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BeitragThema: Re: Keltische Druiden   Keltische Druiden - Seite 2 Icon_minitime1Mo März 13, 2023 9:36 am

Vergangenen Winter hat es viel geschneit. Papa hat die Wege vor unserem Haus bis zum Haus von Onkel Myrddin freigeräumt. Da konnte ich sehen, dass mir der Schnee bis zu den Oberschenkeln reicht. Mit einem Brett bin ich von den Schneehügeln gerutscht, die Papa aufgetürmt hat. Das hat Spaß gemacht!

Inzwischen haben wir Frühling. Der Schnee ist geschmolzen. Kleine Wasserläufe sind entstanden, die das Tauwasser in den nahen Fluss geleitet haben. Dadurch ist der Fluss angeschwollen und Mama hat mir verboten, in den Fluss zu waten. Seine Kraft sei dieses Frühjahr so groß, dass er mich mitreißen könnte.

Das bedeutet allerdings nicht, dass ich nicht zum Fluss gehen darf. Ich muss sogar immer wieder dorthin gehen, denn wir brauchen Wasser im Haushalt zum Kochen und Waschen, sowie für unsere Hygiene. So bin ich wieder einmal mit dem Schulterjoch unterwegs, an dem zwei hölzerne Eimer befestigt sind.

Mit der gebotenen Vorsicht nähere ich mich dem Fluss und halte einen Eimer ins Wasser. In einiger Entfernung will eine Bärin mit ihren beiden kleinen Jungen den Fluss überqueren, stelle ich fest. Das ist weit genug entfernt, so dass ich keine Angst zu haben brauche. Aber die Neugier lässt mich immer wieder von der Arbeit aufschauen. Der zweite Eimer ist fast voll, als ich ein Familiendrama miterlebe:

Die Bärin hat das gegenüberliegende Ufer erreicht. Ihre Jungen werden allerdings von der Strömung abgetrieben. Die Bärin folgt dem Fluss am gegenüberliegenden Ufer im schnellen Lauf. Als ihre Jungen meinen Standort fast erreicht haben, setzt etwas bei mir aus. Ich springe in den Fluss, denn ich will die Bärenjungen retten!

Mitten im reißenden Wasser bekomme ich die Bärenkinder zu fassen, habe aber nur noch Kraft genug, meinen eigenen Kopf über Wasser zu halten. Ein Baum, der quer im Fluss liegt, stoppt mein Treiben. Ich bekomme ihn gegen eine Schulter und werde vom Wasser seitwärts dagegen getrieben. Die Bärenjungen erklettern den Stamm und ich schaffe es mit letzter Kraft, mich aus dem Wasser und auf den Stamm zu hieven, als die Bärenkinder schon das Ufer erreicht haben. Die Bärin beugt sich weit vor und zieht mit ihren Zähnen an meinem Wollmantel, während ich auf dem Baumstamm zu ihr krieche.

Als ich das Ufer erreicht habe, brummt die Bärin in einem ganz sanften Ton und verlässt mich mit ihren Kindern, die des Öfteren über die Schultern zu mir zurückblicken. Ich warte am Ufer, bis ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen bin und überlege dann:

‚Das Schulterjoch mit den beiden Eimern befindet sich am anderen Ufer, genau wie unser Dorf. Ich muss also über den Baum kriechen und hoffen, dass er währenddessen liegenbleibt. Ich möchte nicht noch weiter abgetrieben werden.‘

Das Wasser des Flusses zerrt am Stamm. Manchmal schwappt etwas Wasser darüber weg. Dennoch habe ich es irgendwann geschafft und wandere am Flussufer entlang. Das Schulterjoch und die Eimer liegen noch dort, wo ich sie zurückgelassen habe. Ich bücke mich etwas und hebe mir das Joch auf die Schultern. Nun mache ich mich auf den Heimweg.

Mama ist im ersten Moment erschrocken, als sie mich sieht. Dann erwacht in ihr emsige Betriebsamkeit. Ich muss mich komplett ausziehen. Sie rubbelt mich trocken. Dabei wird mir warm. Anschließend gibt sie mir trockene Kleidung.

Während ich mich anziehe, öffnet sie meine Zöpfe. Das zippt ganz schön und treibt mir ein paar Mal die Tränen in die Augen. Dann rubbelt sie mir mit einem trockenen Wolltuch den Kopf trocken. Danach gibt sie mir einen Kamm, damit ich mir das Haar selber durchkämme. Nun muss ich ihr von meinem Abenteuer im Wald berichten.
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BeitragThema: Re: Keltische Druiden   Keltische Druiden - Seite 2 Icon_minitime1Mi März 15, 2023 9:12 am

Jetzt erst sehe ich den Eichelhäher, der in der Nähe auf einer Stange gesessen haben muss. Er fliegt während meines Berichtes auf und lässt sich auf Mamas Schulter nieder.

Ich berichte, dass ich eine Bärenmutter mit ihren Kindern gesehen habe, die in einiger Entfernung von mir den Fluss überqueren wollten. Die Kleinen haben es aber nicht ans andere Ufer geschafft und sind in meine Richtung abgetrieben worden, während die Mutter ihnen am gegenüberliegenden Flussufer gefolgt ist.

„Ich habe nicht lange überlegt,“ erzähle ich weiter, „sondern bin in den Fluss gesprungen, um die Beiden zu retten. Das Wasser hat mich von den Füßen gerissen und mit sich fortgetragen. Ich konnte aber den Kopf der Bärenkinder über Wasser halten und auch selbst weiterhin Luft bekommen. Dann hat uns ein querliegender Baumstamm gestoppt und ich konnte der Bärenmutter ihre Kinder übergeben. Sie hat mir dabei geholfen und sich dann mit sanftem Brummen verabschiedet.“

Mama lächelt und antwortet mir:

„Sgrechlah -Eichelhäher- hat alles gesehen und mich benachrichtigt. Ich habe dann ‚durch den Schleier‘ alles miterlebt und konnte dich ein wenig unterstützen. Ich denke, dass auch du jetzt ein Krafttier hast. Ein Tier, dass du rufen kannst, wenn du in Bedrängnis kommst. Die Bärin und ihre Jungen werden sich immer an dich erinnern und deinem Hilferuf folgen, solange sie leben. Ihre Seelen werden auch nach ihrem Tod an deiner Seite sein, wenn das erforderlich werden sollte.“

Der Eichelhäher breitet die Flügel aus, krächzt und ist kurz darauf durch ein Windauge verschwunden.

*

Jetzt bin ich schon 15 Lenze mit Erin verheiratet und habe nach Aileen mit Hafren und Ulik noch zwei weitere süße Kinder bekommen. Wenn ich mit einem von ihnen zum Kräutersammeln in den Wald gehe, bringe ich dem Kind gleichzeitig die Natur nahe und lehre sie die Namen der Pflanzen. Die beiden anderen Kinder spielen dann gerne mit ihren Vettern und Nichten oder helfen Tante Briana im Haus.

Aileen ist inzwischen zwölf Jahre alt geworden und Erin meint, nun einmal ihre bisherigen Kenntnisse abzufragen und ihr gleichzeitig im Waldsee das Schwimmen beizubringen. Dorthin wandern, das dauert einen ganzen Tag bis wir wieder zurück sind. Entsprechend viel Essen bereite ich zum Frühstück vor, damit wir am See zu Mittag essen können. Hafren und Ulik freuen sich auf Tante Briana.

Unterwegs prüfen wir Aileen auf ihr Wissen über die Pflanzen und freuen uns darüber, dass sie sich an so vieles erinnern kann, was wir sie gelehrt haben. Auf diese Art sind wir am Waldsee angekommen, ohne dass Aileen unterwegs geklagt hat. Wir setzen uns in Ufernähe und ich öffne den Beutel mit den Lebensmitteln.

Nun essen wir in der friedlichen Stille. An den Schwingungen in der Natur, die ich inzwischen in der näheren Umgebung wahrnehmen kann, erkenne ich, dass die Tiere des Waldes einen respektvollen Abstand zu uns einhalten.

Als wir das Picknick beendet haben, erhebt sich Erin, zieht sein Obergewand aus und watet in den See, von Aileen mit den Augen aufmerksam verfolgt. Er schwimmt ein Stück am Ufer entlang, in einer Entfernung, an der man durchaus noch stehen könnte. Dann kommt er wieder aus dem Wasser und ruft Aileen zu:

„Jetzt du, meine Große!“

Sie ist schon aufgestanden. Sicher um ihren Athir besser beobachten zu können. Aber um selbst ins Wasser zu gehen, scheint sie doch zu ängstlich zu sein, wie ich an ihrer Reaktion bemerke. Erin lächelt sie zuversichtlich an und fordert sie auf, ihr Obergewand auszuziehen. Sie tut ihm den Gefallen und trägt nun nur noch ihr leichtes Unterkleid. Sie äußert ihrem Atta gegenüber ihre Angst:

„Ich habe Angst zu ertrinken!“

Erin fällt wieder in seine Rolle als Lehrer zurück und antwortet ihr:
„Angst ist dein Feind! Vertrauen ist dagegen dein Schutzschild!“
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BeitragThema: Re: Keltische Druiden   Keltische Druiden - Seite 2 Icon_minitime1Fr März 17, 2023 9:49 am

Worauf Aileen ihn ängstlich fragt:
„Aber ist es nicht klug sich zu ängstigen, wenn man nicht weiß, was werden wird?“

„Wer sich selbst bezwingt ist der größte Krieger! Was du tun musst, das tue mit der Weisheit des Herzens!“ antwortet ihr Atta -Papa- nun. „Schau, du bist nicht allein! Mamaí und ich sind bei dir.“

„Ich weiß nicht, ob ich die Angst je bezwingen kann, verehrter Athir -Vater-,“ erwidert sie ihm mit zitternder Stimme.

Er entgegnet ihr, dass Angst menschlich ist, aber sie hemmt. Man muss sie bezwingen, wenn man etwas erreichen will. Erin erklärt ihr, dass er und ich in unseren jungen Jahren ebenfalls Angst gefühlt haben. Diese Angst ist nun einem gewissen Respekt gegenüber der Natur gewichen.

Nun geht sie zum Ufer und macht einen Schritt ins Wasser hinein. Bestimmt, um sich nicht vor uns schämen zu müssen, weil wir ihr zuschauen, macht sie den nächsten Schritt und beginnt bald, durch das Wasser zu waten bis es ihre Taille erreicht. Dann legt sie sich mit Schwung auf das Wasser und beginnt ihre Beine wie ein Frosch zu bewegen. Genauso wie sie es vorhin von ihrem Papa gesehen hat. Es sieht noch nicht sehr elegant aus, aber das wird schon noch, wenn wir öfter hierher schwimmen gehen. Hier ist wenigstens keine Strömung, wie im Fluss. Auch ist der Fluss stellenweise nur knietief.

Nach einer Weile rufe ich lachend:
„Hallo, mein verzauberter Frosch! Es wird Zeit, dass du aus dem Wasser kommst. Wir kommen bestimmt noch öfter hierher.“

Nun hört sie auf zu schwimmen und geht unter. Einen Zeitbruchteil darauf kommt sie brustend mit dem Kopf an die Oberfläche und ruft in Panik nach ihrem Papa. Erin ist gerade dabei, sein Untergewand auszuwringen. Er lässt es auf den Sand fallen und läuft zu Aileen. Sie hat anscheinend inzwischen Boden unter den Füßen und watet ihm entgegen.

Erin zieht Aileen an sich, als er sie erreicht hat, hebt sie auf seine Arme und trägt sie an Land, wo er sie wieder auf ihre Füße stellt. Ich habe die Beiden erreicht und helfe Aileen aus dem nassen Untergewand. Dann trockne ich sie mit einem wollenen Tuch ab und helfe ihr in ihr Obergewand.

Dabei entschuldigt sie sich bei ihrem Papa, da dieser nun nichts trockenes mehr zum Anziehen hat. Erin lächelt sie an und gibt ihr noch ein paar Ratschläge zum Schwimmen, sowie zum unfreiwilligen Untertauchen. Als wir am Abend zuhause ankommen, wechselt Erin sogleich in trockene Kleidung und erhält von mir einen heißen Kräutertee, gegen eine mögliche Erkältung.

In den folgenden Wochen kommt ihr Papa auf Odam zu sprechen, die Lebenskraft. Er erklärt Aileen wie die Bäume Odam beeinflussen und was ein Druid, der damit vertraut ist, nach jahrelanger Übung durch die Lebenskraft vermag. Er zeigt ihr die gleichen Übungen mit denen ich damals begonnen habe. Hafren und Ulik, ihre jüngeren Geschwister, ahmen Aileen dabei nach, ohne die tiefere Bedeutung zu erahnen. Das kommt später.

*

Ein paar Lenze später haben wir einen harten Winter überstanden. Um unsere Vorräte zu schonen haben wir die Schwingungen der Wildtiere erspürt, die keinen Winterschlaf halten. Wo sie den Schnee weggeräumt haben, holen wir, nachdem sie weitergezogen sind, restliche Wurzelknollen aus der Erde. Sie ergänzen unseren Speiseplan.

Erin hat die Wege in der näheren Umgebung unseres Hauses bis Myrddins Haus vom Schnee freigehalten und dadurch kleine Schneehügel aufgetürmt. Das haben die Kinder zum Anlass genommen, ein Brett zu nehmen und damit im Wechsel die Schneehügel hinunter zu rutschen. Sie haben ihren Spaß dabei, und das ist wichtig für die kindliche Entwicklung.

Wie jede andere Jahreszeit geht auch der Winter irgendwann zu Ende. Der Schnee schmilzt, Tauwasser bildet Pfützen und Rinnsale, die sich ihren Weg bahnen. Dieses Frühjahr schärfe ich den Kindern ein, sich dem Fluss nicht zu sehr zu nähern.

Aileen hilft mir schon viel im Haushalt. Bei Tante Briana hat sie das Melken gelernt und ist inzwischen stark genug ein Schulterjoch mit vollen hölzernen Eimern zu tragen. So habe ich sie beauftragt, damit zum Fluss zu gehen und Wasser zu schöpfen.
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BeitragThema: Re: Keltische Druiden   Keltische Druiden - Seite 2 Icon_minitime1So März 19, 2023 9:54 am

Leider verlässt sie dadurch den Bereich, in dem ich die Schwingungen ihrer Lebensenergie verfolgen kann. Aber sie kommt stets mit vollen Eimern zurück. Der hohe Wasserstand des Flusses und seine mitreißende Kraft in diesem Frühling lässt sie vorsichtig handeln.

Heute warte ich länger als gewohnt auf Aileens Rückkehr. Unruhe steigt in mir auf, obwohl Erin immer sagt 'In der Ruhe liegt die Kraft'! Ich gehe zwischen die Bäume am Waldrand und spreche den Spruch an die Bäume, den Erin mir beigebracht hat. Mein Mann geht wieder seiner Tätigkeit im Dorf nach und kümmert sich um die Menschen. Ihn kann ich jetzt nicht behelligen und ich will es auch einmal selbst schaffen! Ich spreche laut und deutlich:

„Dair, Dair, Dair -Eiche-
rege deine Wurzeln
Dair, Dair, Dair -Eiche-
strecke deine Äste
Dair, Dair, Dair -Eiche-
wache auf aus deinem Schlaf
Dair, Coll, Saille -Eiche, Haselstrauch, Weide-
Brüder dieses Waldes gebt mir euern Schutz
Dair, Coll, Saille -Eiche, Haselstrauch, Weide-
Brüder dieses Waldes zeigt mir euren Fluss!“

Als ich den Spruch beendet habe, höre ich ein Krächzen. Ich drehe mich leicht. Da flattert ein brauner Vogel mit vorgestreckten Krallen auf mich zu und verliert dabei schnell an Höhe. Schließlich landet er auf meiner Schulter. Ich spüre seine Schwingungen und probiere, ihm zu sagen, was mich bangen lässt.

Intensiv an Aileen denkend, stelle ich mir ihr Bild in Gedanken vor und konzentriere mich auf Aileen, wie sie mit dem Schulterjoch zum Fluss geht. Ob Sgrechlah -Eichelhäher- mich verstanden hat? Er breitet die Flügel aus, lässt sich nach vorn fallen und gewinnt flatternd an Höhe. Bald kann ich ihn nicht mehr sehen.

Er bleibt geraume Zeit weg. Ich bin in der Zwischenzeit zu Hafren und Ulik ins Haus zurückgekehrt, als ich es krächzen höre und ein Vogel durch das Windauge in die Halle fliegt. Meine beiden Kleinen machen große Augen und haben offenstehende Münder, als sie sehen, was jetzt passiert:

Der Vogel bremst flatternd seinen Flug, streckt seine krallenbewehrten Beine vor und landet auf meiner Schulter. Trippelnd dreht er sich und nähert sich meinem Ohr. Er legt seinen Kopf an meine Wange. Neugierig nehme ich die Schwingungen seines Odam -Lebensenergie- wahr und konzentriere mich auf ihn. Plötzlich kann ich, wie durch einen Schleier oder wie im Nebel, Aileen sehen. Sie kriecht über einen Baumstamm, der über Wildwasser führt. Dann geht sie am Ufer entlang, füllt vorsichtig einen Eimer und legt sich das Schulterjoch auf ihre Schultern. Beide Eimer sind voll mit Wasser - und sie sieht erbarmungswürdig pudelnass aus.

In diesem Moment bewegt sich das Bärenfell. Hafren läuft hin und öffnet ihrer Schwester den Eingang. Aileen tritt herein und setzt die Eimer ab, damit sie sich vom Joch befreien kann. Der Eichelhäher fliegt von meiner Schulter auf, um sich in der Nähe niederzulassen. Ich nehme ein wollenes Tuch und nähere mich Aileen damit.

„Zieh dich ganz aus, Liebes!“ sage ich zu ihr.

Hafren und Ulik stehen in der Nähe herum. Ihnen gebe ich den Auftrag, die nassen Kleider zum Trocknen aufzuhängen. Dann rubbele ich Aileen trocken.
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BeitragThema: Re: Keltische Druiden   Keltische Druiden - Seite 2 Icon_minitime1Di März 21, 2023 9:05 am

Anschließend gebe ich ihr trockene Kleider und beginne, vorsichtig das Flechtwerk ihrer Zöpfe zu öffnen. Sie verzieht dabei mehrfach ihr Gesicht. Ich kann mir vorstellen, dass das Ziepen bestimmt schmerzt. Danach rubbele ich ihr die Haare trocken und gebe ihr einen Kamm, damit sie sich ihr Haar selber durchkämmt. Sie spürt selbst, wenn der Kamm irgendwo hängenbleibt. Nun frage ich sie nach ihrem Abenteuer im Wald.

Sie schaut auf, als der Eichelhäher auffliegt und sich wieder auf meiner Schulter niederlässt und beginnt zu berichten, dass in einiger Entfernung von ihr eine Bärenmutter mit zwei sicher erst wenige Wochen alten Jungtieren den Fluss überquert hat.

Ich denke mir, dass das wohl die erste Geburt der Bärin gewesen sein muss, denn wenn sie erfahrener gewesen wäre, hätte sie bestimmt nicht versucht, mit so kleinen Kindern den reißenden Fluss zu überqueren. Die Kleinen haben ihre Kräfte verlassen und sie sind abgetrieben worden.

Nun hat sich Aileens soziales Gewissen geregt. Sie musste die Kleinen unbedingt retten! An sich selbst hat sie in diesem Moment nicht mehr gedacht. Aileen bekommt die Bärenkinder zu fassen, wird aber nun ebenfalls von der Strömung mitgerissen.

Ein Baum, dessen Wurzeln unterspült worden sind und der quer über den Fluss gestürzt ist, wird ihre Rettung. Aileen hievt erst die Bärenkinder auf den Baumstamm und zieht sich danach selbst hinauf. Die kleinen Math -Bären- laufen über den Stamm zu ihrer Mutter und kuscheln kurz mit ihr. Dann beugt sich deren Mutter zu Aileen hinüber, erwischt sie am Wollmantel und hilft ihr durch Ziehen an einem Zipfel an das Ufer.

Danach bedankt sie sich auf ihre Art bei Aileen für die Rettung ihres Nachwuchses: Sie brummt in einem sanften und zärtlichen Ton, dreht um und verschwindet mit ihren Kindern im Unterholz. Eine Weile hört man noch Äste knacken. Dann ist es ruhig.

Aileen wechselt die Flussseite, indem sie über den Baumstamm krabbelt, läuft zum Schulterjoch und trägt das geschöpfte Wasser nachhause. Inzwischen muss ihr sicher lausig kalt sein, in den nassen Kleidern.

Als sie ihren Bericht beendet hat lege ich meine Hand auf ihre Schulter, schaue ihr in die Augen, lobe sie und erkläre ihr, was sich in der Zeit hier zugetragen hat:

„Ich bin stolz auf dich, mein Mädchen! Aber es hätte auch gründlich schief gehen können. Ich war in Sorge um dich und habe den Wald um Hilfe gebeten. Mein Krafttier hier, der Sgrechlah -Eichelhäher- hat alles gesehen und mich benachrichtigt. Ich habe dann ‚durch den Schleier‘ alles miterlebt und konnte dich ein wenig unterstützen. Ich denke, dass auch du jetzt ein Krafttier hast. Ein Tier, dass du rufen kannst, wenn du in Bedrängnis kommst. Die Bärin und ihre Jungen werden sich immer an dich erinnern und deinem Hilferuf folgen, solange sie leben. Ihre Seelen werden auch nach ihrem Tod an deiner Seite sein, sobald das erforderlich werden sollte.“

Nun breitet der Eichelhäher die Flügel aus, krächzt, lässt sich nach vorne fallen, segelt durch die Luft in der Halle und ist kurz darauf durch ein Windauge verschwunden.

Als der Atta -Papa- zum Abendessen nachhause kommt, wird er von dem Jüngsten bestürmt. Er nimmt Ulik auf den Arm. Dann ist auch schon Hafren heran, der er seinen freien Arm auf ihre Schultern legt. Sie kann nun nicht an sich halten und muss ihm Aileens Waldabenteuer erzählen.

Aileen steht beschämt da und schlägt die Augen nieder. Erin setzt seinen Jüngsten ab und winkt seine Älteste heran. Ihr legt er seinen anderen Arm über die Schultern. Wir lassen Hafren ihr Herz erleichtern, dann wendet sich auch Erin Aileen zu und erklärt ebenfalls:

„Ich bin so froh, dass die Geschichte ein gutes Ende genommen hat und kann im Nachhinein nur sagen, dass ich stolz auf dich bin, meine Große! Mamaí hat Recht, wenn sie sagt, dein Krafttier ist der starke Math -Bär-!“

*
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BeitragThema: Re: Keltische Druiden   Keltische Druiden - Seite 2 Icon_minitime1Do März 23, 2023 9:19 am

Bauern der umliegenden Dörfer und Gehöfte treffen sich reihum zu den Jahreszeitenfesten. Bei der Feier des Lughnasadh -Hochzeit des Lichts- Schnitterfestes (am 31.Juli auf den 1. August) wird von jeder Bäuerin aus dem ersten geernteten Getreide ein Brot gebacken und dieses vom Druid geweiht.
Anschließend wird es in vier Teile gebrochen und an den vier Ecken ihrer Scheune platziert. Dies soll die in der Scheune gelagerte Ernte beschützen. Es folgen Opferessen und ein großes Feuer. Diesmal ist Myrddins Dorf der Ausrichter. Alle Frauen arbeiten darauf hin, damit das Fest ein Erfolg wird.

Zu diesem Fest erscheinen auch eine Handvoll Ritter vom Fürstenhof. Es sind Bauernsöhne, die sich in ihrer Jugend dort als Stallburschen verdingt haben. Sie haben sich bei einem der häufigen Scharmützel hervorgetan und sind vom Fürsten in den Ritterstand gehoben worden. Nun dürfen sie ab und zu mit ihren Herkunftsfamilien feiern.

Die jungen unverheirateten Frauen und Männer unseres Dorfes verschönern das Fest mit Chorgesang zu Harfe und Flötenmusik. Unter anderem wird dieses Lied vorgetragen:

„Lugh -Sonnengott- hat sich angestrengt,
hat mit warmen Strahlen nun
Auf den Feldern der Tailthiu -Erdgöttin-
das Getreide wachsen lassen
Und für uns gibt es viel zu tun:
Für die Ernte sind bereit große, kleine Leute.
Endlich ist’s soweit. Kommt zur Ernte heute!
Jetzt wolln wir fröhlich sein
Und laden euch zum Tanze ein
Um das große Feuer!
Rundherum und eins, zwei, drei.“

Ein Hintergedanke dabei ist es, dass junge Männer und Frauen aus der Umgebung uns kennenlernen und sich vielleicht Beziehungen anbahnen. So geschieht es auch. Bestimmt die Hälfte der jungen Leute findet jemanden aus der Umgebung nett und verabredet sich mit ihm oder ihr zu Gesprächen unter vier Augen. Auf diese Weise lernen sich die Beiden näher kennen.

Eine weitere Hürde muss genommen werden, wenn sich die Beiden sympathisch sind: Die Väter müssen der Verbindung zustimmen. An mich als Tochter des Druid von Myrddins Dorf wagt sich lange kein junger Mann heran. An diesem Erntedank ist es allerdings anders: Einer der jungen Ritter tritt auf mich zu und spricht mich an:

„Seid gegrüßt, edles Fräulein. Darf ich Euch zu einem Spaziergang in den nahen Wald einladen?“

Ich bin einverstanden, und so gehen wir nebeneinander her in Richtung des Waldes. Unterwegs berichten wir uns gegenseitig, wer unsere Eltern sind und was wir zurzeit machen. Wir fragen gegenseitig unsere Vorlieben ab.

Im Verlauf des Gespräches wird er mir sympathisch. Er ist humorvoll und bringt mich ein paar Male zum Lachen. Dann fragt er mich:

„Wenn dein ehrenwerter Vater unserer Verbindung zustimmen würde… Würdest du mir dann an den Fürstenhof folgen?“

Dass Atta -Papa- zustimmt, ist nicht sicher. Ich frage ihn also, was mich am Fürstenhof erwartet. Er berichtet nun von den Ritterspielen, um im Training zu bleiben und den gelegentlichen Scharmützeln mit den Rittern benachbarter Fürsten. Die Tochter eines Druid wisse doch sicher, wie man kleine Wunden behandelt, fragt er dazwischen. Dann berichtet er von den Festen bei Hofe, dass die Frauen der Ritter dort bedienen, wie auch hier.

Nun bleibe ich stehen. Ich sehe das Krafttier meiner lieben Mathir -Mutter-, den Eichelhäher, sich in unserer Nähe auf einem Ast niederlassen. Gleichzeitig sehe ich Mamaí in Gedanken, wie durch einen Nebelschleier. Sie rät mir zum Festplatz zurück zu kommen. Sie meint, die Lebenskraft dieses jungen Mannes ließe nichts Gutes erahnen. Sie fühle Schwingungen, wie die eines Raubtieres, von ihm ausgehen.

Also bitte ich den jungen Mann, dass wir zum Festplatz zurückgehen mögen.

„Oooch,“ macht mein Begleiter da. „Ich habe noch keinen Kuss von dir erhalten!“

Er zieht mich an sich heran. Ich wehre mich gegen ihn. Nun wirft er mich um und liegt im nächsten Moment auf mir. Er kämpft mit dem Stoff meines Gewandes und will meinen Leib freilegen. Ich rufe laut um Hilfe.

Plötzlich höre ich das gefährliche Brummen eines Bären. Etwas bricht mit Getöse durch das Unterholz und nähert sich uns. Der junge Ritter lässt von mir ab und schaut auf. Dann springt er auf und zieht sein Messer. Schwerter und Bögen sind auf Festen verboten. Aber schon ist der Math -Bär- heran und schlägt den Ritter in die Flucht.

Hals über Kopf rennt der junge Mann in das Unterholz. Er erkennt einen Bären vor sich und wechselt die Richtung. Wieder erkennt er, dass er genau auf einen Bären zuläuft und wechselt erneut die Richtung. Dabei übersieht er einen Felssturz und fällt mehrere Meter einen Abhang hinunter, wo sein Körper mit Genickbruch an einem Baum hängenbleibt.

Die beiden Bären haben ihn verfolgt und schauen nun über die Kante des Felssturzes. Dann drehen sie um und laufen zu ihrer Mutter zurück. Die Bärin hat eine graue Schnauze. Ich habe sie als diejenige erkannt, von der Atta und Mamaí sagen, dass sie mein Krafttier sei. Sie hat sich zu mir gelegt, als der junge Mann geflüchtet ist. Nachdem ich mich aufgesetzt habe, leckt sie mich und ich umarme sie. Nun nähern sich die beiden jüngeren Bären und drängen sich an mich. Auch sie umarme ich und streichele sie.
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BeitragThema: Re: Keltische Druiden   Keltische Druiden - Seite 2 Icon_minitime1Sa März 25, 2023 9:24 am

Während ich vom Waldboden aufstehe, spreche ich sanft auf die Math -Bären- ein. Danach trennen wir uns. Ich gehe auf unser Dorf am Waldrand zu. Die Bären gehen in unterschiedlichen Richtungen ins Innere des Waldes davon.

Als ich unser Haus am Waldrand erreiche, schlage ich das Bärenfell zur Seite, das den Eingang verdeckt und setze mich erst einmal hin. Am Fest weiter teilnehmen mag ich nicht. Meine Eltern sind in ihrer Funktion als Druid jedoch unabkömmlich dort. Also nehme ich mir ein paar biegsame Weidenzweige und beginne einen Korb zu flechten, um mich abzulenken.

Hafren nimmt mit ihrem Mann an Lughnasadh teil und Ulik findet vielleicht eine Frau. Mir dagegen ist die Festfreude vergangen.

*

Ich sehe, wie Aileen mit einem jungen Rittersmann das Fest verlässt. Sie möchten einander kennenlernen. Dafür eignet sich ein Spaziergang am besten, bei dem man unter vier Augen miteinander reden kann.

Darüber lächelnd und hoffend, dass aus den Beiden etwas wird, kümmere ich mich wieder um die Gäste des Lughnasadh-Festes, das unser Dorf diesmal ausrichtet. Bald habe ich die Beiden vergessen.

In einer ruhigen Minute erspüre ich die Schwingungen der Lebenskraft. Ich habe durch unablässige Übungen inzwischen meinen Radius erweitern können und erfühle bald Aileen und den jungen Ritter.

Bei Aileen ist alles in Ordnung, aber die Schwingungen des jungen Rittersmannes haben sich erschreckend verändert. Aileen befindet sich in Gefahr und kein Mensch ist in der Nähe, der sie beschützen könnte.

Sie hat ein mächtiges Krafttier, den Math, aber ob sie die Gelegenheit hat, den Spruch zu sagen, mit dem sie ihr Krafttier herbeirufen kann? Ich bin unruhig und spreche nun meinerseits den Spruch halblaut vor mich hin:

„Dair, Dair, Dair,
rege deine Wurzeln
Dair, Dair, Dair,
strecke deine Äste
Dair, Dair, Dair,
wache auf aus deinem Schlaf!
Dair, Coll, Saille,
Brüder dieses Waldes gebt mir euern Schutz!
Dair, Coll, Saille,
Brüder dieses Waldes zeigt mir euren Fluss!“

Kurz darauf höre ich das vertraute Krächzen und dann landet der Eichelhäher auf meiner Schulter. Ein paar der Bauern in meiner Nähe machen große Augen. Aber was jetzt folgt, können sie nicht mitverfolgen:

Ich stelle mir in Gedanken vor, wie die Bärin zu Aileen eilt und ihr gegen den jungen Ritter zu Hilfe kommt. Er braucht ja nur von meinem Mädchen abzulassen und die Flucht ergreifen.

Der Eichelhäher berührt mit seinem Kopf meine Wange und lässt sich nach vorn fallen, während er die Flügel ausbreitet. Flatternd gewinnt er an Höhe und ist nach einem Krächzen verschwunden.

Ich beobachte die Schwingungen der Wesen im Wald weiter. Andere Frauen aus dem Dorf übernehmen meinen Part mit. Nun fühle ich Panik bei Aileen, während der junge Mann triumphierende Gefühle hat.

Aber da ist auch mein Eichelhäher und wenig später erspüre ich die Bärin. Kurz darauf stoßen zwei weitere Bären zu ihr und zu Dritt nähern sie sich im Laufschritt der Stelle, an der sich Aileen mit ihrem Peiniger befindet.

Die Bären, die sicher die inzwischen erwachsenen Kinder der Bärin sind, schwärmen aus, während die Bärin selbst das letzte Stück des Weges zwischen den Bäumen zurücklegt. Sie kommt über die Beiden.

Dann erfühle ich abklingende Panik bei Aileen, bei der ich nun eine große Ruhe und Dankbarkeit erspüren kann. Im Gegensatz dazu fühle ich panische Angst bei dem jungen Mann, der kopflos davonläuft, geradewegs einem der erwachsenen Bärenkinder ‚in die Arme‘.

Kurz bevor die Beiden aufeinandertreffen, wechselt der junge Mann die Richtung und läuft dadurch auf den zweiten Math -Bären- zu, der seinen Standort wechselt, um den jungen Mann tatsächlich zu treffen.

Noch einmal ändert der junge Mann seine Fluchtrichtung. Der Math, den er zuerst getroffen hat, verfolgt den Mann ebenfalls. Aber plötzlich reißt die Verbindung zu ihm ab. Seine Schwingungen sind nicht mehr spürbar. Die erwachsenen Bärenkinder laufen noch ein Stück bis sie den Ort erreichen, an dem ich die Schwingungen des jungen Mannes zuletzt gefühlt habe. Dort verweilen sie kurz. Dann drehen sie um und nähern sich dem Platz, an dem ich Aileen und die alte Bärin spüre.

Wahrscheinlich kommt es dort zu einer rührenden Begrüßungsszene. Kurze Zeit später trennen sich alle und Aileen wandert schnellen Schrittes zum Dorf zurück. Bei uns angekommen, betritt sie ihr Vaterhaus. Sie versucht, ihre Gedanken zu beruhigen. Ich lasse sie erst einmal in Ruhe. Heute Abend wird sie mir ihr Erlebnis mit etwas emotionalem Abstand berichten können.
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BeitragThema: Re: Keltische Druiden   Keltische Druiden - Seite 2 Icon_minitime1Mo März 27, 2023 8:42 am

Irgendwann im Laufe des Nachmittages entsteht Unruhe auf der Festwiese. Vier Männer erheben sich. Ich sehe, dass es der Vater und drei Brüder des jungen Ritters sind. Sie gehen auf der Suche nach ihrem Sohn und Bruder in den Wald.

Am folgenden Vormittag tragen sie den Körper des jungen Mannes heran. Der Vater fragt Erin nach einem Totenritual für seinen Sohn. Erin fragt ihn, wo er seinen Sohn gefunden hat und in welchem Zustand, ob es einen Kampf gegeben hat.

Der Mann schüttelt den Kopf und meint:
„Mein Sohn ist einen Felssturz hinuntergestürzt und hat sich wohl dabei das Genick gebrochen. In der Nähe waren einige Zweige abgeknickt und Pflanzen niedergetrampelt. Haare hingen an den Zweigen, die von einem Math -Bären- stammen können.“

„Oh,“ hat Erin darauf geantwortet. „Dann müssen wir den jungen Leuten sagen, sie sollen ab jetzt über die Felder spazieren gehen!“

Anschließend führt er das erbetene Totenritual durch und am Morgen des nächsten Tages nehmen die Leute ihren Toten auf dem Wagen mit, um ihn bei sich zu begraben.

*

Wieder sind viele Lenze ins Land gegangen. Atta -Papa- ist alt geworden. Ich glaube, er ist inzwischen fast doppelt so alt, wie die meisten Bauern in unserem Dorf. Ich, Aileen, bin nun in den Vierzigern. Die Bauernburschen aus unserem Dorf sind für mich nicht heiratsfähig, da sie zu nahe mit uns verwandt sind. Wir haben zu den Festen im Jahreslauf oft Gäste aus den umliegenden Dörfern bei uns gehabt. Auch sind wir zu Besuch dort gewesen.

Für mich persönlich haben die Feste neben der rituellen Bedeutung auch die Möglichkeit geboten, andere Bauernburschen kennenzulernen. Leider hat keiner der Burschen um mich gefreit. Hafren und Ulik haben dagegen Partner gefunden. Hafren ist zu ihrem Mann in ein anderes Dorf gezogen und betätigt sich dort als Kräuterfrau. Sie hat viel von Mamaí gelernt und nutzt ihr Wissen in ihrer neuen Heimat, um den Menschen zu helfen.

Ulik hat sein Haus direkt an unseres angebaut und wird später das Anwesen erben. Meine beiden Geschwister haben Kinder. Uliks Kinder sind oft bei uns und lauschen den Erzählungen ihres Großvaters, der viel über unsere Götterwelt weiß. Mamaí und ich führen wie eh und je Papas Haushalt. Wenn einer der Dörfler kommt und Hilfe sucht, geht Mamaí mit.

Ich glaube Papa dürfte um die 90 Jahre alt sein, als er spürt, dass es mit ihm allmählich zu Ende geht. Sein Körper macht immer mehr Probleme. Unsere pflanzlichen Mittel helfen nicht mehr so gut. Eines Nachmittages ruft er mich zu sich. Ich setze mich neben sein Lager und halte seine Hand. Ich spüre, dass ihm meine unmittelbare Nähe guttut. Die Schwingungen, die ich spüre, werden ruhiger.

Wir glauben ja, dass mit dem Tod nicht das Ende gekommen ist. Der Körper stirbt zwar und verwest. Aber die ihn umgebende Seele lebt weiter und wird in einem anderen Wesen wiedergeboren – oder erhält Eintritt nach Folkwang, dem Sehnsuchtsort mit sattem Gras, bunten Blumen, Sonne und vielen bunten Schmetterlingen.

Seine Enkel, meine Neffen und Nichten, sind wieder einmal bei uns. Ich sende sie aus, ihre Eltern herbei zu holen. Mamaí mag ich nicht informieren. Sie soll sich um den Kranken kümmern, bei dem sie gerade ist. Als alle verfügbaren Kinder und Enkel um ihn versammelt sind, wird er lebhaft. Ich spüre, dass er versucht, sich hinzusetzen. Ich unterstütze seinen Rücken, indem ich eine Handvoll Stroh unterschiebe. Ulik sieht das und hilft mir, die Schlafstatt umzubauen.

Atta -Papa- schaut in die Runde, als er endlich sitzt. Ich spüre Irritation in ihm. Dann fragt er auch schon:

„Wo ist Venia?“

„Mamaí ist zu einem Kranken gelaufen,“ antworte ich und streiche mit dem Daumen sanft über seinen Handrücken.

Ich wende mich um und frage Ulik, ob er seinen Sohn sendet, die Großmutter zu holen. Er nickt und gibt seinem Sohn den Auftrag, der geschwind nach draußen läuft. Wenige Minuten später kommt Mamaí herein und nähert sich eilig Papas Krankenlager. Sie ist außer Atem, denn sie ist auch schon in den Siebzigern. Sie geht mir gegenüber auf die Knie und setzt sich auf ihre Fersen. Dann streckt sie ihre Hand aus und berührt seine Stirn.

Papa flüstert:
„Venia, meine Liebste! Mutter meiner Kinder.“

Seine Hand sucht ihre. Mamaí fasst zu und drückt sie sanft.

„Erin, mein Stern! Mein Lehrer und Vater meiner Kinder.“

Sein Kopf sinkt nach vorn. Mamaí hebt die Hand, so dass sie seinen Kopf stützt. Dann sinkt sein Körper in ihre Richtung. Mamaí beugt sich nun vor und bedeckt mit ihrem Oberkörper den seinen. Leise hört man sie schluchzen.

Jetzt hat Myrddins Dorf erst einmal seinen Richter und Schlichter verloren. Mamaí und ich werden uns weiterhin als Heilerinnen betätigen. Mein Bruder Ulik hat sein Steckenpferd vor Jahren schon in der Himmelsbeobachtung gefunden. Er weiß viel über die Sterne und kann daraus Vorhersagen treffen. In Zukunft muss er auch Streit im Dorf schlichten und über Missetaten richten, denn nun ist er das neue Familienoberhaupt.
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