Gedankenparadies
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Gedankenparadies

Das Gedankenparadies ist ein kleines aber feines Forum für all jene, die ihren Gedanken mal freien Lauf lassen wollen.
 
StartseiteNeueste BilderAnmeldenLogin
Die lebendigsten Themen
Musikblog from Rosy
Wiege der Menschheit
Gesunde Einstellung
Juke Box Hero
nich immer so polarisieren wg. Männer und Frauen -
Abstimmungen 2015
Flüchtlinge und Einwanderer
Anandas Evergreens
Einfach unglaublich
Yong Tai Foundation
Die meistbeachteten Themen
Musikblog from Rosy
Juke Box Hero
Anandas Evergreens
Gesunde Einstellung
Flüchtlinge und Einwanderer
nich immer so polarisieren wg. Männer und Frauen -
Abstimmungen 2015
Die Schreib-Begeisterung hier im Gedankenparadies ...
Zwischen-Meldung
Einfach unglaublich
Neueste Themen
» Wiege der Menschheit
Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Gestern um 10:12 am von hermann-jpmt

» Schneeflöckchen
Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Mo Dez 25, 2023 10:31 am von hermann-jpmt

» Eine neue Erfahrung
Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Fr Okt 06, 2023 9:28 am von hermann-jpmt

» Karthager im Amazonas
Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Mo Sep 04, 2023 9:27 am von hermann-jpmt

» Studentin hilft altem Mann
Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Di Aug 15, 2023 9:35 am von hermann-jpmt

» Sarahs Unterschlupf
Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Mo Jul 31, 2023 10:03 am von hermann-jpmt

» Vater, mein Vater -Chichiyo chichiyo-
Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Fr Jul 21, 2023 9:25 am von hermann-jpmt

» Katamaran der Lüfte
Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1So Jun 25, 2023 10:11 am von hermann-jpmt

» Meine Schuld, Mama? Yenê t’ifati Imayê?
Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Mi Mai 10, 2023 9:14 am von hermann-jpmt

Umfrage
Suchen
 
 

Ergebnisse in:
 

 


Rechercher Fortgeschrittene Suche
April 2024
MoDiMiDoFrSaSo
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930     
KalenderKalender

 

 Wiege der Menschheit

Nach unten 
Gehe zu Seite : Zurück  1, 2, 3, 4, 5  Weiter
AutorNachricht
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Do Feb 15, 2024 10:01 am

Nun treten weitere Personen in weißer Robe vor. Ich erkenne meinen Vater und meine Mutter. Sie lächeln mir zu und nähern sich Petno, die sich erhebt. Mama übergibt ihr ein kleines Bündel das Petno an einem Band über ihre Schulter hängt und unter ihren Umhang legt. Dann schlägt sie den Umhang zur Seite und lässt ein kleines Gesichtchen aus dem Bündel hervorschauen. Nun hält mich auch nichts mehr an meinem Platz. Ich eile die zwei Schritte auf Petno zu und nehme sie in den Arm. Dann streiche ich sanft mit dem Rücken meines Zeigefingers über die kleine Wange.

Ein Ärmchen kommt aus dem Stoff hervor, greift forsch nach meinem Finger und steckt ihn sich in den Mund, um daran zu saugen. Ich lache verlegen. Petno erklärt nun ihren Eltern in ihrer Muttersprache:

„Dschè schì wo de dschàngfu, ni de nühsù, dschè schì women de nü’er Gorêiya.“

Mein Kommunikator übersetzt mir:
„Das ist mein Ehemann, euer Schwiegersohn, und dies ist unsere Tochter Gorêiya.“

Ich lächele und wende mich Mister und Mrs. Li zu, um sie nun auf Englisch zu begrüßen:
„Lebet lange und in Frieden, Mister und Mrs. Li. Eure Tochter hatte Sehnsucht nach euch. Deshalb sollten wir eine Familienzusammenführung organisieren, da wir zufällig in der Nähe waren. Dass Yong Tai mir in der Zwischenzeit eine süße Tochter geboren hat, überrascht mich jetzt auch!“

Nun grinst mich Petno an und antwortet:
„Das ist das Schicksal jedes Seefahrers! Er weiß nie, was sich in seiner Abwesenheit zuhause tut.“

Der Param Gyaata hebt die Hand. Wir schauen ihn an. Er erklärt nun:
„Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass Pragati Dil ab sofort den Titel eines Shikshak tragen darf. Er hat bei seinem letzten Einsatz auf Aitha bewiesen, dass er des Titels würdig ist!“

Ich wende mich dem Obersten Wissenden zu und gehe nun ebenfalls in die Knie. Er legt mir die Halskette mit dem Symbol der Gyaan um den Hals, fordert mich danach auf „Erhebe dich!“ und schüttelt mir lächelnd die Hand.

Anschließend meint er:
„Ich denke, die Familie Dil hat großen Redebedarf. Deshalb würde ich euch gerne verabschieden. Sleirep tumhare saath -Die Lebenskraft sei mit euch-!“

Wir geben diesen Abschiedsgruß zurück und verlassen rückwärtsgehend den Tagungsraum bis die Tür vor unseren Nasen zufährt. Meine Eltern, meine Schwiegereltern, Petno, Klein-Gorêiya und ich fahren nun mit dem Aufzug ins Erdgeschoß und betreten das Heiligtum. Wir zeigen meinen Schwiegereltern den Schrein und bitten Aatma -Seele- dieses Schreins um eine glückliche gemeinsame Zukunft. Nun halten wir unsere Cash-Cards über das Lesegerät und spenden von jeder Person 100 Baath.

Danach verlassen wir das Kloster wieder. Shikshak Gung verabschiedet sich von mir und meint:
„Hier trennen sich wohl unsere Wege, Shikshak Dil. Nun kannst du dir einen frisch zum Pragati beförderten ehemaligen Tiddee auswählen, der von dir lernt. Ich werde gleiches tun. Anschließend werden wir schauen, was unsere nächsten Aufträge sein werden.“

Zum Abschied umarme ich meinen Shikshak und wünsche ihm:
„Sleirep tumhare saath -Die Lebenskraft sei mit dir-!“

Danach wende ich mich meiner Familie zu und wir gehen langsam den Bergpfad entlang bis wir die Station der Einschienenbahn erreichen. Wir warten auf den nächsten Zug und lassen uns in die Hauptstadt bringen. Meine Eltern verlassen uns in der Nähe des Regierungszentrums. Wir bleiben noch ein paar Stationen sitzen.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Fr Feb 16, 2024 10:41 am

Meine Schwiegereltern haben in San Franzisko sicher schon von der Eisenbahn gehört und auch Dampflokomotiven und Wagen gesehen. Sie können also gedanklich erfassen, womit wir gerade fahren. Dennoch sind sie erstaunt über die ruhige Fahrt und die Geschwindigkeit, sie zeigen es nur nicht.

In der Nähe der Akademie steigen wir aus und gehen die Treppe hinab. Anschließend führen wir sie zu unserem Appartementhaus. Dort nähere ich mich der Pförtnerin an ihrem Schalter und bitte sie, mir Bescheid zu geben, wenn eine Wohnung im Haus frei wird. Danach führe ich meine Familie zu den Aufzügen.

Wenige Minuten später stehen wir vor der Tür unserer Wohnung. Ich öffne sie mit meiner Key-Card und biete meinen Schwiegereltern mit einer zeigenden Geste an einzutreten. Inzwischen haben wir die Regalwand mit Pantoffeln unterschiedlicher Größe ausgestattet. Wir entledigen uns nun unserer Straßenschuhe und schlüpfen in die Pantoffeln. Ich bedeute meinen Schwiegereltern, es uns gleich zu tun und rufe dabei halblaut in die Wohnung:

„Ham steu abhee -Wir stören jetzt-.“

Danach bitte ich meine Schwiegereltern weiter in die Wohnung. Sie haben zwei Koffer mitgebracht, die ich ihnen bis hierher getragen habe. Nun stelle ich sie in unser Gästezimmer. Sie schauen sich den Raum an und Petno erklärt ihnen die Funktion des Kleiderschranks in chinesischer Sprache. Anschließend führt sie ihre Eltern in der Wohnung herum. Klein-Gorêiya hat sich zwischendurch schon bei ihrer Mama bedient und schläft nun satt und seelig in dem Tuch an Mamas Körper.

Als wir beim Essen zusammensitzen – wir haben in der Vergangenheit auch vier weitere Stühle gekauft und ein weiteres Polstermöbel – fragt Mister Li mich auf Englisch:

„Ich habe eins nicht gut verstanden. Können Sie mir darüber eine bessere Auskunft geben, Mister Dil?“

„Gern,“ biete ich an. „Worum geht es denn? – Übrigens: Die förmliche Anrede muss innerhalb der Familie nun wirklich nicht sein. Nenne mich ruhig ‚Hamad‘!“

„Okay, Hamad, in welchem Land befinden wir uns hier eigentlich?“

‚Oh,‘ denke ich. ‚Hoffentlich akzeptieren sie meine Erklärung und sie geht nicht über ihren geistigen Horizont.‘

Ich beginne also:
„Du bist in die USA ausgewandert, um ein besseres Leben als in deiner Heimat zu haben. Auch wolltest du deiner Tochter ein besseres Leben bieten als in der Heimat. In San Franzisko hast du schnell feststellen müssen, dass die USA nicht das Eldorado sind. Um leben zu können, hast du deine Tochter an einen Dienstherrn abgegeben. Sie sollte als Hausmädchen arbeiten. Yong Tai hat ihr kleines Gehalt als gute Tochter an euch weitergegeben, bis ihr Dienstherr ein Pokerspiel verloren und dem Gewinner die junge Frau abgegeben hat. Nun war es ihrer Tochter leider nicht mehr möglich, Ihnen ihr Gehalt abzugeben. Es gab in der Prairie ein Handgemenge bei der ihre Tochter angeschossen wurde. Ich war zufällig in der Nähe und habe ihre Tochter gesund gepflegt. Wir haben uns angefreundet und viel gemeinsam unternommen. Dabei ist Liebe zwischen uns gewachsen.
Für die Pflege und das anschließende einander Annähern musste ich ihre Tochter allerdings in mein Land bringen. Wir nennen unser Land ‚Sona‘ und es befindet sich sehr weit von den USA entfernt. Dann musste ich wieder auf ein Schiff. Unsere Wissenschaftler wollten mehr über die Menschen in den USA erfahren. Als wir unsere Rückreise vorbereitet haben, erhielten wir die Nachricht, dass wir Kontakt zu euch aufnehmen sollten. Das weitere weißt du ja, lieber Schwiegervater. Nun bist du hier angekommen. Du bist mit deiner lieben Tochter und deren Familie vereint und dieses Land hier könnte für euch das ersehnte Jin guó -Goldland- werden.“

Mister Li lächelt und meint:
„Das wäre wunderbar!“

Ich habe mich vorher bei Petno informiert, als was die Chinesen die USA angesehen haben. Sie hat mir von Dürren in China berichtet, die die arme Landbevölkerung an den Rand des Verhungerns gebracht haben. Die USA ist in den Gerüchten unter der Hand als das Goldland bezeichnet worden, wo es keinen Mangel gäbe. Ihr Vater hat sein Land verkauft und die Yuan in Dollar getauscht. Mit den 200 Dollar hat er die Passage auf dem Segelschiff bezahlen können und einen kleinen Rest für den Start in der neuen Heimat übrig gehabt.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Sa Feb 17, 2024 9:30 am

Aber Mister Li ist noch nicht zufrieden. Er fragt:
"Liegt Sona in Europa, wenn es so weit von Amerika entfernt ist?"

Ich lächele meinen Schwiegervater an und frage ihn:
"Wenn du des Nachts in den Himmel schaust und die Sterne siehst, möchtest du nicht einmal dorthin reisen wollen, um zu sehen, wie es dort ist?"

Mister Li schaut mich eine Weile an. In seinem Kopf arbeitet es. Dann fragt er:
"Sie wollen mir doch nicht wirklich weismachen, dass Sie von den Sternen kommen, Mister Dil?"

Ich zucke die Schultern und meine:
"Früher oder später wirst du es ja sowieso herausfinden, ehrenwerter Schwiegervater. Ich binde dir wirklich keinen Bären auf. Es ist so:
Vor vielen Jahren, noch vor dem chinesischen Kaiserreich, haben Menschen einen großen Krieg um die Vorherrschaft auf der Erde geführt. Keine Kriegspartei konnte den Krieg für sich entscheiden, obwohl die Technik schon fortgeschrittener war als heute. Stattdessen haben sich die damaligen Reiche gegenseitig ausgelöscht. Alle verfügbaren Schiffe, die zu den Sternen fliegen konnten, sind losgeflogen. Die auf der Erde zurückbleibenden Menschen sind wieder in die Steinzeit zurückgefallen.
Die Menschen, die zu den Sternen geflogen sind, haben bewohnbare Welten gefunden und sich dort angesiedelt. Nun hat es aber noch viele Jahre gebraucht, bis die Wissenschaftler und Techniker Antriebe bauen konnten, mit denen man in wenigen Tagen von einer Welt zur nächsten kommen konnte. Danach begann man, noch weitere Welten zu besiedeln und mit anderen Völkern Handel zu treiben. Darüber haben die Menschen dort oben ihre Herkunft von der Erde vergessen.
Ein Schiff mit Forschern an Bord hatte vor wenigen Jahren eine Havarie. Sie mussten auf der nächsten bewohnbaren Welt notlanden. Sie fanden in ihrem Archiv den Hinweis, dass diese Welt die Erde, der Ursprung der Menschen sei. Nun erwachte ihr Forscherdrang und sie machten sich auf unter die Menschen, die damals auf der Erde zurückgeblieben sind. Zuerst haben sie noch einen Notruf abgeschickt, weil ihr Schiff kaputt gegangen ist. Dann kam ein anderes Schiff, um die Forscher in die Heimat zurückzubringen. In der Zwischenzeit hat einer der Forscher Kontakt zu einer Frau von der Erde bekommen, der es absolut nicht gut ging und hat sich entschlossen, ihr zu helfen.
Nun lebt die Frau auf der Welt des Forschers, den sie inzwischen geheiratet hat. Die Beiden haben ein Kind bekommen. Aber die Frau entwickelte eine seelische Störung. Sie wollte ihren Eltern unbedingt zeigen, dass sie eine gute Tochter ist und ihre ehrenwerten Eltern unterstützen kann. Das ist aber nur möglich, wenn ihre Eltern zu ihrer Tochter reisen..."

Die ehrenwerten Schwiegereltern haben mir gebannt zugehört. Nun erhebt sich Petno und erklärt:
"Meine lieben Eltern haben nach der langen Reise bestimmt Hunger. Darf ich euch bitten mit mir zu kommen?"

Die beiden älteren Herrschaften erheben sich neugierig und folgen Petno an die Essensausgabe. Sie erklärt ihren Eltern wie das funktioniert, indem sie die Liste von Menüs zeigt und fragt, was sie essen möchten. Petno wählt die Menüs an und startet die Automatik. Nach einigen Minuten fährt die Glastür hoch und gibt zwei Schalen für meine Schwiegereltern frei und weitere zwei Schalen für uns beide. Ich bin hinzugetreten und trage nun das Tablett mit unserem Essen an den Tisch. Die Automatik hat zusätzlich noch Tütchen mit Gewürzen ausgegeben, damit meine Schwiegereltern bei Bedarf nachwürzen können.

*
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1So Feb 18, 2024 11:38 am

Li Kêi und Li Gûen -Mister und Mrs. Li haben viel Interesse an ihrer Umwelt und der neuen Sprache gezeigt. Petno und ich zeigen ihnen viel und lehren sie unsere Sprache. Shikshak Gung ist mittlerweile wieder gestartet und mit einem anderen Pragati nach Aitha geflogen, während ich noch auf Sona weile und darauf achte, dass es den alten Herrschaften gut geht. Denn es gibt da eine Wechselwirkung: Geht es ihnen gut, dann geht es auch Petno und mir gut. Klein-Gorêiya wächst heran und freut sich, mit beiden Großeltern-Paaren zusammen zu sein und viel Interessantes zu unternehmen.

Schließlich werde auch ich aufgefordert, mir einen Pragati -Fortgeschrittenen- von der Akademie zu wählen, dem ich nach all der Theorie und den sportlichen Übungen dort, die Praxis näherbringen soll. Das bedeutet natürlich, dass ich mit dem jungen Mann ins Weltall fliegen und Aufträge ausführen soll.

Ich spreche das natürlich auch gegenüber Petno an. Sie antwortet gefasst:
„Ich weiß ja, wen ich geheiratet habe, liebster Hamad. Ich weiß auch, dass du immer wieder zu mir zurückfindest – und das tröstet mich. Geh also und erledige deine Aufträge. Du weißt, dass du hier Entspannung und deine Ruhe findest, um wieder neu mentale Kraft zu tanken!“

Sie schenkt mir ein Amulett, in das der chinesische Drachen eingeritzt ist, worüber ich mich sehr freue. Also besuche ich bei nächster Gelegenheit die Akademie, wo auch ich viele Jahre meines Lebens verbracht habe.

*

Ich betrete das ehrwürdige Gebäude der Akademie. Hier habe ich noch als Tiddee Kosmochemie und Diplomatie studiert. Plötzlich sehe ich vor meinem inneren Auge, wie ich mich im Alter von vielleicht acht Jahren ehrfurchtsvoll meinem Shikshak -Lehrer- nähere. Dieser streckt mir seine Faust entgegen und öffnet sie. Ich sehe einen kleinen Stein in seiner Handfläche liegen. Mein Shikshak fordert mich jetzt auf:

„Versuche – so schnell wie möglich – den Kiesel von meiner Handfläche zu nehmen!“

Ich greife blitzschnell zu, aber der Lehrer schließt seine Faust noch schneller. Er prophezeit mir:
„Wenn du so schnell bist, dass es dir gelingt, ist es für dich an der Zeit uns zu verlassen!“

In den folgenden Jahren, die ich in der Akademie verbringe, lerne ich viel über die Natur und mich selbst. Meine Reflexe werden geschärft. Etwa alle drei Jahre muss ich diese Prüfung vor meinem Shikshak -Lehrer- wiederholen.

Irgendwann, inzwischen zu einem jungen Mann gereift, stehe ich schließlich wieder vor meinem Lehrer. Er streckt mir seine Faust entgegen und öffnet sie. In ihrem Innern hat er den Kiesel verborgen. Reflexartig greife ich zu und zeige meinem Shikshak lächelnd meine Handfläche mit dem Kiesel darin.

Er verbeugt sich leicht und erklärt schmunzelnd:
„Jetzt musst du uns verlassen!“

Es hat anschließend noch etwa ein Jahr gedauert, bis ich Shikshak Kee Gung kennengelernt habe und mit ihm zu den Sternen aufgebrochen bin. Nun betrete ich die Akademie, um mich mit den Lehrkräften zu beraten, welcher Pragati mit mir ins All starten darf.

*
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Mo Feb 19, 2024 11:11 am

Ich gehe zu den Shikshak der Akademie und frage, welchen jungen Pragati sie für geeignet halten, mich zu begleiten. Dort nickt man mir freundlich zu und bietet mir einen Sitzplatz und Tee für eine kurze Wartezeit an.

Nach einer Weile höre ich das rhythmische leise Geräusch von sich nähernden Schritten. Ich bleibe ruhig sitzen und lächele. In meinem Kopf wird eine Erinnerung wach:

Als junger Tiddee -Schüler- habe ich mit anderen bei unserem Shikshak -Lehrer- gewartet, der einen Kameraden nach einer Rolle Valhi-Papier -Reis-Papier- geschickt hat. Wenige Minuten später bringt er eine Rolle davon herbei und rollt sie auf dem Boden aus. Der Meister beauftragt uns:

„Geht über das Valhi-Papier so vorsichtig wie ihr könnt. Gebt acht, dass ihr es nicht zerreißt!“

Nacheinander gehen wir ein paar Schritte über das am Boden ausgerollte Papier, bis der Lehrer sagt:
„Dreh dich um!“

Derjenige dreht sich um und der Lehrer spricht:
„Sieh dir das Papier an!“

Folgsam senkt der Schüler seinen Blick und sieht einen Riss im Papier, überall wo er aufgetreten ist. Auch mir ergeht es so. Ich schaue betrübt auf. Mein Lehrer prophezeit mir, genau wie meinen Kameraden:

„Wenn ihr über das Papier gehen könnt, ohne dass ein Riss entsteht, werden eure Schritte unhörbar sein.“

Viel später – als ich schon ein junger Mann bin – führe ich die Übung noch einmal aus. Am Ende der Rolle schaue ich mich um und sehe keinen einzigen Riss. Das lässt mich lächeln. Ich habe es geschafft!

Heute erlebe ich ein Déjà-vu. Ein junger Mann nähert sich mir leise, aber aus Höflichkeit nicht unhörbar. Er will damit auch zeigen, dass ich ihm vertrauen kann.

Als er neben mir steht, schaue ich zu ihm auf und biete ihm an:
„Setz dich zu mir. Wie ist dein Name?“

Er nimmt mir gegenüber Platz und stellt sich vor:
„Mein Name ist Shaakraen -Zweig- Raaj -Regel-.“

„Und was war deine bevorzugte Studienrichtung?“

„Kosmobiologie und Diplomatie.“

Er mustert mich skeptisch. Ich antworte lächelnd:
„Oh, gut. So können wir uns im Ernstfall ergänzen. Mein Fachgebiet war Kosmochemie.“

Nun lächelt der junge Mann ebenfalls. Ich frage ihn:
„Die Shikshak der Akademie haben dich zu mir gesandt. Das heißt, sie halten uns für ein ideales Team. Bist du bereit, mein Pragati zu werden?“

Er nickt mir zu und bestätigt:
„Das bin ich, Shikshak Dil!“

„Gut,“ meine ich. „Also werde ich die Details klären und dich anschließend abholen zu einem Trip zum Pakshi.“

Wir erheben uns. Er verbeugt sich höflich und entfernt sich ebenso leise. Es hat den Anschein, als ob ihm diese Art zu Gehen ‚In Fleisch und Blut übergegangen‘ wäre.

Unser erster Auftrag aus ‚Kathor Parishram‘ führt uns in ein Sonnensystem mit einem Planeten in der Zone mit flüssigem Wasser, so dass dort Leben entstehen kann. Wir erforschen primitive Lebensformen, wie sie zu Beginn des Lebens existiert haben müssen und ergänzen uns gegenseitig. Etwa ein halbes Jahr halten wir uns schon auf dem Planeten auf, als wir nach Sona zurückgerufen werden.

Tage später landen wir in unserem Raumhafen auf dem Mond Pakshi und fliegen mit einem Shuttle nach Sona. Dort landen wir in der Nähe des Klosters ‚Kathor Parishram‘ und bewältigen den Rest des Weges zu Fuß.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Di Feb 20, 2024 12:01 pm

Der Param Gyaata stellt uns eine Hohe Dame vor, die Botschafterin beim Galaktischen Rat ist. Wir sollen die Hohe Gûen -Dame- zu ihrem Heimatplaneten bringen, da sie hochschwanger ist. Ihr Aimen -Ehemann- erwartet uns dort. Ihre Akkretion beim Galaktischen Rat ruht, bis sie oder ein Stellvertreter die Geschäfte wieder aufnimmt.

Ich verbeuge mich tief vor der Hohen Dame und geleite sie nach draußen. Ein Shuttle steht neben der Brücke über den Gebirgsbach, um uns auf direktem Weg nach Pakshi zu bringen.

Nachdem wir unser Raumschiff, die Aro-57, betreten haben, zeigen wir der Botschafterin ihr Gästezimmer. Sie will jedoch dem Start in der Zentrale beiwohnen. Also führen wir sie in die Zentrale, wo ich Aro-57 den Start freigebe.

Aro-57 fordert nun die Starterlaubnis an. Nachdem die Künstliche Intelligenz des Raumflughafens von Pakshi die Kurse der an- und abfliegenden Raumschiffe geprüft hat, erhalten wir die Erlaubnis und unser Raumschiff hebt ab.

*

Als ich einmal im Alter von etwa 10 Jahren mit zwei Kameraden zum Fluss hinuntergehe und wir seinem Lauf ein Stück folgen, hören wir das Weinen eines Babys. Wir klettern die Uferböschung hinauf und finden ein Stoffbündel unter aufgeschichteten Steinen, die eine Höhlung bilden. Daraus ertönt das Weinen.

Ich nehme das Stoffbündel hoch, öffne es vorsichtig und streiche dem kleinen Wesen sanft über die Wange. Es hört auf zu weinen und schaut uns neugierig an. Wir beeilen uns, mit unserem Fund in die Akademie zurückzukommen. Wer kann das bloß gewesen sein? Wer setzt ein Baby aus und warum?

Nach etwa einer Viertelstunde sind wir zurück. Ich sehe meinen Shikshak mit anderen zusammenstehen und spreche ihn an:

„Ehrenwerter Shikshak -Lehrer-?“

Die Gruppe wendet sich uns zu. Mein Shikshak erkennt mich und fragt:
„Ja, was ist denn?“

Nun nähere ich mich ihm mit dem Bündel. Das Baby hat sich inzwischen beruhigt. Er schaut darauf und fragt:

„Ein Kind! Wo habt ihr es gefunden?“

„Jemand hat es am Fluss ausgesetzt!“ antworte ich.

Meine Kameraden nicken.

Er nimmt das Baby in seine Arme und erklärt:
„Es ist eine Sünde, so etwas zu tun! Alles Leben ist heilig! Die innige Vereinigung von Mann und Frau hat den Segen der Götter! Sie beschützen das neue Leben. Wer von uns darf es wagen, dagegen zu handeln?“

„Unsere Pflicht ist es, alles Leben zu schützen?“ frage ich ihn.

„Der Ter -Dorn- verteidigt die Vurdo -Rose-. Er wird aber nur denjenigen stechen, der die Blüte brechen will!“ antwortet der Shikshak geheimnisvoll und bringt das Baby zur Krankenstation.

Kurz darauf ist er unseren Blicken entschwunden.

*

Nach unserem Start in Richtung Kuwel, der Heimatwelt der Botschafterin, löse ich die Arretierung meines Sessels und drehe mich zu der Hohen Dame um. Ich erkläre ihr:

„Der Raumflug nach Kuwel nimmt acht Tage in Anspruch. Das ist Ihnen sicher bekannt, Hohe Gûen -Dame-. Im Normalfall passiert während dieser Zeit nichts Außergewöhnliches. Ich werde mich mit Pragati Raaj an den Kontrollen ablösen. Sie können so oft die Zentrale betreten und so lange zuschauen, wie sie möchten. Wir haben aber auch ein großes Archiv mit Romanen und Filmen zum Zeitvertreib an Bord, die Sie in ihrer Kabine genießen können.“
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Mi Feb 21, 2024 10:09 am

"Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, Dil Kêi -Herr Dil-. Ich werde mir ihr Angebot gerne einmal anschauen. Und was bietet Ihre Essensausgabe?"

"Hm," mache ich. "Ich denke, wir haben fast alles, was Sie aus Restaurants auf Sona gewohnt sind. Sie müssen es halt durch Zugabe von Gewürzen individuell auf ihren Gaumen abstimmen. Auch das dürften Sie von Sona gewohnt sein."

"Hach ja," meint die Hohe Dame. "Es wird Zeit, dass wir Kuwel erreichen!"

Ich lächele höflich und eröffne ihr:
"Ich werde mich nun zurückziehen, wenn Sie erlauben."

Mit diesen Worten erhebe ich mich aus meinem Sessel, verbeuge mich vor der Hohen Dame und gehe auf die Tür der Zentrale zu. Sie neigt ihren Kopf huldvoll mit einem feinen Lächeln.

In meinem Schlafraum angekommen, setze ich mich in den Sessel neben meinem Bett und schalte den Monitor ein. Neugierig schalte ich auf die Kameralinse über den Kontrollen. Von dort habe ich die komplette Zentrale im Blick. Ein Mikrofon darunter überträgt die Gespräche.

Zuerst ist Stille und beide, Pragati Raaj und die Botschafterin, schauen vor sich hin. Sie hängen wohl ihren Gedanken nach. Ich will die Übertragung gerade abschalten und mich schlafen legen, als sich die Botschafterin äußert:

"Ist ihre Essensausgabe tatsächlich so gut, wie der Kommandant erklärt?"

"Wir speisen eher einfach, Hohe Dame," erklärt Pragati Raaj. "Um ihren Aufenthalt während der Reise so angenehm wie möglich zu gestalten, hat die Künstliche Intelligenz vor dem Start einige besondere Lebensmittel und Rezepte übernommen."

'Wunderbar!' denke ich. 'Er hebt seine Gesprächspartnerin über sich, gibt ihr das Gefühl einzigartig zu sein.'

Ich schalte die Verbindung ab, gehe ins Bett und drehe mich zur Wand. Bald bin ich eingeschlafen.

Wie erwartet, verläuft unser Flug ereignislos. Wir wechseln uns alle sechs Stunden an den Kontrollen in der Zentrale ab. Unsere Passagierin hat sich bald in ihr Gästezimmer zurückgezogen. Sie schaut sich Videos aus unserem Archiv an und kommt nur hervor, wenn sie Hunger verspürt.

Fünf Tage sind wir nun unterwegs und die Routine ist über unseren Tagesablauf hereingebrochen, als wir über Funk aufgefordert werden zu stoppen. Unsere Künstliche Intelligenz zeigt drei Raumschiffe vor uns, die sich unserer Geschwindigkeit angepasst haben.

Aro-57 sendet „Aapaat viraam – Not-Stopp!“ an unsere Zentrale und hängt die aktuellen Positionsdaten daran. Ich befehle Aro-57, der Aufforderung Folge zu leisten und dabei die volle Kraft des Warp-Antriebs in Flugrichtung zu lenken. Vielleicht verzögern wir stärker und haben dadurch Zeit für einen Ausweichkurs.

Durch die Verringerung unserer Reisegeschwindigkeit kommen wir einer roten Sonne zu nahe und müssen in eine Parabel gehen. Die KI fährt ihre Sensoren aus und analysiert das System. Sie erklärt, dass auf dem zweiten Planeten Menschen leben könnten. Wasser und Sauerstoff sind vorhanden. Allerdings gibt es in der Atmosphäre auch viel Kohlendioxid und Methan.

Im System dieses Sterns fliegen eine Menge Raumschiffe mit chemischen Antrieben herum. Wir haben es hier also mit einer Intelligenz der Stufe 7 zu tun. Eigentlich kein Grund, den Flug zu unterbrechen. Aro-57 könnte einfach wieder auf den ursprünglichen Kurs gehen, wenn da nicht die drei Raumschiffe wären, die uns gestoppt haben. Sie fliegen mit einer ähnlichen Technik wie wir.  Wer sind sie? Was wollen sie von uns?

Der kleine Verband der fremden Raumschiffe beschießt uns mit Laserwaffen. Laserstrahlen sind lichtschnell. Sie wollen uns aber scheinbar nicht treffen, sondern uns am Weiterflug hindern. Nur der Weg zum zweiten Planeten des Systems ist offen. Wir sehen das als ‚aggressive Aufforderung‘ zum Landen auf dieser Welt. Uns bleibt keine andere Möglichkeit, wollen wir unseren Passagier nicht gefährden. Ich habe die Hohe Dame von unserer Kursänderung informiert. Sie befindet sich bei uns in der Zentrale und erlebt den Beschuss mit.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Do Feb 22, 2024 9:34 am

Wir fliegen den Planeten an. Dabei umrunden wir ihn ein paar Male, um einen einsamen Landeplatz zu suchen. Die KI geht dabei immer tiefer und bald sehen wir eine Halbwüste genau auf Kurs. Ich weise die Künstliche Intelligenz an, nach Möglichkeit dort zu landen und ein Peilsignal für ein zu Hilfe eilendes Raumschiff zu senden. Gleichzeitig soll sie die Situation in einem Funkspruch an unsere Zentrale auf Sona kurz beschreiben.

Dann haben wir uns der Oberfläche des Planeten soweit genähert, dass wir landen können. Leider geht die Landung nicht so glatt wie es bei einer planmäßigen Landung der Fall gewesen wäre. Die Künstliche Intelligenz meldet Schäden im Raumschiff. Der Fusionsreaktor explodiert und reißt einen Teil des Schiffes ab.

Wir müssen das Raumschiff verlassen und entfernen uns so schnell es mit einer schwangeren Person möglich ist etwa 100 Meter. Ich habe mir meinen Umhang am Gürtel befestigt und hoffe so, unsere Spuren zu verwischen. Dann lege ich die Hohe Dame ab und bette ihren Kopf auf dem schnell zusammengerollten Umhang.

Unser Essen an diesem Abend besteht aus getrocknetem Brot und Wasser, den Notrationen, die wir in einer kleinen Tasche am Körper tragen. Die Hohe Dame ist unruhig. Sie fragt ständig:

„Wie lange wird es dauern bis Hilfe kommt?“

„Fünf Tage waren wir unterwegs, Hohe Dame. Von Kuwel würde die Hilfe drei Tage brauchen, von Sona fünf Tage.“

„Wie schätzen Sie unsere Lage in Bezug auf die Planetarier ein?“

„Wir befinden uns hier in einer menschenleeren Gegend. Haben Sie Fluggeräte, könnten sie binnen Stunden hier sein – vielleicht Morgen früh. Wenn nicht, dauert es Tage oder Wochen bis eine Expedition mit Trage- oder Zugtieren hier sein kann. Wir haben also reele Chancen.“

Wir wechseln uns im Schlafen und Wachen alle vier Stunden ab und erleben, dass die Hohe Dame sehr unruhig schläft. Nach einigen Stunden – ich weiß nicht, wie lange die Dunkelperiode auf diesem Planeten dauert – stöhnt sie laut auf.

Zurzeit bin ich wach und Shaakraen Raaj, mein Pragati, schläft.

Die Hohe Dame presst zwischen den Zähnen hervor:
„So weit weg von der Heimat… Ich habe Angst!“

Ich versuche sanft zu klingen, als ich ihr mit einem zuversichtlichen Lächeln antworte:
„Sie dürfen sich nicht dagegen wehren, Hohe Dame! Neues Leben wird aus Ihnen hervorgehen.“

Nun nehme ich eine Handvoll Sand vom Boden auf, beuge mich über sie und lasse ihn in ihre Hand rieseln. Ich fordere sie auf:

„Fühlen Sie den Sand auf ihrer Handfläche! Spüren Sie ihn mit allen Sinnen!“

Sie schließt die Hand zur Peuk -Faust- und umschließt so den Sand. Ich lege meine Hände sanft auf ihre Faust und rede weiter:

„… und über die Zeiten hinweg donnerte Wasser gegen die Felsen. Durch diese rohe Kraft wurde dieser Sand geschaffen.“

Sie äußert sich kurzatmig. Die Geburt scheint kurz bevorzustehen.
„Ich habe solche Angst! Was kann ich tun?“

„Wenn eine Wehe kommt, atmen Sie konzentriert in den Bauch hinein. Keine Panik! Langsam und tief ein… atmen. Dann aus… atmen. Einatmen – ausatmen. Sehen Sie all die Schönheit des Sternenhimmels über sich. Hören Sie diese friedvolle Stille!“

Die Hohe Dame beginnt zu hecheln und antwortet mir zwischen den Atemzügen:
„Ich höre nur das Schlagen meines Herzens und fühle diese Schmerzen…“

Ich antworte ihr:
„Stellen Sie die Beine breit auseinander! Denken Sie an ihre Heimat. Sehen Sie vor Ihrem inneren Auge Schmetterlinge im Sonnenlicht flattern. Riechen Sie wie angenehm der Salbei duftet. Schließen Sie die Augen und spüren Sie die sanfte Brise des Windes auf ihrer Haut.“

Sie hechelt laut und streckt ihren Kopf hintenüber, dann antwortet sie:
„Ich habe solche Angst!“
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Fr Feb 23, 2024 10:32 am

Ich fordere sie auf:
„Vertrauen Sie!“

Sie schaut mich an und antwortet:
„Ich weiß nicht was passiert! Ich war noch nie bei einer Geburt dabei!“

Ich greife unter den am nächsten stehenden Strauch. Nüsse sind herabgefallen. Einige haben ihre Schalen gesprengt und eine kleine zweiblättrige Pflanze wächst daraus hervor. Eine davon nehme ich in die Hand und zeige sie ihr:

„Sehen Sie, Hohe Dame! Die Schale, die den Kern geschützt hat, ist aufgebrochen. Und aus dem Inneren sprießt der junge Trieb. Und ebenso, aber noch viel großartiger, wird ihr Kind sich den Weg in die Welt bahnen. Ans Licht der Sonne drängen und den ersten Atemzug tun, um zu leben.“

„Aber ich habe Angst vor dem was passiert.“

*

Ich sehe mich, wie ich als junger Tiddee -Schüler- am felsigen Ufer des Flusses stehe und zögere. Mein Shikshak -Lehrer- sagt zu mir:

„Angst ist dein Feind! Vertrauen dein Schutzschild!“

Ich habe ihm daraufhin ängstlich geantwortet:
„Aber ist es nicht klug sich zu fürchten, wenn man nicht weiß, was werden wird?“

„Wer sich selbst bezwingt ist der größte Krieger! Was du tun musst, das tue mit der Weisheit des Herzens!“ gibt er mir zu bedenken.

„Verehrter Shikshak! Ich weiß nicht, ob ich das je können werde.“

„Lausche dem Leuchten der Sonne über Sona. Sehe das Summen des Flügelschlages des Bestäubungsinsekts. Höre an einem heißen Tag den Hauch des Eises in der Luft. Wenn du all das vermagst, dann wirst du es wissen!“

Ich senke den Blick und schaue auf die Oberfläche des Wassers unter mir. Dann breite ich die Arme aus und wage den Sprung. In der Luft ziehe ich meine Arme über den Kopf, damit sie das Wasser teilen mögen.

*

Sie hat die Geburt wunderbar gemeistert. Ich habe das Baby mit unserem Trinkwasser und einem Tuch gewaschen und es schließlich in meinen Umhang gewickelt. Die Nabelschnur habe ich getrennt und die Nachgeburt vergraben. Danach lege ich das Baby in ihre Arme. Sie schiebt ihr Oberteil hoch und legt ihr Kind an ihre Brust. Es beginnt sofort zu saugen.

Nun schaut sie mich an und fragt:
„Was wird jetzt aus uns?“

„Wir müssen warten, Hohe Dame. Ich weiß es nicht.“

„Werden wir sterben?“

„So kurz nachdem der Welt ein neues Leben geschenkt wurde? Ich glaube nicht! Denken Sie positiv, Hohe Dame!“

*

„Mein Tiddee, was bedrückt dich?“ fragt mein alter Lehrer mich.

„Ich, hm, ich schäme mich,“ antworte ich ihm.

Er lächelt mich an und antwortet:
„Sich grundlos zu schämen ist Zeitverschwendung! Aber sich wegen irgendeinem Grund zu schämen ist ebenfalls Zeitverschwendung! Versuche stattdessen, in der Zeit das in Ordnung zu bringen, weswegen du dich schämst.“

„Ehrwürdiger Shikshak! Ich ging durch die Nacht. Ich sah nichts. Ich hörte nichts. Und ich hatte Angst.“

„Wovor?“

„Vor dem Tod.“

„Ein Mensch, der zu leben weiß, braucht den Tod nicht zu fürchten!“ meint mein Shikshak -Lehrer-. „Er wandelt ohne Furcht vor großen Pflanzenfressern und Raubtieren. Er ist unverwundbar im Kampf!“

„Wie kann das sein?“ frage ich.

„Der große Pflanzenfresser, den du gestört hast, wird keine Stelle finden, wohin er stoßen kann. Das Raubtier findet keine Stelle für seine Kralle und keine Waffe findet eine Stelle, dich zu verletzen.“

„Und warum nicht, ehrwürdiger Shikshak?“ setze ich nach.

Der alte und blinde Lehrer reckt die Arme gen Himmel und erklärt pathetisch:
„Weil bei einem Mann, der zu leben weiß, der Tod kein Tor findet, um einzutreten!“

*
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Sa Feb 24, 2024 9:57 am

Wir haben vier Tage gewartet. Ich habe begonnen, Wurzeln auszugraben und daraus Nahrung zubereitet. Ich habe die Wurzeln ganz klein geraspelt und in ein Tuch gegeben, das ich anschließend gewrungen habe, damit Saft austritt. Plötzlich meldet sich jemand auf meinem Kommunikator:

„Hallo Aro-57, hier spricht Kommandant Parisrama vom Kuwelanischen Flottenverband. Hattest du eine Havarie?“

Aro-57 antwortet, da der Funkspruch auf Meroiti hereingekommen ist:
„Ich bin angegriffen worden. Da wir in diplomatischer Mission unterwegs waren, bin ich dem Angriff ausgewichen und habe eine Landung auf diesem Planeten versucht. Dabei ist mein Fusionsreaktor zerstört worden. Die Passagiere sind wohlauf.“

„Gut. Ich werde dich in meinen Hangar holen und die Passagiere aufnehmen.“

„Es wäre gut, wenn sie meine Umgebung scannen würden. Meine Passagiere haben mich verlassen und lagern 100 Meter entfernt.“

„Okay.“

Kurz darauf landen etwa ein Dutzend Bewaffnete bei Aro-57 und schwärmen aus. Ich schärfe meinem Pragati ein:

„Bleib bei der Hohen Dame und gebt keinen Mucks von euch! Ich werde den Männern entgegengehen. Entweder ich sterbe oder ich bringe uns von diesem Planeten weg.“

Damit erhebe ich mich und gehe etwas seitwärts, bevor ich mich bemerkbar mache. Danach gehe ich auf die Soldaten zu, ihnen meine leeren Hände zeigend. Sie nehmen mich in ihre Mitte und führen mich zu ihrem Kommandanten.

Tatsächlich trägt er kuwelanische Flottenabzeichen. Ich grüße ihn:
„Khoob jiyo aur shaanti -Lebe lang und in Frieden-.“

Er lächelt mich an und erwidert mir:
„Khoob jiyo karan -Möget ihr lange leben-! Darf ich erfahren, wer Sie sind?“

„Ich bin Hamad Dil, der Kommandant der Aro-57. Darf ich Sie mit der Botschafterin ihres Systems bekannt machen? Die Hohe Dame wartet weiter hinten.“

„Ich bitte darum!“

Nun sehe ich, wie der Rest von Aro-57 in den Hangar des über ihm schwebenden Raumschiffes gehoben wird. Hin und wieder sind helle Lichtblitze am Himmel zu beobachten. Der Kommandant sagt dazu:

„Die drei Sternenschiffe wurden zerstört und das sind Scharmützel mit den Raumschiffen der hier ansässigen Intelligenz.“

„Können uns keine Luftfahrzeuge stören?“ frage ich.

„Können schon, aber sie werden frühzeitig entdeckt und zerstört.“

„Woher hat eine Stufe-7-Intelligenz drei bewaffnete Sternenschiffe?“ stelle ich eine rhetorische Frage.

„Das müssen Sie sie schon selbst fragen,“ gibt er mir zur Antwort.

Dann haben wir die Hohe Dame und meinen Pragati erreicht. Kommandant Parisrama verbeugt sich höflich und bittet sie an Bord zu kommen.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1So Feb 25, 2024 10:25 am

Undercover

Wir fliegen mit dem Flottenverband nach Kuwel und begleiten die Botschafterin des Galaktischen Rates in ihre Heimat. Ihr Aimen -Ehemann- begrüßt uns herzlich, als er hört, dass wir seiner Aigûen -Ehefrau- in ihrer schwersten Stunde beigestanden und mitgeholfen haben, ihrer beider Kind gesund zur Welt zu bringen, und das ohne jede medizinische Unterstützung. Er weiß natürlich, dass wir zu den Gyaan -Wissenden- gehören, und dass sie die fähigsten Ärzte auf Sona sind. Allerdings haben wir selbst nur eine Ersthelfer-Ausbildung erfahren.

Infolge sind wir Gäste der Familie bis in fünf Tagen ein Werkstattschiff von Sona die Reste der Aro-57 übernimmt und mit uns in die Heimat fliegt. Der Flug zurück von Kuwel nach Sona dauert weitere acht Tage. Als wir Pakshi erreichen, den Mond am Himmel von Sona, sind seit unserem Start zwanzig Tage vergangen. Unsere Aro-57 wird auseinandergenommen und die noch intakten Einzelteile in andere Raumschiffe verbaut.

Wir fliegen von Pakshi mit einem Shuttle nach Sona und landen wieder am Rande des Bergpfades zum Kloster Kathor Parishram, unserer Zentrale. Wir wollen dem Param Gyaata -Obersten Wissenden- Bericht erstatten und hören, was er uns zu sagen hat.

Als wir in den Gyaata ka Salaah -Rat der Wissenden- vorgelassen werden und dem Param Gyaata gegenüberstehen, lächelt er uns an. Er kommt direkt auf die Geburt unter widrigen Umständen zu sprechen und lobt uns. Danach gibt er uns den Auftrag, in das System zurückzufliegen, indem das kriegerische Volk lebt und es zu erforschen. Vorher dürfen wir aber noch für fünf Tage zu unseren Familien, um neue Kraft zu schöpfen.

Wir bedanken uns. Danach sind wir entlassen. Der Param Gyaata verabschiedet uns mit den Worten:
„Sleirep tumhare saath -Die Lebenskraft sei mit euch-!“

Den Gruß zurückgebend ziehen wir uns rückwärts aus dem Besprechungsraum zurück. Vor dem Verlassen des Klosters betreten wir das Heiligtum und danken der dort verehrten Aatma -Seele- für die glückliche Heimkehr und bitten um einen ebenso glücklichen Verlauf der kommenden Mission. Ich füge noch meine Familie, besonders Petno -Feder- und Gorêiya -Spatz- in meine Bitte ein. Danach verlassen wir das Kloster und wandern gemeinsam zu der Station der Agmos sheré -Einschienenbahn-.

Unterwegs fragt mich Pragati Raaj unsicher:
„Shikshak Dil, wenn wir auf dem fremden Planeten unerkannt Daten sammeln sollen…“

„Ja, Shaakraen?“

„Ich meine, wie gehen wir da vor?“ präzisiert er.

„Also, unser Prinzip ist es, nicht in natürliche Abläufe einzugreifen. Wir beobachten nur. Sollten wir selbst in das Geschehen hineingezogen werden, verteidigen wir uns und ziehen uns zurück.“

„Okay, Sie haben auf Aitha aber sehr wohl in das Geschehen eingegriffen, verehrter Shikshak. Sie haben mit ihren medizinischen Kenntnissen eine Aithanerin ins Leben zurückgeholt und bei ihrem zweiten Besuch die Arbeiter in einem Bergwerk gerettet.“

Ich lächele und antworte:
„Nun, da waren keine großen medizinischen Kenntnisse von Nöten, Shaakraen. Du hast ebenfalls eine Ersthelfer-Ausbildung erhalten. Mehr habe ich nicht angewandt. Da waren Gefühle im Spiel. – Und beim zweiten Einsatz galt es, meinen Shikshak aus einer misslichen Lage zu befreien.“

„Wir ergreifen also für keine Seite Partei,“ resümiert mein Pragati.

„Richtig,“ pflichte ich ihm bei. „Sonst könnten wir nie ausgleichend und diplomatisch auftreten.“

An der Station der Einschienenbahn angekommen, steigen wir in den nächsten Zug, der uns in die Hauptstadt bringt und verabschieden uns voneinander, als wir uns an einer Station trennen.

Ich fahre bis zur Akademie und spaziere zum Appartementhaus, in dem unsere Wohnung liegt. Meine Schwiegereltern wohnen zurzeit auch bei uns, bis sie eine eigene Wohnung beziehen können. Bis dahin wird Petno ihnen alles beigebracht haben, was sie in den vergangenen Jahren von mir gelernt hat.

Als ich unser Appartementhaus betrete, wechsele ich ein paar freundliche Worte mit der Pförtnerin in der Eingangshalle. Dabei frage ich natürlich, ob sie etwas in Erfahrung bringen konnte, wo eine Wohnung frei wird. Leider bekomme ich von ihr eine abschlägige Antwort. Also heißt es, weiterhin warten. Ich wende mich zu den Aufzügen und stehe kurz darauf vor der Tür meiner Wohnung.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Mo Feb 26, 2024 9:55 am

Mit meiner Key-Card habe ich sie schnell geöffnet, trete ein und wechsele mein Schuhwerk. Währenddessen sage ich halblaut vor mich hin:

„Egh steu abhee -Ich störe jetzt-!“

Danach trete ich in den Flur und grüße:
„Khoob jiyo aur shaanti karan -Möget ihr lange und in Frieden leben-!“

Ich habe Stimmen aus dem Wohnzimmer gehört, die sich auf Chinesisch unterhalten. Nun bricht die Unterhaltung ab und Petno erscheint im Flur. Sie fällt mir um den Hals und ruft:

„Egh tum pyaar karan, Hamad -Ich liebe dich, Hamad-!“

Dann fragt sie in normaler Lautstärke:
„Wie lange bleibst du dieses Mal?“

Mit einem betrübten Gesicht erkläre ich ihr:
„Leider nur fünf Tage. Die Botschafterin ist glücklich zuhause angekommen, nachdem sie auf dem Weg dorthin vor Aufregung eine frühe Geburt hatte. Nun sollen wir einen Aggressor infiltrieren und Daten sammeln.“

„Komm, setz dich zu uns und trinke erst einmal einen Tee zur Entspannung!“ fordert Petno mich auf und zieht mich an den niedrigen Tisch, an dem auch ihre Eltern sitzen.

Ich folge ihr gerne, beuge meinen Kopf vor den ehrenwerten Schwiegereltern und lasse mich am Tisch nieder. Petno ist derweil zur Essensausgabe gegangen und kommt nach wenigen Minuten mit einer Tasse Tee für mich und einer vollen Teekanne an den Tisch.

Mein Swepetar -Schwiegervater- fragt mich auf Englisch:
„Wie waren die letzten Wochen?“

„Hm,“ mache ich und lächele ihn an. „The weeks were mixed -Die Wochen waren durchwachsen-. Wir haben eine hochschwangere Botschafterin und Mitglied des galaktischen Rates an Bord genommen. Sie musste wegen einer knappen Abstimmung an den Sitzungen des Rates teilnehmen. Nun wollte sie natürlich auf ihrem Heimatplaneten entbinden. Etwa fünf Tage verlief der Flug ohne besondere Vorkommnisse. Drei Tage vor Erreichen des Ziels wurden wir von drei Sternenschiffen aggressiv gestoppt. Wir mussten auf deren Welt notlanden. Um die Botschafterin zu schützen, entfernten wir uns von dem Wrack, behielten es aber im Auge.
Da wir einen Notruf gesendet hatten und seitdem ein Peilsignal sendeten, erreichte uns vier Tage nach der Notlandung ein Flottenverband von ihrer Heimatwelt, der das Wrack und uns aufnahm und zu ihrer Heimatwelt brachte. In der Zeit auf dem fremden Planeten gebar die Botschafterin ein gesundes Baby. Wir waren Gäste der Botschafterin und ihres Ehemanns bis ein Raumschiff von Sona eintraf und uns in die Heimat zurückbrachte.“

Petno und meine ûerais Swemaas -verehrte Schwiegermutter- lauschen meiner Schilderung mit großen Augen. Als ich geendet habe, erklärt Petno:

„Du bist halt ein außergewöhnlicher Mensch, liebster Hammad. Aber das hätte auch schiefgehen können und Gorêiya -Spatz- hätte ihren lieben Papa verloren!“

„Liebes, draußen in der großen Welt ist nicht alles friedlich. Das hast du ja selbst erfahren müssen. Aber ich habe die große Akademie der Gyaan durchlaufen. Dort lernt man dem Tod zu widerstehen. Mein nächster Auftrag führt mich nun auf die Heimatwelt des Aggressors zurück. Die Gyaan wollen wissen, in welchen Bahnen die Intelligenzen dort denken.“

„Versprich mir, dass du von dem Auftrag gesund wiederkehrst!“

„Soweit ich das in der Hand habe, verspreche ich es dir bei den Aatma se Aanvaj -Seelen der Ahnen-!“

Sie lehnt sich nun an mich und schließt einen Moment die Augen. Ich lege meinen Arm um ihre Schultern. In diesem Moment meldet sich Klein-Gorêiya und schaut aus ihrer ‚Hängematte‘ an Petnos Körper. Sie streckt mir beide Ärmchen entgegen, also ziehe ich meine Kleine an mich und wiege sie in meinen Armen.

*
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Di Feb 27, 2024 10:37 am

Ich verbringe wunderbare fünf Tage in der Gesellschaft meiner Familie. In der Zeit versuche ich, meinen Swekêvak -Schwiegereltern- einige Wörter und erste einfache Sätze auf Meroiti beizubringen. Das gebe ich kurz vor meiner Abreise an Petno weiter. Es nutzt nichts, wenn sie untereinander Chinesisch reden. Dadurch lernen sich meine verehrten Schwiegereltern nicht im Alltag zu verständigen.

Nach diesen Tagen verabschiede ich mich von allen und fahre mit der Einschienenbahn zum Kloster Kathor Parishram. Ich treffe auf meinen Pragati und wir fordern einen Shuttle nach Pakshi an. Dort erhalte ich das Kommando über die Aro-113b. Man sagt mir, dass sich das Schiff gegenüber Radarstrahlen unsichtbar machen kann.

Wir fliegen fünf Tage und tasten uns vorsichtig in das System vor. Schließlich haben wir den Mond des Planeten erreicht, ein unregelmäßig geformter Asteroid und ich fordere die Künstliche Intelligenz auf, sich mit dem Laser eine Höhle in der Polgegend zu schaffen, in der sich Aro-113b verstecken kann.

Danach lassen wir die Sensoren unseres Raumschiffes alles auffangen, was sie sehen und ‚hören‘ können.

Nach weiteren fünf Tagen lauschen, lasse ich mir einen Bericht für unsere Zentrale zusammenstellen. Die Künstliche Intelligenz beginnt:

„Der Planet hat sich nach einem großen Krieg eine planetenumspannende Regierung gegeben. Allerdings ist das politische Gebilde nicht demokratisch organisiert. Wahlen gibt es keine. Die Verwaltung wird durch Gebietskörperschaften organisiert, die Vertreter in einer Art Hohen Rat entsenden. Diese Vertreter haben aber kaum Rechte, sondern die Pflicht Regierungsentscheidungen zuzustimmen.
Die Technik basiert auf Verbrennungsmotoren aller Größe. Die größten stehen stationär in Kraftwerken zur Stromerzeugung. Daher die hohe Dichte von Abgasen in der Atmosphäre. Sie kennen die Luftfahrt mit Strahltriebwerken und die interplanetare Raumfahrt mittels chemischer Antriebe, um aus dem Schwerefeld der Planeten aufzusteigen. Zwischen den Planeten schalten sie auf Ionentriebwerke um.“

„Hm,“ mache ich. „Hast du etwas über die Sternenschiffe erfahren können, die uns Probleme bereitet haben?“

„Ja, Kommandant! Vor etwa 100 Sonnenumläufen des Hauptplaneten ist ein Handelsschiff in einer menschenleeren Gegend abgestürzt. Sie haben das Raumschiff erreicht, die Besatzung getötet und ihre Wissenschaftler haben das Schiff erforscht. Einige Komponenten wurden zur militärischen Nutzung umgebaut. So konnte ein Staatsgebilde den großen Krieg für sich entscheiden und hat eine planetenumspannende Diktatur errichtet.
Sie haben in den Jahren danach zwei weitere Sternenschiffe aufgebracht und für ihre Zwecke umgewidmet. So ganz haben sie die Warp-Technologie nicht verstanden. Daher ist es ihnen bis jetzt nicht gelungen, in Eigenregie ein Sternenschiff zu bauen. Das heißt, nach dem Verlust der drei Sternenschiffe im Kampf mit dem kuwelanischen Flottenverband sind sie auf ihre altbewährte Raumfahrttechnik zurückgeworfen worden.“

„Okay, Aro-113b. Sende diese Informationen nach Sona an unser Archiv.“

„Was machen wir jetzt?“ fragt mich Pragati Raaj.

Ich schenke ihm ein Lächeln und antworte:
„Wir bleiben vorerst noch im Verborgenen und lauschen weiter. Mich interessiert hauptsächlich, ob es auf dem Planeten eine homogene Bevölkerung gibt, also alle Intelligenzen mit ihrer Regierungsform einverstanden sind, oder ob es Abweichler gibt, die für eine Demokratie kämpfen. Auch möchte ich in dem Fall wissen, was der Staat mit Abweichlern macht, denen sie habhaft werden.“

„Was machen wir, wenn wir in den Funksprüchen von solchen Leuten hören?“

„Du weißt, wir dürfen uns nicht in innere Angelegenheiten einmischen. Andererseits bildet dieses System eine latente Gefahr für die interstellare Raumfahrt zum einen und für die Stabilität der Galaktischen Republik zum anderen. Wir müssen solchen… Ich nenne sie mal Separatisten, den Rücken stärken und damit die Diktatur schwächen.“

„Sind dafür zwei Gyaata ausreichend?“ stellt er mir zweifelnd die entscheidende Frage.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Mi Feb 28, 2024 9:40 am

„Ich bin mir nicht sicher,“ gebe ich unumwunden zu. „Aber wir müssen bald auf die Oberfläche dieses Planeten und uns in persönlichen Gesprächen selbst ein Bild machen. Sollten wir angegriffen werden, verteidigen wir uns selbst und gegebenenfalls unsere Gesprächspartner.“

Er nickt und meint: „Okay!“

*

„Beherrsche deinen Körper, Tiddee Dil!“ rät mir der alte blinde Meister während ich noch auf der Akademie lerne. „Umso größer wird deine Kraft sein.“

„Ehrenwerter Shikshak? Welche Kraft meint ihr?“ frage ich interessiert.

„Die, die sich selbst beherrschen, finden innere Kraft,“ erklärt er mir.

„Wird mich das mehr schützen, als meine Arme und Beine?“ frage ich weiter, denn die Ansicht scheint mir radikal anders.

„Solange das Herz keine Furcht hat, gibt es keine Furcht! Wenn du innerlich stark bist, schmilzt alle Furcht dahin, wie die Schneeflocke, die auf deine Hand fällt,“ ist mein Lehrer überzeugt.

Nun will ich es genauer wissen.

„Ehrenwerter Shikshak, wie kann man seine innere Stärke finden?“ frage ich deshalb.

„Indem man eins ist mit allem, das ohne einen existiert. Treffen Feuer und Eis aufeinander, wer gewinnt? Das Eis! Stirbt nicht auch das Eis, wenn es zu Wasser wird? Stirbt das Feuer? Es überlebt, weil es die Stärke des Anderen verkennt!“ erklärt mein Shikshak etwas nebulös.

„Wo Angst ist, lebt dort nicht auch die Gefahr?“ frage ich nun. „Und wo Angst nicht ist, stirbt dann nicht auch die Gefahr?“

Mein Lehrer antwortet:
„Wo das Raubtier und der Mann unvereint sind, kann der Mann sterben. Doch, wo das Raubtier und der Mann eins sind, gibt es keine Angst, keine Gefahr. Welche Kreatur, die eins ist mit der Natur, greift sich selbst an?“

*

Wir warten weiter im Versteck und lassen unsere Künstliche Intelligenz lauschen. Sechs Tage später hat die KI eine Spur entdeckt, der sie nun weiterfolgt.

Weitere vier Tage befinden wir uns nun schon in der selbstgeschaffenen Höhle auf dem Asteroiden, der als unregelmäßig geformter Mond den Planeten umkreist. Die Sprache der Funksprüche klingt wie ein Dialekt des Meroiti. So etwas geschieht halt, wenn niemand die Sprachentwicklung über den langen Zeitraum seit der Besiedelung überwacht.

Ein anderer Grund wird sein, dass dieses System aus dem Fokus geraten ist und eine eigenständige Entwicklung durchgemacht hat. Das bedeutet aber auch, dass die Planetenbewohner Menschen sind. Unsere Künstliche Intelligenz hat ihre Sprache jedenfalls recht schnell entschlüsselt und auf unsere Kommunikatoren überspielt.

Wir haben eine Untergrundorganisation ausgemacht, die das herrschende System ablehnt und bekämpft. Der Mensch ist nun einmal nicht zum duckmäuserischen Untertanen geboren, sondern er will frei sein. Die Masse der Planetenbewohner fürchtet aber die Repressalien. Es gibt mehrere Umerziehungslager, über den Planeten verstreut. Dorthin möchte niemand gerne eingewiesen werden.

Nun habe ich die Qual der Wahl. Will ich Informationen aus dem Mund eines Bewohners, muss ich zur Oberfläche des Planeten herunter und mit einem sprechen. Offen sprechen wird aber nur ein Mitglied der Widerstandsorganisation. Nehmen wir dort Kontakt auf, verlangt man von uns, dass wir an einer Aktion gegen die herrschende Klasse teilnehmen.

Das wiederum könnte von den Gyaan als unzulässige Einmischung in innere Angelegenheiten eines souveränen Staatsgebildes aufgefasst werden. Also frage ich unsere KI:

„Aro-113b, hast du alle hereingekommenen Informationen an Sona weitergesendet?“
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Do Feb 29, 2024 10:06 am

„Das habe ich, Kommandant.“

„Gut,“ meine ich,“ dann nimm folgende Einschätzung der Lage auf, die ich jetzt ausspreche.“

Ich mache eine Gedankenpause, sage das Wort „Start!“ und entwickele noch einmal meine Gedanken dazu, die mir eben durch den Kopf gegangen sind. Danach soll Aro-113b noch die Frage anfügen, was ich nach Meinung des Gyaata ka Salaah -Rat der Gyaan- unternehmen soll.

Nun warten wir einen weiteren Tag auf die Antwort. Inzwischen befinden wir uns 21 Tage im Weltraum und davon 16 Tage als Horchposten auf dem Mond der Hauptwelt der hiesigen Menschen. Schließlich kommt die Absage. Wir sollen eine automatische Funksonde in der Höhle verstecken und nach Sona zurückkehren.

Ich bin zwar ein wenig enttäuscht, verstehe aber die Entscheidung des Rates. Es ist nicht ungefährlich auf der Oberfläche des Planeten. Um ‚under cover‘ zu arbeiten, bräuchten wir eine Rückversicherung für den Ernstfall. Ein Flottenverband steht uns als ‚Under Cover‘-Agenten nicht zu, wie wir ihn bei der Botschafterin zur Verfügung gehabt haben. Einzig Aro-113b wäre unsere Rückversicherung.

Wir fliegen also nach Pakshi zurück, geben das Raumschiff ab und fliegen mit dem Shuttle nach Sona. Dort erteilt uns der Param Gyaata -Oberste Wissende- den Auftrag, Aro-37 bei der Erforschung des weißen Flecks in der Sternkarte der Galaxis zu helfen. Dieses Raumschiff ist dorthin abkommandiert worden, als wir uns mit Aro-23 verstärkt um Aitha kümmern sollten.

Vor unserem Abflug haben wir wieder fünf Tage Zeit für unsere Familien. Während Shaakraen Raaj zu seinen Eltern fährt und vielleicht auch Verwandte trifft, werde ich zu Petno, ihren Eltern und zu Klein-Gorêiya fahren, um ein paar Tage zu entspannen. Dabei stelle ich erfreut fest, dass die uêrais Swekêvak -verehrten Schwiegereltern- schon etwas Meroiti sprechen können, wenn auch holprig, da es mit der Grammatik noch nicht so klappt. Aber das wird noch!

Meinem Pragati, der bisher noch keine Fremdsprache spricht, habe ich aufgetragen, die Sprache des fremden Planeten mit der aggressiven Spezies zu erlernen. Das mag zuerst einmal eine Übung für das Gedächtnis sein, aber vielleicht können wir die Sprache doch noch gebrauchen.

*

Nachdem wir im ‚weißen Fleck‘ angekommen sind, rufe ich das Team auf der Aro-37 und lasse mir deren Karte übermitteln, damit wir keinen Stern und sein System doppelt erforschen. Unsere Künstliche Intelligenz fügt deren Daten unserer Sternkarte hinzu. Danach frage ich an, ob wir uns nicht einmal zusammensetzen mögen, um unser gemeinsames Vorgehen in diesem Raumsektor miteinander abzustimmen.

Der andere Gyaata ist einverstanden und so treffen wir uns in einem Sonnensystem, dass auf halber Strecke zwischen uns liegt. Wir steigen in unsere Raumanzüge und wechseln auf die Aro-37 hinüber. Dort lassen wir Aro-37 eine Grenze berechnen, damit jedes Team sein Gebiet erforscht. Der Kommandant von Aro-37 spricht mich im Smalltalk auf den Grund an, weswegen er unseren Auftrag übernommen hat:

„Ich hörte, Sie hatten eine Havarie im Raum, Dil Kêi?“

„Ja, unser Warp-Antrieb hatte Aussetzer. Wir sind in einem Raumsektor herausgekommen, den Aro-23 nicht kannte. Eine gelbe Sonne stand in Flugrichtung. Wir mussten unbedingt abbremsen und eine Kursänderung durchführen – und das mit einem stotternden Warpantrieb.“

„Die Sonne gehörte noch nicht zu dem unbekannten Raumsektor, den wir aktuell erforschen?“

„Nein, wir waren noch nicht im Zielgebiet angekommen. Mein Shikshak entschied, dass Aro-23 verzögert und das System gleichzeitig mit unseren Sensoren untersucht. Auch sollte die KI die nächsten Quasare anpeilen, um eine Standortbestimmung durchführen zu können und damit einen Notruf nach Sona zu senden. Neben mehreren Planeten und anderen Himmelskörpern erkannte Aro-23 auf dem dritten Planeten Wasser und eine Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre. Dort könnten also Menschen siedeln.
Mein Shikshak entschied, dass wir den Planeten näher untersuchen sollten. In diese Überlegungen platzte Aro-23 mit der Meldung, dass er in seinem Archiv eine Datei zu diesem Sternsystem gefunden hat. Sie spielte uns die Datei vor, nach der wir durch Zufall den verloren geglaubten Stên se Men -Entstehungsort der Menschheit- wiedergefunden haben.
Shikshak Gung ließ Aro-23 in eine Umlaufbahn um Aitha gehen und den Planeten mit unseren Sensoren erforschen. Es stellte sich heraus, dass dort Menschen leben, deren Technik inzwischen wieder auf Stufe-6 angekommen ist. Noch könnten wir es uns leisten unerkannt zu landen um Feldforschung zu betreiben.
Er ließ Aro-23 in einem Gebirgstal niedergehen und wir näherten uns menschlichen Ansiedlungen. In der Ersten kam es zu einem unfreundlichen Kontakt. Also haben wir uns zurückgezogen und in der nächsten Ansiedlung als Schmiede verdingt. Dadurch hofften wir erstens mehr über die heutigen Bewohner von Aitha zu erfahren und durch unsere Integration in deren Leben, selbst solange zu überleben bis ein Reparaturteam eintrifft.
Nach etwa 60 Umdrehungen des Planeten brachte man uns nach Sona zurück. Dort blieben wir drei Jahre bis man uns den Auftrag übertrug, mehr über Aitha herauszufinden. Das ist nun eigentlich eine Lebensaufgabe, so unterschiedlich sind die Lebensräume und so vielfältig die Völker auf Aitha. Wir haben in der Nähe der Ansiedlung, die wir zuletzt besucht haben, mit unserer Feldforschung weitergemacht. Shikshak Gung hat eine Arbeit in einem Bergwerk angenommen, um mit den dortigen Arbeitern Gespräche zu führen. Ich sollte, als sein Pragati, eine Arbeit in einer Gaststätte annehmen, um den Gesprächen der Leute dort zu lauschen. Wir blieben etwa 280 Planetenumdrehungen und flogen danach wieder in die Heimat zurück.
Der uêrais Param Gyaata -verehrte Oberste Wissende- ernannte mich dort zum Shikshak und beauftragte mich, mir einen Pragati -Fortgeschrittenen- zu suchen, um als Team wieder in den Weltraum zu starten. Shikshak Gung dürfte in Begleitung eines neuen Pragati wieder zu Aitha gestartet sein, um seine Forschungen weiter zu treiben.“
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Fr März 01, 2024 10:03 am

„Das war ja eine turbulente Zeit!“ meint der Kommandant von Aro-37. „Ganz im Gegensatz zu unserer Forschungsarbeit. Sind Sie anschließend sofort in diesen Raumsektor gestartet?“

„Nein, wir hatten zuerst einen politisch heiklen Auftrag. Wir sollten eine Politikerin in ihre Heimat bringen. Die Hohe Dame hätte eigentlich in ihrer Heimat bleiben sollen, da sie schwanger war, aber sie wollte unbedingt an der Verabschiedung eines Gesetzes mitwirken, das sie wohl mitinitiiert hat. Aber Sie wissen ja, wie Politik funktioniert. Das zieht sich alles in die Länge. Nun sollte die Hohe Dame in einem Monat niederkommen und wollte rechtzeitig in einer Geburtsklinik auf Kuwel sein.
Unterwegs sind wir auf aggressive Weise gestoppt worden und auf der Welt dieser Spezies abgestürzt. Wir haben die Hohe Dame beschützt und ihr bei der vorzeitigen Geburt in freier Natur beigestanden. Wenige Tage darauf sind wir von einem kuwelanischen Flottenverband aus der misslichen Lage befreit worden, haben die Hohe Dame und ihr Baby weiterhin begleitet und auf Kuwel ihrem Ehemann und frischgebackenen Vater übergeben können. Danach sind wir nachhause geflogen und haben unser jetziges Raumschiff übernommen, mit dem Auftrag Ihnen hier im Raumsektor zu helfen.“

„Eine Stufe-7-Intelligenz besitzt Sternenschiffe und greift damit friedliche Raumschiffe an? Das ist ein Akt von Piraterie!“ bricht es aus meinem Gegenüber hervor.

„Wie wir herausgefunden haben, haben sie einen friedlichen Händler aufgebracht und ihre Wissenschaftler haben versucht, die fremde Technik zu verstehen. Es ist ihnen nicht vollständig gelungen. Sie konnten unsere Technik nicht kopieren. Darum haben sie mit dem zum Kriegsschiff umgerüsteten Frachter im Laufe vieler Jahre zwei weitere Sternenschiffe aufgebracht. Der kuwelanische Flottenverband hat die drei Sternenschiffe zerstört.
Nun sind sie wieder auf Raumschiffe mit ihrer eigenen Technik angewiesen und die Handelsorganisationen meiden das System. Es steht auf der roten Liste. Dennoch, irgendwann werden die Wissenschaftler dieser Leute es schaffen, einen Warp-Antrieb zu entwickeln. Dann muss sich die galaktische Weltgemeinschaft wieder mit diesen Leuten befassen.“

„Wie kann man frühzeitig entgegenwirken?“ fragt der Kommandant der Aro-37.

„Die Bevölkerung dieses Planeten ist nicht homogen, wie auf anderen Planeten auch nicht. Hier ist der Unterschied aber besonders krass. Die Regierungsform ist eine Diktatur. Sie unterdrücken andere Meinungen und verhaften Andersdenkende zur Abschreckung. Trotzdem existiert eine Untergrundbewegung, die sich eine Demokratie wünscht. Meine Idee ist es, diese Organisation zu unterstützen, um vielleicht irgendwann einen Umsturz zugunsten einer Demokratie herbeizuführen.“

„Hm, Sie kennen unser Prinzip der Nichteinmischung, um für beide Seiten ein akzeptabler Schlichter zu sein, falls das irgendwann gewünscht würde.“

„Dieses Argument habe ich im Gyaata ka Salaah -Rat der Wissenden- auch gehört. Ich bin ja auch dafür, aber damit werden wir nicht allen Situationen gerecht. Was ist, wenn wir zusehen, wie diese Leute zu Piraten auf unseren Handelsrouten werden, sobald ihre Technik weit genug ist? Eine weitere Demokratie, die ihren Vertreter in den Galaktischen Rat schickt, ist die bessere Option, denke ich. Es gibt keinen Krieg, keine toten Männer, keine weinenden Frauen und nach ihrem Vater fragenden Kinder.“

„Hm, da ist etwas dran. Aber woher wissen Sie so viel über die Fremden?“

„Wir sollten dorthin fliegen und ihren Funksprüchen lauschen. Dabei hat Aro-113b ihre Sprache analysiert. Jetzt können wir die Leute verstehen. Bevor ich aber auf die Oberfläche gehe, um jemand aus dem Widerstand zu treffen, sollten wir eine Sonde zurücklassen und sind hierher beordert worden. Mein Pragati kann die Sprache inzwischen leidlich sprechen und ich selbst bin auf dem Weg dorthin.“

Nun grinst mein Gegenüber. Er antwortet:
„Sie haben ihre Idee also noch immer nicht begraben. Mir kommt diese Wendung fast wie eine Strafversetzung vor…“
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Sa März 02, 2024 9:32 am

Ich zucke lächelnd mit den Schultern. Inzwischen haben wir die Gebiete abgesteckt, in denen wir forschen wollen ohne dem Anderen in die Quere zu kommen und ein Sternsystem doppelt anzufliegen. Danach trennen sich unsere Wege und wir fliegen unsere Gebiete an. Wie damals auf Aitha brechen wir nach etwa 300 Schlafperioden ab und fliegen nach Sona zurück, um etwa 50 Schlafperioden bei unseren Familien zu verbringen und wieder zurück in unser Forschungsgebiet zu fliegen.

Nach dem dritten Intervall ruft uns eine Aro-63 an und bittet um eine Unterredung. Wir brechen also die Startvorbereitungen für den Rückflug nach Sona ab und vereinbaren ein Treffen. Wieder synchronisieren wir unsere Daten. Der Kommandant der Aro-63 erklärt, dass er die Aro-37 ablöst, die einen längeren Heimaturlaub genehmigt bekommen hat.

Nachdem er in seinen Sektor abgeflogen ist, nehmen wir unsere Startvorbereitungen wieder auf und zehn Tage später liegen Petno und ich uns wieder in den Armen. Klein-Gorêiya, inzwischen sechs Jahre alt, ist in die Akademie aufgenommen worden. In ihrem Alter schläft sie noch zuhause. Ab ihrem zehnten Lebensjahr wird sie in einem Schlafsaal mit etwa zehn weiteren Schülerinnen übernachten.

*

Wir haben fünfzig Schlafperioden miteinander, dann werde ich wieder in meinen Sektor starten und dort weiter Daten sammeln. Gorêiya kennt ihren Schulweg inzwischen ganz gut und benutzt die Einschienenbahn dazu, wie selbstverständlich. Sie kommt am späten Nachmittag nachhause und verbringt ihre Zeit bis zum Schlafengehen mit uns.

In der Akademie ist es Pflicht, eine Schuluniform zu tragen, denn Kinder aus allen Gesellschaftsschichten werden aufgenommen. Sie müssen nur eine Prüfung bei der Anmeldung bestehen. Damit die Kinder aus den höheren Gesellschaftsschichten die anderen nicht mobben, sehen alle Kinder äußerlich gleich aus.

Dass ich eine Zeitlang zuhause bin, freut Goreiya sehr. Sie fragt mir quasi ‚Löcher in den Bauch‘, da sie irgendwann einmal ebenfalls meinen Rang im Gesellschaftssystem erreichen will, und sie zeigt gute Anlagen dazu. Ich freue mich, dass sie einige Schulfreundinnen hat und dass sie wegen ihrer Herkunft nicht diskriminiert wird. Die Kinder haben während des langen Schultages genug Spielpausen, so dass man sie nicht wirklich als ‚Stubenhocker‘ bezeichnen kann, obwohl sie nach der Schule keine Zeit zum Miteinanderspielen mehr haben.

*

Jedes schöne Miteinander geht irgendwann zu Ende, und auch für uns ist wieder einmal die Zeit des vorübergehenden Abschieds gekommen. Bevor ich mit meinem Pragati nach Pakshi aufbreche, besuchen wir den Gyaata ka Salaah -Rat der Wissenden-, um uns abzumelden und anschließend im Heiligtum des Klosters gute Wünsche für unsere Lieben dazulassen.

Im Besprechungsraum spricht mich der Param Gyaata -Oberste Wissende- an:
„Shikshak Dil, wir sind inzwischen zu der Ansicht gelangt, dass zwei Undercover-Agenten auf dem Planeten, den sie vor Jahren zuletzt ausgekundschaftet haben, viel erreichen können, um einen interstellaren Krieg zu verhindern. Fliegen Sie also dorthin und führen Sie ihre Mission so durch, wie Sie es sich damals vorgestellt haben. Gehen Sie dabei aber äußerst vorsichtig vor! Denken Sie an ihre Ausbildung in der Akademie: Die Gyaan hört man nicht, sieht man nicht, lassen sich nicht einsperren, kommen und gehen wie es ihnen beliebt!“

Ich verbeuge mich tief und antworte:
„Ich werde den Gyaata ka Salaah -Rat der Gyaata- nicht enttäuschen.“

„Lassen Sie sich für eine einseitige Verbindung zu ihrer Aro-113b ein Minigerät geben. Schlucken Sie es im Notfall. Damit wird ein Notruf und ein Peilsender gestartet. Ansonsten verbergen Sie es in ihrer Kleidung. Es nimmt alle Gespräche auf und sendet sie an Aro-113b. Die KI übersetzt sie in Meroiti und sendet sie an Kathor Parishram. Pragati Raaj, für Sie gilt das Gleiche!“
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1So März 03, 2024 10:16 am

Mein Pragati verneigt und bedankt sich. Ich bedanke mich ebenso. Danach verabschiedet uns der Param Gyaata mit den Worten:

„Sleirep tumhare saath -Die Lebenskraft sei mit euch-!“

Wir geben den Gruß im Chor zurück und verlassen den Besprechungsraum rückwärtsgehend. Anschließend fahren wir auf Parterre hinunter und betreten wie üblich das Heiligtum, um danach einen Shuttle anzufordern und auf die Brücke über den Gebirgsbach hinauszutreten. Wir gehen eine Weile den Bergpfad entlang in Richtung der Station der Einschienenbahn, als neben dem Pfad der angeforderte Shuttle landet und uns nach Pakshi bringt.

Dort betreten wir unseren Aro-113b, gehen in die Zentrale und lassen uns in die Sessel an den Kontrollen sinken. Ich beauftrage unsere Künstliche Intelligenz den Start vorzubereiten und die Starterlaubnis einzuholen. Nach wenigen Minuten gibt die KI des Raumflughafens den Start frei und wir heben ab. Wieder dauert der Flug fünf Tage. Dann tasten wir uns vorsichtig in das Sternsystem vor und weichen jedem der Raumschiffe der Fremden aus.

Bald haben wir den Asteroiden erreicht, der als Mond den Zielplaneten umkreist. Wir verstecken die Aro-113b in der vormals geschaffenen Höhle und die KI liest den Speicher der zurückgelassenen Sonde aus. Mir geht es darum, einen Punkt zu finden, wo wir ansetzen können. Widerstandsgruppen gibt es einige auf dem Planeten. Welche davon ist nahe am Brennpunkt des Geschehens und könnte dem Regime gefährlich werden?

Wir lesen aus den aufgefangenen Funksprüchen, dass es nicht viel nützen würde, gegen das Quasi-Parlament und die Regierungsgebäude in der Hauptstadt vorzugehen. Auch die Ministerialgebäude, die der Verwaltung vorstehen zu sabotieren, empfände das Regime nur als Nadelstiche. Für den Notfall in einer Krise und in Friedenszeiten als Freizeitangebot hat das Regime eine unterirdische Rohrbahn vorangetrieben, um in einem Gebiet mit Wäldern, Wiesen und Seen Villen zu betreiben. Dort verlustiert sich die herrschende Klasse. Deshalb dürften sie dort am verwundbarsten sein.

Eine kleine Widerstandsgruppe hat diese Villen im Blick und verübt hin und wieder kleinere Sabotageakte. Bis zum Kraftwerk und den Ver- und Entsorgungseinrichtungen haben sie es noch nicht geschafft. Ich denke, dort müssten wir ansetzen. Wir warten bis in der Hauptstadt nur noch Stellvertreter an den Schaltstellen der Macht sitzen. Die Entscheider haben eine Auszeit genommen und genießen gemeinsam und mit ihren Familien ein paar Wochen Urlaub in ihren Villen.

Bis dahin ist etwa eine halbe Sternumkreisung des Planeten vergangen. Aro-113b startet und nähert sich in der Dunkelperiode der Ringstraße um die Regierungsvillen. Dort patrouillieren Wagen, die von Verbrennungsmotoren angetrieben werden. Auf ihnen fahren bewaffnete Sicherheitskräfte. Wir verlassen Aro-113b, der wieder zum Mond des Planeten zurückfliegt und Warteposition in der Höhle einnimmt.

*

Mein Lehrer sagt zu mir:
„Wenn du die Akademie verlässt und deiner Wege gehst, wirst du nicht nur auf Friedfertigkeit treffen, sondern auch auf Gewalt.“

Ich frage ihn daraufhin:
„Muss ein Mensch, der den Frieden sucht, der Gewalt nicht ausweichen?“

Er antwortet mir:
„Wer blind den Weg des Friedens geht, läuft Gefahr von ihm abzukommen!“

Nun bin ich verunsichert und frage:
„Muss ich Gewalt mit Gewalt beantworten?“

Mein Lehrer gibt mir dazu den Rat:
„Suche den Weg des Friedens! Vermeide es, den Weg der Gewalt zu beschreiten, es sei denn, dein Leben ist in Gefahr. Die Seelen verbinden uns miteinander. Eine Seele zu gefährden, gefährdet alle anderen.“

Jetzt frage ich neugierig:
„Und ist man dann selbst gefährdet?“

Mein Shikshak antwortet mir:
„In solchen Zeiten muss die Seele der Krieger sein.“

Ich weiß nicht, ob ich ihn genau verstanden habe. Aber sicher werden mir meine Erlebnisse Antwort geben.

*
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Mo März 04, 2024 10:25 am

Nachdem wir ein paar Minuten gewartet haben, gehen wir auf die Ringstraße zu. Wir nehmen ein paar Steinchen vom Boden auf und bleiben ruhig an Ort und Stelle. Nach etwa einer Viertelstunde hören wir, wie sich wieder ein solches Fahrzeug nähert. Wir werfen jeder ein Steinchen auf das offene Fahrzeug. Der Fahrer wird von einem Steinchen getroffen. Er fährt noch ein kurzes Stück, dann bremst er. Wenige Minuten später kommt das Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit im Rückwärtsgang zurückgefahren. Es fährt ein gutes Stück an uns vorbei und stoppt dann wieder.

Nun flammt ein Scheinwerfer auf und leuchtet die Gegend diesseits der Ringstraße aus. Wir huschen über die Ringstraße und nähern uns im schnellen Lauf dem Fahrzeug von der anderen Seite. Dann springen wir die beiden Männer an und entwaffnen sie. Die Männer wehren sich derart, dass wir gezwungen sind, hart zuzuschlagen. Dabei fällt einer der Männer in seine Waffe, während der andere einen Genickbruch erleidet.

Wir fahren den Wagen von der Ringstraße herunter in angrenzendes Gebüsch und scharren den beiden ein Grab. Währenddessen fährt eine weitere Patrouille an uns vorbei. Wir ziehen die Uniformen der Getöteten an. Als wir uns aufrichten, spricht uns eine weibliche Stimme an:

„Wer seid ihr?“

Ich erkläre der Person in der Dunkelheit:
„Ich bin Gyaan Dil und das ist mein Bruder Gyaan Raaj.“

„Und was habt ihr vor?“ fragt die Stimme.

„Wenn wir bis zum Kraftwerk vordringen und es ausschalten, geht in der Siedlung nichts mehr. Dann ist der feine Präsident so hilflos wie der ärmste Bürger.“

„Oho!“ meint sie da. „Ein hehres Ziel! Ob ihr euer Ziel wohl erreicht?“

„Wenn nicht, sind wir tot. Das ist immer noch besser, als unter diesem Präsidenten zu leben!“

„Hm,“ macht sie. „Euer Projekt ist so gut, dass es nicht scheitern sollte. Mit unserer Hilfe sind eure Chancen allerdings größer!“

„Wer seid nun ihr?“ frage ich sie.

„Mein Name ist Lyaar,“ erklärt sie. „Das reicht. Je weniger wir voneinander wissen, desto besser!“

Wir hängen uns die Ausrüstung der toten Patrouille-Soldaten um.  Unsere Begleiterin steckt sich eine Pfeife in den Mund und bläst hinein. Kein Ton ist zu hören. Entweder können die Bewohner dieses Planeten auch höhere Frequenzen hören, oder sie haben Ultraschall-Empfänger. Jedenfalls sind wir nach kurzer Zeit von einem Dutzend Männer umringt, die uns feindselig entgegentreten.

Lyaar beruhigt sie:
„Stopp, Männer! Diese Beiden haben zwei Mann der Sicherheitskräfte ausgeschaltet und eben gerade erst ihre Uniformen angezogen. Damit hoffen sie, bis zum Kraftwerk vorzudringen, es lahmzulegen und dann die Präsidentenvilla zu stürmen. Ich habe ihnen gesagt, dass ihr Vorhaben für zwei Mann ein Himmelfahrtskommando ist! Aber mit unserer Unterstützung kann ein Schuh daraus werden. Wer ist dafür, dass wir heute Nacht den Präsidenten und seine Clique zur Hölle fahren lassen?“

Sie legt sogleich einen Finger auf ihre Lippen, aber mehr als ein Raunen ist sowieso nicht zu hören.

„Also,“ meint sie nun. „Jeder von euch nimmt sich mit seiner Gruppe eine Villa vor, entwaffnet die Wachleute und dringt ein – aber erst wenn ich mein Zeichen gebe! Ich werde mit diesen Männern zum Kraftwerk vordringen.“

Damit weist sie auf uns. Kurz darauf sind ihre Männer von der Dunkelheit wieder verschluckt worden. Wir klettern auf das Fahrzeug und Lyaar setzt sich wie selbstverständlich neben mich auf den Beifahrersitz. Mein Pragati nimmt hinter uns Platz. Lyaar erklärt, als ich den Motor starte und auf die Ringstraße fahren will:

„Die andere Richtung ist näher! Gut vorbereitet scheint ihr mir nicht gerade zu sein!“

Ich zucke lächelnd die Schultern und lasse mich von der Kommandantin der Rebellen leiten, die anscheinend über gute Ortskenntnisse verfügt. Über meinen drahtlosen Ohrhörer habe ich Kontakt zu Aro-113b, der mir ebenfalls erklärt, wie ich fahren muss. Gleichzeitig gibt er mir Informationen zu dem Standort von Sicherheitskräften.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Di März 05, 2024 9:28 am

So steige ich an der Einmündung der Straße aus, die von der Ringstraße wegführt, um zum Kraftwerk zu kommen. Ich lasse Pragati Raaj über die Sitzlehne auf den Fahrersitz klettern und weise ihn an:

„Lasse den Wagen mit Schrittgeschwindigkeit weiterrollen! Lenke ihn so, dass er auf der Straße bleibt! Sobald du vor dem Wagen Bewegung bemerkst, springst du ab! – Frau Lyaar, Ihnen würde ich auch raten, sich in Sicherheit zu bringen.“

Ich trabe in bester Joggingmanier neben dem Wagen her. Allmählich lasse ich so den Wagen hinter mir zurück. In der Wache der Sicherheitskräfte, die Aro-113b ausgemacht hat, wird es aktiv. Männer laufen hin und her und treten bald vor die Tür. Sie eröffnen ohne Vorwarnung das Feuer auf den offenen Wagen, der langsam auf sie zurollt.

In dem Lärm, den sie veranstalten, bemerken sie nicht, wie wir von hinten über sie kommen. Die beiden Äußeren sind schnell überwältigt und ihre Waffen in unseren Händen. Durch eine kurze Geschoßgarbe unsererseits aus den erbeuteten Waffen, fallen die anderen Männer dieser Gruppe. Ich dringe in die Wache ein und erschieße den Leiter der Wache, als er gerade zum Telefon greifen will. Danach schieße ich auf den Apparat, um ihn unbrauchbar zu machen.

Wir lassen unseren Wagen stehen, der starken Beschuss ausgehalten hat und nehmen uns einen der vor dem Haus geparkten Fahrzeuge. Plötzlich ist die Frau auch wieder da und steigt auf den Beifahrersitz. Aro-113b leitet uns weiter ins Innere der Anlage. Die Frau nickt anerkennend und fragt:

„Woher haben Sie so kämpfen gelernt?“

„Wir hatten einen guten Lehrmeister,“ antworte ich ihr nebulös.

Vor dem erleuchteten Eingang einer ansonsten düsteren Fassade bleibe ich stehen und behaupte:
„Dies müsste unser Ziel sein, meinen Sie nicht auch, Frau Lyaar?“

Sie nickt mir zu. Ich schieße das Schloss kaputt, als sich die Tür nicht anders öffnen lässt. Es handelt sich um ein Wärmekraftwerk mit Ölfeuerung. Bald nach unserem Eindringen brennt der ganze Innenraum. Das Löschwasser aus der Sprinkler-Anlage verdampft einfach. Wegen der Hitze verlassen wir das Gebäude und fahren zu der eroberten Wache zurück.

Die Bewohner der Villen bekommen jetzt unliebsamen Besuch von den Kameraden der Frau. Dennoch hat es ein Bewohner geschafft, das Ministerium für innere Sicherheit zu informieren. Vom militärischen Teil des Flughafens der Hauptstadt steigen drei bewaffnete Tragflügler auf und fliegen die Villensiedlung an. Das bemerken wir, als der Morgen dämmert.

Jetzt erreichen uns die Fluggeräte. Lyaar gibt das Kommando an ihre Leute heraus, sich zu verstecken. Die Tragflügler umrunden die Siedlung und überfliegen sie ein paar Mal. Sie sehen die Brände und andere Zerstörungen. Erkennen hier und da tote Männer des Sicherheitskorps herumliegen, und melden ihre Sichtungen an die übergeordnete Dienststelle im Ministerium.

Von dort kommt nun anscheinend der Befehl zum Landen. Bald darauf stehen sie vor den Villen und Männer dringen nun in die Villen ein. Sie schleppen die toten Bewohner nach draußen, wohl um sie in die Hauptstadt zu bringen. Dabei geraten die Sicherheitskräfte unter Beschuss der Rebellen. Plötzlich starten die Tragflügler und heben senkrecht ab. Sie kommen allerdings nicht hoch genug, sondern sacken bald durch und zerschellen am Boden.

Ich stelle in dem ganzen Getöse eine Frage in die Luft:
„Aro-113b, gibt es in der Nähe einen Waldsee, wo du ungesehen landen kannst, um uns aufzunehmen?“

Aro-113b besitzt einen Stimmverstärker, der die Nebengeräusche ausblendet. Er bestätigt es mir über den Ohrhörer. Nun soll er mich leiten, wie er mich zum Kraftwerk geführt hat. Ich wende mich an Lyaar und frage:

„Sie haben doch sicher Leute in der Hauptstadt, die die aktuelle Kopflosigkeit der Politik auszunutzen verstehen, um den Umsturz zu vollenden? Es braucht auch charismatische Menschen, die die Massen zu begeistern verstehen, um nun eine gerechte Demokratie zu errichten!“

Sie nickt mir lächelnd zu und meint:
„Während die letzten Schergen des alten Regimes noch aktiv sind, nehmen unsere Leute das Heft in die Hand. Eines haben Sie mit ihrer Aktion schon geschafft: Sie haben die verschiedensten Widerstandsgruppen miteinander vereint! Denn dort sieht man jetzt, dass das Ziel nahe ist.“
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Mi März 06, 2024 10:41 am

„Okay,“ meine ich. „Dann wollen wir einen kleinen Spaziergang in den angrenzenden Wald unternehmen, um Entspannung zu finden. Bleiben Sie aber bei ihren Leuten und koordinieren Sie die nächsten Schritte. Wir sind bald wieder zurück.“

Anschließend gehe ich mit Pragati Raaj unter die nächsten Bäume und entferne mich von der verständnislos kopfschüttelnden Frau, die aber sogleich von der Organisation des weiteren Vorgehens eingenommen wird. Wir haben bald einen idyllischen Waldsee mit Badestrand erreicht. Über dem Wasser schwebt Aro-113b. Die Rampe schwebt wenige Zentimeter über dem Strandsand. Wir betreten unser Raumschiff und ich gebe den Start frei.

Unsere Spionagesonde bleibt in der Höhle des Mondes dieses Planeten zurück und arbeitet weiter. Wir selbst begeben uns auf den Heimflug nach Sona, das wir fünf Tage später erreichen.

*

Wieder darf ich einige Jahre bei meiner Familie verbringen. Mir ist es bewusst, dass ich mich in einer Art Warteposition befinde. Mir tut es nur für Shaakraen Raaj leid, der dadurch nicht viel Praxis geboten bekommt. Für Petno ist es dagegen ein Segen, mich an ihrer Seite zu wissen.

Unsere Tochter Gorêiya -Spatz- hat die Eingangsprüfung an die Akademie hier in der Hauptstadt bestanden. In den ersten Jahren ist sie ein sogenannter ‚Heimschläfer‘. Dennoch braucht sie von ihrem ersten Schultag an eine Schuluniform und einen Gymnastik-Anzug für den Sportunterricht. Dazu gehören Schuhe, die nur innerhalb der Akademie getragen werden und Sportschuhe für den Sportunterricht.

Sie hat Ganztags-Unterricht mit wechselnden Fächern und muss einen ‚Club‘ besuchen, in dem sie die Selbstverteidigung erlernt, in Verbindung mit der Lebensphilosophie auf Sona. In den Sportstunden erhält sie dagegen Gymnastik-Unterricht in Verbindung mit den einzelnen Figuren des Selbstverteidigungstrainings. So greift eins ins andere.

Abends nach dem gemeinsamen Essen setze ich mich mit ihr auf die Couch im Wohnraum. Dann sprudeln die Fragen nur so aus ihr heraus. Der Unterricht ist interessant. Es gibt immer wieder Neues zu erfahren. Davon berichtet sie mir und erwartet nun, dass ich ihr mehr Informationen zu den einzelnen Themen liefere. Es ist nicht leicht, solch eine junge Seele zufrieden zu stellen. Manches Mal gerate auch ich an meine Grenzen und hole mir Infos aus unserem Archiv.

*

Jahre sind vergangen und bald wird Gorêiya in die Akademie umziehen und ein Bett in einem der vielen Schlafsäle beziehen. Da erhalte ich eine Email vom Gyaata ka Salaah -Rat der Gyaata- mit einem Termin im Kathor Parishram. Ein paar Tage später, ich habe mich vorsorglich von meiner Familie verabschiedet, fahre ich mit unserer Einschienenbahn in die Berge in der Nähe unserer Hauptstadt.

Im Kloster der Gyaan angekommen, fahre ich mit dem Aufzug auf die Ebene, in der der Besprechungsraum des Rates der Gyaata liegt. Dort treffe ich auch Pragati Raaj an. Der diensttuende Pragati informiert den Param Gyaata -Oberster Wissender- von unserer Ankunft und bietet uns Sitzplätze zum Warten an.

Von meinem Sitzplatz lasse ich unwillkürlich meinen Blick wandern. Die hier angewandte Architektur fasziniert mich immer wieder, wenn ich hier bin. Es gibt hier viele Rundbögen und Kuppeldecken, die den Besuchern die Besonderheit des Ortes vor Augen führen. Viel Licht fällt durch die großen Fensterflächen herein und so unterstreichen sie mit ihrem Ausblick die Erhabenheit der Natur, die auch Eingang in unsere Philosophie gefunden hat.

Nach einer Weile erklärt uns der Pragati hinter dem Tresen, dass wir nun eintreten dürfen. Wir erheben uns und gehen gemessenen Schrittes auf die Tür zum Besprechungsraum zu, die zur Seite fährt als wir sie fast erreicht haben. Im Besprechungsraum haben sich eine Handvoll Wissende in ihren zeremoniellen Roben versammelt, die sich nun zu uns umwenden. Auch wir haben diese Robe angelegt, als wir hierher aufgebrochen sind.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Do März 07, 2024 9:54 am

Der Param Gyaata begrüßt uns lächelnd mit der üblichen Formel:
„Khoob jiyo aur shaanti -Lebe lang und in Frieden-.“

Wir neigen den Kopf und geben den Gruß zurück, gespannt darauf, welcher Auftrag uns diesmal erwartet. Der Param Gyaata kommt umgehend darauf zu sprechen:

„Shikshak Dil und Pragati Raaj, Sie beide sprechen die Sprache des Planeten Hathor, ohne einen Kommunikator zum Übersetzen benutzen zu müssen. Ihre Sonde auf dessen Mond Ihi hat in den Jahren nach ihrer Intervention aufschlussreiche Daten geliefert. Danach ist das diktatorische Regime zusammengebrochen. Die Schergen des Diktators wurden vor Gericht gestellt und es wurde eine Übergangsregierung gebildet mit dem Ziel freie und gleiche Wahlen abzuhalten.
Das Ergebnis dieser Wahlen ist ein Parlament, das diesen Namen verdient. Die Übergangsregierung wurde großenteils durch die Wahl bestätigt. Nun haben wir uns gedacht, diplomatische Beziehungen zu Hathor aufzunehmen und die Regierung zur Teilnahme am Galaktischen Rat einzuladen. Diese anspruchsvolle Aufgabe möchte der Gyaata ka Salaah -Rat der Gyaan- nun Ihnen übertragen!“

Ich lächele. Das ist wirklich eine anspruchsvolle Aufgabe, bei der all mein Können gefragt ist und auch Pragati Raaj kann sich beweisen. Ich bedanke mich für das Vertrauen, das der Rat uns entgegenbringt und frage, wann wir aufbrechen sollen. Der Param Gyaata erwidert mir:

„Brechen Sie am besten sofort auf. Sleirep tumhare saath -Die Lebenskraft sei mit euch-.“

Wir geben den Gruß zurück und entfernen uns rückwärtsgehend bis sich die Tür zum Besprechungsraum vor uns schließt. Dann grüßen wir den diensttuenden Pragati und fahren mit dem Aufzug ins Erdgeschoß hinunter. Dort betreten wir das Heiligtum, um die dort verehrte Aatma -Seele- um eine erfolgreiche Mission zu bitten.

Danach treten wir vor das Gebäude und fordern ein Shuttle an, das uns zum Raumflughafen auf Pakshi bringt, dem Mond unseres Planeten. Dort betreten wir nach ungefähr drei Jahren wieder unser Raumschiff Aro-113b. Die Künstliche Intelligenz begrüßt mich und fragt, wohin sie uns bringen soll. Ich nenne ihr Hathor als unser Ziel und fordere sie auf, den Start vorzubereiten.

Wenig später befinden wir uns auf Kurs. In fünf Tagen werden wir den Planeten erreichen. Pragati Raaj fragt mich nach unserer jetzigen Vorgehensweise. Ich nicke ihm zu und antworte:

„Wir werden uns dem System nähern und uns als Botschafter des Galaktischen Rates zu erkennen geben. Wir erklären, dass wir mit dem Präsidenten des Hathor oder einem diplomatischen Vertreter sprechen möchten. Sollte man uns auffordern, uns auszuweisen, erklären wir wie damals gegenüber Frau Lyaar, dass wir Gyaan Dil und Gyaan Raaj seien, die den Planeten schon einmal besucht haben.“

Wir beginnen, uns in der Sprache Hathors zu unterhalten statt in Meroiti, was immer flüssiger klappt. Schließlich fliegen wir ganz offen in das Zielsystem hinein und bremsen unsere Geschwindigkeit herunter. In der Nähe der Bahn des vierten Planeten werden wir auf der hier gebräuchlichen Frequenz angerufen:

„Bitte identifizieren Sie sich!“

Ich melde mich über die gleiche Frequenz:
„Hier Raumschiff Aro-113b in diplomatischer Mission. An Bord befinden sich die Botschafter des Galaktischen Rates, Gyaan Dil und Gyaan Raaj, mit einem Vorschlag an die demokratische Regierung des Hathor.“

Wir fliegen unbehelligt in das System hinein und bremsen unsere Geschwindigkeit weiter herunter. Dabei zeigen wir eindeutig, dass das Ziel unserer Flugparabel der Planet Hathor ist.

Nach einigen Stunden, in denen wir den Funkspruch immer wieder wiederholt haben, trifft die Antwort ein:

„Gehen Sie in Warteposition auf der Umlaufbahn von Hathor im Abstand von einer Million Kilometern vorauslaufend.“

Das heißt, dass wir ähnlich einem Asteroiden, der sich vor dem Planeten auf derselben Umlaufbahn um deren Sonne bewegt, dort eine Warteposition einnehmen sollen. Wir tun ihnen den Gefallen und warten.

Etwa ein Tag darauf kommt die nächste Anweisung über Funk herein:
„Brauchen Sie für die Landung mit ihrem Raumschiff Wasser als Untergrund oder gelingt Ihnen auch eine Landung auf festem Boden?“

„Wenn Sie auf einem normalen Flughafen ein kleines Areal für unser Raumschiff reservieren könnten, wäre uns geholfen,“ biete ich der Gegenseite an.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Fr März 08, 2024 12:20 pm

Nun dauert es wieder einige Stunden, bis eine Antwort kommt. Sicher sind sie es nicht gewohnt, dass ein Raumschiff überall landen und starten kann. Ihre Raumschiffe werden von Raketen in der Umlaufbahn mit Material beliefert, beziehungsweise man löscht Material, das von Nachbarplaneten kommt, in der Umlaufbahn und lässt die Container an Fallschirmen niedergehen.

In ihrer Antwort geben sie die Koordinaten eines Flughafens bekannt, der etwa 1000 Kilometer von der Hauptstadt entfernt ist. Auch einen Landungszeitpunkt erhalten wir. Er liegt fünf Stunden in der Zukunft. Ich weise Aro-113b an, diese Koordinaten anzufliegen und in fünf Stunden, wie gewünscht, dort aufzusetzen.

Als wir landen liegt der Flughafen in der Dunkelperiode. Flutlicht leuchtet den Landeplatz aus. Aro-113b setzt auf und wir verlassen die Zentrale, um zur Rampe zu gehen. Man hat uns Kleidung mitgegeben, die auf Hathor getragen wird. In Farbe und Ausstattung gleicht sie der Kleidung, die dort in Regierungskreisen üblich ist.

Die Rampe herunterkommend, betreten wir den Boden des Planeten Hathor und schauen uns um. Eine Gruppe Uniformierter nähert sich uns von drei Seiten mit Waffen in den Händen. Plötzlich ertönt von irgendwoher das Kommando:

„Salutiert das Gewehr!“

Die Uniformierten lehnen den Lauf gegen ihre Schultern, während sie das Schulterstück in einer Handfläche halten. Den anderen Arm heben sie in Schulterhöhe, winkeln ihn an und halten das Gewehr mit ihrer Hand in der Position. Dabei bilden sie eine Gasse, die wir wohl entlanggehen sollen. Aro-113b hat inzwischen seine Rampe wieder hochgefahren und das Raumschiff verschlossen.

Die Gasse der Uniformierten leitet uns in Richtung eines Tragflüglers. Von dort kommt uns eine kleine Gruppe Menschen entgegen. Beim Näherkommen sehe ich vier Uniformierte mit Gewehr im Anschlag und eine elegant gekleidete Dame in ihrer Mitte. Als wir uns erreichen, kommandiert sie, als wäre sie das gewohnt:

„Salutiert das Gewehr!“

Sofort drehen sich die uns drohend entgegengehaltenen Gewehrläufe gen Himmel und die Dame tritt uns vollends gegenüber. Sie lächelt über das ganze Gesicht mit schelmisch blitzenden Augen und sagt:

„Die Brüder Gyaan Dil und Gyaan Raaj, die uns vor Jahren dazu gebracht haben, das verbrecherische System abzuschütteln! Wo waren Sie seitdem gewesen? Wir hätten Sie gut gebrauchen können!“

Ich erwidere ihr Lächeln und antworte mit einer leichten Verbeugung:
„Ehrenwerte Dame Lyaar, wir haben eigentlich schon zu viel getan. Nach unserer Philosophie dürfen wir nicht in innere Angelegenheiten eingreifen. Aber wie Sie schon sagten, wir haben Ihnen geholfen die Diktatur zu beenden. Alles Weitere mussten Sie selbst zuwege bringen, damit es nicht als von außen übergestülpt angesehen wird.
Nun, wie ich sehe, ist Ihnen das sehr gut gelungen. Darum hat der Galaktische Rat der Planeten Ihnen ein Angebot zu machen. Das möchte ich Ihnen gern unterbreiten.“

Die Dame Lyaar hat sich wieder in Bewegung gesetzt. Sie geht auf den Tragflügler zu. Ihre vier bewaffneten Begleiter folgen ihr, also bleiben wir an ihrer Seite. Sie fragt neugierig:

„Um was für ein Angebot handelt es sich?“

„Der Galaktische Rat der Planeten ist ein großer Zusammenschluss aller von Menschen bewohnten Planeten in der Galaxis. Er kümmert sich nicht um die inneren Angelegenheiten, solange nicht Naturkatastrophen oder ähnliches die lokale Regierung dazu zwingt, den Rat um Hilfe zu bitten. Jeder bewohnte Planet ist berechtigt, einen Vertreter in den Rat zu entsenden, der dort die Interessen seines Heimatplaneten vertritt. Sein moralisches Gewissen sollte ihn befähigen, auch für Projekte zu stimmen, mit denen anderen notleidenden Planeten geholfen werden kann. Der Galaktische Rat lädt ihre Regierung nun dazu ein, einen Vertreter zu benennen, der für Hathor in diesem Rat sitzt.“

„Hm,“ macht sie.

In der Zwischenzeit haben wir den Tragflügler erreicht und sie lädt uns mit einer Handbewegung ein zuzusteigen. Danach steigt die Dame ein und auch die bewaffneten Männer. Sie gibt ein Zeichen und das Fluggerät hebt ab.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1Sa März 09, 2024 9:45 am

Nun fragt sie:
„Aber der politische Grund, Teil eines großen Ganzen zu werden, ist doch sicher nicht alles?“

Ich schüttele lächelnd den Kopf und erkläre:
„Wir wollen mit Ihnen Handel treiben. Sicher siedeln sich Industrien bei Ihnen an, die ihre Produkte an andere Planeten weiterverkaufen wollen. So nehmen sie am allgemeinen Wohlstand teil und ihr Lebensstandard gleicht sich allmählich dem unseren an, denn damit ist auch ein allmählicher Wissenstransfer verbunden.“

Sie nickt bedächtig mit dem Kopf.

In den folgenden Wochen führen wir Gespräche mit den verschiedensten Mitgliedern der neuen Regierung. Als es schließlich darum geht, wer Hathor im Galaktischen Rat vertritt, entspannt sich eine hitzige Diskussion. Ich fühle mich bemüßigt, mäßigend einzuwerfen:

„Ihr Vertreter oder ihre Vertreterin kann gerne auch gewählt werden. Die Länge der Wahlperiode bestimmen Sie. Auch wer ihren Vertreter wählt, ob das Volk oder das gewählte Parlament, bestimmen letztendlich Sie in einem Gesetz. Dieser Vorgang nimmt naturgemäß einige Zeit in Anspruch. Seien Sie gelassen. Sie werden dann schon den oder die Richtige finden. Bis dahin wird ein Technikteam von unserer Seite eine Funkstation errichtet haben, die ihren Planeten mit dem Galaktischen Rat verbindet.“

Der Präsident des Hathor fragt nun:
„Können wir nicht auch einen kommissarischen Vertreter in den Galaktischen Rat entsenden, bis alle Formalien erledigt sind und entweder der kommissarische Vertreter in seiner Funktion bestätigt wird, oder ein Neugewählter diese Aufgabe übernimmt?“

Ich nicke und entgegne ihm:
„Aber natürlich, hochverehrter Herr Präsident! Das ist ebenfalls möglich.“

Wir haben inzwischen herausgefunden, dass die Dame Lyaar in der neuen demokratischen Regierung den Posten des Ministers für innere Sicherheit innehat. Sie setzt alles daran die neue Botschafterin des Hathor beim Galaktischen Rat zu werden und hat nach einigen Tagen genug Befürworter gewonnen, so dass der Präsident des Hathor ihr diese Aufgabe überträgt.

Tags darauf fliegen wir mit einem Tragflügler die 1000 Kilometer zurück und landen auf dem militärischen Teil des Flughafens in der Nähe von Aro-113b.

Wir nähern uns unserem Raumschiff zu dritt. Auf eine Leibwache verzichtet sie. Aro-113b erkennt unsere Annäherung anhand unserer Identifikationschips in Amuletten unter der Kleidung. Die künstliche Intelligenz lässt ‚wie von Zauberhand‘ die Rampe herunterfahren und wir steigen ein. Hinter uns fährt die Rampe wieder hoch und wir gehen in die Zentrale.

Dort bitte ich die Dame, bei der Flugsicherung des Flughafens um die Starterlaubnis zu bitten. Aro-113b kann das hier nicht tun, da es keine Automatik in der Flugsicherung gibt. Pragati Raaj setzt sich in einen der Sessel im Hintergrund und ich biete der Dame Lyaar den Copilotensitz an. Nun sitzt sie mit mir vor den Kontrollen, die für sie sicher verwirrend sind. Darüber sind drei Bildschirme eingeschaltet. Ich schiebe ihr ein Schwanenhalsmikrofon zu, dass ich auf die Schnelle in eine Anschlussbuchse gesteckt habe.

Sie holt es eigenhändig vor ihren Mund und spricht:
„Flughafen Marji, hier spricht Lyaar Yaalay. Ich erbitte die Starterlaubnis des fremden Raumschiffes.“

Sie schaut mich skeptisch an. Ich nicke ihr aufmunternd lächelnd zu. Jetzt rotiert die Besatzung der Flugsicherung und kontrolliert die Radarschirme. Schließlich meldet sich jemand in ihrer Sprache und antwortet:

„Starterlaubnis erteilt. Gehen Sie auf Kurs 350. Viel Erfolg!“

Sie antwortet dem Mann in der Flugsicherung:
„Danke sehr.“

Aro-113b hebt ab und nimmt einen Kurs in nordnordwestlicher Richtung. Ich kann das an den Kontrollen ablesen. Gleichzeitig gewinnt das Raumschiff stetig an Höhe. Die Farbe der Atmosphäre wechselt von Blau hinüber zu schwarz. Aro-113b zeigt nun auf einem Bildschirm den Planeten unter uns. Noch sehen wir nur einen Ausschnitt, doch bald werden die Ränder am Bildschirmrand sichtbar und aus dem Planeten wird eine immer kleiner werdende Kugel. Dann kommt der Feuerball des Sterns ins Blickfeld und auch er wird immer kleiner.
Nach oben Nach unten
hermann-jpmt
Forenmogul
Forenmogul
hermann-jpmt


Anzahl der Beiträge : 690
Anmeldedatum : 14.08.15
Alter : 59
Ort : Münster Nähe

Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1So März 10, 2024 10:08 am

Die Dame wendet sich mir zu:
„Ich habe überhaupt keinen Eindruck davon, dass wir uns in einem Raumschiff befinden. Man könnte meinen, wir befinden uns immer noch auf dem Flughafengelände und schauen bloß einen Film.“

Ich nicke und antworte:
„Ein Pressen in den Sitz wegen der Beschleunigung von mehreren Dutzend Metern pro Sekunde, wie in der Anfangszeit der Raumfahrt, spüren sie bei unserer Technik tatsächlich nicht…“

Ich will noch mehr zu dem Thema sagen, aber Aro-113b unterbricht mich:
„Kommandant, ich schalte jetzt den Warp-Antrieb hinzu. Kurs Sona liegt an!“

„Okay!“ bestätige ich.

Die Lichtpunkte auf dem Bildschirm vor uns bewegen sich in großer Geschwindigkeit zum Bildschirmrand. Neue Lichtpunkte tauchen in der Bildschirmmitte auf und machen die Bewegung mit. Ich erhebe mich aus meinem Sessel und halte der Dame die Hand hin. Dazu sage ich:

„Kommen Sie, verehrte Dame Lyaar. Ich zeige ihnen das Raumschiff.“

Sie schaut zu mir auf und zeigt Stirnfalten. Danach fragt sie:
„War das gerade ihr Maschinist? Fliegt er jetzt das Schiff vom Maschinenraum aus?“

Ich schüttele lächelnd den Kopf und erkläre ihr:
„Das war die Stimme des Bordcomputers. Er fliegt das Schiff jetzt vollautomatisch. Sie kennen doch Computer?“

„Ja,“ meint sie nachdenklich und erhebt sich aus dem Sessel des Co-Piloten. „Das sind diese Riesenschränke. Auch die Flugsicherung nutzt einen. Er ist so groß wie ein Zimmer und besteht aus vielen Kabeln und Röhren…“

„Nun, wir sind im Laufe der Jahre zu einer anderen Technik gekommen,“ erkläre ich weiter. „Dann haben wir Roboter gebaut. Haben Sie schon einmal von Robotern gehört?“

„Naaeiiiin,“ dehnt sie und schaut mich zweifelnd an. „Das sind doch Hirngespinste aus fiktiven Zukunftsromanen.“

„Nun ja,“ meine ich. „Jetzt bemühen Sie einmal ihre Vorstellungskraft und denken sich einen riesigen Roboter, der selbständig durch den Weltraum fliegt. In ihm ist genug Platz für Wohnräume. Menschen befinden sich darin und lassen sich fortbewegen, wie die Darmbakterien in uns, die wir bei einem Spaziergang mit uns herumführen.“

Sie macht große Augen und bekommt erst einmal kein Wort über ihre Lippen. Ich führe sie aus der Zentrale. Pragati Raaj folgt uns und die Tür fährt zu. Sie schaut noch einmal von ihm zu mir und zurück. Ich nicke und bestätige ihr:

„Ja, es stimmt. Wir drei sind die einzigen Menschen an Bord und keiner sitzt jetzt an den Kontrollen und steuert aktiv das Schiff.“

Inzwischen haben wir die Kabinen erreicht. Ich lasse eine Tür auffahren und wir betreten die Kabine. Dazu sage ich:

„Dies hier wäre ihre Kabine für die Dauer unserer Reise.“

Ich zeige ihr die angrenzende Hygienekabine und erkläre die Funktion. Danach öffne ich den Schrank und erkläre ihr, dass der Schrank ihr am Ende ihres Schlafes frisch gewaschene Kleidung herausgibt. Sie dürfe nur niemals den Schrank betreten, um Verletzungen durch die Automatik vorzubeugen.

Anschließend gehen wir zum Speiseraum und ich erkläre ihr, wie man die Automatik dort bedient. Ich zeige ihr den großen Bildschirm und spreche Videos an, die Aro-113b in seinem Archiv beherbergt. Dabei sage ich auch, dass sie am Bett ein Tablet findet, über das sie sich E-books vorlesen lassen kann. Da sie aber nur gedruckte Bücher kennt, gehen wir noch einmal zu ihrer Kabine zurück und ich führe ihr vor, wie man das macht. Nun fragt sie mich:

„Wie viele Tage dauert die Reise eigentlich? Kommen da so 100 Tage zusammen oder liege ich noch weit darunter?“
Nach oben Nach unten
Gesponserte Inhalte





Wiege der Menschheit - Seite 3 Empty
BeitragThema: Re: Wiege der Menschheit   Wiege der Menschheit - Seite 3 Icon_minitime1

Nach oben Nach unten
 
Wiege der Menschheit
Nach oben 
Seite 3 von 5Gehe zu Seite : Zurück  1, 2, 3, 4, 5  Weiter

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Gedankenparadies :: Userbereiche :: Hermann-jpmt-
Gehe zu: