmählich aus seiner Büchsenmacher-Fabrik nachhause kommen,‘ überlege ich.

Just in diesem Augenblick ertönt die Hupe des Horch vor dem Portal. Jedes Mal, wenn ich sie höre, muss ich schmunzeln. Der Chauffeur drückt den Gummibalg der Hupe und es hört sich an, wie ein an Tuberkulose leidender Esel.

Ich trete an das Fenster oben am Treppenabsatz und schaue hinaus. Unser Chauffeur wartet bis der Herr Graf die Fondsitzbank verlassen hat und neben dem Motorwagen steht. Danach startet er erneut und deponiert das Fahrzeug im Schuppen.

Mein Mann öffnet die Verschlüsse des Autopelzes und kommt auf das Portal zu. Zwei Dienstmädchen gehen ihm eilig entgegen, die Portaltreppe hinab. Sie knicksen und übernehmen den Auto-Pelz, die Kappe und die Brille, von denen er sich inzwischen befreit hat. Der Fahrtwind zwingt die Motorwagenfahrer dazu, sich warm anzuziehen und die Augen zu schützen.

Der Herr betritt die Außentreppe zum Portal, während ich die Treppe innen schon fast bewältigt habe. Ein weiteres Dienstmädchen hält ihm und den Mädchen hinter ihm das Portal auf. Sie knickst ebenfalls, als er sie passiert. Dann hat er mich erblickt. Seine Miene erhellt sich. Ich trete an ihn heran und umarme ihn sehnsuchtsvoll.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1So Apr 02, 2023 10:17 am

In diesem Moment öffnet sich knarzend die Tür zum Zimmer von Ilse und Bertha im Obergeschoß. Sie betreten die Treppe in Begleitung ihrer Gesellschafterin Fräulein von Treptow.

‚Wunderbar, wie züchtig und vornehm sie sich bewegen können im Gegensatz zu der Zeit, bevor wir das Fräulein eingestellt haben!‘ geht mir durch den Kopf.

Gustav nimmt mich ebenfalls in die Arme und begrüßt mich lächelnd:
„Guten Abend, Franziska. Wie war dein Tag?“

Ich nicke ihm zu und erkläre lächelnd:
„Sicher nicht so ereignisreich wie deiner.“

Ilse und Bertha haben die Treppe in der Zwischenzeit bewältigt und nähern sich ihrem Vater mit einem angedeuteten Knicks.

„Hallo, Ilse und Bertha! Wie war die Schule?“ fragt er.

Beide Fräuleins nicken lächelnd. Mein Mann schaut nun Fräulein von Treptow an, die sich im Hintergrund gehalten hat. Die Gesellschafterin knickst in der gleichen Art, wie die Dienstmädchen und beantwortet die unausgesprochene Frage:

„Der Schultag von Fräulein Ilse und Fräulein Bertha ist hervorragend verlaufen. Es gab keinen Grund zur Klage. Ihre Hausaufgaben haben sie zuhause schnell erledigen können.“

„Das höre ich gerne,“ befindet der Hausherr.

Die Tür zum Speiseraum öffnet sich jetzt und der Hausdiener betritt das Foyer. Er neigt den Kopf und bemerkt in die Sprechpause der Herrschaft hinein:

„Ich wünsche den versammelten Herrschaften einen guten Abend und wollte verkünden, dass das Mahl bereit ist.“

Der Graf antwortet schmunzelnd:
„Danke Ihnen, Georg. Wir kommen sofort!“

Nun zieht sich der Hausdiener wieder in den angrenzenden Raum zurück, während ein Dienstmädchen uns die Tür offenhält und knickst, sobald jemand von uns an ihr vorbei den Speiseraum betritt. Der Tisch ist schon eingedeckt, wie ich sehe. Ilse und Bertha haben jede ein Glas mit Saft neben ihren Tellern stehen. Dienstmädchen bringen jetzt zwei dampfende Suppenschüsseln herbei und platzieren sie in der Mitte der Tafel.

Der Hausdiener hält eine Flasche Wein in seinen weißbehandschuhten Händen und präsentiert meinem Mann den Tischwein für heute. Gustav nickt und Georg füllt daraufhin unsere Weingläser. Anschließend schöpft er die Vorsuppe aus der Schüssel und serviert sie jedem Familienmitglied. Wie immer erhält zuerst Gustav seine Portion, danach ich. Anschließend sind die Kinder dran und zum Schluss deren Gesellschafterin, die mit am Tisch der Familie sitzen darf.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Mo Apr 03, 2023 10:20 am

Wir löffeln eine vorzüglich gewürzte und mit einem Löffel Rahm versehene Créme Ninon aus unseren Suppentellern. Derweil sitze ich wie auf heißen Kohlen am Tisch.

Als der Hauptgang serviert wird und Gustav uns reihum zuprostet „Auf ein langes glückliches Leben!“ kann ich nicht mehr an mich halten. Ich frage meinen Mann, wegen der Kinder am Tisch in abgeschwächter Form:

„Hast du auch aus den Nachrichten gehört, was dem österreichischen Thronfolgerpaar passiert ist?“

Gustav hält inne und legt seine Gabel neben den Teller ab. Er zieht seine Stirn in Falten und schaut in die Runde. Dann behauptet er:

„Ja, das habe ich, liebe Franziska. Aber mache dir deswegen um uns keine Sorgen. Die Geschehnisse sind eintausend Kilometer weit entfernt. Die Behörden haben alles im Griff!“

*

Wir schreiben aktuell das Jahr 1915. Leider hat sich Kaiser Wilhelm an die Seite von Kaiser Franz Josef gestellt und mit der Zeit ist ein weltweiter Flächenbrand entstanden. Unsere Fabrik ist dem Oberkommando der Wehrmacht unterstellt worden. Dort hat man entschieden, dass sie das Industriegebiet bei Dresden verlassen muss. Nachdem man im Oberkommando einen Ausweichstandort gefunden hat, sind die Maschinen auf Pferdewagen verladen und abtransportiert worden.

Gustav sagt, dass man die Fabrik in der Umgebung von Koblenz wieder aufbauen wird. Wir kündigen dem Dienstpersonal. Nur Georg, die Köchin und ihre gute Fee, die Küchenmagd, wollen bei uns bleiben. Auch das Fräulein von Treptow bleibt bei uns. Als feststeht, wo wir wohnen werden, fahren Georg, das Küchenpersonal und Fräulein von Treptow mit der Reichsbahn nach Koblenz. Gustav hat ihnen die Fahrkarten besorgt und noch etwas Geld daraufgelegt, das unser Hausdiener verwaltet. Sie sollen unser neues Heim bezugsfertig machen.

Schließlich fährt uns unser Chauffeur die weite Strecke nach Koblenz. Mit einer Übernachtung in einem Hotel haben wir es dann geschafft und kommen ziemlich durchgefroren vor dem Herrenhaus eines leerstehenden Gutshofes an. Dazu gehören noch Stallungen und eine Koppel für die Kutschpferde, die die Munition und andere Erzeugnisse der Fabrik zum Güterbahnhof nach Koblenz bringen sollen.

Mir fällt schnell ein Defizit auf und ich rede mit Gustav darüber. Eine Woche darauf meldet sich ein Herr Doktor Felix Meyer bei uns. Er ist ein pensionierter Gymnasiallehrer und braucht deshalb nicht an die Front. Er wird eingestellt, damit Ilse und Bertha nicht zu viel Lehrstoff versäumen. Wir rücken zusammen und bewohnen die obere Etage des Herrenhauses, während der Herr Doktor mit seiner Frau ein Zimmer auf Hochparterre zugeteilt bekommt. Frau Meyer kümmert sich um die Reinigung der Räume.

Gustavs Firma hat das Militär ein paar Kilometer entfernt in ein Waldstück verlegt, um sie zu tarnen. Mein lieber Mann schläft jetzt in der Fabrik und kommt nur hin und wieder zu uns ins Herrenhaus. Ich muss den Betrieb des Hauses allein abwickeln und die Entscheidungen fällen. Georg ist mir eine große Hilfe. Er kennt sich damit aus. Wenn wir etwas brauchen, fahren er und der Chauffeur nach Koblenz und besorgen es.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Di Apr 04, 2023 9:28 am

Hoffentlich ist diese Zeit bald vorbei und wir können wieder eine ganz normale Familie sein. Gustavs ruhige, überlegte Art fehlt mir sehr! Ilse ist gerade einmal 12 Jahre alt und Bertha, unsere Große, ist nur drei Jahre älter. Für sie muss die Zeit schlimm sein. Gut, dass Fräulein von Treptow sie immer wieder ablenken kann. Das Fräulein wird von mir ein erstklassiges Zeugnis erhalten, sollte sie uns irgendwann verlassen!

Die Zeit vergeht. Ilse wird bald 15 und Bertha 18 Jahre alt. Dann sind die Franzosen nach Koblenz gekommen. Wenig später sind wir bei Nacht durch eine Reihe von Explosionen erwacht. Ich bin aus dem Bett hochgeschreckt, habe den Morgenrock übergeworfen und bin zum Fenster gelaufen, das zur Fabrik hin liegt. Dort sehe ich hellen Feuerschein. Eine eisige Faust will nach meinem Herzen greifen. Ich sinke in einen nahestehenden Sessel. Dann sage ich mir:

‚Wenn Gustav es nicht mehr da herausgeschafft hat, haben die Kinder nur noch mich. Ich muss jetzt stark sein!‘

Danach hält ein Militärfahrzeug mit quietschenden Bremsen vor dem Herrenhaus. Soldaten sitzen ab und schwärmen aus. Kurz darauf klopft es energisch an der Portaltür. Wir schauen uns erschreckt an. Der Doktor geht schauen und verhandelt mit den Männern auf französisch. Wenig später hört man ein Kommando auf Französisch. Danach sitzen die Soldaten auf und fahren weiter. Auf meine Frage, was er den Franzosen erzählt hat, sagt er nur:

„Ich habe gesagt, dass wir ein Gut bewirtschaften, das sich mit Pferdezucht beschäftigt. Ihr Mann wäre zur Wehrmacht eingezogen. Er hat gefragt, ob wir etwas von einer Munitionsfabrik in der Nähe wüssten. Das habe ich mit der Begründung verneint, dass die Wehrmacht so etwas bestimmt nicht an die große Glocke hängen wird.“

„Sie sind ein Schatz, Herr Doktor!“ bricht es aus mir heraus.

Er lächelt mich an und antwortet halblaut:
„Ich möchte bloß noch etwas leben…“

*

Wochen später hören wir, dass in Berlin die Kapitulation des Reiches ausgerufen worden ist. Der Kaiser hätte abgedankt und die Republik sei ausgerufen worden. Unsere neuen Herren diesseits des Rheins sind die Franzosen.

Ich bin in der glücklichen Lage, dass die Familie Ländereien in Sachsen besitzt. Um die Familie über Wasser halten zu können und die Bediensteten zu bezahlen, verkaufe ich den Grund stückchenweise. Bertha fährt oft mit dem Fahrrad in den nächsten Ort und kauft dort ein.

Als Ilse ihren 16. Geburtstag feiert, hängt sie einen Anhänger an das Rad und fährt verschiedene Geschäfte an. Der Sohn des Bäckers bietet ihr an, den Einkauf mit seinem Motorwagen heraus zu uns zu bringen. Bertha ist zuerst zurückhaltend, willigt dann aber doch ein. In Folge kommt der junge Mann von Mitte Zwanzig öfter zu uns, zum Helfen und um Zeit mit Bertha zu verbringen.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Mi Apr 05, 2023 11:15 am

Zwei Jahre später, kurz vor Berthas 21. Geburtstag hält der Motorwagen des Bäckers außerplanmäßig vor dem Herrenhaus. Der junge Mann steigt ab und nimmt einen Arm voll Blumen von der kleinen selbstgezimmerten Ladefläche. Damit kommt er auf das Portal zu und klopft. Frau Doktor Meyer öffnet ihm. Er fragt:

„Ist die Gräfin zur Aarburg zufällig anwesend?“

Frau Doktor Meyer schmunzelt und fragt zurück:
„Die junge Gräfin oder ihre Frau Mutter?“

Er antwortet irritiert mit klopfendem Herzen:
„Ihre Frau Mutter, Gräfin zur Aarburg.“

Frau Doktor Meyer nickt und erklärt:
„Gräfin zur Aarburg ist zugegen. Kommen Sie bitte herein.“

Sie führt den jungen Mann in den kleinen Salon und nimmt ihm die Blumen ab, um sie in Vasen zu verteilen. Dabei ruft sie die Küchenmagd heran:

„Marie?“

Nachdem die junge Frau hinzugetreten ist, wird sie beauftragt:
„Marie, bitte hole die Gräfin herbei!“

Als sie nun die Vasen im Foyer verteilt hat und mit den zwei letzten den kleinen Salon betritt, unterbricht der junge Mann seine Wanderung im Raum und dreht sich ruckartig zu ihr um. Sie lächelt ihn an und versucht ihn zu beruhigen:

„Herr Hoefer, beruhigen Sie sich. Es wird alles gut. Gräfin zur Aarburg wird Sie schon nicht hinauswerfen!“

In diesem Moment komme ich hinzu. Der junge Mann versteift sich, schlägt die Hacken zusammen und verbeugt sich vor mir. Dann entweicht seinem Mund ein Seufzer und er erklärt:

„Frau zur Aarburg, hiermit möchte ich ganz offiziell um die Hand ihrer Tochter Bertha anhalten. Wir lieben uns und möchten heiraten. Ich hoffe, dass von ihrer Seite keine Bedenken zu der Verbindung bestehen…“

Eine Bäckerei ist jetzt keine Munitionsfabrik, aber Patronen kann man nicht essen. Der junge Mann hat gerade seinen Meisterbrief bestanden, wie ich von Bertha weiß. Ich gebe also die Einwilligung und lade die ganze Familie Hoefer zur Verlobung in das Herrenhaus ein. Ilse und Bertha sind im Augenblick auf der Koppel bei den Pferden und fallen sich gegenseitig in die Arme, als sie beim Abendessen von der Neuigkeit hören.

Am darauffolgenden Sonntagnachmittag haben wir die Familie Hoefer zu Besuch. Wir feiern die Verlobung. Während wir das Essen auftischen, bringt Herr Hoefer einen standesgemäßen Kuchen für die Kaffeetafel mit. Bei der anschließenden Konversation werfe ich ein:

„Ich hörte, Peter hat seinen Meisterbrief in der Tasche.“

Der junge Herr Hoefer merkt auf. Sein Vater fragt:
„Ja?“

„Sollte er nicht in letzter Sekunde seine Verlobung lösen wollen, wäre ich bereit, Bertha ihren Vermögensanteil an den Ländereien in Sachsen auszuzahlen. Ich sehe das als Starthilfe für eine moderne Bäckerei unter der Bedingung, dass sie die Verantwortung für ihr Unternehmen in seine Hände legen. Natürlich will ich sie nicht aus dem Unternehmen entfernen! Arbeiten Sie weiter wie bisher, lieber Herr Hoefer. Unterstützen Sie ihren Sohn. Aber legen Sie die Verantwortung in die Hände der jungen Generation.“
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Do Apr 06, 2023 10:28 am

Der Vater des Bräutigams nickt und erklärt:
„Damit bin ich einverstanden, Frau zur Aarburg.“

*

Bald darauf heiraten Bertha und der junge Herr Hoefer. Durch die Reparationszahlungen an die Siegermächte beginnt die Inflation anzuziehen. Alles wird teurer. Die Bäckerei Hoefer schafft es trotzdem mit Hilfe des Teilverkaufs unserer Ländereien, jahrzehntealte Technik zu modernisieren und damit einen kleinen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.

Unsere Pferde vermieten wir als Ackergäule während der Ernteperioden und erhalten dadurch einen kleinen Teil der Ernte als Gegenleistung, den wir einlagern können. Die Köchin und Frau Doktor Meyer verstehen sich auf das Einmachen.

Die republikanische Regierung in Berlin kommt mit den Reparationszahlungen in Verzug. Daraufhin besetzt Frankreich 1923 das Ruhrgebiet. Als Reaktion ruft die Regierung die Kumpel in den Bergwerken zu passivem Widerstand auf und verspricht ihnen, ihren Lohn aus der Staatskasse weiterzuzahlen. Allerdings gibt es neben Frankreich noch weitere Siegermächte, die Reparation von Deutschland erwarten. Um ihren Zahlungsverpflichtungen ihnen gegenüber nachzukommen, bringt die Regierung immer mehr Geld in Umlauf. Dadurch setzt sie aber einen Teufelskreis von Preis- und Lohnsteigerungen in Gang.

Im Juni 1923 kostet ein Hühnerei schon 800 Mark. Im Dezember des gleichen Jahres muss der normale Verbraucher dafür schon 320 Milliarden Mark bezahlen. Nun kommt es zu einer Währungsreform. Die Rentenmark wird ausgegeben und ersetzt die bisherige Mark. 1924 wird daraus schließlich die Reichsmark.

Wir sind in der glücklichen Lage, Ländereien zu besitzen. Vermögen, das man zu dem jeweils aktuellen Wert schrittweise verkaufen kann, ist Gold wert. Damit halte ich das Anwesen derer zur Aarburg bei Koblenz in dieser verrückten Zeit über Wasser.

Mit Einführung der Reichsmark suchen die Menschen Trost und Ablenkung. Die sogenannten ‚Goldenen Zwanziger‘ beginnen. Glamour und Unterhaltung stehen hoch im Kurs, um damit die Entbehrungen der Vergangenheit zu vergessen.

Ich habe in dieser turbulenten Zeit für Ilse eine Ausbildungsstelle zur Verwaltungsangestellten in der Kreisverwaltung gefunden. Wir schreiben das Jahr 1925 als sie die Ausbildung beendet und in der Verwaltung der Oberpostdirektion Koblenz eine Stelle bekommt. Dort kann sie sich mit der Zeit den Beamtenstatus erarbeiten.

*

Nachdem ich, Ilse zur Aarburg, die 13. Klasse bei Herrn Doktor Meyer vollendet habe, erhält Fräulein von Treptow von Frau Mama ein erstklassiges Zeugnis. Herr und Frau Doktor Meyer verlassen uns und ziehen an die Mosel in die Nähe von Verwandten, um dort von ihrer staatlichen Pension zu leben. Unsere Köchin bringt mir während meiner Ausbildung hausfrauliche Fertigkeiten und Tricks bei. Danach verlässt sie uns auch.

So leben außer Georg, der sich um die Pferdezucht kümmert, nur noch die Frau Mama, die Küchenmagd und ich in dem großen Herrenhaus. Nur einzelne Räume werden von kleinen Holzöfen beheizt.

1922 habe ich eine Ausbildung in der nahen Kreisverwaltung begonnen. Dorthin bin ich mit dem Fahrrad gefahren. Als ich drei Jahre später in der Oberpostdirektion die Stelle in der Verwaltung bekomme, schenkt Mama mir ein Moped. Damit schaffe ich die Strecke zwischen Koblenz und unserem Zuhause ganz passabel.

Ein Jahr arbeite ich jetzt schon in Koblenz, als Mama eines Morgens nicht zum Frühstück erscheint. Da ich in Eile bin, beauftrage ich Marie, unsere einzige verbliebene Bedienstete, mit dem Frühstück auf sie zu warten. Danach mache ich mich auf den Weg nach Koblenz.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Fr Apr 07, 2023 9:48 am

Nach einem arbeitsreichen Tag mache ich mich in der Abenddämmerung mit meinem Moped auf den Heimweg. Zuhause angekommen wundere ich mich, dass das Automobil von meinem Schwager abgedeckt vor der Tür steht. Ich gehe ins Haus und finde sie im Foyer sitzen. Sie haben offensichtlich auf mich gewartet. Ich löse den Verschluss meiner Kappe, ziehe sie aus und schüttele die Frisur. Marie ist herangeeilt und nimmt sie und den Mantel, um sie wie üblich in den Garderobenschrank zu hängen.

Währenddessen frage ich:
„Was macht ihr denn hier?“

Als ich mich des Mantels entledigt habe, schaue ich Bertha genauer an. Sie sitzt mit rotgeweinten Augen in ihrem Sessel neben meinem Schwager Peter. Bertha erhebt sich, kommt auf mich zu, umarmt mich und flüstert:

„Du musst jetzt ganz stark sein, Ilse. Mama ist letzte Nacht verstorben. Sie ist leider nur 47 Jahre alt geworden. Marie hat uns telefonisch informiert, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte.“

Was ich höre kann ich nicht glauben. Ich rufe laut:
„Mama!“ und will zur Treppe laufen.

Peter hat sich erhoben und hält mich am Ärmel fest. Empört schaue ich ihn an. Er sagt mit ruhiger Stimme zu mir:

„Frau zur Aarburg liegt in der Trauerhalle am Friedhof bis die Totenmesse gefeiert und sie beerdigt wird. Dort können wir sie gerne besuchen.“

Nun reiße ich mich los und stürme aus der Tür. Ich setze mich auf das Moped und fahre zum Friedhof des nahen Ortes. Ein einzelner Sarg steht in der Trauerhalle. Verhaltenen Schrittes nähere ich mich. Der Deckel des Sarges steht hochkant daneben. Der Sarg ist offen und jemand liegt darin. Als ich Mama erkenne, laufe ich die letzten Meter und falle neben dem Sarg auf die Knie. Tränen verschleiern meinen Blick. Ich versuche Mama zu umarmen und lege dabei meinen Kopf auf ihre Brust.

Irgendwann öffnet sich die Tür der Trauerhalle wieder. Kurz aufblickend erkenne ich Bertha und Peter. Sie halten sich im Hintergrund und lassen mich Abschied nehmen. Nach einer Weile richte ich mich auf und frage:

„Aber wieso?“

Bertha antwortet:
„Doktor Henke war da und hat gesagt, sie hätte in der Nacht ein Herzversagen erlitten.“

„Sie war doch noch so jung!“ begehre ich auf.

Bertha nickt. Dann nimmt sie mich in den Arm und meint:
„47 erst! Wir wissen nicht, wann Gott uns zu sich ruft.“
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Sa Apr 08, 2023 10:27 am

Dann zeigt sie auf Peter, der meinen Mantel, die Kappe und die Handschuhe über dem Arm trägt und fordert mich auf:

„Komm, zieh dich an, damit du nicht krank wirst. Dann fahren wir nachhause.“

Peter hilft mir in den Mantel, nachdem ich die Kappe und die Handschuhe angezogen habe. Danach verlassen wir gemessenen Schrittes die Trauerhalle und schließen die Tür sachte. Zuhause angekommen, zieht Bertha mich auf das Sofa. Ich frage sie:

„Wie ist das passiert?“

Bertha zuckt die Schultern und erklärt:
„Marie ist nach ihr schauen gegangen, als du nach Koblenz abgefahren bist. Sie hat sie leblos im Bett gefunden und uns verständigt. Peter hat dann Doktor Henke angerufen, der aber nur noch ihren Tod festgestellt hat. Anschließend hat Peter den Leichenwagen gerufen. Wir bleiben an den nächsten Tagen hier und regeln mit dir den Nachlass. Er hat mit seinen Eltern vereinbart, dass sie die Bäckerei ein paar Tage führen, bis die Angelegenheiten hier geregelt sind.“

Langsam dringt die schreckliche Realität in meinen Verstand. Mit Tränen in den Augen frage ich jetzt:
„Was machen wir jetzt?“

Mein Schwager Peter mischt sich in unser Gespräch:
„Verehrte Ilse, habe keine Angst vor der Zukunft! Das Leben geht weiter und eure Frau Mama schaut euch dabei von oben zu, um hier und da ausgleichend einzugreifen. Sie wird nicht zulassen, dass euch Schlimmes widerfährt!
Als Erstes habe ich im Auftrag von Bertha die Trauerfeier organisiert. In den nächsten Tagen werde ich auch mit dem Nachlass-Gericht in Koblenz Kontakt aufnehmen. Der zuständige Richter wird dann einen Nachlass-Verwalter einsetzen. Dieser Herr wird sich alsbald bei uns melden, um sich einen Überblick zu verschaffen. Er wird anschließend Kontakt mit dem Notar aufnehmen, bei dem das Testament eurer ehrenwerten Eltern verwahrt wird.
Ich denke mir, dass der Herr danach nach Sachsen reisen wird, um dort in die Grundbücher zu schauen. Bis es soweit gediehen ist, habt ihr Beiden Zeit zu überlegen, was mit dem ererbten Vermögen geschehen und wie es hier weitergehen soll.
Ist das auch so in Eurem Interesse, verehrte Ilse?“

Peter hat langsam gesprochen, so dass ich Zeit finde, mich auf die neue Situation und seine Entscheidungen einzulassen. Er hat das alles sicher auch mit Bertha abgesprochen. Also nicke ich nach einer kleinen gedanklichen Pause zustimmend und gebe damit die Verantwortung für alles weitere an meinen Schwager ab.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1So Apr 09, 2023 10:17 am

Es dauert eine Weile bis ich mit meiner Trauer umgehen kann. Nach der ergreifenden Trauerfeier bin ich zuerst täglich zu stummen Zwiegesprächen an Mamas Grab gegangen. Mit der Zeit werden die Besuche weniger. In unseren Gesprächen mit dem Nachlass-Verwalter kristallisiert sich in den folgenden Wochen heraus, dass die restlichen Ländereien derer zur Aarburg in Sachsen an adelige Verwandte und den jungen Freistaat Sachsen verkauft werden.

Mit dem Geld aus diesen Transaktionen wird das Herrenhaus bei Koblenz renoviert und die Ackerpferdezucht in einen Pferdehof mit Pension und Reitpferden umgewandelt. Georg, der bisher die Ackerpferdezucht betrieben hat, übernimmt nun den Reiterhof mit unserer ehemaligen Küchenmagd Marie. Beide haben Gefallen aneinander gefunden und heiraten in dieser Zeit. Sie pachten den neuen Reiterhof und stellen dafür Stallknechte, Zimmermädchen und Reitlehrer als Personal ein.

Die Pacht geht auf ein gemeinsames Konto, aus dem wir eine monatliche Zuwendung erhalten. Aber der größere Teil wird in unsere Altersversorgung investiert.

Ich selbst kann mir von meinem Erbteil ein Appartement in der Nähe der Oberpostdirektion kaufen, das ich allein bewohne. Entsprechend sähe es in den beiden Räumen und der Küche aus, wenn ich nicht eine Zugehfrau eingestellt hätte, die die Wohnung in Ordnung hält.

Durch Zufall treffe ich in der Mittagszeit im Restaurant der Oberpostdirektion einen Kollegen aus der Hauptpost von Bad Münstereifel. Er zeigt gute Umgangsformen und Tischmanieren. Mir gegenüber benimmt er sich respektvoll und etwas zurückhaltend. Das lässt ihn in meinen Augen sehr sympathisch wirken.

Wir sitzen beim Mittagsmahl zusammen und er berichtet mir von einem Projekt in seinem Heimatstädtchen, das es nötig macht, öfter mit dem zuständigen Beamten in der Oberpostdirektion persönlich zu reden. Neugierig lasse ich mir das Projekt grob beschreiben und unterstütze ihn in Folge im Rahmen meiner Möglichkeiten.

Bald kommt er auch nach Koblenz, um mich ins Theater oder in eins der neu eröffneten Tanzbars einzuladen. Dafür nimmt er sich immer ein Zimmer in einer Gaststätte mit Fremdenzimmer, denn es ist nicht schicklich, wenn ein Mann bei einer unverheirateten Dame übernachtet. Die Fahrt von Bad Münstereifel nach Koblenz dauert schließlich etwa zwei Stunden pro Strecke über die Landstraßen von Dorf zu Dorf.

*

Eines freundlichen Vormittags klingelt das Telefon in der Bäckerei. Ich habe gerade eine Lade Brötchen ins Schaufenster rutschen lassen und will in die Backstube zurückgehen. Neugierig hebe ich den Hörer von der Gabel und horche. Das Fräulein vom Amt meldet sich und erklärt, dass ein Anruf vom Herrenhaus derer zur Aarburg in der Leitung sei. Ich gebe mein Okay und nach einigen Geräuschen in der Leitung meldet sich Marie, die Bedienstete, mit hoher Stimmlage und schnellem Sprechtempo.

„Hallo? Kann ich bitte Herrn oder Frau Hoefer sprechen?“

„Herr Hoefer am Apparat.“

Am anderen Ende der Leitung ertönt ein tiefer Seufzer. Dann spricht die junge Frau weiter:
„Fräulein zur Aarburg ist heute Morgen nach dem Frühstück wie immer zur Arbeit gefahren. Frau zur Aarburg war zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht zum Frühstück erschienen. Fräulein zur Aarburg trug mir auf, mit dem Frühstück auf Frau zur Aarburg zu warten. Irgendwann habe ich die Ungewissheit nicht mehr ausgehalten und bin schauen gegangen, wie weit Frau zur Aarburg ist und ob sie eine andere Anweisung für mich hat. Ich finde Frau zur Aarburg friedlich schlummernd in ihrem Bett liegen. Zu dieser Uhrzeit erschien mir das ungewöhnlich. Also nähere ich mich ihr leise, spreche sie an und fasse sie schließlich sanft an den Schultern, als sie nicht reagiert. Sie zeigt weiterhin keine Reaktion. In Panik wusste ich mir nicht anders zu helfen, als mich vom Amt an Sie vermitteln zu lassen.“

Marie hat ‚ohne Punkt und Komma‘ geredet. Die morgendliche Begebenheit ist nur so aus ihr herausgesprudelt. Nun muss sie Luft holen. Ich nutze die entstehende Pause und frage:

„Haben Sie schon Doktor Henke verständigt?“
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Mo Apr 10, 2023 9:45 am

Ich weiß, dass dieser Mediziner der Hausarzt der Familie ist.

„Neeein,“ dehnt die junge Frau.

Nun klinge ich doch leicht vorwurfsvoll, als ich ihr antworte:
„Das hätten Sie als Erstes tun müssen! Gut, wir fahren sofort los und sind in etwa einer Dreiviertelstunde bei Ihnen!“

Wieder höre ich einen Seufzer am anderen Ende der Leitung. Ich setze nach:
„Ich werde Doktor Henke unverzüglich von hier aus in Kenntnis setzen! Rühren Sie im Zimmer der Hausherrin nichts an. Warten Sie auf unsere Ankunft, Marie!“

„Vielen Dank!“ höre ich noch erleichtert, dann wird die Verbindung getrennt.

Sofort lege ich den Hörer auf die Gabel und nehme ihn sogleich wieder in die Hand. Kurz darauf meldet sich das Fräulein vom Amt und ich lasse mich mit Doktor Henke, dem Hausarzt der Familie zur Aarburg verbinden. Ihm erkläre ich kurz die Sachlage und sage ebenfalls, dass ich mich in Begleitung meiner Frau, der geborenen Bertha zur Aarburg sofort auf den Weg mache.

Anschließend informiere ich Bertha und meine Eltern. Wir kleiden uns in unsere Mäntel und setzen uns in unsere Neuerwerbung, einen Opel Caprio mit unten herum geschlossener Karosserie. Sogleich starte ich den Wagen und fahre los.

Bei unserer Ankunft vor dem Herrenhaus steht an der Treppe zum Portal schon ein Moped. Wir gehen die Außentreppe zum Portal hinauf. Marie hat uns wohl schon kommen gesehen, denn uns wird die Tür sofort geöffnet. Marie steht da mit fahrigem Blick und zitternden Händen.

„Ist der Arzt schon bei Frau zur Aarburg?“ frage ich sie, während wir uns aus den Mänteln schälen.

Marie nickt und nimmt uns unsere Mäntel ab, um sie in den Garderobenschrank zu hängen. Bertha klettert die Treppe hinauf zum Schlafzimmer ihrer Mutter. Ich folge ihr. Als wir das Schlafzimmer erreicht haben, schaut mich Bertha an. Ihr stummer Blick meint ‚Was jetzt?‘. Beherzt klopfe ich an. Von drinnen hören wir Herrn Doktor Henke sagen:

„Warten Sie bitte einen Moment.“

Er wird noch mit der Untersuchung beschäftigt sein. Also holen wir zwei Stühle aus dem Nebenzimmer herbei und setzen uns in den Flur vor die Zimmertür.

Bis der Arzt vor die Tür tritt, dauert es noch etwa eine Stunde. Er zieht Gummihandschuhe aus und erklärt uns dabei, dass Frau zur Aarburg in der Nacht an Herzversagen verstorben ist.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Di Apr 11, 2023 9:27 am

Bertha schaut mich hilfesuchend an. Ich bemerke, dass ihr die Tränen kommen und reiche ihr mein leinenes Reserve-Taschentuch. Dabei schaue ich zum Arzt auf und frage:

„Fremdverschulden kann also ausgeschlossen werden?“

„Ja, definitiv!“ ist der Arzt sich sicher.

„Also müssen wir uns nun um alles weitere kümmern,“ denke ich laut. „Den Totenschein haben Sie ausgestellt?“

Der Arzt nickt lächelnd und antwortet:
„Das mache ich jetzt, wenn Sie erlauben.“

„Aber ja!“ bestätige ich und wende mich an meine liebe Frau:
„Magst du deine Frau Mutter noch ein letztes Mal sehen?“

Sie schnäuzt in mein Taschentuch, lehnt sich mit einem dankbaren Lächeln kurz an mich und lächelt mir zu. Deshalb frage ich den Arzt:

„Dürfen wir das Schlafzimmer betreten?“

„Gern,“ erklärt Doktor Henke. „Ich habe sie wieder so zugedeckt, wie ich sie vorgefunden habe.“

Also erheben wir uns und betreten das Schlafzimmer. Bertha schaut ihre Mutter an, wie sie scheinbar friedlich schlummernd im Bett liegt. Dann knickt sie ein und beginnt zu schluchzen. Ich nehme sie in den Arm und stütze sie. Nun führe ich Bertha wieder hinaus und die Treppe hinunter. Der Arzt folgt uns mit seiner Tasche. Im kleinen Salon lasse ich sie sich in einen Sessel niederlassen und weise Doktor Henke einen Platz am Tisch zu, wo er den Totenschein ausstellen kann. Ich bedanke mich vielmals für sein schnelles Kommen und die Arbeit. Danach verlässt uns der Mediziner und kurz darauf hören wir ihn auf seinem Moped knatternd davonfahren.

Währenddessen bin ich schon zum Telefonapparat im Foyer des Hauses gegangen. Das Fräulein vom Amt vermittelt mir eine Verbindung zum örtlichen Tischler. Der Mann führt auch Beerdigungen durch. Er verspricht mir sofort zu kommen und einen Sarg mitzubringen. Kurze Zeit später kommt ein Trecker mit einem Anhänger vor dem Portal an. Auf dem Anhänger befindet sich ein Sarg und vier Männer sitzen rechts und links davon auf der Ladefläche, die Beine nach draußen baumeln lassend.

Ich öffne ihnen die Portaltüre und gehe vor, als sie mit dem Sarg im Foyer stehen. Sie folgen mir die Treppe hinauf und ins Schlafzimmer. Dort bleibe ich im Flur stehen und lasse sie ihre Arbeit verrichten. Wenig später verlassen sie mit dem Sarg das Haus.

Während seine Männer im Schlafzimmer beschäftigt sind, überreicht mir der Tischler die Rechnung und erklärt, dass sie Frau zur Aarburg in der Trauerhalle am Friedhof aufbahren bis die Totenmesse gehalten wird. Falls noch jemand von Frau von Aarburg Abschied nehmen will, müsse er dorthin kommen. Danach fahren die Männer aus der Tischlerei fort.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Mi Apr 12, 2023 10:02 am

Marie hat inzwischen das Mittagessen bereit. Wir setzen uns an den Tisch im kleinen Salon. Bertha und Marie stochern aber nur in ihren Tellern herum. Also beauftrage ich die Küchenfee, das Essen am Abend noch einmal aufgewärmt aufzutischen, wenn Ilse zuhause ist.

Danach gehe ich in Begleitung von Bertha zum örtlichen Pfarrer und wir bestellen die Totenmesse. Zurück im Herrenhaus warten wir auf Ilses Rückkehr aus der Oberpostdirektion, wo sie inzwischen arbeitet. Da Bertha nichts mit sich anzufangen weiß, rege ich einen Spaziergang zur Pferdekoppel an. Ich hoffe, dass die Tiere sie etwas ablenken können.

Wir treffen auch Georg auf der Koppel an. Ich berichte ihm vorsichtig von dem Ereignis im Herrenhaus und bitte ihn, sich vielleicht etwas um Marie zu kümmern, wenn er mag. Der Mann sieht erschrocken aus und verspricht es mir. Ich verspreche ihm, dass er bei der Neuordnung der Vermögensverhältnisse berücksichtigt wird. Danach gehen wir wieder nachhause.

Der Tag beginnt zu dämmern, als wir Ilses Moped knatternd ankommen hören. Sie kommt herein und schaut uns überrascht an.

„Was macht ihr denn hier?“ fragt sie.

Bertha erklärt ihr nun:
„Mama ist heute verstorben. Marie hat uns telefonisch informiert, weil sie nicht wusste, was sie tun soll.“

„Mama!“ ruft Ilse aus und will zur Treppe laufen.

Peter schafft es gerade noch, sie zurückzuhalten. Er sagt:
„Frau zur Aarburg liegt in der Trauerhalle am Friedhof bis die Totenmesse gefeiert und sie beerdigt wird. Dort können wir sie gerne besuchen.“

Ilse reißt sich los und stürmt aus der Tür. Kurz darauf hören wir sie knatternd davonfahren. Mantel und Kappe hat sie hiergelassen. Bertha nimmt die Sachen nach einem Blickkontakt mit mir aus dem Garderobenschrank und wir fahren mit unserem Opel hinter ihr her. Eine Viertelstunde später betreten wir die Trauerhalle. Ilse kniet neben dem offenen Sarg, mit dem Kopf auf Mamas Brust. Wir lassen sie eine Weile gewähren. Irgendwann richtet sie sich auf und fragt:

„Aber wieso?“

Bertha antwortet ihr:
„Doktor Henke war da und hat gesagt, sie hätte in der Nacht ein Herzversagen erlitten.“

„Sie war doch noch so jung!“ begehrt Ilse auf.

Bertha nimmt ihre Schwester in den Arm und meint:
„Wir wissen nicht, wann Gott uns zu sich ruft.“

Sie erklärt ihr den Ablauf des Tages. Ilse braucht Zeit, das Geschehene zu begreifen. Als Bertha geendet ist, fragt Ilse unter Tränen:

„Was machen wir jetzt?“

Ich beschreibe ihr nun möglichst ruhig den Ablauf der weiteren Ereignisse. Zuerst einmal versuche ich ihr Mut zu machen:

„Verehrte Ilse, habe keine Angst vor der Zukunft! Das Leben geht weiter und eure Frau Mama schaut euch dabei von oben zu, um hier und da ausgleichend einzugreifen. Sie wird nicht zulassen, dass euch Schlimmes widerfährt!
Als Erstes habe ich im Auftrag von Bertha die Trauerfeier organisiert. In den nächsten Tagen werde ich auch mit dem Nachlass-Gericht in Koblenz Kontakt aufnehmen. Der zuständige Richter wird dann einen Nachlass-Verwalter einsetzen. Dieser Herr wird sich alsbald bei uns melden, um sich einen Überblick zu verschaffen. Er wird anschließend Kontakt mit dem Notar aufnehmen, bei dem das Testament eurer ehrenwerten Eltern verwahrt wird.
Ich denke mir, dass der Herr danach nach Sachsen reisen wird, um dort in die Grundbücher zu schauen. Bis es soweit gediehen ist, habt ihr Beiden Zeit zu überlegen, was mit dem ererbten Vermögen geschehen und wie es hier weitergehen soll.
Ist das auch so in Eurem Interesse, verehrte Ilse?“

Sie schaut mich mit rotgeweinten Augen an und nickt mir mit zusammengepressten Lippen zu. Anschließend lasse ich von Marie das aufgewärmte Mittagessen auftragen und wir beziehen für die nächste Zeit Berthas Zimmer im Obergeschoß.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1Fr Apr 14, 2023 9:40 am

Ab dem darauffolgenden Tag führe ich im Namen meiner lieben Frau und ihrer verehrten Schwester verschiedene Telefongespräche und mache Termine fest. Das zuständige Nachlass-Gericht setzt einen Nachlass-Verwalter ein und dieser Mann kommt zu uns ins Herrenhaus, um sich Dokumente zeigen zu lassen und mit den Erbinnen Gespräche zu führen.

Als es seine Zeit erlaubt, eine Reise zu unternehmen, fährt er nach Sachsen. Dort lässt er sich Einblick in die Dokumente gewähren, die etwas über die Vermögenswerte derer zur Aarburg in ihrer früheren Heimat aussagen. Peter ist der Ansicht, dass wir das dortige Vermögen zu Geld machen sollen, um es an unserem jetzigen Wohnort neu zu investieren. Adelige Verwandte sind dazu bereit. Der Rest übernimmt der junge Freistaat Sachsen.

Die Ackergäule und Kutschpferde werden verkauft, da die Bauern in der Umgebung mehr und mehr auf Trecker setzen. Mit dem Geld aus Sachsen wandeln wir den Gutshof in einen Pferdehof mit Pension um. Interessierte Städter können bei uns Urlaub machen, die Arbeit mit Pferden kennenlernen und unter Anleitung von Reitlehrern ausreiten.

Dafür wird das Herrenhaus renoviert und Nebengebäude angebaut. Der Pferdehof wird auf den neuesten Stand gebracht und neues Personal eingestellt. Georg, der bisher die Ackerpferdezucht betrieben hat, übernimmt nun den Reiterhof mit Pension. Unsere ehemalige Küchenmagd Marie beaufsichtigt das neue Personal in der Pension.

Georg und Marie kommen sich bei der Arbeit näher, da Georg als Hausdiener früher auch für das Leben im Herrenhaus zuständig gewesen ist. Er gibt ihr manchen Rat und Sympathie springt über, die mit der Zeit zur Liebe wird, so dass die beiden heiraten. Ilse kann nun nicht mehr im Herrenhaus wohnen. Sie kauft sich ein Appartement in der Nähe der Oberpostdirektion und hat es dadurch auch nicht mehr weit zur Arbeit.

Wir vereinbaren mit Georg, dass er für den Reiterhof eine Pacht auf ein gemeinsames Geschäftskonto der Schwestern überweist. So sind sie am Betrieb des Hofes beteiligt. Von diesem Geschäftskonto lassen sie sich eine monatliche Summe überweisen. Aber der größere Teil wird in ihre Altersversorgung investiert.

Ich erlebe mit, wie Ilse im Büro bald einen Mann kennenlernt und sich mit der Zeit in ihn verliebt. Er kommt aus einer entfernten Stadt und bemüht sich sehr um meine verehrte Schwägerin. Ich wünsche ihr, dass sie mit ihm glücklich werden möge.
Nach oben Nach unten
Gesponserte Inhalte





Ilse zur Aarburg Empty
BeitragThema: Re: Ilse zur Aarburg   Ilse zur Aarburg Icon_minitime1

Nach oben Nach unten
 
Ilse zur Aarburg
Nach oben 
Seite 1 von 1

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Gedankenparadies :: Userbereiche :: Hermann-jpmt-
Gehe zu: